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Ein Zeichen für mehr Bodenschutz

Österreich hat in den letzten Jahrzehnten seine Böden achtlos mit Straßen, Parkplätzen und Industriegebieten verbaut. Wo einst die Erde voller Leben war, ist heute nur mehr toter Beton. Auf diesen Missstand will ein neues Streetart-Kunstwerk in Wien aufmerksam machen.

Der Wiener Donaukanal ist um ein Kunstwerk reicher. Mitte April hat der Künstler Michael Heindl gemeinsam mit einer Gruppe Jugendlicher ein Zeichen für mehr Bodenschutz gesetzt. Auf einer für Graffitikunst gewidmeten Wand haben sie veranschaulicht, wie sich Versiegelung auf die Lebewesen in der Erde auswirkt. Gesunde Böden sind voller Leben, versiegelte Böden nicht.

Die Aktion in der Teil der österreichweiten Streetart-Bewegung Spray for Change. Gemeinsam mit professionellen Street Artists organisiert FREDA – die grüne Zukunftsakademie Workshops für Jugendliche, die mit Kunst ein politisches Zeichen setzen wollen.

© Inés Bacher
© Inés Bacher
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Warum das Thema Bodenschutz?

Seit dem Jahr 2000 wurden in Österreich 1.300 Quadratkilometer verbaut. Das ist mehr als dreimal die Fläche Wiens. Pro Minute verschwanden 120 Quadratmeter Boden für Einkaufsmärkte, Parkplätze, Straßen, Gewerbegebiete und Logistikzentren unter Beton. Das bleibt auch den Menschen im Land nicht verborgen und sorgt sie zusehends. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag der Hagelversicherung. Vier von fünf der Befragten fordern eine verbindliche Begrenzung des Bodenverbrauchs auf 2,5 Hektar. Und drei von vier Befragten sehen durch die Verbauung unserer fruchtbaren Böden die Lebensmittelversorgung gefährdet.

Die wichtigste Maßnahme für Bodenschutz

Österreich braucht einen verbindlichen Grenzwert von 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag. Nur eine solche Obergrenze kann den Bodenfraß auf Dauer verhindern. Eine 2,5 Hektar-Grenze erlaubt es Österreich immer noch, 600.000 Wohnungen und 20.000 Kindergärten zu errichten – jedes einzelne Jahr. Hinzu kommen enorme Flächen, die bereits als Bauland gewidmet sind, aber noch unbebaut sind. Ein Beispiel: Auf den bereits gewidmeten Flächen Oberösterreichs könnte man die Millionenstadt Wien unterbringen. Bodenschutz und leistbarer Wohnraum können Hand in Hand gehen.

Wie Landwirtschaft Boden schützt

Um die heimischen Böden zu schützen, braucht es aber nicht nur die Politik, sondern auch die Landwirtschaft. Landwirt:innen können auf ihren Flächen so anbauen, dass sie nicht die Böden zerstören, Wildtieren den Lebensraum stehlen und Trinkwasserspeicher an ihre Grenzen bringen. Dass der Boden gesund ist, ist für Maria und Robert Harmer das Wichtigste. Denn sie wissen: Nur so bleibt er fruchtbar und kann mit Stresssituationen wie Trockenheit umgehen. Erfahre im Video, was sie anders machen als konventionelle Landwirt:innen.

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Ein neues Haus, das keinen Boden versiegelt

Haus bauen geht auch ohne Beton und Bodenversiegelung. Das steht dann auf Schraubfundamenten und hat eine Fassade aus Holz. Wie jenes von Rudi Takacs in Breitenfurt. Erfahre in diesem Video mehr über Rudis außergewöhnliches Haus.

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Häuser sanieren ist aktiver Bodenschutz

Verena und Johann haben ein altes Haus in Sant Pölten saniert, statt ein neues auf die grüne Wiese zu stellen. Und darauf sind sie stolz. Rund um die niederösterreichische Landeshauptstadt kommen jedes Jahr unzählige neue Einfamilienhäuser hinzu. Das Problem dabei: Durch befestigte Flächen wie Gebäude, Straßen oder Parkplätze werden natürliche Böden verdeckt. Erfahre hier mehr über Verena und Johanns Sanierung.

Unsere Böden sind in Gefahr. Um noch fruchtbare Böden an die nächste Generation weitergeben zu können, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf das Thema Bodenschutz legen. Kunstwerke wie das am Wiener Donaukanal helfen uns dabei.

6 Mythen rund ums Fliegen

Wie oft diskutierst du mit Freund:innen und Bekannten über das Thema Fliegen? Es kursieren viele Argumente, die angeblich rechtfertigen, dass man das Flugzeug weiterhin nutzt – obwohl es globale Ungleichheiten und die Klimakrise verstärkt. Wir machen den Faktencheck und entkräften fünf gängige Mythen rund um den Flugverkehr.

#1 Es fliegen doch eh alle, also ist es egal, ob ich das Flugzeug nutze.

Falsch. Weltweit fliegt nur eine kleine Minderheit, die große Mehrheit nutzt das Flugzeug selten oder gar nicht.

So ist über ein Drittel der österreichischen Bevölkerung ab 14 Jahren noch nie geflogen. Nur 18 Prozent der Österreicher:innen fliegen viel. Die negativen Auswirkungen bekommen wir trotzdem alle zu spüren. Das reichste Viertel der Haushalte verursacht beispielsweise allein durchs Fliegen so viel CO₂ wie Menschen mit weniger Geld in ihrem ganzen Leben.

In vielen anderen Ländern, vor allem im globalen Süden, können es sich viele Menschen gar nicht erst leisten, in den Urlaub zu fliegen. Oder sind durch Visa-Regelungen in ihrer Reisefreiheit eingeschränkt.

Etwa 1 Prozent der Weltbevölkerung ist für ungefähr 50 Prozent der Emissionen aus dem Luftverkehr verantwortlich. Wenn eine kleine Elite also so viel fliegt, verstärkt das globale Ungleichheiten weiter, denn unter den Emissionen und der Klimakrise leiden trotzdem alle.

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#2 Fliegen macht nur einen unbedeutenden Teil der Emissionen aus.

Falsch. Außerdem müssen neben den CO₂-Emissionen noch viele weitere Faktoren beachtet werden.

Der Flugverkehr ist für circa 4 Prozent der CO₂-Emissionen der EU verantwortlich.  Zum Vergleich: Die Emissionen aus dem Straßenverkehr machen 20 Prozent aus. Wirkt also vergleichsweise gering. Jedoch ist der Flugverkehr jener Verkehrsbereich mit den am stärksten wachsenden Emissionen. Die Anzahl der Flüge ist in Europa bereits wieder auf dem Vor-Corona-Niveau und soll bis 2050 um weitere 44 Prozent wachsen. Anstatt zu sinken, wie es für die Erreichung unserer Klimaziele notwendig wäre, steigen die Emissionen also weiterhin massiv an.

