Start Blog Seite 6

Was das JA zum Renaturierungsgesetz bedeutet

Der Kursschwenk von Umweltministerin Leonore Gewessler hat einen historischen Fortschritt im Naturschutz möglich gemacht. Denn mit Österreichs Zustimmung konnte die EU Montagvormittag endlich das ewig diskutierte Renaturierungsgesetz beschließen. Damit ändert sich viel.

Die EU-Umweltminister:innen haben sich Montag in Luxemburg getroffen, um über das Renaturierungsgesetz zu diskutieren. Mal wieder. Worüber so lange gestritten wurde, kannst du hier nachlesen. Auch diesmal war bis zum Schluss nicht ganz klar, ob über das Gesetz überhaupt abgestimmt wird.

Und dann die Überraschung: Unter den Minister:innen konnte tatsächlich eine sogenannte qualifizierte Mehrheit gefunden werden. Das bedeutet, dass mindestens 55 Prozent der Mitgliedsstaaten dem Beschluss zugestimmt haben, die aber gleichzeitig auch mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der EU repräsentieren müssen.

Und genau diese Prozenthürden wurden bisher knapp nicht erreicht, weil Österreich seine Zustimmung verweigert hat. Das lag aber nicht an Leonore Gewessler, sondern an den Ländern und ihren Landeshauptleuten. Die sind – abgesehen von Wien und Kärnten – nach wie vor gegen das Gesetz. Was die überhaupt mit einem EU-Gesetz zu tun hatten, kannst du in unseren FAQ zum Thema nachlesen.

Wichtig zu wissen ist nur: Trotz des Widerstandes der Landeshauptleute und weiten Teilen der ÖVP hat sich Gewessler entschieden, dem Gesetz zuzustimmen. Damit hat sie Europas Natur im letzten Moment den Arsch gerettet. Die ÖVP ist mit der Entscheidung trotzdem nicht glücklich. Sie erstattet Strafanzeige wegen Amtsmissbrauch gegen Gewessler.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Das steht im Gesetz

Es wäre nicht zu viel gesagt, das Renaturierungsgesetz als das ehrgeizigste Naturschutzgesetz in der Geschichte der Europäischen Union zu bezeichnen. Die Verordnung ist natürlich wie jeder Rechtstext komplex und voller Details, aber im Wesentlichen geht es um ein Ziel:

  • Bis zum Jahr 2050 müssen alle zerstörten Ökosysteme der EU wiederhergestellt werden oder im Wiederherstellungsprozess sein.

Am Weg dorthin gibt es zwei Zwischenziele. Bis zum Jahr 2030 müssen mindestens 20 Prozent der zerstörten Ökosysteme wiederhergestellt sein, bis zum Jahr 2040 sind 60 Prozent vorgesehen. Gut. Was heißt das konkret?

Was Wiederherstellung bedeutet

In den letzten 100 Jahren haben wir Menschen viel intakte Natur zerstört. Zum Beispiel, um Land für den Anbau von Lebensmitteln zu gewinnen, um Rohstoffe aus dem Boden zu fördern oder an Holz zu kommen. Wiederherstellung beziehungsweise Renaturierung bedeutet, dass wir die natürlichen Lebensräume, die einst an diesen Stellen existierten, wiederherstellen. Wir reparieren also den Schaden, den wir selbst verursacht haben.

Konkret heißt das: Aus einem öden Feld kann wieder ein Wald, ein Moor oder ein Flussarm entstehen – wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Wiederherstellung hilft aber auch uns Menschen. Zum Beispiel, weil Bäume und Moore CO₂ speichern und sie die Klimakrise ausbremsen. Intakte Natur verbessert außerdem die Qualität von Wasser, Luft und Boden und mildert Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Dürren. Renaturierung ist also nichts Selbstloses, sondern etwas, von dem wir Menschen stark profitieren.

Was das Renaturierungsgesetz für Österreich nicht bedeutet
  • Weniger Ernährungssicherheit: Die steht im Gesetz an vorderster Stelle. Es soll mehr fruchtbarer Boden, bessere Widerstandsfähigkeit gegen Wetterbedingungen, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Produktivität geschaffen werden. Langfristige Nachhaltigkeit steigert unsere Lebensmittelsysteme, unterstützt die Produktivität der Landwirtschaft und verbessert die Ernährungssicherheit.
  • Enteignungen: Das Gesetz sieht keine Zwangsenteignungen von landwirtschaftlichen Flächen vor. Es schließt diese sogar aus. Zwar sollen landwirtschaftliche Flächen naturnäher bewirtschaftet, keinesfalls aber stillgelegt werden. Die Verordnung zielt nicht darauf ab, die landwirtschaftliche Bodennutzung einzustellen. Vielmehr soll es Förderungen und finanzielle Anreize geben, sich freiwillig an solchen Verfahren zu beteiligen. Außerdem muss zum Erreichen der Ziele des Renaturierungsgesetzes in Österreich nicht unbedingt auf Ackerflächen zurückgegriffen werden, sagt der WWF.
Was die EU-Länder jetzt tun müssen

Das EU-Renaturierungsgesetz ist rechtlich bindend. Das ist beim Thema Klima- und Umweltschutz keineswegs selbstverständlich. Beschlüsse auf Weltklimakonferenzen sind etwa nicht rechtlich verpflichtend.

Österreich und alle anderen EU-Mitgliedsstaaten sind also gesetzlich verpflichtet, spätestens zwei Jahre nach Inkrafttreten des Renaturierungsgesetzes nationale Pläne vorzulegen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

In diesen Plänen muss stehen, wie das Land die Ziele des Renaturierungsgesetzes erreichen will. Jedes Land muss sich also eigenständig detaillierte Maßnahmen und Zeitpläne überlegen und regelmäßig über ihren Fortschritt berichten. Die Europäische Umweltagentur überwacht diesen Prozess. Das ist wichtig, denn viele Länder haben Naturschutz oft auf die lange Bank geschoben.

Eines steht fest: Das EU-Renaturierungsgesetz wird große Fortschritte für den Naturschutz in Europa bringen. Wir werden gesündere und widerstandsfähigere Ökosysteme haben, mit allen Vorteilen, die das mit sich bringt. Intakte Wälder, Moore und Flusslandschaften können besser CO₂ speichern, sauberes Wasser und Luft liefern und Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Dürren mildern.

Gespalten oder doch vereint?

Man hört heutzutage oft, dass die Gesellschaft so gespalten sei in Bezug auf die großen Fragen unserer Zeit – Klimakrise, Gleichberechtigung, Migration. Aber ist das wirklich so? Haben wir vielleicht sogar mehr gemeinsam, als wir denken? Wir wollten es genauer wissen und haben unter anderem bei euch nachgefragt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Ob die Gesellschaft heute tatsächlich gespaltener ist als früher, ist nicht so einfach zu beantworten. Was aber klar ist: Das Gefühl der Spaltung hat in den meisten Regionen deutlich zugenommen. Eine globale Umfrage des Pew Research Center zeigte beispielsweise, dass im Schnitt sechs von zehn Befragten ihre Gesellschaft heute als gespaltener wahrnehmen als vor der Coronapandemie, nur 34 Prozent fühlten sich geeinter. Eine weitere Studie ergab, dass ebenfalls sechs von zehn Menschen (59 %) der Meinung sind, ihr Land sei heute gespaltener als noch vor zehn Jahren.

Die Wahrnehmung hängt aber anscheinend auch von der Region ab: Als besonders groß wird die Spaltung der Bevölkerung in den USA und Kanada wahrgenommen. Auch in Europa sieht sich die Mehrheit als gespaltener. Im asiatisch-pazifischen Raum variieren die Ansichten stärker. So fühlt sich der Großteil der Menschen in Australien, Taiwan, Neuseeland und Singapur sogar geeinter als vor Corona. Hier bräuchte es einen genaueren Blick auf die Einflussfaktoren.

Als Ursachen für die Spannungen werden vor allem die unterschiedlichen politischen Ansichten sowie die wachsende Schere zwischen Arm und Reich genannt. Trotz dieser Unterschiede ist laut einer Ipsos-Studie die Mehrheit der Befragten (65 %) dennoch der Meinung, dass die Menschen weltweit mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen aufweisen.

Auch eine großangelegte Umfrage der Vereinten Nationen von 2020 zeigte, dass es zwischen den Menschen weltweit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zu geben scheint. Die meisten Befragten wünschen sich vor allem einen besseren Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen: Gesundheitsversorgung, sauberes Wasser, sanitäre Einrichtungen und Bildung. Fast 90 Prozent halten außerdem internationale Zusammenarbeit für unerlässlich, um aktuelle Herausforderungen zu bewältigen und fordern mehr Solidarität. Warum also kommt es vielen dennoch so vor, als wäre die Gesellschaft heute gespaltener als früher?

Woher kommt das Gefühl der Spaltung?

Aufgrund vielzähliger globaler Krisen leben wir in einer Zeit extremer Unsicherheit. Unsere aktuellen Herausforderungen und die zunehmende Polarisierung der öffentlichen Debatte können den Eindruck erzeugen, dass die Gesellschaft heute gespaltener ist als früher. Social Media vergrößert diese Gräben weiter und verstärkt durch Algorithmen den Tunnelblick. Es scheint, als könnte zwischen den starken Meinungspolen nichts existieren, als gäbe es nur schwarz oder weiß. Extreme Meinungen und laute Minderheiten erhalten im öffentlichen Diskurs mehr Aufmerksamkeit als moderate Standpunkte. So passiert es beispielsweise bei den Kriegen in der Ukraine oder Palästina, beim Brexit oder der Wahl in den USA. Diese Ereignisse scheinen die Polarisierungstendenzen noch weiter zu verstärken. Aber die Gesellschaft lässt sich nicht so einfach in zwei Lager aufteilen.

