Zeckengefahr ohne Pause

Ganzjährig Zecken? Früher undenkbar, heute in vielen Teilen Österreichs Realität. Zecken haben keine Winterpause mehr. Die Klimakrise verändert aber nicht nur die Dauer der Zeckensaison, sondern macht Österreich auch zur Heimat neuer Zeckenarten. Eine interaktive Karte soll zukünftig einen Überblick über die veränderte Zeckenaktivität im Land geben.

Früher hat die Zeckensaison im April begonnen und im Oktober geendet. Diese Faustregel hat aber mit dem Voranschreiten der Klimakrise ihre Gültigkeit verloren. Milde Wintertemperaturen sorgen dafür, dass Zecken fast das ganze Jahr über unterwegs sind. In Österreich gibt es mittlerweile selbst in höher gelegenen Regionen keine wirklich zeckenfreien Gebiete mehr.

Heuer war der Winter besonders mild. Insbesondere der frühlingshafte Februar hat beinahe alle Temperaturrekorde gebrochen. Nach vorläufigen Berechnungen von GeoSphere Austria war er 5,5 Grad wärmer als im Schnitt der letzten drei Jahrzehnte. Damit hat die Zeckensaison heuer bereits Mitte Februar begonnen. Aber Zecken treten nicht nur über einen längeren Zeitraum im Jahr auf, auch ihre Anzahl erhöht sich – teils explosionsartig. Denn immer mehr Zecken überleben die milden Wintertemperaturen und können sich dann im Frühjahr umso schneller vermehren.

Mehr Zecken heißt mehr Krankheiten

Das ist ein Problem, denn Zecken übertragen gefährliche Infektionskrankheiten. Die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in Österreich ist Lyme-Borreliose. Sie verursacht grippeähnliche Symptome, kann aber in manchen Fällen auch zu schwerwiegenden neurologischen Problemen führen. Eine Impfung gibt es zwar nicht, aber die Krankheit kann in der Regel gut mit Antibiotika behandelt werden. Deutlich gefährlicher ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – eine Virusinfektion, die ebenfalls von Zecken übertragen wird. In manchen Fällen verursacht sie eine gefährliche Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten. Vor FSME schützt die Zeckenimpfung.

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Interaktive Zeckenkarte geplant

Der langfristige Trend bei beiden Krankheiten zeigt nach oben. Denn mit der Anzahl an Zecken auch die Anzahl der Infektionen beider Krankheiten. Das hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) auf den Plan gerufen. Sie will einen Überblick über die veränderte Zeckenaktivität gewinnen. Gemeinsam mit anderen EU-Staaten arbeiten sie an einer interaktiven Karte. Darauf soll zu sehen sein, wann die Zeckensaison beginnt, welche Arten auftreten und welche Gebiete in Österreich betroffen sind. Bisher stammten die Daten aus zufälligen Meldungen der Bevölkerung, von meldepflichtigen FSME-Erkrankungen und punktuellen Forschungsprojekten. Zukünftig soll es einen Gesamtüberblick geben.

Neue Zeckenarten wandern nach Österreich ein

In der Zeckenkarte soll auch festgehalten werden, wenn neue Zeckenarten nach Österreich einwandern. Weltweit gibt es über 900 Arten. Durch die höheren Temperaturen werden zukünftig auch einige dieser Arten in Österreich Fuß fassen. Die Hyalomma-Riesenzecke zum Beispiel, die schon seit einigen Jahren vereinzelt in Österreich beobachtet wird. Sie kommt mit Zugvögeln von Afrika und Asien nach Mitteleuropa. Noch konnte sie nicht dauerhaft etablieren, aber das könnte sich zukünftig ändern. Sie ist dreimal so groß wie die heimische Zecke und an ihren gestreiften Beinen gut erkennbar. Die Hyalomma-Riesenzecke kann viele bakterielle Erkrankungen übertragen. Insbesondere aber jenes Virus, das das Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber auslöst.

Zeckenkontrollen wichtiger denn je

Um sich vor Zeckenbissen und den damit verbundenen Krankheiten zu schützen, sollte man auch im Sommer geschlossene helle Kleidung tragen. Vor allem im Wald, Unterholz und im hohen Gras. Kommt es zu einem Biss, gilt es, die Zecke schnell mit einer Pinzette zu entfernen und die betroffene Stelle zu beobachten. Entwickelt man Krankheitssymptome, sollte man schnell einen Arzt aufsuchen und den Zeckenbiss erwähnen.

Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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