Und: Neben CO₂ müssen auch weitere Faktoren beachtet werden. Der Klimaeffekt durch Kondensstreifen, Stickoxide, Feinstaub und Zirruswolken soll mindestens doppelt so groß sein wie die Auswirkungen durch CO₂ allein. Und da reden wir noch gar nicht von der Lärmbelästigung oder dem Schaden, der durch das Fliegen in der Tierwelt verursacht wird.

#3 Aber Fliegen ist so billig.

Falsch. Es geht nämlich nicht nur um den reinen Ticketpreis, sondern vor allem um die hohen ökologischen und sozialen Kosten. Die Effekte auf Klima und Umwelt sind groß. Weitere Emissionen und die Auswirkungen auf die Artenvielfalt kosten uns um einiges mehr, als der Preis für eine Flugreise widerspiegelt.

Zudem herrschen in vielen Bereichen der Flugbranche schlechte Arbeitsbedingungen. Vor allem Billigfluglinien haben meist keine Kollektivverträge, ihre Beschäftigten arbeiten für Niedrigst-Löhne und sind oftmals nicht in Österreich gemeldet. Die Billigfluggesellschaft Ryanair verursacht zum Beispiel auch mit Abstand die höchsten CO₂-Emissionen aller Airlines in der EU.

Flugtickets sind außerdem nur deshalb so billig, weil Fliegen praktisch steuerfrei ist. Airlines zahlen nämlich keine Kerosin- oder Mehrwertsteuer. Der VCÖ berechnet: Dadurch sind uns in Österreich allein im Jahr 2019 rund 560 Millionen Euro Steuern entgangen.

#4 Es gibt keine Alternativen.

Falsch.

Der Großteil der Strecken, die innerhalb Europas geflogen werden, ist vermeidbar und über kurze Distanzen – man könnte diese Kurzstreckenflüge also gut durch klimafreundliche Zugreisen ersetzen. Rund ein Drittel der Fluggäste in Wien flog 2019 Ziele an, die weniger als 800 Kilometer entfernt waren.

Vergleicht man den CO₂-Ausstoß eines Kurzstreckenflugs mit der entsprechenden Zugreise, machen die Emissionen der Bahn immer nur rund 20 Prozent jener des Flugzeuges aus. Das Umweltbundesamt errechnet, dass Flüge innerhalb von Österreich sogar rund 50-mal klimaschädlicher sind als der Schienenverkehr.

Auch Geschäftsreisen, die 4 von 10 Flugreisen ausmachen, sind größtenteils vermeidbar. Die meisten betreffen ebenfalls nur kurze Strecken, etwa Wien-Frankfurt. Das geht auch mit dem Zug. Außerdem handelt es sich bei vielen Geschäftsreisen um routinemäßige Besprechungen, die man auch gut per Videokonferenz abhalten könnte.

Es gibt keine realistischen Aussichten auf nachhaltiges Fliegen in der nahen Zukunft. Um unsere Klimaziele zu erreichen, muss der Flugverkehr also deutlich verringert werden.

#5 Wenn ich meine Flüge kompensiere, kann ich weiterhin fliegen.

Das bei Flugreisen ausgestoßene CO₂ zu kompensieren ist gut, wenn sich ein Flug wirklich nicht vermeiden lässt. Die Idee dabei: Man bezahlt Geld, mit dem Bäume gepflanzt, Solar- und Windkraftanlagen gebaut oder neue Technologien unterstützt werden, um somit woanders CO₂ einzusparen.

Wir müssen unsere Emissionen jedoch nicht nur kompensieren, sondern tatsächlich verringern – und das sehr schnell. Zusätzlich hat Fliegen wie oben erklärt noch viel mehr negative Auswirkungen als allein der Ausstoß von CO₂, die man nicht so einfach „ausgleichen“ kann.

Ein weiterer Aspekt: Viele Kompensationsprojekte halten nicht, was sie versprechen. Studien haben gezeigt, dass nur zwei Prozent der Kompensationsprojekte wirklich eine CO₂-Reduktion erzielen, 85 Prozent tun dies mit Sicherheit nicht. Man muss also aufpassen und sich genau informieren – vor allem bei der Kompensation, die viele Airlines selbst anbieten. Mehr Infos zu sinnvollen Projekten findest du beispielsweise hier.

#6 Aber es gibt doch nachhaltige Treibstoffe für Flugzeuge.

Die Flugindustrie wirbt fleißig mit sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF). Und eine EU-Verordnung sieht ab 2025 eine stufenweise Beimengung von SAF vor. Diese vermeintlich nachhaltigen Treibstoffe sind jedoch kaum verfügbar und sehr teuer. Sie kosten mindestens das Fünffache von herkömmlichem Kerosin. Noch dazu sind sie ineffizient: 90 Prozent der Energie gehen verloren, statt das Flugzeug anzutreiben.

Es gibt zwei Gruppen von SAF: synthetische und biogene Treibstoffe. Die Herstellung von synthetischem SAF braucht bei der Produktion sehr viel Energie und wird aktuell nur in geringem Maß gemacht.

Biogenes SAF wird hingegen aus extra dafür angebauten Pflanzen wie Raps oder Soja gewonnen, man braucht also große Anbauflächen dafür. Oder man macht es aus altem Speiseöl – davon haben wir in Europa aber bei weitem nicht genug, um den Bedarf zu decken. Aufgrund der hohen Nachfrage wird bereits Altöl aus Asien importiert. Umwelt-NGOs warnen zusätzlich vor möglicherweise unseriösen Methoden. In Deutschland gab es bereits den Verdacht, dass frisches Palmöl aus Asien als vermeintliches Altöl für SAF auf den Markt gebracht wurde.

Auch bei SAF handelt es sich also leider um Greenwashing. Den Wunsch nach nachhaltigem Reisen wird damit nicht erfüllt.

Was können wir stattdessen für die Erreichung unserer Klimaziele tun?

Von politischer Seite: Die Abschaffung der Steuerbefreiung für Flüge und eine Einschränkung von vor allem Kurzstreckenflügen, aber auch von Langstreckenflügen und Privatjets. Die Flugticketabgabe muss weiter erhöht werden. Außerdem sind zusätzliche Investitionen in das Schienennetz und in bessere Direkt- und Nachtverbindungen zwischen Metropolen notwendig. Dabei muss auf die Leistbarkeit der Zugtickets geachtet werden. So fordert die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling beispielsweise einen Preisdeckel von 10 Prozent pro Kilometer für Zugfahrten zwischen EU-Hauptstädten.

Unternehmen müssen ihre Flugreisen ebenfalls stark verringern und können auf Videokonferenzen oder den Zug umsteigen. Und als Privatperson sollte man sich immer zuerst fragen, ob es nicht auch eine andere Möglichkeit gibt, das gewünschte Ziel zu erreichen.

Anmerkung: Der Artikel wurde im Juli 2024 um den Absatz zu nachhaltigen Treibstoffen ergänzt.