Gewisse politische Kräfte versuchen ebenso, die allgemeine Verunsicherung zu missbrauchen und Keile zwischen Menschen zu treiben, wo eigentlich keine sind. Verschiedene Seiten werden gegeneinander ausgespielt. Und das funktioniert: Negative und spaltende Berichterstattung dominiert die Medienlandschaft und Menschen konzentrieren sich bewiesenermaßen eher auf negative Informationen und emotionale Geschichten als auf Fakten.

Viele Politiker:innen bedienen sich außerdem eines „Wir gegen die“-Narratives. Die Welt ist jedoch viel komplexer und die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht mit einem vereinfachten schwarz-weiß Denken zu bewältigen. Ebenso lenken die hitzigen Debatten aus mehrheitlich konservativen und rechten Ecken über Schnitzel- und Genderverbote von viel dringlicheren Problemen ab und kreieren unnötige Spannungen in der Bevölkerung.

Gewisse Player profitieren auch davon, wenn wir die Gesellschaft fälschlicherweise als gespalten wahrnehmen. So ist es beispielsweise für die Lobby der Fossilen Brennstoffe förderlich, wenn es so aussieht, als wäre die Gesellschaft gespalten in Bezug auf Klimaschutz und als wäre sich die Wissenschaft nicht einig, was die Ursachen und die Bekämpfung der Erderhitzung angeht.

Dabei zeigen Umfragen deutlich, dass die Zustimmung zu Klimaschutz und verbindlichen Maßnahmen in der österreichischen Bevölkerung hoch ist. Da jedoch vor allem Gegner:innen lautstark ihre Meinung äußern, wird die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen oftmals unterschätzt. Das nennt man auch „perception gap“. Diese Wahrnehmungslücke führt dazu, dass Klimaschützer:innen sich in der Minderheit fühlen und deshalb Maßnahmen nicht so vehement einfordern. Regierungen rechtfertigen mit dieser vermeintlich fehlenden Akzeptanz wiederum ihr Nichtstun und das Ausbleiben von Maßnahmen.

Also sind die Unterschiede gar nicht so groß?

Natürlich gibt es gewisse Spannungen in der Gesellschaft. Diese werden jedoch von (sozialen) Medien, Politiker:innen und Meinungsmacher:innen oftmals übertrieben dargestellt. So werden Begriffe wie „Kulturkrieg“ vor allem dazu verwendet, Emotionen zu wecken, tragen aber leider auch zur verzerrten Wahrnehmung einer zunehmenden Spaltung bei. Und das schwächt die Gesellschaft. Außerdem können die „Warnungen“ vor einer gesellschaftlichen Spaltung zu einer „self fulfilling prophecy“ werden und uns erst recht auseinandertreiben.

Laut Forscher:innen sind die Unterschiede nicht so schlimm, wie sie scheinen. Tatsächlich ist es so, dass die Menschheit vielfältiger geworden ist, was aber nicht zwangsläufig zu mehr Spaltung führen muss. Diese Differenzierung hängt mit dem Zuwachs an individueller Freiheit, Bildung, Migration und vielen weiteren Faktoren moderner und demokratischer Gesellschaften zusammen. Politische und kulturelle Meinungsverschiedenheiten sind sogar notwendig für eine gesunde gesellschaftliche Entwicklung und unvermeidbar, wenn wir uns vorwärtsbewegen wollen.

Weitere Faktoren

Was jedoch sicherlich eine wichtige Rolle gespielt hat, waren die Fluchtbewegungen 2015, sowie die Coronakrise. Diese haben soziale Ungleichheiten und die Schere zwischen Arm und Reich weiter verschärft. Durch Corona haben sich die privaten, sozialen und wirtschaftlichen Realitäten vieler Menschen weiter auseinanderentwickelt. Es haben sich schnell verschiedene Lager gebildet, die die Krisen und deren Bewältigung sehr unterschiedlich wahrgenommen und die Meinung anderer Gruppen abgewertet haben. Das hat zu zunehmenden Spannungen in der Gesellschaft geführt, die alle Lebensbereiche betroffen haben. Die gesellschaftliche Differenzierung hat es aber schon vor der Pandemie gegeben, sie hat diesen Trend laut der Wissenschaft nur geringfügig verschärft. Was aber klar ist: Corona hat den Vertrauensverlust der Bürger:innen in demokratische Institutionen und nationale Regierungen verstärkt, sowie die Abwendung von etablierten Medien und Qualitätsjournalismus. Die Veränderung in Österreich ist im internationalen Vergleich besonders stark.

Ein weiterer Faktor ist die sich verändernde Demografie vieler Länder. Gesellschaften machen aktuell einen dramatischen demografischen Wandel durch. Sie werden älter und aufgrund der Einwanderungsraten auch diverser. Das kann zu einer Identitätskrise führen und zur Tendenz, „den anderen“ die Schuld für Probleme zuzuschieben. Diese Polarisierung bedroht jedoch das Wohlbefinden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gefährdet somit auch die Demokratie, wie Studien bestätigen.

Toleranter und glücklicher

Langfristig gesehen ist die Akzeptanz von Vielfalt in der Bevölkerung gestiegen. Allgemein sind wir als Menschheit also offener und glücklicher geworden. Gleichzeitig ist der öffentliche Diskurs heute intoleranter. Er spiegelt also nicht unbedingt die Mehrheitsverhältnisse in der Bevölkerung wider. Das verstärkt wiederum die unvollständige Wahrnehmung, dass die Spaltung in der Gesellschaft zunehme.

Was können wir tun?

Anstatt auf Differenzen zu bestehen und diese hervorzuheben, ist es förderlicher, sich gegenseitig zuzuhören und den Fokus auf Gemeinsamkeiten zu legen. Wir brauchen mehr Verständnis füreinander. Die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sollte ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Die Kunst liegt darin, ein Gefühl von Gemeinschaft in einer sehr vielfältigen Gesellschaft zu schaffen und Vorurteile zwischen sozialen Gruppen abzubauen.

Im digitalen, wie auch im echten Leben sind wir vorrangig mit Personen in Kontakt, die ähnlich denken wie wir. Dagegen kann die Etablierung von Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten helfen. Es gilt, öffentliche Räume zu schaffen, wo Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen und Lebensrealitäten ungezwungen miteinander in Berührung kommen.  Laut aktueller Literatur müssen politische Maßnahmen darauf abzielen, die harten Grenzen zwischen polarisierten Gruppen aufzuweichen und den Dialog zu fördern. Ziel ist es, die Abwertung bestimmter Werte und sozialer Identitäten zu verringern und das gesellschaftliche Miteinander zu stärken. Gemeinsame Lösungen müssen entwickelt werden, beispielsweise durch den moderierten Austausch zwischen Gruppen mit verschiedenen Meinungen oder durch Bürger:innenräte.

Und natürlich ist es wichtig, die sozioökonomischen Bedingungen für benachteiligte Gruppen zu verbessern und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Viele haben das Gefühl, ihre Stimme und Probleme werden nicht gehört. In einer Demokratie müssen wir uns aber genau darum bemühen: Inklusion, Teilhabe und die Ermächtigung aller. Gegner:innen von Vielfalt kommen oft aus wirtschaftlich schlechteren Verhältnissen, haben weniger Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen und eine geringere Lebenszufriedenheit. Es braucht also unter anderem Maßnahmen, um Ungleichheit zu verringern und soziale Leistungen besser zu verteilen. Hat man weniger Angst um die eigene Existenz, kann man Veränderungen auch offener entgegenblicken.

Unsere aktuellen Herausforderungen sind schwierig genug – anstatt uns gegenseitig noch mehr Steine in den Weg zu legen, sollten wir diese Energie besser in die gemeinsame Lösung von Problemen stecken. Wir brauchen Systeme, die für und mit uns arbeiten, anstatt gegen uns. Globale, große Probleme kann man nicht isoliert lösen. Man braucht Partnerschaften, muss zusammenarbeiten und aufeinander zugehen. Es geht dabei auch um unsere Sprache und darum, welches Bild Medien und die Politik malen. Es ist auch deren Aufgabe, sich mehr auf Gemeinsamkeiten, statt auf Unterschiede zu konzentrieren.

Aber wir alle können dazu beitragen, indem wir auch im Privaten darauf achten. Ein Vorschlag: Jedes Mal, wenn man mit Menschen konfrontiert ist, die in wichtigen Fragen einen anderen Standpunkt vertreten, versucht man zuerst Gemeinsamkeiten zu finden – ähnliche Hobbys, Wünsche oder Meinungen zu anderen Sachverhalten. Es gilt, öfter das Gespräch mit Personen zu suchen, die anders als man selbst denken.

