Mehr Geld für Ausbeutung oder Naturschutz?

Gehst du gerne im Wald spazieren? Entspannt dich das Gezwitscher von Vögeln? Trinkst du gerne sauberes Wasser? All das steht auf dem Spiel, wenn wir so weiter machen wie bisher. Denn mit unserem Wirtschaftssystem vernichten wir unsere Lebensgrundlagen.

Ausbeutung oder Naturschutz?

Wir geben mehr Geld für die Ausbeutung von Ökosystemen aus als für deren Schutz. Weltweit zahlen Staaten rund 500 Milliarden Dollar jährlich, um die Natur auszubeuten – zum Beispiel durch Förderungen für fossile Energien und umweltschädliche Praktiken in der Landwirtschaft. Hingegen geben wir für den Schutz unserer Lebensgrundlagen nicht mal ein Drittel davon aus. Und warum? Weil wir zerstörerischen wirtschaftlichen Aktivitäten Vorrang geben, die kurzfristigen Gewinn versprechen.

Die weltweite Naturzerstörung bedroht die gesamte Gesellschaft und stellt ein institutionelles Versagen dar. Unsere Ökosysteme stehen bereits heute massiv unter Druck. In Österreich sind mehr als 80 Prozent der geschützten Arten und Lebensräume in keinem günstigen Zustand. 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen sind bereits zerstört. Und nur noch 14 Prozent unserer Flüsse sind in einem guten ökologischen Zustand. Der Flächenverbrauch liegt weiterhin durchschnittlich bei 12 Hektar pro Tag. Ein gesunder täglicher Bodenverbrauch würde für Österreich bei 2,5 Hektar liegen.

Fehler im System

In unserem Wirtschaftssystem gibt es starke Anreize für die Übernutzung von Ökosystemen. Das gefährdet „Ökosystem-Dienstleistungen“ wie die Bereitstellung von sauberem Wasser und Nahrung sowie die Möglichkeit der Erholung in der Natur. Der Markt wird dieses Problem nicht eigenständig lösen können, wenn das System per se unsere Lebensgrundlagen zerstört. Es braucht grundlegende Veränderungen und dabei müssen alle mithelfen: Regierungen, Banken und Finanzinstitutionen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Wir müssen endlich anfangen langfristig zu denken: Durch die Ausbeutung von heute entstehen sehr hohe Kosten für morgen und die Klimakrise sowie das Artensterben werden weiter verstärkt. Wollen wir unser Wohlergehen auch für die Zukunft sichern, dürfen unsere Ansprüche an die Natur nicht das Angebot übersteigen. Es reicht nicht aus, den aktuellen Zustand erhalten zu wollen. Stattdessen müssen wir uns für die Wiederherstellung der Natur einsetzen. Dazu brauchen wir verpflichtende Ziele und Maßnahmen, an die sich Regierungen halten müssen. Neben einem Netto-Null-Ziel für das Klima braucht es ein solches Ziel auch für den Naturschutz und die Artenvielfalt. Und es braucht neue Messgrößen abseits vom Bruttoinlandsprodukt (BIP), um Fortschritt zu bewerten.

EU-Wahl

Intakte Ökosysteme sind wichtig im Kampf gegen Klimakrise und Artensterben. Sie müssen auf allen Ebenen besser geschützt und wo nötig wiederhergestellt werden. Das geplante EU-Renaturierungsgesetz setzt hier an, scheiterte jedoch an dem Widerstand einiger Länder. Weitere Regelungen zum Schutz von Ökosystemen wie den Ozeanen oder dem Regenwald fehlen weitgehend.

Es braucht klare Spielregeln, die den Schutz und die Wiederherstellung der Natur ermöglichen. Am 9. Juni wählen wir ein neues EU-Parlament. Wofür wirst du dich entscheiden – Ausbeutung oder Naturschutz? Deine Stimme zählt.

Über die/den Autor:In

Mira Dolleschka
Mira Dolleschka
Mira studierte Umwelt- und Bioressourcenmanagement und war durch ihr Engagement in der Klimaschutzbewegung schon früh im Bereich der Öffentlichkeits- und politischen Arbeit tätig. Ihr Ziel: Verständnis zu schaffen für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Der Fokus liegt dabei auf Umweltschutz, Klimakrise und sozialer (Un)Gerechtigkeit. Zuletzt arbeitete sie beim Moment Magazin.

Ähnliche Artikel

Up-to-date bleiben

38FollowerFolgen
155FollowerFolgen
183AbonnentenAbonnieren

Neueste Beiträge