Die Macht der Straße

Seit 2019 ziehen zweimal jährlich junge Menschen durch die Straßen und fordern mehr Klimaschutz. Warum diese Demos auch dann noch wichtig sind, wenn andere Protestformen mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen, erklärt uns Protest- und Bewegungsforscherin Antje Daniel.

Hört uns überhaupt noch irgendwer zu? Das fragen sich manche Aktivist:innen nach über fünf Jahren weltweiter Klimastreiks. Seit dem 3. März 2019 demonstrieren Millionen von jungen Menschen zweimal pro Jahr auf den Straßen ihrer Stadt. Auf ihren Pappschildern fordern sie nach wie vor mehr Klimaschutz, weniger Öl und den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen.

Corona statt Klima in den Medien

2019 hört die Welt der Fridays for Future-Bewegung noch zu. Zeitungen füllen ganze Seiten mit ihren Forderungen, Fernsehteams drängen sich auf ihren Demos und Greta Thunberg wird als Gesicht der Bewegung zu einer der meistzitierten Persönlichkeiten der Welt.

Und dann kommt die Pandemie – und mit ihr wird es still um Fridays for Future. Die Medien titeln mit Corona statt Klima und diskutieren Lockdowns statt Streiks. Aber nicht nur die Bewegung selbst verschwindet damals fast aus den Medien, auch die Klimakrise als Ganzes rückt in den Hintergrund.

Die letzte Generation taucht auf

Erst ein Aktivist:innen-Bündnis mit dem Namen Letzte Generation hievt 2022 das Klimathema wieder zurück auf die Titelseiten. Ihre bevorzugte Protestform: der zivile Ungehorsam. Die Medien berichten dankbar und bald diskutiert das ganze Land über die Klimaaktivist:innen. Und wo bleibt da Platz für die vergleichsweise moderaten Klimastreiks der Fridays for Future-Bewegung?

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Bewegungen stehen nicht im Wettstreit zueinander

Protest- und Bewegungsforscherin Antje Daniel sieht hier kein Entweder-oder. Sie forscht an der Universität Wien und beschäftigt sich unter anderem mit der Fridays vor Future-Bewegung. Sie hat mit uns darüber gesprochen, wieso der Klimaaktivismus beide Bewegungen braucht, um wirksam zu sein.

 Protestbewegungen müssen versuchen relevant zu bleiben

„Für Bewegungen ist es herausfordernd, ihre Themen für Medien lebendig und relevant zu halten“, sagt die Forscherin. Dass nach 5 Jahren nicht mehr so viel berichtet wird wie zu Beginn der Bewegung, ist daher nicht ungewöhnlich.

Um dem entgegenzuwirken, versuche Fridays for Future auch aktuelle gesellschaftliche Themen aufzugreifen. „Letztes Jahr hat der Ukraine-Konflikt eine große Rolle auf den Klimastreiks gespielt. Auch die Frage nach sozialer Gerechtigkeit steht immer wieder im Mittelpunkt“, erzählt Daniel. Man wolle zeigen, dass Klimagerechtigkeit ein Querschnittsthema sei und fast alle Bereiche des Lebens betrifft.

Die Strategie der letzten Generation

In Sachen Aufmerksamkeit hat es die letzte Generation leichter. „Mit zivilem Ungehorsam schafft die letzte Generation, das Thema Klima in den Medien erneut zu platzieren“, argumentiert die Protestforscherin. Die Aktivist:innen entscheiden sich bewusst für Aktionen, die provokant sind und  damit garantiert weit vorne in der Zeitung landen.

Maximale Aufmerksamkeit als Ziel

Es geht um maximale Aufmerksamkeit. Und die bekommt man nur, wenn man provoziert. Ihre Message richte sich dabei aber mehr an die Politik und an die Medien als Vermittler, nicht an einzelne Menschen. Dieser Strategie bediene sich ziviler Ungehorsam aber schon seit jeher, nicht erst seit der letzten Generation. Das Ziel von zivilem Ungehorsam sei es letztlich, Regeln zu brechen, was dadurch gerechtfertigt wird, dass die Klimaziele nicht eingehalten werden, so Daniel.

„Mit den Klimastreiks möchten die Bewegung die breite Mitte der Gesellschaft erreichen.“

Fridays for Future möchte nicht unterbrechen, sondern mobilisieren. „Mit den Klimastreiks möchten die Bewegung die breite Mitte der Gesellschaft erreichen“, erklärt Antje Daniel. In ihrer Kommunikation spreche Fridays for Future daher auch das Individuum an, und nicht Medien und Politik.

Zwar ziehen die Klimademos über Hauptstraßen und unterbrechen damit den Verkehr. Aber die Unterbrechung an sich ist nicht das Ziel. Vielmehr ist die Hauptstraße Ausdruck eines zentralen Ortes. „Die Bewegung will damit ausdrücken, dass sie den öffentlichen Raum einnimmt mit einem Anliegen, das die ganze Gesellschaft betrifft“, sagt Daniel. Auch der Heldenplatz in Wien und andere zentrale Plätze überall auf der Welt als Orte der Abschlusskundgebungen seien bewusst gewählt. Als Knotenpunkt zwischen Öffentlichkeit und Politik.

Die Schlagkraft einer globalen Bewegung

Die Wirkung der Klimastreiks liege auch in seiner globalen Dimension begründet, erzählt die Forscherin. Die Demos finden in tausenden Städten weltweit am selben Tag statt. So kann die Bewegung zeigen: Wir sind viele, also hört uns besser zu. Und nicht zuletzt die halbjährliche Wiederholung der Demos ruft ihre Anliegen immer und immer wieder in Erinnerung.

Erfolge der Klimastreiks sind schwer messbar, aber da

Und welche Form des Aktivismus ist nun mit seinen Forderungen erfolgreicher? Die Protest- und Bewegungsforschung habe es schwer, konkrete politische Veränderungen einer einzelnen Bewegung zuzuschreiben, weiß Antje Daniel aus ihrer täglichen Arbeit. „Ein neues Gesetz kann durch den Druck einer Bewegung erlassen worden sein oder aber einfach einen Wertewandel bei politischen Vertreter:innen widerspiegeln. Politische Veränderungen sind immer multikausal“, so Daniel. Es gibt also immer viele Gründe.

Fridays for Future hat Klimaschutz auf die Straße gebracht

Zwar sind konkrete Erfolge schwer zu benennen. Aber Antje Daniel hält dagegen: „Klimapolitik hat vor 2019 in Österreich institutionalisiert zwischen NGOs und der Politik stattgefunden. Fridays for Future hat Klima- und Umweltbelange wieder auf die Straße gebracht. Damit haben sie den Weg geebnet für andere Bewegungen.“

Geeint durch gemeine Forderung nach mehr Klimaschutz

Dass diese nun mehr Aufmerksamkeit in den Medien bekommen, ist für Fridays for Future kein Nachteil. Im Gegenteil. Man dürfe die beiden Bewegungen nicht gegeneinander ausspielen, sagt Antje Daniel. Außerdem seien sie ohnehin nicht scharf voneinander zu trennen. Viele Aktivist:innen der letzten Generation nehmen auch an den Protesten von Fridays for Future teil, und zum Teil auch umgekehrt. Beide Bewegungen ergänzen einander. Sie haben völlig unterschiedliche Strategien, um sich Gehör zu verschaffen. Aber die gemeinsame Forderung nach konsequentem Klimaschutz eint sie.