Ein gutes Beispiel dafür, wie man sich auf Gemeinsamkeiten konzentriert und Unterschiede überwinden kann: diverse Allianzen zwischen der Klimabewegung und Arbeitnehmer:innen. So haben sich Fridays for Future (FFF) und Global2000 mit der Bau-Holz-Gewerkschaft zusammengetan, um gemeinsam Lösungen für schlechte Arbeitsbedingungen am Bau und den klimakrisenbedingten Anstieg an Hitzetagen zu finden, sowie um den Gebäude- und Heizsektor rasch klimafit zu machen. System Change, not Climate Climate Change und FFF haben auch eine Kooperation mit der Gewerkschaft vida gestartet. Zusammen protestieren sie für bessere Arbeitsbedingungen für Buslenker:innen – wichtige Player bei der Transformation unseres Verkehrssystems. Es wird gezeigt, dass sich die Interessen von Arbeitnehmer:innen und Klimaschützer:innen nicht widersprechen, sondern der Kampf gegen die Klimakrise für alle wichtig ist. Es geht um die Schaffung von Arbeitsplätzen und darum, den Menschen wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaft zu rücken, die aktuell viel zu sehr auf den Markt hört.

Was uns vereint

Es ist wichtig, gemeinsame Werte zu betonen, ganz besonders auch beim Thema Migration. Wir wollen alle einen sicheren Lebensraum und die Möglichkeit, ohne Angst zu leben – unabhängig davon, woher wir kommen oder wo wir aufgewachsen sind. Aufzuzeigen, dass wir alle Menschen sind und unsere grundlegenden Bedürfnisse erfüllt sehen wollen, kann erwiesenermaßen gegen Feindlichkeit gegenüber flüchtenden Personen und Menschen mit Migrationsgeschichte helfen.

Österreich ist ein von Vielfalt geprägtes Land. Das muss die Politik anerkennen. Es gilt, die Stärken dieser Diversität wahrzunehmen und gleichzeitig die damit verbundenen Herausforderungen konstruktiv zu lösen, ohne Menschen gegeneinander auszuspielen. Dafür gibt es sogar eine eigene Petition, die sich hier unterzeichnen lässt.

Uns alle vereint der Wunsch nach der Erfüllung unserer Bedürfnisse. Jeder Mensch braucht Nahrung, sauberes Wasser und ein Dach über dem Kopf. Außerdem: Sicherheit, ein leistbares Leben, Grund- und Freiheitsrechte, Mitbestimmung, Selbstbestimmung, Anerkennung, Gesundheit, gute Sozialkontakte, Gemeinschaft, eine intakte Umwelt, Lebensqualität und eine aussichtsreiche Zukunft. Wir sind alle müde nach einem langen Arbeitstag und freuen uns, wenn jemand unser Lieblingsessen für uns kocht. Auf diese verbindenden Elemente sollten wir uns konzentrieren.

Mit Hinblick auf multiple Krisen müssen wir wieder näher zusammenrücken, um diese zu bewältigen. Klimakrise, Rechtsruck und Kriege betreffen uns alle. Wir müssen gegen Miss- und Falschinformation vorgehen, die die Gesellschaft spalten. Was uns vereint, ist so viel größer als alles, was uns spalten könnte. Für eine positive Zukunft für alle muss das Gemeinsame an erster Stelle stehen.

Freundschaft gegen Einsamkeit

Die Corona-Pandemie und die Teuerung der letzten Jahre haben immer mehr junge Menschen einsam gemacht. Doch es gibt viele Wege aus der Einsamkeit. Neue Freundschaften warten an jeder Ecke. Darauf möchte ein neues Streetart-Kunstwerk in Dornbirn aufmerksam machen.

Die Skatehalle nahe dem Dornbirner Bahnhof ziert seit Mitte Mai eine wichtige Botschaft. ‚Friendship‘ steht da in großen Buchstaben, rundherum sind glückliche Gesichter aufgesprüht.

Streetartaktion Spray for Change

Das Kunstwerk ist Teil der österreichweiten Streetart-Bewegung Spray for Change. Gemeinsam mit professionellen Street Artists organisiert FREDA – die grüne Zukunftsakademie Workshops für Jugendliche, die mit Kunst ein politisches Zeichen setzen wollen. Das erste Kunstwerk der Reihe zum Thema Bodenschutz ist in Wien am Donaukanal entstanden.

Dornbirn greift das Thema Einsamkeit auf

In Dornbirn hat sich die Gruppe entschieden, Einsamkeit zu thematisieren und kurzerhand die Lösung des Problems an die Wand gesprüht: Freundschaft. Konzipiert hat das Kunstwerk der Vorarlberger Künstler Fabian Hämmerle.

Viele junge Betroffene

Bei Einsamkeit denken wir oft an ältere Menschen. Neue Studien zeigen aber, dass Einsamkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mittlerweile deutlich weiter verbreitet ist.  Auch der im Februar dieses Jahres veröffentlichte „Austrian Health Report“ belegt, dass die psychische Belastung der unter 30-Jährigen deutlich höher ist als bei älteren Bevölkerungsgruppen.

Chronische Einsamkeit macht krank

Wer allein ist, muss nicht gleich einsam sein. Die Einsamkeit beginnt dort, wo das Gefühl, allein zu sein, unangenehm wird.  Wir wünschen uns Verbindungen zu anderen Menschen, haben sie aber nicht. Kurzfristige Einsamkeit ist normal und trifft jeden von uns mal –  zum Beispiel nach einer Trennung oder einem Umzug. Problematisch wird es, wenn dieses Gefühl dauerhaft und damit chronisch wird.

Chronische Einsamkeit hat schwerwiegende Folgen für unsere psychische und körperliche Gesundheit. Es kann zu Depressionen und Angstzuständen führen.

Die Pandemie war eine harte Zeit

Die Corona-Pandemie hat das Leben junger Menschen stark verändert. Schulen waren geschlossen, Freunde konnte man nicht treffen und so gut wie alle Freizeitaktivitäten sind ausgefallen.

Während viele Eltern zumindest teilweise weiterhin in der Arbeit waren, sind Jugendliche monatelang allein zu Hause gegessen. Diese Isolation hat nicht nur zu Gefühlen von Einsamkeit und des Verlorenseins geführt. Junge Menschen haben in der Zeit auch verlernt, Freundschaften zu pflegen und neue soziale Kontakte zu knüpfen.

Sozialleben kann teuer sein

Doch die Pandemie ist nicht der einzige Faktor. Die steigenden Preise für Lebensmittel, Miete und Energie belasten viele Familien. Viele Jugendliche sehen, dass ihre Familien weniger Geld haben. Mehr Taschengeld spielt es daher nicht, obwohl auch sie sich immer weniger leisten können. Ein Kinobesuch addiert sich 2024 mit Busfahrt, Popcorn und 3D-Aufschlag schnell mal auf 30 Euro. Oft ist damit schon mehr als die Hälfte des Taschengeldes weg. Davor noch was essen gehen, spontan noch auf einen Drink? Für manche Jugendliche nicht mehr leistbar.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Was tun gegen die Einsamkeit?

Einsamkeit ist ein ernstzunehmendes Problem, aber es ist in vielen Fällen lösbar.

Vereine, Sportklubs oder Kultureinrichtungen bieten viele Möglichkeiten, neue Leute kennenzulernen und gemeinsame Interessen zu entdecken. Das Gleiche gilt für Jugendzentren, in denen Jugendliche nach dem Unterricht Angebote wie Workshops, Musikclubs oder Sportkurse nutzen können. Hast du in deiner Gemeinde kein Jugendzentrum? Schreib ihnen und fordere sie auf, öffentliche Räume für junge Menschen zur Verfügung zu stellen.

Auch online lassen sich Freunde finden. Plattformen wie Discord, TikTok und Instagram bieten viele Möglichkeiten, um mit anderen in Kontakt zu treten. Diese Online-Treffen können helfen, die Angst vor echten Begegnungen zu verringern. Es ist völlig in Ordnung, sich zuerst virtuell zu treffen und so das eigene soziale Netzwerk zu erweitern, bevor man sich im echten Leben trifft. Wichtig ist nur, dass sich nicht das ganze Sozialleben auf Dauer online abspielt. Reale Treffen sind wichtig für unsere Psyche.

Anlaufstellen für Betroffene

Rat auf Draht: Notruf 147
Hier bekommst du kostenlose Beratung und Hilfe. Und zwar anonym, rund um die Uhr und österreichweit. Du kannst anrufen oder auch nur chatten, wenn dir das lieber ist. Klicke hier.

Jugendportal.at
In jedem Bundesland gibt es Jugendinfostellen. Sie kennen die Freizeitangebote in deiner Gegend, helfen aber auch gerne bei persönlichen Problemen und Fragen zu Arbeit und Ausbildung. In Vorarlberg heißt die Jungendinfostelle aha Bregenz.

Freundschaft gegen Einsamkeit

Andere Menschen machen mir Angst. Und sie wollen ja eh nichts mit mir zu tun haben. Sie sind alle schön, erfolgreich und glücklich, das sehe ich täglich auf Instagram und TikTok. Ich bin das alles nicht. Aber ich brauche keine Freunde. Allein in meinem Zimmer ist es sicher. Ich bin’s ja eh schon gewöhnt, allein zu sein.

Kreisen solche Gedanken in deinem Kopf herum? In immer mehr von uns leider schon.

Das Kunstwerk vor dir soll solche Gedanken vertreiben. Wir wollen die Freundschaft feiern und ein Zeichen gegen Einsamkeit setzen. Es ist im Zuge eines kostenlosen Spray-Workshops entstanden.

Willst du mehr über die Workshop-Reihe wissen und auch mal sprayen? Dann klicke hier. Du lernst während des Workshops viele neue Menschen kennen. Gemeinsam zu sprayen ist einer von vielen Wegen, um gegen Einsamkeit anzukommen.

Wir haben uns künstlerisch mit Freundschaft und Einsamkeit beschäftigt, weil die Corona-Pandemie und die Teuerung der letzten Jahre immer mehr junge Menschen einsam gemacht hat. Doch es gibt viele Wege aus der Einsamkeit. Neue Freundschaften warten an jeder Ecke.