Buchtipp: Der Grund

Bodenversiegelung ist – nach Langem endlich – ein Top-Thema in der öffentlichen Diskussion. Unser FREDA Buchtipp zum Thema kommt von Karin Chladek.  

Das Problem, dass immer mehr Boden verbaut und damit anderen Nutzungsformen permanent entzogen wird, besteht beim Verbauungs-„Europasieger“ Österreich (mit einem durchschnittlichen Flächenverbrauch von täglich rund 12,9 ha, also 20 Fußballfeldern) massiv, aber das Problem an sich ist international.

„Wie wir mit Böden und Flächen umgehen, ist die Überlebensfrage des 21. Jahrhunderts“

Auch in Deutschland, dem Herkunftsland der beiden Autorinnen von „Der Grund“, Tanja Busse und Christiane Grefe, ist der behauptete Bedarf von Boden von ganz verschiedenen Seiten beachtlich. Häuslbauer*innen, Landwirtinnen und Landwirte, Immobiliengesellschaften, Straßenbaufirmen, nicht zuletzt Betreiber*innen von Windparks oder PV-Feldern … alle glauben sie, ihre Ansprüche seien wichtiger als andere, alle fordern sie Flächen (oberirdisch) und/oder Böden (auch unterirdisch). Diese stehen aber nicht endlos zur Verfügung. Das ist nicht so trivial, wie es klingt: Wohnen, essen und mobil sein wollen wir schließlich alle. Auch nachhaltig erzeugte Energie ist unverzichtbar. Was aber der Entzug von immer mehr Böden für die Biodiversität, die regionale Landwirtschaft, die Speicherung von Wasser und von CO₂ sowie letztendlich für uns selbst bedeutet, mag man sich kaum vorstellen. Dass es längst andere, weit Boden-schonendere Wirtschaftsformen gibt (die im Buch vorgestellt werden), ist zwar offensichtlich, wird aber von viel zu wenigen Menschen auch tatsächlich umgesetzt. Immer noch.

Wie wichtig das Leben im Boden selbst ist, war lange Zeit nur Biolog*innen und Bio-Bäuer*innen klar. Nun dringt es immer mehr in das Bewusstsein der Gesellschaft. Inzwischen ist bekannt, wie entscheidend Schlüsselorganismen wie Regenwürmer oder Mykorrhiza-Pilze sind. Wer es genau wissen möchte, ist mit diesem Buch gut bedient. „Wie wir mit Böden und Flächen umgehen, ist die Überlebensfrage des 21. Jahrhunderts“, meinen Tanja Busse und Christiane Grefe in „Der Grund“.

Diese Rezession hat Karin Chladek geschrieben / Bilder: Verlag Antje Kunstmann / „Der Grund“ von Tanja Busse & Christiane Grefe ist im Verlag Antje Kunstmann erschien. München 2024.

Bild: Verlag Antje Kunstmann

Österreich braucht eine Bodendiät

Industriegebiete, Parkplätze und Straßen fressen die heimischen Böden auf. Kein Land in Europa verbaut mehr fruchtbares Land als wir. Österreich braucht endlich eine Bodendiät mit einer verbindlichen Obergrenze von 2,5 Hektar. Denn vage Absichten und schöne Worte schützen unsere Böden nicht.

Wenn wir abnehmen möchten, setzen wir uns ein Ziel. Zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Kalorien, die wir pro Tag essen wollen. Oder wir streichen besonders ungesunde Nahrungsmittel von unserem Speiseplan.

Eine Diät ist so oder so nicht leicht. Das weiß jeder, der es schon probiert hat. Aber eine Diät ohne festgelegte Grenzen und Ziele, nur getragen von guten Absichten? Das ist zum Scheitern verurteilt. Eine Ausnahme folgt der anderen und irgendwann essen wir wieder genauso, wie vor der Diät.

Fixe Obergrenze statt vage Absichten

Dieses Prinzip gilt nicht nur für unsere Ernährung. Und damit sind wir wieder bei den heimischen Böden. Wenn etwas so wichtig ist wie Bodenschutz, können wir nicht auf vage Absichten vertrauen. Es braucht verbindliche Ziele und Obergrenzen. Insbesondere deswegen, weil schon jetzt mit unfairen Mitteln gegen Bodenschutz argumentiert wird.

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Das zeigt die Vorgehensweise des Gemeindebundes (Interessensvertretung der österreichischen Gemeinden) und der Bundesländer bei den Verhandlungen zur Bodenstrategie. Die Strategie wurde von der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) erarbeitet. Das ist eine Einrichtung, die für alle österreichweiten Fragen rund um Boden und Raumordnung zuständig ist.

Die ÖROK entscheidet gemeinsam. Bundesländer, Gemeinden und die Bundesregierung sind gleichermaßen in der Einrichtung vertreten und treffen Beschlüsse einstimmig. Das macht Sinn, betrifft doch der Schutz des heimischen Bodens alle politischen Ebenen gleichermaßen.

Fake-Bodenstrategie stiftet Verwirrung

Ende Februar verkündeten aber Gemeindebund und Bundesländer vor den Medien, man hätte eine Bodenstrategie beschlossen – und zwar ohne die Bundesregierung. Denn die wollte einen verbindlichen Grenzwert von 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag in der Bodenstrategie geschrieben sehen.

Das Papier hat natürlich keine Gültigkeit ohne der Zustimmung des Bundes. Vielmehr stiften solche Fake News Verwirrung und machen Verhandlungen über echte Maßnahmen zum Schutz der Böden schwieriger.

Das 2,5 ha Ziel ermöglicht immer noch den Bau von 600.000 Wohnungen und 20.000 Kindergärten pro Jahr.

Riesige Reserve bereits gewidmeter Flächen

Die Argumentation der Bodenschutz-Gegner:innen nutzt die Sorgen der Menschen rund um die Teuerung aus. Mit dem 2,5 Hektar-Obergrenze könne man keinen leistbaren Wohnraum und keine wichtigen öffentlichen Gebäude mehr bauen. Diese Behauptung ist allerdings falsch. Das 2,5 Hektar Ziel erlaubt es Österreich immer noch, 600.000 Wohnungen und 20.000 Kindergärten zu errichten – jedes einzelne Jahr.

Hinzu kommen enorme Flächen, die bereits als Bauland gewidmet sind, aber noch unbebaut sind. Ein Beispiel: Auf den bereits gewidmeten Flächen Oberösterreichs könnte man die Millionenstadt Wien unterbringen. Es ist also keine Rede davon, dass wir keine neuen Wohnungen mehr bauen können. Bodenschutz und leistbarer Wohnraum können Hand in Hand gehen.

Bevölkerung will echten Bodenschutz

Mit ihrer Antihaltung stellen sich Gemeinden und Länder aber zunehmend gegen die Wünsche der Bevölkerung. Eine große Mehrheit der Menschen hierzulande steht längst auf der Seite des Bodens, zeigt eine Umfrage im Auftrag der Hagelversicherung. Vier von fünf der Befragten fordern eine verbindliche Begrenzung des Bodenverbrauchs auf 2,5 Hektar. Und drei von vier Befragten sehen durch die Verbauung unserer fruchtbaren Böden die Lebensmittelversorgung gefährdet.

Vier von fünf Menschen fordern eine verbindliche Begrenzung des Bodenverbrauchs auf 2,5 Hektar.

Ohne natürliche Böden keine Artenvielfalt

Die Österreicher:innen haben erkannt, was in manchen Kreisen der Politik noch nicht in die Köpfe will: Wir brauchen unsere Böden. Sie sind die Grundlage, um überhaupt Lebensmittel anbauen zu können. Sie filtern und reinigen Wasser. Und sie helfen, Hochwasser zu verhindern und sorgen für saubere Grundwasservorräte. Mit jedem verbauten Hektar geht außerdem Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen verloren. Ohne natürliche Böden keine Artenvielfalt.

Österreich braucht eine Bodendiät, damit nicht unser verbliebenes Erbe an natürlichen Böden auch noch aufgefressen wird. Damit diese Diät aber langfristig funktioniert, brauchen wir das 2,5 Hektar Ziel in der Bodenstrategie. Gute Absichten alleine reichen nicht. Denn kaum wäre die Aufmerksamkeit weg vom Thema Bodenschutz, würde die Verbauung munter weitergehen. Der Jo-Jo-Effekt des Bodenfraßes, wenn man so will. Eine gesunde Diät sieht anders aus.

Ohne Demokratie keine Innovation

Innovation und Demokratie bedingen sich gegenseitig. Denn nur in einer Demokratie wird die Forschung an neuen Ideen, die einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten, von der Regierung gefördert. In einem autoritären Regime eher nicht. Dort dient Innovation meist nur den Machthabenden.

Damit wir die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise noch abwenden können, braucht es gute und vor allem unterschiedliche Erfindungen und Projekte mehr denn je. Stellt euch also mal vor, ihr habt eine gute Idee, die die Klimakrise ausbremsen könnte. Doch um diese Idee voranzubringen, braucht ihr Geld und einen freien Markt. Die Demokratie liefert hier die Grundbausteine.

Das Ringen um die beste Idee

Der freie Markt ermöglicht es, mit anderen in den Wettbewerb zu treten und die eigene Idee weiterentwickeln zu können. Ein Wettbewerb ist wichtig, damit es viele verschiedene Ideen gibt aus unterschiedlichen Bereichen. Die Regierung in einer Demokratie fördert dieses Ringen um die beste Idee durch Fördermittel – so kann ein positiver Wandel vorangebracht werden. In einem autoritären Regime wird dieser Wettbewerb unterbunden. Ideen, die der Gesellschaft zugutekommen? Fehl am Platz. In autoritären Regimen geht es bei innovativen Prozessen in erster Linie meist darum, Macht weiter auszubauen und weniger darum, der Gesellschaft einen positiven Mehrwert zu bieten.

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In der EU wird eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Forschungsteams aus verschiedenen Ländern und Disziplinen unterstützt. Ohne eine Demokratie, beziehungsweise ohne die EU, wäre das nicht möglich. Viele Erkenntnisse und Entdeckungen würden es nie über den Tellerrand hinausschaffen. Für den Kampf gegen die Klimakrise ist es also notwendig, mit Menschen aus den unterschiedlichsten Disziplinen zu forschen, um neue Ideen zu entwickeln, die einen positiven Mehrwert haben.

Österreich ist Innovationsland

Innovation ist der Kern der europäischen Politik, um Wachstum zu fördern und einen ökologischen, wirtschaftlichen und digitalen Fortschritt voranzubringen. Auch in Österreich hat Forschung und Innovation einen hohen Stellenwert. Im Jahr 2020 gab Österreich über drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Forschung aus und erreichte damit den 2. Platz im EU-Vergleich hinter Schweden. Österreich hat das Ziel, zu den innovativsten Ländern der EU zu gehören. Um dieses Ziel zu erreichen, leisten EU-Fördermittel und Partnerschaften einen wichtigen Beitrag. Eine Demokratie ebnet dafür den Weg.

Von der Energiewende über eine Mobilitätswende bis hin zur ökologischen Landwirtschaft – bahnbrechende Innovation braucht es in allen Bereichen des Lebens.

Hallo Soilmate! Hier erfährst du etwas über Bodenschutz

Danke fürs Scannen. Willst du mehr über unsere kostenlosen Spray-Workshops wissen? Dann klicke hier. Falls du aber hier bist, um mehr über das Streetart-Kunstwerk vor dir zu erfahren, dann lies einfach weiter.

Ein Soilmate ist jemand, der erkannt hat, wie wichtig gesunde Böden für uns Menschen sind. Als Soilmates sind wir aber leider noch in der Unterzahl.

Österreich hat in den letzten Jahrzehnten seine Böden achtlos verbaut, überdüngt und zu asphaltiert. Darauf möchte dieses Kunstwerk aufmerksam machen. Gesunde Böden sind voll mit Lebewesen, versiegelte Böden sind tot.

Die harten Fakten

Seit dem Jahr 2000 wurden in Österreich 1.300 Quadratkilometer verbaut. Das ist mehr als dreimal die Fläche Wiens. Pro Minute verschwanden 120 Quadratmeter Boden für Einkaufsmärkte, Parkplätze, Straßen, Gewerbegebiete und Logistikzentren unter Beton.

Die wichtigste Maßnahme für Bodenschutz

Österreich braucht einen verbindlichen Grenzwert von 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag. Nur eine solche Obergrenze kann den Bodenfraß auf Dauer verhindern. Eine 2,5 Hektar-Grenze erlaubt es Österreich immer noch, 600.000 Wohnungen und 20.000 Kindergärten zu errichten – jedes einzelne Jahr. Hinzu kommen enorme Flächen, die bereits als Bauland gewidmet sind, aber noch unbebaut sind. Ein Beispiel: Auf den bereits gewidmeten Flächen Oberösterreichs könnte man die Millionenstadt Wien unterbringen. Bodenschutz und leistbarer Wohnraum können Hand in Hand gehen. Mehr zum 2,5 Hektar-Ziel findest du hier.

Was wollen die Österreicher:innen

Eine große Mehrheit der Menschen hierzulande steht auf der Seite des Bodens. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag der Hagelversicherung. Vier von fünf der Befragten fordern eine verbindliche Begrenzung des Bodenverbrauchs auf 2,5 Hektar. Und drei von vier Befragten sehen durch die Verbauung unserer fruchtbaren Böden die Lebensmittelversorgung gefährdet. Hier findest du die ganze Studie.