Und daran soll dich dieses Kunstwerk erinnern. Wir Menschen brauchen Freundschaften. Wir sind nicht gemacht für ein Leben in Einsamkeit.

Du bist nicht allein

Bei Einsamkeit denken wir oft an ältere Menschen. Neue Studien zeigen aber, dass Einsamkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mittlerweile deutlich weiter verbreitet ist.  Auch der im Februar dieses Jahres veröffentlichte „Austrian Health Report“ belegt, dass die psychische Belastung der unter 30-Jährigen deutlich höher ist als bei älteren Bevölkerungsgruppen.

Bist du betroffen?

Wer allein ist, muss nicht automatisch einsam sein. Die Einsamkeit beginnt dort, wo das Gefühl allein zu sein unangenehm wird.  Wir wünschen uns Verbindungen zu anderen Menschen, haben sie aber nicht. Kurzfristige Einsamkeit ist normal und trifft jeden von uns mal –  zum Beispiel nach einer Trennung oder einem Umzug. Problematisch wird es, wenn dieses Gefühl dauerhaft und damit chronisch wird.

Chronische Einsamkeit hat schwerwiegende Folgen für unsere psychische und körperliche Gesundheit. Es kann zu Depressionen und Angstzuständen führen.

Die Pandemie war eine harte Zeit

Die Corona-Pandemie hat das Leben junger Menschen stark verändert. Schulen waren geschlossen, Freunde konnte man nicht treffen und so gut wie alle Freizeitaktivitäten sind ausgefallen.

Während viele Eltern zumindest teilweise weiterhin in der Arbeit waren, sind Jugendliche monatelang allein zu Hause gegessen. Diese Isolation hat nicht nur zu Gefühlen von Einsamkeit und des Verlorenseins geführt. Junge Menschen haben in der Zeit auch verlernt, Freundschaften zu pflegen und neue soziale Kontakte zu knüpfen.

Sozialleben kann teuer sein

Doch die Pandemie ist nicht der einzige Faktor. Die steigenden Preise für Lebensmittel, Miete und Energie belasten viele Familien. Viele Jugendliche sehen, dass ihre Familien weniger Geld haben. Mehr Taschengeld spielt es daher nicht, obwohl auch sie sich immer weniger leisten können. Ein Kinobesuch addiert sich 2024 mit Busfahrt, Popcorn und 3D-Aufschlag schnell mal auf 30 Euro. Oft ist damit schon mehr als die Hälfte des Taschengeldes weg. Davor noch was essen gehen, spontan noch auf einen Drink? Für manche Jugendliche nicht mehr leistbar.

Was tun gegen die Einsamkeit?

Einsamkeit ist ein ernstzunehmendes Problem, aber es ist in vielen Fällen lösbar.

Vereine, Sportklubs oder Kultureinrichtungen bieten viele Möglichkeiten, neue Leute kennenzulernen und gemeinsame Interessen zu entdecken. Das Gleiche gilt für Jugendzentren, in denen Jugendliche nach dem Unterricht Angebote wie Workshops, Musikclubs oder Sportkurse nutzen können. Hast du in deiner Gemeinde kein Jugendzentrum? Schreib‘ ihnen und fordere sie auf, öffentliche Räume für junge Menschen zur Verfügung zu stellen.

Auch online lassen sich Freunde finden. Plattformen wie Discord, TikTok und Instagram bieten viele Möglichkeiten, um mit anderen in Kontakt zu treten. Diese Online-Treffen können helfen, die Angst vor echten Begegnungen zu verringern. Es ist völlig in Ordnung, sich zuerst virtuell zu treffen und so das eigene soziale Netzwerk zu erweitern, bevor man sich im echten Leben trifft. Wichtig ist nur, dass sich nicht das ganze Sozialleben auf Dauer online abspielt. Reale Treffen sind wichtig für unsere Psyche.

Brauchst du Unterstützung?

An diese Stellen kannst du dich wenden:

  • Rat auf Draht: Notruf 147
    Hier bekommst du kostenlose Beratung und Hilfe. Und zwar anonym, rund um die Uhr und österreichweit. Du kannst anrufen oder auch nur chatten, wenn dir das lieber ist. Klicke hier.
  • Jugendportal.at
    In jedem Bundesland gibt es Jugendinfostellen. Sie kennen die Freizeitangebote in deiner Gegend, helfen aber auch gerne bei persönlichen Problemen und Fragen zu Arbeit und Ausbildung. In Vorarlberg heißt die Jungendinfostelle aha Bregenz.

Darum kein Orbánistan

0

Viktor Orbán hat Ungarn nach seinen Wünschen umgebaut. Sein System bezeichnet er zwar als illiberale Demokratie. Außer der Worthülse ist aber wenig Demokratisches geblieben. Willkommen in Orbánistan, einem Land der Träume für die extreme Rechte. Österreich darf nicht denselben Fehler machen.

Eine der wichtigsten Prinzipien einer Demokratie ist die Gewaltenteilung. Das bedeutet, dass die Macht im Staat nicht bei einer einzigen Person oder Partei liegt, sondern auf drei Gruppen verteilt ist. Eine dieser Gruppen ist die Legislative. Sie beschließt Gesetze. Das ist zum Beispiel der Nationalrat. Die zweite Gruppe, die Exekutive, wendet die Gesetze an. Das ist die Regierung, aber zum Beispiel auch die Polizei und Verwaltungsbehörden wie das Finanzamt. Und vor der dritten Gruppe, der Judikative landet man, wenn man die Gesetze bricht. Das sind die Gerichte. Alle drei Gruppen arbeiten unabhängig voneinander.

Ohne Gewaltenteilung keine Demokratie

Die Gewaltenteilung ist da, um den Staat vor sich selbst zu schützen. Justiz und Gesetzgeber kontrollieren die Regierung und klopfen ihr auf die Finger, wenn sie sich selbst bereichert oder Menschenrechte bricht. Wenn dieser Kontrollmechanismus ausgehebelt wird, dann ist die Demokratie gefährdet. Genau das ist vor unser aller Augen in Ungarn passiert.

Viktor Orbán setzt Personen beispielsweise in Gerichte, die dann für die Interessen von Orbán und seiner Partei Fidesz, anstatt für die Interessen der Demokratie arbeiten. Dadurch können Gesetze das Wahlsystem so umändern, dass starke Parteien davon profitieren. Oder es werden Medien unter die eigene Kontrolle gesetzt. Kritische Medien werden einfach eingestellt. Widerspruch gibt ein keinen, da die Personen, die das kontrollieren, Vertraute sind.

Die Geschichte eines machthungrigen Mannes

Orbánistan – so nennen viele mittlerweile unser Nachbarland. Und das nicht ohne Grund. Alle tanzen nach der Pfeife eines einzigen machthungrigen Mannes. Viktor Orbán ist seit mehr als zehn Jahren ungarischer Ministerpräsident und in dieser Zeit hat er uns gezeigt, was unter dem Deckmantel der Demokratie alles möglich ist.

Wenn man den Mantel anhebt, ist klar: Orbáns Ungarn ist nicht mehr demokratisch. Aber sein Weg an die Macht war es sehr wohl – das sollten wir uns in Erinnerung rufen. Viktor Orbán wurde gewählt. Er ist an die Macht gekommen, weil die Ungar:innen von ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch gemacht haben und ihm ihre Stimme gegeben haben.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Feinde der Demokratie

Wenn Feinde der Demokratie an die Macht kommen, dann greifen sie als Erstes die Justiz und die Presse an. Das ist keineswegs nur in Ungarn so. Erinnern wir uns, als in den USA Donald Trump Präsident wurde. Ihm ist es gelungen, den Supreme Court mit so vielen konservativen Richter:innen zu besetzen, dass sie das bundesweite Abtreibungsrecht aufgehoben haben. Aber auch die slowakische Regierung greift die Justiz an. Hoffnung macht gerade Polen. Dort wurde die rechte PiS-Regierung abgewählt und die neue Regierung will die Eingriffe in die Justiz jetzt rückgängig machen.

Und in Österreich? Herbert Kickl führt mit der FPÖ in den Wahlumfragen. Und zwar seit Monaten. Gegen die Demokratie spricht er sich nicht offen aus. Aber unter dem Deckmantel hält die FPÖ herzlich wenig von demokratischen Prinzipien und Gewaltenteilung. Und aus ihrer Verehrung von Viktor Orbán macht die FPÖ erst gar keinen Hehl. Welche Vision Kickl für Österreich vor Augen hat, ist klar: weniger Demokratie, dafür mehr Macht für ihn und seinesgleichen. Die Verlierer eines solchen Systems sind wir alle.

Demokratie ist mehr als nur ein Wort

Demokratien verändern sich. Das ist auch normal. „Die Demokratie der Zukunft wird eine andere sein als die Demokratie der Gegenwart. Bliebe sie dieselbe, hätte die Demokratie keine Zukunft“, schreibt der Politikwissenschafter Herfried Münkler in seinem Buch „Die Zukunft der Demokratie“. Was wir aber heute sehen, ist, dass die Feinde der demokratischen Ordnung immer lauter werden. Und dagegen gilt es aufzustehen. Denn noch ist Herbert Kickl nicht Bundeskanzler.

Egal, wie die nächsten Wahlen ausgehen: Österreich wird sich noch lange eine Demokratie nennen. Wesentlich ist aber, was hinter dem Begriff gelebt wird. Die Einhaltung von Grundrechten wie die Meinungs- und Pressefreiheit, die Gewaltenteilung und die Rechtsstaatlichkeit sind wesentlich für eine Demokratie. Wer offen davon spricht, solche Grundrechte zu beschneiden, will nicht wirklich eine Demokratie, sondern nur einen Deckmantel, mit dem er an die Macht kommt und dann in aller Ruhe demokratische Institutionen aushöhlen kann. Wie gut das funktionieren kann, hat uns Ungarn gezeigt. Österreich darf nicht denselben Fehler machen.

Alternative Wirtschaft: Ein besseres Leben für alle?

Im Kapitalismus müssen Gewinne immer weiter steigen. Dieser Wachstumsdruck sorgt für viele Probleme – Klimakrise, Ungleichheiten und Teuerung sind nur einige davon. Wir müssen Wirtschaft neu denken. Aber wie? Kann unser System auch ohne ständiges Wachstum funktionieren? Darum ging’s bei der diesjährigen Beyond Growth Conference in Wien. Menschen aus Wirtschaft, Wissenschaft, NGOs und Sozialpartnerschaften diskutierten dort über ein gutes Leben für alle. Wir waren vor Ort.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Bist du glücklich?

In unserer kapitalistischen Wirtschaft geht es vor allem um die Steigerung von Gewinnen. Dieser ständige Wachstumsdruck führt nicht dazu, dass es möglichst Vielen gut geht. Wir haben es lang genug auf diese Art probiert, müssen uns aber eingestehen: Viele Menschen arbeiten und sind trotzdem armutsgefährdet. Andere erwirtschaften immensen Reichtum durch Ausbeutung ganzer Regionen.

Was das Ganze noch befeuert: Medien, Werbung und unser soziales Umfeld wollen uns oftmals wahrmachen, dass wir bestimmte (materielle) Dinge unbedingt brauchen, um glücklich zu sein. Dabei geht es meist um Konsum, der Geld kostet und Ressourcen verbraucht. Der erwünschte Effekt bleibt dennoch oft aus, glücklicher ist man danach nicht unbedingt.

Ein Beispiel: Menschen wollen sich einer Gruppe zugehörig fühlen, was oft über einen bestimmten Kleidungsstil ausgedrückt wird. Man kauft sich also z.B. teure Markenkleidung. Allein dadurch wird man aber nicht plötzlich Teil der Gesellschaft. Man kann sich immer noch allein fühlen, hat zusätzlich aber noch ein Loch in der Geldbörse und die ausbeuterische Kleidungsindustrie unterstützt.

Gleichzeitig haben viele Menschen das Gefühl, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht genug Platz bekommen. Freund:innen, Familie, eine sinnstiftende Tätigkeit – all das steht im Kapitalismus im Hintergrund. Unsere Wirtschaft kann auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen nicht unendlich wachsen. Es treten immer mehr Probleme auf, unser System stößt an seine Grenzen. Eine Alternative muss her.

Krisen als Chance

Dass die aktuellen Krisen die Schwachstellen unseres Systems aufdecken, können wir aber auch als Chance nutzen und unsere Wirtschaft umbauen. Es bleibt die Frage, ob materieller und monetärer Wohlstand vielleicht doch nicht das Maß aller Dinge ist. Was brauchen wir stattdessen, um wirklich glücklich zu sein? Wie sieht unser Weg in eine lebenswerte Zukunft aus? Und ist ein gutes Leben für alle innerhalb ökologischer Grenzen überhaupt möglich?

Die Expert:innen der Konferenz meinen: Ja. Es ist jedoch wichtig, dass wir uns wieder auf unsere Grundbedürfnisse zurückbesinnen. Also auf das, was wir wirklich brauchen, um glücklich zu sein. Dabei geht es um Bedürfnisse, die jeder Mensch hat, unabhängig von Alter oder Herkunft. Also beispielsweise wohnen, essen, schlafen, Mobilität, Bildung, Zugang zu technischer Infrastruktur. Aber auch soziale Kontakte und Gemeinschaft.

Diese Bedürfnisse stehen in unserer Leistungsgesellschaft nicht im Vordergrund. Der Kapitalismus bedeutet vor allem Profitsteigerung für einige wenige. Das führt nicht zu langfristigem und nachhaltigem Wohlstand für alle – und zerstört unseren Planeten. Ein „Weiter wie bisher“ können wir uns also nicht erlauben, es würde direkt zum Kollaps unserer Ökosysteme und somit unserer Lebensgrundlage führen.

Wie geht es weiter?

Es braucht also die Einführung alternativer Konzepte. Eine spannende Alternative, die bei der Konferenz besprochen wurde, ist die bedingungslose Grundversorgung.

Dabei sollen die Grundbedürfnisse aller Menschen gedeckt werden, unabhängig von ihrem Einkommen oder Status. Zum Beispiel durch gratis Öffis, Kinderbetreuung und eine Garantie auf leistbares Wohnen und gesunde Ernährung. Die Erfüllung von Bedürfnissen wird so von der Erwerbsarbeit entkoppelt und passiert nicht auf Kosten anderer. Müssen sich Menschen weniger Gedanken um die Sicherung ihrer Existenz machen, haben sie meist auch keine Angst mehr vor Veränderungen. Menschen können sich dann viel besser auf Maßnahmen einlassen, die notwendig für die Bekämpfung der Klimakrise und weiterer aktueller Probleme sind.

Ein wichtiger Faktor ist bei dieser Idee, dass die Verantwortung für die Sicherung der Grundbedürfnisse nicht allein beim Individuum liegt, sondern bei der Gesellschaft als Ganzes. Es geht um die wirtschaftliche Orientierung am Gemeinwohl.

Weitere Lösungen und Aspekte, die bei der Konferenz besprochen wurden, sind Arbeitszeitverkürzungen, ein gerechteres Steuersystem sowie Steuern auf Vermögen und Erbschaften, Maximaleinkommen, die Förderung der Kreislaufwirtschaft, konsum- und werbungsfreie Räume. Ebenso müssen Image, Arbeitsbedingungen und Bezahlungen von wirklich systemerhaltenden Jobs wie im Lebensmittelhandel, im Pflege- oder Reinigungsbereich verbessert werden. Auch die verstärkte Demokratisierung der Wirtschaft mit mehr Möglichkeiten zur Teilhabe und Mitbestimmung war Thema, zum Beispiel über Bürger:innenräte.

Viel zu lange war die Devise, dass es wirtschaftliche Mechanismen gäbe, in die man nicht eingreifen könne oder solle. Jedoch ist auch die Wirtschaft ein System, das von Menschen geschaffen wurde – wir können es also auch wieder verändern. Sie muss nicht unbedingt den Regeln des freien Markts folgen, sondern kann nach den eigentlichen Wünschen der Menschen umgestaltet werden.

Positive Vision für die Zukunft

Zusammenfassend: Um ein gutes Leben für alle innerhalb planetarer Grenzen zu ermöglichen, müssen wir statt Gewinnsteigerungen für einige wenige wieder unsere Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. Was brauchen wir unbedingt? Auf welchen gesellschaftlichen Bereichen sollte unser Fokus liegen?

Dabei geht es nicht um Verzicht. Es stimmt zwar: Einige Dinge werden sich verändern und Umstellung ist nicht immer einfach. Aber die Schaffung von existenzieller Sicherheit für alle bedeutet Freiheit. Es geht darum, dass es uns allen besser geht und dass wir wieder mehr Zeit und Energie für die Dinge haben, die wirklich wichtig sind. Es geht um die nachhaltige Verbesserung unserer Lebensqualität und eine positive Vision für die Zukunft.

Abenteuer Bikepacking

Unterwegs auf dem Fahrrad mit kleinem Gepäck: Bikepacking hat in den letzten Jahren einen großen Boom erlebt. Auch Othmar Pruckner ist mit seinem Radl quer durch Europa gereist – und hat darüber ein Buch geschrieben. Doch wer jetzt denkt, solche abenteuerlichen Reisen seien nur für Radfahrprofis, hat sich getäuscht.

Mit dem Fahrrad als Selbstversorger:in in den Urlaub – Bikepacking ist ein Trend, der die Welt des Abenteuertourismus im Sturm erobert hat. Ein Mix aus Radfahren und Backpacking, diese Outdoor-Aktivität ermöglicht es Reisenden, die Freiheit der Straße zu genießen, während sie gleichzeitig die Wildnis erkunden. Von epischen Bergpfaden bis hin zu malerischen Küstenwegen bietet das Bikepacking eine einzigartige Möglichkeit, die Natur zu erleben.

In die Sattel, fertig, los!

Reisebuchautor, Journalist und leidenschaftlicher Radfahrer Othmar Pruckner hat sich auf den 3.300 kilometerlangen Weg entlang der Donau gemacht. Vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer. Dabei hat er „geschwitzt, gezittert, gekeucht und geflucht“. Bereuen tue er keinen einzigen der vielen Kilometer, die er gefahren ist. Ganz im Gegenteil.

Othmar Pruckner "Donauabwärts", Neuhaus
Othmar Pruckner ist mit dem Rad 3.300 km durch acht Donaustaaten gefahren / © Othmar Pruckner

Die Donau verbindet seit Jahrtausenden Länder, Menschen und Kulturen. Bekannte wie unbekannte Orte, vergessene Städte, Metropolen und Fischerdörfer – all das gibt es entlang der langen Reise quer durch Europa zu entdecken. Pruckners Reisebuch „Donauabwärts. In 33 Tagen mit dem Fahrrad vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer“ porträtiert unterhaltsam und aus einer sehr persönlichen Perspektive die gesamte Länge der Donau. Die Lektüre weckt die Reiselust und macht klar, wie aufregend und abenteuerlich Fahrradfahren mit wenig Gepäck sein kann. Der Reisebuchautor zeigt, dass es geht: Fernreisen mit dem Fahrrad.