Wie Landwirtschaft Boden schützt

Landwirtschaftliche Betriebe können auch so anbauen, dass sie nicht die Böden zerstören, Wildtieren den Lebensraum stehlen und Trinkwasserspeicher an ihre Grenzen bringen. Dass der Boden gesund ist, ist für Maria und Robert Harmer das Wichtigste. Denn sie wissen: Nur so bleibt er fruchtbar und kann mit Stresssituationen wie Trockenheit umgehen. Erfahre im Video, was sie anders machen als konventionelle Landwirt:innen.

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Ein neues Haus, das keinen Boden versiegelt

Haus bauen geht auch ohne Beton und Bodenversiegelung. Das steht dann auf Schraubfundamenten und hat eine Fassade aus Holz. Wie jenes von Rudi Takacs in Breitenfurt. Erfahre in diesem Video mehr über Rudis außergewöhnliches Haus.

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Häuser sanieren ist aktiver Bodenschutz

Verena und Johann haben ein altes Haus in Sant Pölten saniert, statt ein neues auf die grüne Wiese zu stellen. Und darauf sind sie stolz. Rund um die niederösterreichische Landeshauptstadt kommen jedes Jahr unzählige neue Einfamilienhäuser hinzu. Das Problem dabei: Durch befestigte Flächen wie Gebäude, Straßen oder Parkplätze werden natürliche Böden verdeckt. Erfahre hier mehr über Verena und Johanns Sanierung.

Teste mit einem Teebeutel, wie gesund dein Boden ist

Im Teebeutel befindet sich organisches Material in Form von getrockneten Teeblättern. Wenn man nun den Beutel in der Erde vergräbt, dann beginnen Mikroorganismen im Boden ihre Arbeit. Sie zersetzen den Tee. Nach 90 Tagen gräbt man den Beutel wieder aus und wiegt ihn. Je mehr Gewicht er verloren hat, desto mehr Tee wurde von den Mikroorganismen zersetzt. Hier erfährst du, wie du mitmachen kannst.

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Bald ganzjähriger Pollenflug

Die Klimakrise bringt uns einen ganzjährigen Pollenflug. Allergiker:innen müssen daher früher und länger Maßnahmen gegen die lästigen Symptome ergreifen. Neue Therapien und Apps helfen aber, die Beschwerden zu lindern.

Frühlingszeit heißt für rund ein Fünftel der Österreicher:innen Augenjucken, Niesattacken und verstopfte Nase. Eineinhalb bis zwei Millionen Menschen leiden hierzulande an Heuschnupfen. Im Gegensatz zu normalem Schnupfen, den Viren oder Bakterien auslösen, ist Heuschnupfen eine allergische Reaktion auf Pollen. Sobald sie die Pflanzen freisetzen, wandern sie durch die Luft und lösen die Beschwerden aus.

Klimakrise sorgt für frühen Pollenflug

Und hier kommt die Klimakrise ins Spiel. Aufgrund der steigenden Wintertemperaturen schicken Pflanzen ihre Pollen immer früher los.  Im vergangenen Jahr hat die Pollenzeit im Osten Österreichs bereits etwa 300 Tage angedauert. Ein Rekord, den das Jahr 2024 gleich brechen könnte. Denn heuer war der Winter besonders mild. Insbesondere der frühlingshafte Februar hat beinahe alle Temperaturrekorde gebrochen. Nach vorläufigen Berechnungen von GeoSphere Austria war er 5,5 Grad wärmer als im Schnitt der letzten drei Jahrzehnte.

Die extrem warmen Wintertemperaturen ließen Haselbüsche schon im Jänner Pollenkörner ausstoßen. Und etwa einen Monat früher als im langjährigen Schnitt wurden in den Messstellen schon Pollenkörner der Esche gefunden. Im Frühling startet dann die Blüte der Gräser. Und sogar zur Weihnachtszeit schwirren Pollen der von Stadtgärtnereien gepflanzten Purpurerlen durch die Luft, sagt Helmut Zwander vom Kärntner Pollenwarndienst. Mit anderen Worten: Allergiker:innen haben das ganze Jahr über keine Ruhe mehr.

Wenig Lebensqualität während der Pollenzeit

Während sich andere am Grün erfreuen, bedeutet es für Menschen mit Heuschnupfen mitunter eine große Belastung. „Viele Allergiker:innen leiden während der Pollenzeit unter Schlafstörungen, einem Leistungsabfall bei der Arbeit und in der Schule sowie an Einschränkungen bei Freizeitaktivitäten“, erklärt Helmut Zwander. Der vermeintlich harmlose allergische Schnupfen könne außerdem auch allergisches Asthma auslösen.

Eingeschleppte Pflanzen verschärfen Pollensituation zusätzlich

Aber nicht nur hohe Wintertemperaturen, sondern auch eingeschleppte Pflanzen verschärfen die Pollensituation. Bereits Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Ragweed aus den USA nach Europa verfrachtet. Es ist in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland weit verbreitet, und gelangte bereits gen Westen bis nach Tirol und Kärnten.

Eigentlich eingewandert, und trotzdem hierzulande ein alter Bekannter: Das Beifußblättrige Traubenkraut, besser bekannt unter seinem englischen Namen Ragweed: Es bereitet Allergiker:innen oft große Probleme.

Auch der Einjährige Beifuß sorgte laut den Experten im Vorjahr mit einer starken Blüte im Spätherbst für heftige Beschwerden. Er stammt ursprünglich aus Asien und vom Balkan. Neuerdings im pannonischen Tiefland anbaubare Olivenhaine könnten zusätzlich „in nicht allzu ferner Zukunft für Belastungen bei Menschen sorgen, die sensibel auf Pollen von Ölbaumgewächse reagieren“, sagen Expert:innen. Lokal könne auch der sich aktuell ausbreitende „Götterbaum“ die Schleimhäute reizenden Pollenflug bringen.

App für Bestimmung des persönlichen Allergie-Risikos

Dem sind wir aber nicht schutzlos ausgeliefert. Österreichweit gibt es 25 strategisch positionierte Messstellen, sogenannte Pollenfallen, wo regelmäßig der Pollengehalt in der Luft gemessen wird. Dank dieser Daten kann man sehr genau ein persönliches Allergie-Risiko ermitteln. Es ist über eine kostenlose App namens Pollen+ für Android und iOS verfügbar oder über die Internetseite des Polleninformationsdienstes abrufbar.

Das kann ich gegen Heuschnupfen tun

Mit Pollenschutzgittern und Luftreinigern in den Wohnräumen kann man die Belastung gut senken. „Vor allem sollten sie den Pollen möglichst aus dem Weg gehen“, sagt Fritz Horak vom Allergiezentrum Wien West. Die Symptome lassen sich auch von speziellen Wirkstoffen (Antihistaminika und Kortison) lindern.  Es gibt auch eine Allergen-spezifische Immuntherapie (AIT), bei der das Immunsystem im Zeitraum von mehreren Jahren lernt, die Allergie-Auslöser zu tolerieren. „Circa 70 bis 80 Prozent der Behandelten berichten über eine Besserung der Symptome“, berichtet Horak. Die Chancen dafür stünden umso besser, umso früher mit einer Immuntherapie begonnen wird. All diese Behandlungsmethoden werden angesichts der Klimakrise zukünftig an Bedeutung gewinnen.