Die von Othmar Pruckner erlebte und beschriebene Radreise durch acht von zehn Donaustaaten eröffnet völlig neue Blickwinkel auf eine oft fremde Welt. Er zeigt, dass es nicht immer das Auto oder das Flugzeug braucht, um in andere, ferne Länder einzutauchen. Das Reisebuch veranschaulicht, wie abwechslungsreich und abenteuerlich die Strecke entlang der Donau ist und wie viele Überraschungen sie bereithält. Es wird ein vollständiges Bild des Donauraumes mit zahlreichen Fotos und 11 Karten gezeichnet. Darüber hinaus ist es mit Navigations-Dateien und vielen Links ausgestattet, was die Planung für eine eigene Radtour entlang der Donau erleichtert.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Was ist Bikepacking?

Bikepacking ist im Wesentlichen eine sehr nachhaltige und klimaschonende Form des Reisens, bei der Radfahrende leichte Campingausrüstung an ihren Fahrrädern befestigen und so für mehrere Tage oder sogar Wochen unterwegs sein können. Im Gegensatz zum klassischen Fahrradtourismus, bei dem normalerweise Hotels oder Gasthäuser genutzt werden, versorgen sich Bikepacker:innen meist selbst und nutzen Zeltplätze oder improvisierte Übernachtungsmöglichkeiten in der Natur.

Was brauche ich?

Der Einstieg ins Bikepacking erfordert nicht viel mehr als ein robustes, gut serviciertes Fahrrad, etwas Campingausrüstung wie einen leichten Schlafsack, Isomatte und ein Zelt, dass nicht mehr als 2 kg wiegt – und eben eine Portion Abenteuerlust. Es gibt keine festen Regeln und keine vorgegebenen Routen. Einsteiger:innen können mit kürzeren Touren beginnen, um sich mit dem Konzept vertraut zu machen, und sich dann nach und nach an längere und anspruchsvollere Strecken heranwagen. Von Wien aus gibt es zahlreiche Wege, die man ausprobieren kann, wie zum Beispiel einen Teil der EuroVelo Route. Der Reiselust sind in Europa keine Grenzen gesetzt.

Der Weg ist das Ziel

Am Ende geht es beim Bikepacking nicht nur darum, von A nach B zu gelangen, sondern vielmehr um den Weg dorthin. Es geht darum, die landschaftliche Schönheit zu genießen, sich den Herausforderungen zu stellen und sich in der Natur lebendig zu fühlen. Es ist eine Reise, die nicht nur den Körper, sondern auch den Geist bereichert.

Bikepacking bietet also eine einzigartige Möglichkeit, die Welt zu erkunden und dabei das Radfahren und das Abenteuer miteinander zu verbinden. Ob allein, mit Freunden oder in organisierten Gruppen, diese aufregende Form des Reisens verspricht unvergessliche Erlebnisse und unendliche Möglichkeiten für Entdeckungen. Also schnapp dir dein Fahrrad, packe deine Taschen und begib dich auf ein Abenteuer!

Donauabwärts
© Falter Verlag

„Donauabwärts“ von Othmar Pruckner ist 2024 im Falter Verlag erschienen.

Sonnenstrom vom eigenen Balkon

Balkonkraftwerke erlauben es auch Menschen in Wohnungen, ihren eigenen Sonnenstrom zu produzieren. Seit 2024 ist die Anschaffung sogar steuerfrei. Damit Kauf und Installation reibungslos klappt, muss man aber ein paar Sachen wissen. Was? Das haben wir mit einem Experten besprochen und hier alle wichtigen Infos zusammengefasst.

Österreich ist im Photovoltaikfieber. 730 Gigawattstunden betrug der Anteil von Sonnenstrom bei der Nettostromerzeugung von Jänner bis März 2024. Und das in den Monaten mit den wenigsten Sonnenstunden. Das ist viermal so viel wie im ersten Quartal 2023. Damals waren es 177 Gigawattstunden.

Das sind gute Nachrichten. Denn der eigene Strom vom Hausdach ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, sondern spart in Zeiten hoher Inflation auch Geld. Nur: Nicht jeder hat ein eigenes Hausdach. Besonders junge Menschen leben oft in Wohnungen. Eine klassische PV-Anlage kommt so nicht infrage. Dank sogenannter Balkonkraftwerke kann aber mittlerweile fast jeder seinen eigenen Sonnenstrom herstellen.

Wir haben mit dem Experten Momir Tabakovic gesprochen und die wichtigsten Fragen rund um Balkonkraftwerke beantwortet. Tabakovic leitet das Kompetenzfeld Renewable Energy Technologies & Climate-fit Buildings and Districts an der FH Technikum Wien und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Photovoltaik-Anlagen.

Was ist ein Balkonkraftwerk und wie unterscheidet es sich von herkömmlichen Photovoltaik-Anlagen?

Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaik-Anlage. Sie wird in der Regel am Balkongeländer, an der Fassade oder mithilfe einer Aufständerung am Garagenfach montiert.  Oft werden sie auch Kleinsterzeugungsanlagen genannt. Denn technisch gesehen unterscheidet sie sich nicht von großen Anlagen am Dach, erklärt uns Experte Tabakovic. Beide produzieren mithilfe der Sonne Strom und beide sorgen dafür, dass die Stromrechnung sinkt. Es gibt aber drei wesentliche Unterschiede:

  • Selbstinstallation
    Herkömmliche Photovoltaik-Anlagen erfordern eine professionelle Installation durch Fachpersonal. Ein Balkonkraftwerk kann in der Regel jede:r selbst montieren. Wichtig ist, dass es exakt nach Anleitung montiert wird. Nur ordnungsgemäß angebrachte Anlagen würden starken Winden trotzen, mahnt der Experte. Nicht ordnungsgemäß montierte und angeschlossene Anlagen gefährden außerdem den Versicherungsschutz.
  • Mobil
    Bei einem Umzug lässt sich das Kraftwerk genauso wie jedes andere technische Gerät einfach abstecken, mitnehmen und neu installieren. Große PV-Anlagen lassen sich nur mit viel Aufwand umsiedeln
  • Begrenzte Leistung
    Damit eine PV-Anlage in Österreich als Kleinsterzeugungsanlage durchgeht, darf sie nicht mehr als 800 Watt Maximalleistung bringen. Das entspricht etwa zwei Modulen mit einer Fläche von 170 mal 100 Zentimetern. Momir Tabakovic weist hier darauf hin, dass die Begrenzung sich auf die Einspeiseleistung des Wechselrichters bezieht. Die Leistung der Solarmodule darf höher liegen.
Balkonkraftwerk
Zwischen 500 und 1.000 Euro kostet ein Balkonkraftwerk im Durchschnitt. Anbieter gibt es viele.
Darf ich ein Balkonkraftwerk einfach so anbringen oder brauche ich eine Genehmigung?

Hier gibt es zwei wesentliche Stellen, die man beachten muss.

  • Stromanbieter
    Dem Stromanbieter gegenüber gibt es eine Meldepflicht. Zwei Wochen vor Inbetriebnahme sollte er über das Balkonkraftwerk Bescheid wissen. Bei den meisten Anbietern kann man die Meldung online im Kundenportal vornehmen, zum Beispiel hier bei der Wien Energie, der EVN oder Energie AG. Vor einer Absage muss man sich aber nicht fürchten, denn es handelt sich nur um eine Meldungspflicht, nicht aber um eine Genehmigungspflicht, weiß der Experte. Der Anbieter prüft im Zuge der Meldung, ob der Stromzähler für den Gebrauch eines Balkonkraftwerks geeignet ist. Falls nicht, wird ein kostenloser Tausch veranlasst.
  • Mieter/Eigentümergemeinschaft
    Hier wird es komplizierter. Prinzipiell gilt: Da ein Balkonkraftwerk mobil ist, stellt es keine bauliche Veränderung der Gebäudehülle dar, die man Vermieter:innen oder der Eigentümergemeinschaft melden müsste. Trotzdem sollte man in jedem Fall Rücksprache halten. Denn durch das Anbringen der Solarpanele entsteht eine Veränderung am Erscheinungsbild des Hauses, die streng ausgelegt genehmigungspflichtig ist. Das heißt: Will sich ein:e Vermieter:in querlegen, dann kann sie mit dem Erscheinungsbild argumentieren. Dasselbe gilt für Eigentumswohnungen. Theoretisch bräuchte man die Zustimmung aller Eigentümer:innen, um das Balkonkraftwerk zu installieren. In beiden Fällen könnte man den Rechtsweg beschreiten, sagt Experte Tabakovic. Die Erfolgsaussichten seien dabei durchaus groß. Aber wer will das schon? Deswegen hier die klare Empfehlung: Wer vor dem Kauf das Gespräch sucht, spart sich Geld und Ärger. Und noch ein Tipp: Wer in den letzten zwei Jahren einen neuen Mietvertrag abgeschlossen oder eine neue Eigentumswohnung erworben hat, sollte in die Verträge schauen. Oft ist bereits eine Regelung zu Balkonkraftwerken enthalten.
  • Update vom 5.Juli. 2024: Ab 1. September 2024 wird es für Wohnungseigentümer:innen deutlich einfacher: Sie müssen nur noch bekannt geben, dass sie ein Balkonkraftwerk installieren wollen. Wenn die anderen Wohnungseigentümer:innen nicht innerhalb von 2 Monaten darauf reagieren, gilt das als Zustimmung. Für einen Widerspruch braucht es einen triftigen Grund – z.B. weil die Sicherheit gefährdet ist. Ein einfaches „Gefällt mir nicht“ reicht nicht mehr.
Wie verbinde ich das Balkonkraftwerk mit meinem Stromnetz?

Bei dieser Frage betritt man einen weiteren Graubereich, weiß Momir Tabakovic. Prinzipiell lassen sich viele Balkonkraftwerke per Schuko-Stecker mit dem eigenen Stromnetz verbinden. Das ist ein Standard-Stecker, der in Österreich in jede Steckdose passt.

Es gibt allerdings eine elektrotechnische Norm in Österreich, die den direkten Anschluss von Solarmodulen an die Steckdose nicht billigt. Wer sich nicht an die Norm hält, muss beweisen, dass dadurch kein Sicherheitsrisiko entsteht. Das ist aber Sache des Herstellers, nicht der Käufer:innen. Die österreichische Regulierungsbehörde E-Control hat jedenfalls in einer Studie festgestellt, dass der Anschluss von 800 Watt-Anlagen kein nennenswertes Sicherheitsrisiko darstellt. Und auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) urteilt, dass ein Anschluss über Schuko-Stecker in der Praxis sicher ist und weder in Österreich noch in Deutschland Unfälle bekannt sind.

Wichtig allerdings: Die Einspeisung des Stromes muss direkt in die Wandsteckdose erfolgen. Verlängerungskabel oder Steckdosenleisten dürfen nicht zwischengeschalten werden.

Kann ich mit meinem produzierten Strom Geld verdienen?

Nein, nicht ohne zusätzliche Anträge und Verträge. Mit einem Balkonkraftwerk produziert man nur Strom für die eigene Wohneinheit. Bei Überproduktion wird der Strom zwar ins öffentliche Netz eingespeist, Geld gibt es dafür aber nicht.

Wer will, kann einen Antrag auf Netzanschluss durch eine:n Elektriker:in stellen und dann  einen Stromabnahmevertrag abschließen. Das sei aber viel Aufwand und bei so kleinen Strommengen wenig sinnvoll, meint der Experte.

Zahlt sich ein Balkonkraftwerk bei mir aus?

Menschen mit Balkonen Richtung Süden sind hier klar im Vorteil. Eine Südausrichtung und eine Neigung der Solarmodule von 25 bis 30 Grad gegenüber dem Boden sind das Optimum, sagt Experte Momir Tabakovic.

Bei Ost- oder Westbalkonen ist der Ertrag schon deutlich niedriger, kann sich aber immer noch auszahlen. Wer einen Balkon Richtung Norden hat, schaut leider durch die Finger. Hier zahlt sich ein Balkonkraftwerk nicht aus, meint der Experte.

Selbst bei optimaler Ausrichtung und der maximal zulässigen Leistung von 800 Watt kann ein Balkonkraftwerk nur einen Teil des eigenen Stromverbrauchs decken. Im Sommer lässt sich damit aber in der Regel die Grundlast decken – also jener Stromverbrauch, der durch Geräte verursacht wird, die immer laufen. Zum Beispiel Kühl- und Gefrierschränke, W-LAN-Router und Geräte im Stand-by-Modus.

Rund 10 bis 20 Prozent des jährlichen Verbrauchs könne man circa abdecken, meint der Experte. Persönlicher Verbrauch und die Ausrichtung der Anlage sorgen aber für große individuelle Unterschiede.

Übrigens: Wie alle anderen PV-Anlagen auch, erzeugen Balkonkraftwerke im Winter zwar weniger Strom, aber immer noch einiges. Als Faustregel gilt: In der kalten Jahreshälfte erzeugt eine Anlage rund 30-35 Prozent ihres Jahresertrags, in der warmen Jahreshälfte die restlichen 65 bis 70 Prozent.

Was kostet ein Balkonkraftwerk?

Die meisten Modelle bewegen sich zwischen 500 und 1.000 Euro. Bei diesen Preisen ist bereits alles enthalten, was man für die Stromerzeugung und Einspeisung braucht. Ein Speicher ist hier noch nicht enthalten. Als Faustregel kann man davon ausgehen, dass eine Anlage nach rund fünf Jahren ihre Kosten wieder hereingespielt hat. Natürlich variiert dieser Zeitraum nach Eigenverbrauch, Ausrichtung und dem Preis von Strom und Anlage.

Um das Tempo beim Ausbau von Sonnenstrom auch in Zukunft aufrechtzuerhalten, gilt seit 1. Jänner 2024 für Photovoltaikanlagen der Nullsteuersatz. Dafür sind keine Anträge notwendig, die Umsatzsteuer wird beim Kauf einfach nicht berechnet. Die Befreiung gilt vorerst für die Jahre 2024 und 2025 und gilt ausdrücklich auch für Balkonkraftwerke.

Hinter der Fassade von Spekulation

Stell dir vor, du fliehst aus deinem vom Krieg zerstörten Heimatland, um dann im sicheren Österreich für viel Geld in einem Haus ohne Dach zu wohnen. Das ist die Realität für Bewohner:innen der Spengergasse 1 in Wien. Was hinter der Fassade von Spekulationsobjekten vorgeht, möchten Immobilienfirmen lieber geheim halten. Genau deswegen waren wir vor Ort.

„An den Postkästen sieht man meistens schon, ob eine Hausverwaltung sich noch um ein Haus und seine Mieter:innen kümmert.“ Georg Prack zeigt auf desolate Postfächer im Eingang des Hauses in der Spengergasse 1 im fünften Wiener Gemeindebezirk Margareten. Manche Posttürchen fehlen komplett, andere sind verbogen und hängen schief in den Scharnieren. Prack ist Wohnbausprecher der Wiener Grünen. Gemeinsam mit dem Margaretner Bezirksrat Michael Luxenberger will er uns zeigen, was Immobilienspekulation für Menschen bedeutet, die trotz grober Missstände in einem Spekulationsobjekt leben müssen.

„Die Hausverwaltung verabsäumt ihre Pflichten hier massiv.“

Wir gehen das Stiegenhaus nach oben. Was zuerst auffällt: Die Fenster sind in schlechtem Zustand und an vielen Stellen mit Holzplatten verdeckt. Es ist dunkel, zugig und kalt. Im Winter kühle das Stiegenhaus stark ab. Die Kälte krieche dann bis in die zum Gang hin unisolierten Wohnungen, erzählen uns die beiden. Im zweiten Stock zeigt Georg Prack dann auf feuchte Flecken an der Wand. An den vielen nassen Wänden des Hauses wuchert der Schwarzschimmel. „Die Hausverwaltung verabsäumt ihre Erhaltungs- und Verbesserungspflichten hier massiv“, so Prack.

Dem Haus ist der Spengergasse 1 sieht man die Missstände von außen nicht an.
Gefährlicher Schimmel

Wenn es in einem Wohnhaus zu Schimmelbildung kommt, ist die Hausverwaltung in der Pflicht, die Ursache zu ermitteln und Schäden schnellstmöglich zu beheben. Das ist geltendes Mietrecht. Schimmel in Innenräumen gefährdet die Gesundheit der Bewohner:innen. Schimmelsporen können eine Vielzahl an Atemwegsbeschwerden auslösen. In einigen Fällen führen giftige Stoffwechselprodukte der Pilze auch zu neurologischen Beeinträchtigungen und ernsthaften Organschäden.

Wir folgen der Stiege bis ganz nach oben und betreten durch eine offenstehende Baustellentür das Dachgeschoss. Nur: Ein echtes Dach gibt es nicht mehr. Laut Anrainer:innen fehlt es seit rund vier Jahren. Stattdessen ist der Dachstuhl mit Plastikplanen abgedeckt, die aber an vielen Stellen schon vom Wind abgelöst wurden. Damit sind Boden und Gemäuer permanent der Witterung ausgesetzt. Dieser Umstand lässt sich auch an den vielen Wasserlacken am Boden erkennen. Hier wird uns klar, woher die Wasserschäden im ganzen Haus kommen.

Haus gehört Immobilien-Entwickler Sveta

Von den Missständen innerhalb des Hauses ahnt man als Vorbeigehender nichts. Das Haus in der Spengergasse 1 ist ein typischer Gründerzeitbau, der prächtige Stuck der Fassade von Baugerüsten verdeckt. Seit einigen Jahren ist das Haus im Besitz des Immobilien-Entwicklers Sveta. Ein verzweigtes Konglomerat von Subfirmen, die alte Zinshäuser kaufen, damit spekulieren und versuchen die Wohnungen mit möglichst hohem Gewinn zu verwerten.

Das hätte wohl auch in der Spengergasse passieren sollen. Warum man vor mittlerweile vier Jahren mit der Sanierung des Hauses begonnen, dann aber die Arbeiten plötzlich eingestellt hat, darüber lässt sich nur mutmaßen. Georg Prack und Michael Luxenberger vermuten, dass die bestehende Widmung nicht zum geplanten Umbau gepasst hat. Seitdem ist das Haus eine Baustelle – und wird von der Sveta grob vernachlässigt.

Am Boden des Dachgeschosses sammelt sich Regenwasser. Seit vier Jahren fehlt dem Haus das Dach.
Trotz Missstände bewohnt

Das Haus ist zwar eine Baustelle, aber keineswegs leer. Hier wohnen Menschen. Ob jede der rund zwanzig Wohneinheiten belegt ist, lässt sich bei unserem Besuch nicht feststellen. Schuhe und Matten vor den allermeisten Türen deuten aber darauf hin. Viele Hausbewohner:innen seien anerkannte Flüchtlinge, sagt uns Georg Prack. Sie seien für die Eigentümer:innen Lückenfüller und sollen so lange bleiben und Miete zahlen, bis die gewünschte Widmung da ist. Dann könne die geplante Sanierung weitergehen, vermutet Prack.

Menschen mit Fluchthintergrund sind Spekulationsfirmen schutzlos ausgeliefert. Oft wissen sie um ihre Rechte nicht Bescheid und nehmen überhöhte Mieten und grobe Mängel aus Not in Kauf. Ein Team des ORF hat Ende März für die Sendung Report aufgedeckt, wie systematisch Spekulationsfirmen diese Ausbeutung betreiben. In manchen Häusern gibt es seit über zwei Jahren keinen Strom, keine Heizung und monatelang kein Wasser. Die Wohnungen gleichen einem Rohbau, vielerorts schlafen die Menschen auf Matratzen am Boden.

Heizung funktioniert nicht

Mit solchen Elendsquartieren ist die Spengergasse zwar nicht vergleichbar. Trotzdem haben die Menschen im Haus mit massiven Missständen zu kämpfen. Georg Prack hat vor unserem Besuch mit Mieter:innen gesprochen. Ein Bewohner erzählt ihm, dass die Gasheizung nicht funktionieren würde und er gezwungen sei, mit Strom zu heizen. Ein teures Unterfangen. Zudem seien die Mieten deutlich überhöht. Dagegen hätte zumindest ein Mieter auch schon erfolgreich geklagt, weiß Prack.

Massiver Schwarzschimmelbefall in der Wohnung eines Mieters. © Georg Prack
Sveta sieht sich nicht in der Schuld

Während wir uns im Stiegenhaus aufhalten, begegnet uns ein Mitarbeiter von Sveta. Er sei auf seinem wöchentlichen Rundgang, erzählt er uns. Interview will er uns keines geben, willigt aber ein, schriftlich zu der Situation im Haus Stellung zu nehmen.

Bezugnehmend auf das fehlende Dach verweist die Sveta in ihrer E-Mail auf die Aufstockung des Gebäudes, für die das Entfernen des Daches zwingend notwendig sei. Man befinde sich in der Bauphase, in der naturgemäß zu Unterbrechungen käme. Zur Erinnerung: Bei dieser Unterbrechung handelt es sich laut Anrainer:innen um eine Zeitspanne von vier Jahren.

Auf unsere Nachfrage zu den mit Brettern verschlossenen Fenstern räumt Sveta zwar ein, dass diese Maßnahme „nicht auf Dauer geeignet“ sei. Man sah sich zu diesem Schritt aber veranlasst, um Bewohner:innen am Füttern von Tauben zu hindern.

Auch beim Thema Schimmel sieht die Sveta die Schuld nicht bei sich, sondern bei den Bewohner:innen. Man stelle immer wieder fest, dass in feuchten Räumen nicht ausreichend gelüftet werden würde, so Sveta. Die starke Schimmelbildung im Stiegenhaus, also außerhalb der Wohnungen, passt zu dieser Aussage allerdings nicht.

Ob die Sveta die Bauarbeiten zeitnah wieder aufnimmt, ist fraglich. Die Immobiliengesellschaft Saba, ein Zweig des Sveta-Konglomerats, hat 70 Millionen Euro Schulden und ist insolvent. Ende April meldet man am Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung an.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Wohnungen als Finanzprodukt

Wohnen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Aber zugleich sind Wohnungen ein Finanzprodukt geworden, mit dem sich viel Geld machen lässt. Prack und Luxenberger sehen bei der Lösung dieses Konfliktes die Stadt klar in der Verantwortung. Immobilienspekulation dürfe nicht auf Kosten von Menschen passieren.

„Stadt müsste nur Möglichkeiten wahrnehmen, die das Mietrecht bietet.“

Stadt Wien müsste einschreiten

Möglichkeiten einzugreifen, gebe es viele. „Die Stadt müsste nur die Möglichkeiten wahrnehmen, die das Mietrecht bietet“, sagt Georg Prack. So könne die Stadt etwa Erhaltungsmaßnahmen wie die Herstellung eines Daches oder die Entfernung von Schimmel selbst vornehmen und der Immobilienfirma in Rechnung stellen. Zahlt sie nicht, kann die Stadt das Haus sogar in Zwangsverwaltung nehmen. Die Notwendigkeit für ein solches Vorgehen sei in der Spengergasse bereits gegeben, meint Prack. „Würde die Stadt diese Möglichkeiten konsequent ausschöpfen, kommt es gar nicht erst zu Spekulation mit Wohnraum. Aber kommen die Spekulant:innen damit davon, werden sie es immer wieder machen.“

Margareten ist der am dichtesten besiedelte Bezirk in ganz Wien. Wohnraum sei entsprechend knapp, erzählt uns der grüne Bezirksrat Michael Luxenberger vor dem Haus. Er kenne noch andere Häuser in seinem Bezirk, in dem ähnliche Zustände herrschen. „Wir brauchen diese Häuser, um anständigen Wohnraum zu schaffen“, so Luxenberger. „Diese ganzen Spekulationen müssen ein Ende finden.“ Je mehr Menschen hinter die Fassade von Häusern wie das in der Spengergasse 1 blicken können, desto größer wird der Druck auf die Stadtregierung. Es bleibt zu hoffen, dass sie dann solchen Missständen einen Riegel vorschiebt.

Mehr Geld für Ausbeutung oder Naturschutz?

Gehst du gerne im Wald spazieren? Entspannt dich das Gezwitscher von Vögeln? Trinkst du gerne sauberes Wasser? All das steht auf dem Spiel, wenn wir so weiter machen wie bisher. Denn mit unserem Wirtschaftssystem vernichten wir unsere Lebensgrundlagen.

Ausbeutung oder Naturschutz?

Wir geben mehr Geld für die Ausbeutung von Ökosystemen aus als für deren Schutz. Weltweit zahlen Staaten rund 500 Milliarden Dollar jährlich, um die Natur auszubeuten – zum Beispiel durch Förderungen für fossile Energien und umweltschädliche Praktiken in der Landwirtschaft. Hingegen geben wir für den Schutz unserer Lebensgrundlagen nicht mal ein Drittel davon aus. Und warum? Weil wir zerstörerischen wirtschaftlichen Aktivitäten Vorrang geben, die kurzfristigen Gewinn versprechen.

Die weltweite Naturzerstörung bedroht die gesamte Gesellschaft und stellt ein institutionelles Versagen dar. Unsere Ökosysteme stehen bereits heute massiv unter Druck. In Österreich sind mehr als 80 Prozent der geschützten Arten und Lebensräume in keinem günstigen Zustand. 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen sind bereits zerstört. Und nur noch 14 Prozent unserer Flüsse sind in einem guten ökologischen Zustand. Der Flächenverbrauch liegt weiterhin durchschnittlich bei 12 Hektar pro Tag. Ein gesunder täglicher Bodenverbrauch würde für Österreich bei 2,5 Hektar liegen.

Fehler im System

In unserem Wirtschaftssystem gibt es starke Anreize für die Übernutzung von Ökosystemen. Das gefährdet „Ökosystem-Dienstleistungen“ wie die Bereitstellung von sauberem Wasser und Nahrung sowie die Möglichkeit der Erholung in der Natur. Der Markt wird dieses Problem nicht eigenständig lösen können, wenn das System per se unsere Lebensgrundlagen zerstört. Es braucht grundlegende Veränderungen und dabei müssen alle mithelfen: Regierungen, Banken und Finanzinstitutionen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Wir müssen endlich anfangen langfristig zu denken: Durch die Ausbeutung von heute entstehen sehr hohe Kosten für morgen und die Klimakrise sowie das Artensterben werden weiter verstärkt. Wollen wir unser Wohlergehen auch für die Zukunft sichern, dürfen unsere Ansprüche an die Natur nicht das Angebot übersteigen. Es reicht nicht aus, den aktuellen Zustand erhalten zu wollen. Stattdessen müssen wir uns für die Wiederherstellung der Natur einsetzen. Dazu brauchen wir verpflichtende Ziele und Maßnahmen, an die sich Regierungen halten müssen. Neben einem Netto-Null-Ziel für das Klima braucht es ein solches Ziel auch für den Naturschutz und die Artenvielfalt. Und es braucht neue Messgrößen abseits vom Bruttoinlandsprodukt (BIP), um Fortschritt zu bewerten.

EU-Wahl

Intakte Ökosysteme sind wichtig im Kampf gegen Klimakrise und Artensterben. Sie müssen auf allen Ebenen besser geschützt und wo nötig wiederhergestellt werden. Das geplante EU-Renaturierungsgesetz setzt hier an, scheiterte jedoch an dem Widerstand einiger Länder. Weitere Regelungen zum Schutz von Ökosystemen wie den Ozeanen oder dem Regenwald fehlen weitgehend.

Es braucht klare Spielregeln, die den Schutz und die Wiederherstellung der Natur ermöglichen. Am 9. Juni wählen wir ein neues EU-Parlament. Wofür wirst du dich entscheiden – Ausbeutung oder Naturschutz? Deine Stimme zählt.