So weiß ich, ob ich Heuschnupfen habe

Wer sich jetzt fragt „Hilfe, hab ich Heuschnupfen?“, der sollte seine Symptome erst einmal beobachten. Treten Beschwerden wie verstopfte Nase, Niesattacken und juckende Augen jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit auf und dauern über mehrere Wochen an, könnte tatsächlich eine Pollenallergie dahinterstecken. Dann sollte man auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen und die Symptome abklären. (Red./APA)

Wasser ist Frieden

Am 22. März ist Weltwassertag. Dieser Tag wurde 1993 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um auf die weltweite Bedeutung von Wasser aufmerksam zu machen. Dieses Jahr steht er unter dem Motto „Water for Peace“ – also „Wasser für Frieden“. Doch was hat Frieden mit Wasser zu tun?

Wasser kann Frieden stiften oder Konflikte auslösen. Warum? Wasser ist unsere wichtigste Lebensgrundlage. Dennoch haben weltweit über 800 Millionen Menschen keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser. Für uns in Österreich ist diese lebensnotwendige Ressource  selbstverständlich. Wir profitieren von einem der saubersten Trinkwasserqualitäten weltweit – nirgendwo ist das Wasser so sauber wie hier. Doch auch in Österreich könnte das Wasser knapp werden, wenn es immer heißer wird. Und das kann zu Konflikten führen. Wenn Wasser knapp oder verschmutzt ist oder wenn Menschen keinen gleichberechtigten oder gar keinen Zugang dazu haben, können Spannungen entstehen.

Dieses Jahr wurde dem Weltwassertag daher das Motto „Wasser für Frieden“ verliehen, denn es besteht ein dringender Bedarf, zusammenzuarbeiten, um unsere kostbarste Ressource zu schützen und zu erhalten. Eine gemeinschaftliche und vor allem nachhaltige Verteilung und Nutzung von Wasserressourcen ist entscheidend, um Konflikte oder gar Kriege zu vermeiden und die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen.

Das Problem erklärt

Wasser steht unter wachsendem Druck. Die wasserbezogenen Auswirkungen des Klimawandels verschärfen sich, und eine wachsende globale Bevölkerung stellt eine zunehmende Nachfrage an eine begrenzte Ressource. Innerhalb vieler Länder ist der Zugang der Menschen zu sicherem Trinkwasser ungleichmäßig und unfair verteilt. In einigen Regionen der Erde müssen Menschen Ländergrenzen überqueren, um an Wasser zu kommen. All das kann soziale Unruhen auslösen, insbesondere im Zusammenhang mit Nahrungsmittelunsicherheit, hoher Arbeitslosigkeit und Migration.

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Klimawandel als Auslöser

Inzwischen wird jeden Sommer darüber berichtet: Weniger Wasser, das durch die Flüsse fließt, Bäume und Wiesen vertrocknen und die Landwirtschaft kämpft mit der Dürre. Wasserknappheit betrifft uns alle. Desto wichtiger ist es, sich einmal bewusst zu machen, wie wir damit umgehen und was wir tun können.

Wasserknappheit bedeutet an sich nicht, dass es auf der Welt weniger Wasser gibt als früher, es geht hier mehr um die Verteilung des Wassers. Durch den Klimawandel nehmen Niederschläge weltweit stetig zu. Die ansteigenden Temperaturen sorgen dafür, dass immer mehr Wasser verdunstet. Das verdunstete Wasser steigt auf und regnet dann irgendwann woanders wieder runter. Das heißt, dass es in vielen Teilen der Erde immer trockener wird. Aktuell ist zu beobachten, dass sich die Wüstenzone Nordafrikas durch den Klimawandel bereits bis nach Südeuropa ausgedehnt hat. Währenddessen regnet es anderswo auf der Erde immer mehr. Ein Hektar natürlicher Boden kann 15.000 Badewannen voll Wasser aufnehmen. Durch Versiegelung, Verbauung und Verdichtung kann allerdings in vielen Gebieten nicht mehr so viel Regenwasser in den Boden einsickern. Das führt bei zunehmendem Starkregen oft zu flutartigen Überschwemmungen.

Internationale Abkommen und das reduzieren der Treibhausgase spielen auf globaler Ebene eine wichtige Rolle. Aber auch jede:r einzelne:r kann einen Beitrag leisten, der Wasserknappheit entgegenzuwirken.

Was können wir also tun?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie du dazu beitragen kannst, der Wasserknappheit entgegenzuwirken:

  • Wassereffizienz verbessern: Du kannst deinen persönlichen Wasserverbrauch optimieren, indem du zum Beispiel wassersparende Duschköpfe verwendest und Toilettenspülgänge verwenden, die weniger Wasser verbrauchen. Undichte Rohre und Wasserhähne sollten repariert werden, um kein unnötiges Wasser zu verschwenden.
  • Bewusst konsumieren: Fleisch und Milchprodukte benötigen bei der Produktion sehr viel Wasser. Eine Umstellung auf eine mehr pflanzenbasierte Ernährung oder zumindest das Reduzieren von Fleisch- und Milchprodukten kann den indirekten Wasserverbrauch reduzieren.
  • Regenwassernutzung: Für die Bewässerung von Pflanzen oder für andere Zwecke kannst du Regenwasser nutzen, sofern du dir eine Regentonne anschaffen kannst.
  • Unterstützung von Wasserschutzprojekten: Engagiere dich für lokale Gemeinschaftsprojekte, die darauf abzielen, die Wasserqualität vor allem in den Entwicklungsländern zu verbessern und einen nachhaltigen Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen fördern oder ausbauen.
  • Bildung: Informiere dich und teile dein Wissen mit anderen. Bildung und sich damit bewusst auseinanderzusetzen, spielt eine wichtige Rolle dabei, Menschen zu motivieren, verantwortungsvoll mit Wasser umzugehen und sich für den Schutz von Wasserressourcen einzusetzen.

Individuelle Handlungen mögen auf den ersten Blick klein erscheinen, aber sie können in Kombination mit einem gemeinschaftlichen Engagement einen bedeutenden Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise und der damit einhergehenden globalen Wasserknappheit leisten.

Renaturierung: Österreich hat Schlüsselrolle

Wenn Österreich eines kann, dann ist es, von seinen beeindruckenden Naturlandschaften zu schwärmen. Nur leider sind eben diese Landschaften in Gefahr. Schwärmerei allein wird sie nicht retten, sondern nur gute Gesetze. Das wichtigste Naturschutzgesetz in der Geschichte Europas droht nun aber zu scheitern. Und zwar ausgerechnet an den Wächter:innen von Österreichs Naturlandschaften, den Landeshauptleuten. 

Österreich. Natur pur. Das Land der unberührten Berge und Seen. Wir haben Naturwunder zum Anfassen, Gipfeljuwele zum Besteigen, sind der Ort, wo man die Seele in der freien Natur baumeln lassen kann. Wir alle kennen den Hochgesang auf Österreichs Naturlandschaften. Aus Tourismusprospekten und aus den Mündern der Politiker:innen. Trotzdem kann sich Österreich nicht dazu entschließen, dem EU-Renaturierungsgesetz zuzustimmen. Erfahre im Q&A, warum das europäische Gesetz so wichtig wäre und wer den Beschluss blockiert.

Was ist das EU-Renaturierungsgesetz?

Das EU-Renaturierungsgesetz, offiziell Verordnung zur Wiederherstellung der Natur, ist eines der wichtigsten Elemente des EU Green Deals. Es soll vom Menschen zerstörte Ökosysteme in der Europäischen Union wieder in einen stabilen Zustand bringen.

Bis zum Jahr 2030 möchte die EU 20 Prozent der Land- und Meeresflächen der EU wieder in einen naturnahen Zustand versetzen. Das beinhaltet unter anderem:

  • abgeholzten Flächen wieder aufforsten
  • zerstörten Moore wiedervernässen
  • Flussverläufe wieder frei fließen lassen
Warum brauchen wir das Gesetz?

Die Naturlandschaften der EU sind stark geschädigt. Mehr als 80 Prozent der europäischen Ökosysteme sind in einem schlechten Zustand. Das hat zur Folge, dass zahlreiche Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Intakte Natur spielt aber auch für den Menschen eine wichtige Rolle. Sie liefert uns saubere Luft, sauberes Wasser und fruchtbare Böden. Sie trägt außerdem zur Regulierung des Klimas bei und mildert Hochwasser und Dürren.

Naturlandschaften sind auch für die Landwirtschaft und den Tourismus unverzichtbar. Viele Nutzpflanzen brauchen Bestäuber wie Bienen, damit sie Landwirt:innen anbauen können. Und gesunde Böden sind die Grundlage für eine ertragreiche Landwirtschaft.

Renaturierung kostet natürlich Geld. Die Europäische Kommission schätzt die Kosten für die Umsetzung der Maßnahmen auf bis zu 200 Milliarden Euro pro Jahr. Die wirtschaftlichen Vorteile der Renaturierung werden jedoch auf bis zu 400 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Das EU-Renaturierungsgesetz spielt also auch für unseren zukünftigen Wohlstand eine große Rolle.

War das EU-Renaturierungsgesetz nicht schon beschlossen?

Nein. Diesen Februar wurde dem Gesetz zwar nach vielen Kompromissen im EU-Parlament zugestimmt. Das Gesetzgebungsverfahren der Europäischen Union ist aber ein komplexer Prozess, der aus mehreren Schritten besteht. Damit das Renaturierungsgesetz in Kraft treten kann, braucht es noch die Zustimmung des EU-Umweltminister:innenrates. Er setzt sich aus den Umweltminister:innen aller 27 Mitgliedsstaaten zusammen. Österreich ist durch Umweltministerin Leonore Gewessler vertreten.

Müssen im EU-Umweltminister:innenrat alle Mitgliedsstaaten zustimmen?

Nein. Entscheidungen im Umweltminister:innenrat werden mit sogenannter qualifizierter Mehrheit getroffen. Das bedeutet, dass mindestens 55 Prozent der Mitgliedsstaaten einem Beschluss zustimmen müssen, die aber gleichzeitig mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der EU repräsentieren müssen.

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Wenn nicht alle zustimmen müssen, warum spielt Österreich dann eine Schlüsselrolle?

Aktuell sind 19 der 27 EU-Staaten für das Gesetz, sie repräsentieren aber nur 63 Prozent der EU-Bevölkerung. Es fehlt also nur mehr wenig auf die notwendigen 65 Prozent, um das EU-Renaturierungsgesetz beschließen zu können. In dieser knappen Abstimmung ist Österreich das Zünglein an der Waage.

Mitte Mai richten die zustimmenden Staaten mahnende Worte an Österreich und die anderen Blockierer. In einem gemeinsamen Brief fordern Deutschland, Frankreich, Spanien, Tschechien, Dänemark, Estland, Zypern, Luxemburg, Litauen und Slowenien, Naturschutz ernst zu nehmen und dem Gesetz zuzustimmen.

Ist Umweltministerin Leonore Gewessler gegen das EU-Renaturierungsgesetz?

Nein. Leonore Gewessler würde dem Gesetz gerne zustimmen, darf sie aber nicht. Sie braucht die Zustimmung der Landeshauptleute. Sie haben eine geschlossene Blockadehaltung gegen das Gesetz eingenommen.

Was haben die Landeshauptleute mit einem EU-Gesetz zu tun?

In Österreich ist die Umweltpolitik Ländersache. Dadurch haben die Landeshauptleute ein Instrument zur Hand, die sogenannte einheitliche Länderstellungnahme (ELSt). Können sie sich untereinander auf eine gemeinsame Position einigen, muss sich die Ministerin an diese halten. Diese gemeinsame Position ist derzeit die Ablehnung des Gesetzes.

Gefährdet das EU-Renaturierungsgesetz die Ernährungssicherheit?

Nein. Das behauptet zwar ein Teil der Landeshauptleute, aber das hält keiner wissenschaftlichen Prüfung stand. Das Gesetz ist so entworfen, dass es sowohl Naturschutz als auch die Versorgungssicherheit berücksichtigt. Die in der Vergangenheit geäußerte Kritik der Bundesländer zu diesem Thema ist im finalen Kompromiss mehrfach berücksichtigt.

Renaturierungsmaßnahmen wie die Wiedervernässung von Mooren oder die Aufforstung von Wäldern führen sogar zu einer Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Dies wiederum kann zu höheren Erträgen in der Landwirtschaft führen.

Und auch die voranschreitende Klimakrise darf man hier nicht außer Acht lassen. Intakte Ökosysteme sind widerstandsfähiger gegen ihre zerstörerischen Auswirkungen. Durch Renaturierungsmaßnahmen können Landschaften besser auf extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Hochwasser reagieren. So können zum Beispiel gesunde Böden mehr Regenwasser aufnehmen und natürliche Flussläufe besser mit Hochwasser umgehen. In beiden Fällen profitiert die Landwirtschaft, weil weniger Schäden auf ihren Äckern entstehen.

Wie geht’s weiter?

Der nächste EU-Umweltministerrat findet am 17. Juni 2024 statt. Sollten die Landeshauptleute ihre Meinung bis dahin ändern, könnte Leonore Gewessler im Namen Österreichs dem Gesetz zustimmen. Damit würde man europäische Naturschutzgeschichte schreiben.

Noch Fragen? In diesen Artikeln findest du noch mehr zum Thema Renaturierung: