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Länder lassen Millionen für Kinderbetreuung liegen

Die Bundesländer ließen letztes Jahr 71 Millionen Euro vom Bund bereitgestelltes Geld für den Ausbau von Kinderbetreuung liegen. Damit hätten sie in ihren Kindergärten unter anderem neue Plätze schaffen, die Öffnungszeiten verlängern und Sprachförderung für Kinder anbieten können. All das blieb auf der Strecke.

In den Kindergartenjahren 2022/23 bis 2026/27 können die Länder jeweils 200 Mio. Euro an Zweckzuschüssen für das Pflichtkindergartenjahr für Fünfjährige sowie für den Ausbau an Plätzen, bessere Betreuungsschlüssel, längere Öffnungszeiten und Sprachförderung abholen. Vom Geld im Topf für Ausbau und Sprachförderung haben die Länder laut Bildungsministerium jedoch zuletzt 38 Prozent liegengelassen. Das entspricht einer Summe von rund 71 Millionen Euro.

Pro Jahr sind 80 Mio. für das gesetzlich verankerte Pflichtkindergartenjahr reserviert. Diese Mittel wurden von den Ländern in den letzten beiden Jahren vollständig abgerufen, zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen durch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS).

Viel ungenutztes Geld

Vom Geld aus dem Topf für Ausbau und Sprachförderung, bei dem die Länder jeweils etwa die Hälfte des Zweckzuschusses des Bundes kofinanzieren müssen, blieb allerdings viel ungenutzt. Besonders groß war der Anteil in der Steiermark (74 Prozent), dem Burgenland (62), Kärnten (59) und Tirol (57).

Ausbau Kinderbetreuung
Die Grafik zeigt, wie viel Geld die einzelnen Bundesländer nicht in Anspruch genommen haben, um die Kinderbetreuung in ihrem Land zu verbessern.
Keine Verbesserung der Öffnungszeiten

Kärnten, Salzburg und die Steiermark haben etwa zur Verbesserung der Öffnungszeiten keinerlei Zweckzuschüsse abgeholt. In Niederösterreich, Salzburg und Wien war selbiges bei den Personalkostenzuschüssen zur Verbesserung des Betreuungsschlüssels der Fall. Die elementarpädagogischen Einrichtungen kämpfen seit Jahren mit Personalmangel, im Bildungsministerium rechnet man trotz diverser neuer Ausbildungsschienen auch für die kommenden Jahre mit einer angespannten Situation.

Vergleichsweise stark zugegriffen haben die Länder auf die Mittel zur Sprachförderung: Mindestens 19 Prozent der Zweckzuschüsse aus dem Ausbau-Topf müssen für Sprachförderung verwendet werden, in der Praxis waren es zuletzt (2023/24) mit durchschnittlich 36 Prozent deutlich mehr als das vorgeschriebene Minimum. Das eingesetzte Personal hat laut Anfragebeantwortung allerdings nicht immer eine umfassende Qualifikation für Deutschförderung. In Wien traf das 2024/25 etwa nur auf 15 Prozent zu, weitere 74 Prozent hatten zumindest eine mittlere Qualifikation. In Vorarlberg war zuletzt nur ein Viertel der Sprachförderkräfte voll qualifiziert, in Niederösterreich und Tirol war es die Hälfte. Nur im Burgenland war ausschließlich voll qualifiziertes Personal bei der Sprachförderung im Einsatz.

In nahezu der Hälfte aller Familien könnten gar nicht beide Eltern Vollzeit arbeiten. Es fehlt der passende Betreuungsplatz dafür. Die Politik kann nicht einerseits fordern, dass mehr Menschen wieder Vollzeit arbeiten und gleichzeitig beim Ausbau von Betreuungsplätzen, die das ermöglichen, bremsen. Ein verpflichtender Ausbauplan der Kinderbetreuung würde Familien und Pädagog:innen in Zukunft entlasten. (APA/Red)

Wien erhöht Preise für Öffis

Wien erhöht die Preise für Öffi-Tickets. Die Tarife steigen um bis zu 30 Prozent. Die Jahreskarte der Wiener Linien wird etwa um mehr als 100 Euro teurer.

Auch andere Fahrscheine werden entsprechend angepasst. Für das Parken ist ebenfalls mehr zu berappen. Dabei steigen nicht nur die Preise für die Parkscheine, auch das Parkpickerl wird teurer. Es kostet künftig 13 statt wie bisher 10 Euro pro Monat. Auch im Bereich Tourismus wird es eine Maßnahme geben. Die Ortstaxe wird von 3,2 auf 8,5 Prozent angehoben. Präsentiert wurden die Tariferhöhungen von Finanzstadträtin Barbara Novak und Verkehrs- und Planungsstadträtin Ulli Sima (beide SPÖ). Begründet wurden sie mit der budgetären Situation bzw. dem gestiegenen Konsolidierungsbedarf.

Neues Jugendticket

Der Preis für die Jahreskarte steigt damit erstmals seit 13 Jahren. 2012 war er von der damaligen rot-grünen Stadtregierung von 449 auf 365 Euro gesenkt worden. Ab 1. Jänner 2026 muss man für die Karte nun 467 Euro zahlen, jedenfalls wenn man sich für die klassische Variante im Scheckkartenformat entscheidet. Bezieht man das Ticket nur digital, kostet es 461 Euro. Es wird auch ein neues Jugendticket geben. Personen unter 26 Jahren können es um 300 Euro (294 Euro digital) erwerben. Ein Studium ist keine Voraussetzung mehr für den Bezug des vergünstigten Tickets.

Betroffen von der Ticket-Maßnahme sind auch andere Karten-Varianten, wie etwa die diversen Einzelfahrschein-Kategorien. Das Angebot wird aber gestrafft. Künftig kann man sich bei einer Einzelfahrt etwa zwischen einem regulären Ticket und einem ermäßigten für Kinder bzw. Jugendliche entscheiden. Ersteres wird künftig 3,2 (digital 3 Euro) statt wie derzeit noch 2,40 Euro kosten.

Der Einzelfahrschein für Senioren wird aufgelassen. Auch das 48- sowie 72-Stunden-Ticket ist ab kommendem Jahr Geschichte. Wer die Option Fahren ohne Ticket wählt, muss übrigens ebenfalls tiefer in die Tasche greifen, falls er erwischt wird. Schwarzfahren kostet künftig 135 statt 105 Euro.

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Umstellung beim Parkpickerl

Parkscheine werden um 30 Prozent erhöht, und zwar ebenfalls ab 1. Jänner. Konkret steigen die Kosten pro halber Stunde unabhängig vom Parkschein um 40 Cent. Beim Parkpickerl wird von einem Jahres- auf einen Monatsbetrag umgestellt. Bisher kostete das Pickerl ohne Gebühren 120 Euro im Jahr. Nun wird es pro Monat um drei Euro teurer. Ohne Gebühren kommen da im Jahr 156 Euro zusammen. Die Parkstrafen werden ebenfalls angehoben.

Der neue Satz der Ortstaxe wird bereits ab 1. Dezember eingehoben. Man werde mit den 8,5 Prozent im internationalen Mittelfeld liegen, betonte Novak. Mit den zusätzlichen Einnahmen sollen etwa Projekte finanziert werden, die den ökologischen Fußabdruck des weiter wachsenden Besucheraufkommens verringern sollen.

Die Erhöhungen seien unverzichtbar, um die angestrebten Budgetziele zu erreichen und die Kosten für städtische Infrastruktur abzudecken, beteuerte die Finanzstadträtin. Die nunmehr verkündeten Schritte werden in unterschiedlichem Ausmaß zur Konsolidierung beitragen: Beim Parken wird mit 81 Mio. Euro Mehreinnahmen gerechnet, bei der Ortstaxe mit zusätzlichen 81 Mio. Euro. Bei den Öffis sollen die Erträge fast doppelt so hoch – um bis zu 150 Mio. Euro – jährlich steigen.

Kontraproduktive Maßnahme

Die Wiener Grünen bezeichnen die Erhöhung der 365-Euro-Jahreskarte auf zukünftig 467 Euro als Abriss eines „international beachteten Leuchtturms“. Ein Herzstück klimafreundlicher Mobilität in Wien werde dadurch zerstört, zeigten sich die Parteivorsitzenden Judith Pühringer und Peter Kraus empört. Eine Erhöhung von mehr als 100 Euro treffe vor allem jene Familien, die wenig Einkommen hätten, besonders stark. Zusätzlich heize die Tariferhöhung die Teuerung weiter an.

Der Verkehrsclub Österreich äußerte prinzipiell Verständnis für die Erhöhung der Jahreskarte. Verwiesen wurde aber darauf, dass sie in absoluten Zahlen fast dreimal so hoch ausfällt wie die Mehrkosten beim Parkpickerl. Der im Vergleich zum Parken starke Preisanstieg bei der Öffi-Jahreskarte sei für das Ziel einer stärkeren Verlagerung des Autoverkehrs auf Öffis kontraproduktiv, warnte man.

Die Erhöhung der Ortstaxe wiederum wurde von der Österreichischen Hotelvereinigung (ÖHV) angeprangert. Da Wien die Taxe in Prozent vom Nächtigungsentgelt berechne, profitiere die Stadt von jeder Hoteleröffnung und jeder Investition der Branche sowie von jeder durch die Inflation bedingten Preiserhöhung, gab ÖHV-Präsident Walter Veit zu bedenken. Eine Erhöhung des Prozentsatzes sei daher nicht notwendig, versicherte er. Auch würden Gäste und Familien mit kleinerem Budget hier vergessen. (Red/APA)

Wetten, dass du kein eigenes Auto brauchst?

Drei Monate ohne eigenes Auto: Die Wiener Linien und der Wiener Bezirk Währing haben die im Jänner gestartete „Auto-Wette“ mit 44 Testpersonen aus 37 Haushalten beendet.

Bei dem Selbstversuch verzichteten die Teilnehmer:innen von Mai bis Juli auf privates Auto. Dafür gab es ein monatliches Mobilitätsbudget von bis zu 500 Euro je Haushalt. Zwei Drittel der Befragten gaben danach an, den eigenen Wagen nicht mehr zu brauchen.

Alternativen werden Normalität

Ein Viertel der Testpersonen hat den eigenen Pkw bereits verkauft, während 23 Prozent noch unentschlossen sind. Neun Prozent wollen nicht auf ihr Auto verzichten. Statt ins Privatfahrzeug zu steigen, wurden während des Selbstversuchs mit 44 Prozent des Mobilitätsbudgets überwiegend öffentliche Verkehrsmittel genutzt, 23 Prozent wurden für Carsharing und 17 Prozent für Taxis und Ridehailing-Angebote wie Uber verwendet.

„Jede einzelne Fahrt, die nicht mit dem eigenen Auto gemacht wird, ist für uns ein Gewinn und ein Beitrag zum Klimaschutz. Wir haben unser Ziel erreicht: Wir haben Mobilitäts-Alternativen aufgezeigt und diese wurden von den Testpersonen in ihren Alltag integriert“, sagte Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl.

„Die Auto-Wette bestätigt, dass es in der Regel kein eigenes Auto braucht.“

Die erste Resonanz auf den Selbstversuch habe gezeigt, dass sich viele Wiener und Wienerinnen ein Leben ohne eigenen Wagen vorstellen können. Fast 3.000 Haushalte sollen sich um die Teilnahme beworben haben. „Die Auto-Wette bestätigt, dass es in der Regel kein eigenes Auto braucht, da wir in der Stadt wirklich viele gute Alternativen dazu haben. Und sie macht auch deutlich, was für ein Gewinn das ist – für die Einzelnen, weil sie sich Geld sparen und für uns alle, weil öffentlicher Raum so zur Gestaltung frei wird – und das bedeutet auch mehr Lebensqualität“, so Silvia Nossek (Grüne), Bezirksvorsteherin in Währing.

Wissenschaftliche Auswertung

Das Projekt wird nun von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) wissenschaftlich begleitet, um unter anderem Tracking-Daten aller Wege – mit und ohne Auto – auszuwerten und im Herbst qualitative Befragungen mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen durchzuführen. Die Ergebnisse sollen Ende des Jahres in einem Endbericht zusammengefasst werden. (APA/Red)

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Regenwetter befeuert Klimakrise-Mythen

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Der Juli 2025 geht in Österreich als einer der nassesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ein und auch als ein vergleichsweise kühler Sommermonat. Für viele gilt das bereits als Beweis: Die Klimakrise sei übertrieben oder gar eine Erfindung der Medien. Dabei wird häufig übersehen: Wetter ist nicht gleich Klima und lokale Abweichungen sagen wenig über globale Entwicklungen aus.

Ein einzelner kühler Sommermonat ändert nichts am wissenschaftlichen Konsens: Das Klima verändert sich. Weltweit und auch in Österreich. Und das vor allem durch menschliches Handeln. Langfristige Daten zeigen eine eindeutige Erwärmung, besonders in den Sommermonaten.

Falschbehauptungen im Umlauf

Derzeit kursieren erneut irreführende Sharepics und Zeitungsausschnitte, die suggerieren, dass extreme Temperaturen schon früher ganz normal gewesen seien. Die Klimakrise will damit relativiert werden. Ein Beispiel: Eine „Bild“-Schlagzeile berichtet von Temperaturen über 50 Grad im Jahr 1957. Gemeint war jedoch die Temperatur im Inneren einer Bahnhofsuhr. Auch ein Artikel aus dem Jahr 1975 wird häufig zitiert, in dem eine 40-Grad-Prognose des Wetteramts auftaucht – die allerdings nie eingetreten ist. Tatsächlich wurden in Deutschland erstmals 2019 über 40 Grad gemessen.

Irreführende Artikel

Die meisten dieser Artikel sind echt. Ihre Verwendung im Internet aber bewusst aus dem Kontext gerissen. So sollen falsche Schlussfolgerungen gestützt werden. Die tatsächlichen Messdaten zeigen: Die Zahl der Hitzetage hat in Österreich stark zugenommen, ebenso die Durchschnittstemperaturen. Laut GeoSphere-Klimatologe Alexander Orlik sind die Sommer hierzulande in den letzten Jahrzehnten um knapp drei Grad wärmer geworden.

Fakten statt Fakes: Klimakrise ist menschengemacht

Ein beliebtes Narrativ unter Klimakriseleugner:innen: Die Krise sei nicht vom Menschen verursacht. Diese Behauptung wird, etwa durch Beiträge russischer Staatsmedien, immer wieder in sozialen Netzwerken gestreut. Doch wissenschaftliche Berichte wie jener des Weltklimarats (IPCC) oder der aktuelle österreichische Sachstandsbericht (2025) lassen daran keinen Zweifel. Schon in der Einleitung heißt es dort: „Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Österreich deutlich spürbar.“
Längere Trockenperioden, häufigere Hitzewellen und vermehrte Überschwemmungen sind klare Anzeichen dieser Entwicklung. Der Klimaforscher Harald Rieder von der BOKU Wien bringt es auf den Punkt: Die Aussage, in Österreich gäbe es keine Klimakrise, sei „schlichtweg falsch“.

Ein Juli mit viel Regen und trotzdem wärmer als früher

Laut GeoSphere Austria war der Juli 2025 einer der nassesten seit Beginn der Messungen. Was viele als zu wenig sommerlich empfinden, entspricht laut Alexander Orlik dennoch ziemlich genau dem Temperaturdurchschnitt der letzten 30 Jahre und liegt sogar rund 1,5 Grad über dem Mittel der Vergleichsperiode 1961–1990. Dass einzelne Monate kühler oder nasser ausfallen, liegt in der Natur des Wetters. Für belastbare Aussagen braucht es langfristige Daten. Und auch ein Blick über die Landesgrenzen hinaus hilft: Während es in Österreich verregnet war, litten Teile Südeuropas erneut unter extremer Hitze. (APA/Red)

Warum wir mehr Sortenvielfalt brauchen

Hast du gewusst, dass wir in den letzten 100 Jahren rund 75 Prozent der Sortenvielfalt weltweit verloren haben? Auch in Österreich ist das sichtbar: Viele alte Gemüse-, Obst- und Getreidesorten sind verschwunden – für immer. Der Verein Arche Noah bewahrt, was sonst verloren geht: für Ernährungssicherheit, Klimaschutz und unsere Gesundheit.

Nicht nur in fernen Ländern, sondern auch hier in Österreich dominieren auf den Feldern heute nur noch wenige, leistungsfähige Sorten, die sich für industrielle Landwirtschaft und Massenproduktion eignen. Die Vielfalt ist dabei auf der Strecke geblieben.

Arche Noah: Ein sicherer Hafen für gefährdete Sorten

In Schiltern bei Langenlois in Niederösterreich hat sich eine Initiative ganz dieser bedrohten Sortenvielfalt verschrieben: Die Arche Noah, gegründet 1989 von Gärtner:innen und Bäuer:innen, die das Saatgut wieder in die eigenen Hände nehmen wollten. Ihre Vision: Eine Landwirtschaft, die vielfältig, unabhängig und zukunftsfähig ist – statt abhängig von Konzernen und Monokulturen.

Heute bewahrt die Arche Noah tausende alte Sorten: von Paradeisern über Käferbohnen bis hin zu Haferwurzel, Dinkel, Apfelraritäten und Melde. Der Verein betreibt einen Schaugarten, eine umfangreiche Saatgutbibliothek und engagiert sich in Bildung, Forschung und Politik. Wir waren bei ihnen zu Besuch.

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Alte Sorten sind unsere Zukunft

Sortenvielfalt bedeutet Widerstandsfähigkeit. Wenn der Klimawandel zu trockenen Sommern, neuen Schädlingen oder extremen Wetterereignissen führt, können vielfältige Sorten besser darauf reagieren. Einige kommen mit Hitze eher zurecht, andere mit kargem Boden oder Nässe. Vielfalt auf dem Feld ist wie ein stabiles Netzwerk: Fällt ein Teil aus, federn andere Sorten wieder ab.

Außerdem hat Sortenvielfalt auch gesundheitliche Vorteile: Alte Sorten bringen oft mehr Geschmack, mehr sekundäre Pflanzenstoffe, mehr Farbe und oft weniger Unverträglichkeiten. Eine vielfältige Ernährung stärkt unser Immunsystem und bringt Abwechslung auf den Teller und in unseren Bauch.

Das große Sortensterben – auch bei uns in Österreich

Stell dir vor, du setzt beim Pokerspiel alles auf eine Karte. Wenn die nicht funktioniert, hast du verloren. So funktioniert Landwirtschaft mit zu wenig Sortenvielfalt: Keine Vielfalt = kein Plan B. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft hat sich der Fokus auf wenige, leicht vermarktbare und „besser“ aussehende Sorten verengt. In Österreich wachsen heute auf den meisten Feldern immer dieselben Sorten, weil sie gut mit Maschinen zu ernten und lange haltbar sind. Die Vereinheitlichung der Sorten bedeutet: alle Pflanzen haben ähnliche Stärken, aber auch die gleichen Schwächen. Bei Extremwetter, Krankheiten oder Schädlingen gibt es dann keine Ausweichmöglichkeiten mehr. Es können ganze Ernten ausfallen.

Die Arche Noah hält diesem Trend ein klares „Nein“ entgegen und zeigt, dass vielfältiger Anbau auch wirtschaftlich, genussvoll und klimafit sein kann.

Sortenvielfalt als Klimaschutzmaßnahme

In der Klimakrise müssen wir Landwirtschaft neu denken. Es braucht Sorten, die lokal angepasst, widerstandsfähig und vielfältig sind. Denn je größer die genetische Basis einer Kulturpflanze, also Pflanzen, die vom Menschen angebaut, gezüchtet und gepflegt werden, desto höher ihre Chance, sich an neue Bedingungen anzupassen.

Die Arche Noah arbeitet deshalb daran, samenfeste Sorten zu erhalten, sprich: Sorten, deren Saatgut wiederverwendet werden kann. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern macht Bäuer:innen unabhängig von großen Konzernen.

Was die Arche Noah konkret tut
  • Erhaltung und Anbau: Im Schaugarten in Schiltern wachsen über 500 verschiedene Kulturpflanzensorten, alles biologisch und vieles in Handarbeit.
  • Wissen weitergeben: In Workshops, Kursen und Publikationen lernt man, wie man Saatgut gewinnt, alte Sorten anbaut und bewahrt.
  • Forschung und Entwicklung: Gemeinsam mit Landwirt:innen und Gärtner:innen entwickelt der Verein neue, robuste Sorten auf Basis alter Vielfalt.
  • Politisches Engagement: Arche Noah kämpft für gerechte Saatgutgesetze, gegen Patente auf Leben und für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft.
  • Netzwerk aufbauen: In ganz Europa arbeitet die Arche Noah mit Initiativen zusammen, um die Sortenvielfalt zu stärken.
Was du tun kannst

Sortenvielfalt beginnt bei dir zu Hause. Denn was auf unseren Tellern landet, beeinflusst auch, was auf den Feldern wächst:

  • Pflanze alte Sorten – im Garten, am Balkon oder auf der Fensterbank. Saatgut gibt es zum Beispiel im Arche Noah Online-Shop oder bei Food Coops.
  • Kauf vielfältig ein – am besten auf Märkten, bei Biohöfen oder direkt bei Betrieben, die alte Sorten kultivieren.
  • Sprich darüber – je mehr Menschen die Bedeutung von Sortenvielfalt kennen, desto mehr Schutz bekommt sie.
  • Unterstütze die Arche Noah – als Mitglied, Spender:in oder Freiwillige:r.
Vielfalt sichert die Zukunft

Was heute selten, schrumpelig oder „nicht marktfähig“ erscheint, kann morgen als Lösung in der Klimakrise beitragen. Deshalb ist es wichtig, die Sortenvielfalt zu bewahren.

Die Arche Noah zeigt uns, wie das gehen kann: Mit Herz, Verstand und einer klaren Vision für eine unabhängige, vielfältige und gerechte Landwirtschaft in Österreich und darüber hinaus.

Mehr Infos & Mitmachen: www.arche-noah.at
Besuchenswert: Der Schaugarten in Schiltern (NÖ), geöffnet von Mai bis Oktober

Generationendenken für eine bessere Landwirtschaft

Intensivlandwirtschaft bringt zwar hohe Erträge, aber funktioniert nur auf Zeit. Sie verbraucht mehr, als sie zurückgibt, und heizt dabei unser Klima an. Aber es geht auch anders. Langsam kehrt wieder Generationendenken auf Österreichs Höfe zurück.

Stell dir vor, du hast ein Unternehmen. An einem deiner Standorte läuft es aber leider schlecht. Du machst Verluste, weil ständig etwas Unvorhersehbares passiert, was die Produktion stört. Erst ein Feuer, dann ein Wasserschaden, irgendwann geht die Kühlung kaputt und alles überhitzt. Immer und immer wieder. Was würdest du tun? Wahrscheinlich würdest du deine Produktion an einen anderen Standort verlagern.

Landwirt:innen in Österreich haben diese Möglichkeit nicht. Ihre Standorte – Äcker, Wiesen und Weiden – sind an Ort und Boden gebunden. Frost, Trockenheit, Hitze, Hagel, Sturm und Überschwemmungen. Sie können nicht einfach weg, obwohl sie so mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Deswegen müssen wir über langfristige Strategien nachdenken, um ihre und damit unsere aller Lebensgrundlage zu sichern.

Landwirtschaft ist Opfer und Verursacherin zugleich

Die Klimakrise ist zwar ein weltweites Problem, aber die österreichische Landwirtschaft trifft sie besonders hart. Denn unser Land erhitzt sich schneller als der globale Durchschnitt. Während die Temperatur auf der Erde seit Beginn der Industrialisierung im Schnitt um etwa 1,5 Grad gestiegen ist, liegt die Abweichung hierzulande schon bei +2,9 Grad. Das zeigen neueste Messungen der GeoSphere Austria. 

Die Landwirtschaft ist nicht nur Opfer der Klimakrise, sondern auch eine wesentliche Mitverursacherin. Weltweit stammt mehr als ein Drittel der klimaschädlichen Treibhausgase direkt oder indirekt aus der Landwirtschaft. Das liegt an den Kühen, die das sehr schädliche Methan ausstoßen. An Waldrodungen, die Platz für neue Äcker schaffen. Es liegt an Pestiziden und Kunstdünger. Die Liste ist lang.

Mehr, mehr, mehr

Die Devise der letzten Jahre war es, immer mehr herauszuholen. Mehr Milch pro Kuh, mehr Weizen pro Hektar.  Diese sogenannte Intensivlandwirtschaft ist auf maximalen Ertrag ausgelegt. Dabei sind alle Mittel recht. Große Maschinen, Kunstdünger, Gifte und Futtermittel aus aller Welt.

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Dieses Denken hat die Landwirtschaft effizienter gemacht, aber der Preis ist hoch. Die Böden sind ausgelaugt. Bäche sind voller Nitrat. Insekten sterben. Kühe, Schweine und Hühner leiden in Fabrikhallen, die wir Ställe nennen. Der höchste Preis der Intensivlandwirtschaft ist aber seine Auswirkung aufs Klima.

Traktoren, Mähdrescher und selbst Bewässerungsanlagen laufen mit fossilen Brennstoffen und stoßen somit CO₂ aus.  Beim Einsatz von Stickstoffdünger entsteht zudem Lachgas, das rund 300-mal klimaschädlicher ist als CO₂. Auch in der Tierhaltung entstehen enorme Mengen klimaschädlicher Gase. Allen voran Methan, das bei der Verdauung von Rindern freigesetzt wird. Zusätzlich werden riesige Mengen an Futtermitteln importiert, vor allem Soja aus Südamerika. Dafür werden dort oft Regenwälder gerodet, was CO₂ freisetzt und Ökosysteme wie den Amazonas-Regenwald zerstört.

Es geht auch anders

Zum Glück zeigt die Landwirtschaft in Österreich, dass sie nicht für immer Teil des Problems sein möchte. Im Gegenteil: Sie leistet bereits heute einen aktiven Beitrag zur Lösung der Klimakrise, indem sie mehr als die Gewinne des nächsten Jahres vor Augen hat.

Laut Zahlen des Landwirtschaftsministeriums konnten die Treibhausgasemissionen im Agrarsektor seit 1990 bereits um 14,5 Prozent gesenkt werden. Das ist Erfolg, vor allem im Vergleich zum Verkehrssektor, wo die Emissionen im gleichen Zeitraum um 44 Prozent gestiegen sind.

Kreisläufe statt Abhängigkeiten

Immer mehr Landwirt:innen setzen auf klimafreundliche und bodenschonende Methoden. Ein zentraler Gedanke: Alles, was auf dem Hof entsteht, wird wiederverwendet. Gülle düngt die Felder. Pflanzenreste werden zu Humus. Tiere fressen, was auf dem Feld übrigbleibt. Der Hof wird wieder zu einem Kreislauf – wie früher, nur mit dem Wissen von heute. Das macht Landwirt: innen unabhängiger von globalen Märkten, von Konzernen, die das Saatgut kontrollieren, und von fossiler Energie.

Generationendenken statt kurzfristigem Gewinn

Die Landwirtschaft sollte keine Branche für das schnelle Geschäft sein. Sie ist das Ergebnis vieler Generationen, die alle ihr Land bewirtschaftet, gepflegt und weitergegeben haben. Dieses Generationendenken ist entscheidend für die Zukunft: Unsere Böden, das Wasser, das Klima – das sind die Lebensgrundlagen für die nächsten Generationen.

Landwirt:innen treffen Entscheidungen, die weit in die Zukunft wirken. Sie pflanzen Bäume, die vielleicht erst in einigen Jahrzehnten Schatten spenden. Sie ermöglichen alten Sorten das Überleben, damit die genetische Vielfalt für kommende Herausforderungen bewahrt bleibt. Sie schützen die Böden vor Erosion, indem sie Humus aufbereiten, Fruchtfolgen respektieren oder Hecken als Rückzugsräume für Tiere anlegen. So können auch unsere Kinder und Enkel das Land ebenso fruchtbar vorfinden, wie wir es von früheren Generationen bekommen haben.

Mobil rund um die Uhr

„Den nutzt doch am Land niemand.“ – Der öffentliche Nahverkehr im ländlichen Raum hat einen schlechten Ruf. Zu selten, zu unpraktisch und nicht zuverlässig genug. Doch dieses Vorurteil hält nicht stand. Ein Pilotprojekt in Norddeutschland zeigt gerade eindrucksvoll: Wenn das Angebot gut ist, wird es auch auf dem Land genutzt.

Das Projekt SMILE24 (Schlei-Mobilität: Innovativ, Ländlich, Emissionsfrei – 24/7) testet seit Anfang 2023, wie ein zukunftsfähiger öffentlicher Verkehr am Land aussehen kann. Ein Jahr später zeigt sich: Die Mobilitätswende im ländlichen Raum ist möglich, wenn man sie wirklich will.

Das Problem ist nicht der Wille, sondern das Angebot

In vielen Regionen sind die Menschen auf das eigene Auto angewiesen. Der Bus kommt nur alle paar Stunden, fährt am Wochenende gar nicht oder hält kilometerweit entfernt vom Wohnort. Öffis am Land? Für viele Menschen nicht vorstellbar. Dabei wünschen sich laut Umfragen viele mehr Unabhängigkeit vom Auto aus Kostengründen, aus ökologischer Überzeugung oder weil sie selbst nicht mehr fahren können oder wollen.

Genau hier setzt das Projekt SMILE24 an. Es will zeigen, dass öffentlicher Verkehr im ländlichen Raum durchaus funktionieren kann: alltagstauglich, zuverlässig und für viele nutzbar. Seit Anfang 2023 läuft der Pilotversuch in der Schleiregion in Schleswig-Holstein, zwischen Kappeln, Schleswig und Eckernförde. Koordiniert und finanziert wird das Ganze vom Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (NAH.SH).

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Ein vernetztes Mobilitätssystem rund um die Uhr

Das Besondere an SMILE24: Hier wurde nicht einfach nur der Fahrplan angepasst. Stattdessen wurde ein umfassendes, vernetztes Mobilitätskonzept entwickelt, das verschiedene Angebote sinnvoll kombiniert:

  • Elektrische Expressbusse auf den Hauptlinien, die häufiger und länger fahren und direkter angebunden sind
  • Tourismuslinien mit Fahrradmitnahme in der Ausflugssaison
  • Der Nahshuttle: ein flexibles On-Demand-Angebot, buchbar per App oder Telefon, mit über 3.600 virtuellen Haltestellen
  • Bikesharing mit Leihrädern an über 50 Stationen
  • Carsharing mit E-Autos in festen Tarifen für Gelegenheitsfahrten

All diese Angebote sind zum Nahverkehrstarif nutzbar, auch mit dem Deutschlandticket. Das macht das öffentliche Fahren nicht nur flexibel, sondern auch leistbar.

Nach einem Jahr zeigt sich: Öffis am Land funktionieren

Ein Jahr nach Projektstart zeigen erste Auswertungen: Das Angebot wird angenommen. Immer mehr Menschen steigen auf öffentliche Verkehrsmittel um. Auch Unternehmen unterstützen den Wandel, indem sie ihren Mitarbeitenden das Deutschlandticket zur Verfügung stellen. Pendeln ohne eigenes Auto wird dadurch endlich auch im ländlichen Raum realistisch.

Die wichtigste Erkenntnis: Nicht der ländliche Raum ist das Problem, sondern das mangelnde Angebot. Wenn gute, zuverlässige und flexible Alternativen vorhanden sind, werden sie auch genutzt. Damit widerlegt SMILE24 eines der hartnäckigsten Vorurteile in der Mobilitätsdebatte.

Was SMILE24 für die Mobilitätswende bedeutet

SMILE24 ist ein Vorzeigeprojekt – nicht, weil es eine perfekte Lösung liefert, sondern weil es zeigt, was möglich ist, wenn Mobilität neu gedacht wird. Es verbindet digitale Tools mit realen Bedürfnissen, flexible Angebote mit sozialen und ökologischen Zielen.

Die Mobilitätswende darf sich nicht auf Städte beschränken. Gerade in ländlichen Regionen entscheidet sich, ob sie gelingt. Öffis am Land sind ein Schlüssel zur Klimagerechtigkeit – und zu mehr sozialer Teilhabe, Lebensqualität und Unabhängigkeit.

Öffentlicher Verkehr am Land ist machbar

Das Projekt beweist, dass öffentlicher Verkehr im ländlichen Raum funktionieren kann.
Was es dafür braucht:

  • Ein umfassendes, durchdachtes Angebot
  • Politischen Willen zur Umsetzung
  • Den Mut, Mobilität nicht nur als Technikfrage, sondern als Teil des sozialen Wandels zu begreifen

SMILE24 setzt ein starkes Zeichen. Es zeigt, dass ländliche Mobilität nicht an der Realität scheitern muss, sondern an politischen Entscheidungen. Wenn öffentlicher Verkehr am Land so selbstverständlich wie Strom, Wasser oder Internet verstanden wird, dann können solche Projekte auch woanders umgesetzt werden. Sie zeigen: Eine klimafreundliche, gerechte Mobilität ist nicht nur eine Frage der Großstadt, sondern auch eine Frage des Willens und des Angebots.

Hier wird abgepflastert

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Grün statt Grau ist das Motto in immer mehr europäischen Städten. Auch die norddeutsche Stadt Hamburg handelt danach und zeigt, wie nachhaltige Stadtentwicklung aussehen kann. Mit einer Aktion werden Betonflächen „abgepflastert“ und in blühende Grünräume verwandelt.

Durch Entsiegelung wird nicht nur das Stadtbild verschönert, sondern auch ein wichtiger Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz geleistet. Auch in Österreich wird die Notwendigkeit, Flächen zu entsiegeln, immer offensichtlicher.

Hamburg macht es vor: „Abpflastern“ statt neu pflastern

In Hamburg ist die Mitmach-Kampagne „Abpflastern“ gestartet. Ziel ist es, versiegelte Flächen wie Betonplatten, Pflastersteine oder Asphalt aufzubrechen und durch Pflanzen zu ersetzen. Die Aktion wird vom City Science Lab der HafenCity Universität gemeinsam mit dem Verein Code for Hamburg und dem Netzwerk lokalkraft organisiert.

Über eine Online-Plattform können Bürger:innen öffentliche Flächen ab fünf Quadratmetern melden, die ihrer Meinung nach entsiegelt werden sollten – etwa eine Straßenecke, ein Parkplatz oder ein Gehweg. So wurde zum Beispiel bereits eine Ecke im Stadtteil Lokstedt erfolgreich begrünt.

Michael Ziehl vom City Science Lab betont gegenüber der Tagesschau: „Wenn viele Menschen mitmachen, entstehen neue Hinweise für Flächen, die bislang unentdeckt geblieben sind – und doch großes Potenzial für Entsiegelung bieten.“

12-Jähriger bringt die Steine ins Rollen

Die Idee stammt ursprünglich aus den Niederlanden – genauer gesagt aus einem freundschaftlichen Wettbewerb zwischen den Städten Amsterdam und Rotterdam. Dabei ging es darum, möglichst viele versiegelte Flächen zu begrünen. Unter dem Namen „Tegelwippen“ – auf Deutsch etwa „Gehwegplatten kippen“ – wurde die Aktion zum Vorbild für viele weitere Städte.

Auch in Hamburg stieß die Idee auf Begeisterung – nicht zuletzt dank des Engagements eines zwölfjährigen Schülers: Toni Will aus dem Stadtteil Altona erfuhr in einer Kindersendung vom niederländischen „Tegelwippen“-Wettbewerb. Die Idee ließ ihn nicht mehr los. Über zwei Jahre lang setzte er sich dafür ein, das Projekt auch in seiner Heimatstadt umzusetzen. Mit seiner Präsentation vor der Bezirksversammlung überzeugte er schließlich die Entscheidungsträger – und tatsächlich: In der Hamburger HafenCity fand nun die offizielle Kick-off-Veranstaltung statt. Ein schönes Beispiel dafür, dass man nie zu jung ist, um etwas zu bewegen.

Warum Entsiegelung so wichtig ist

Versiegelte Flächen können kein Regenwasser mehr aufnehmen. Das belastet die Kanalisation, erhöht die Gefahr von Überschwemmungen bei Starkregen und verschärft Hitzeprobleme in dicht bebauten Gebieten. Beton speichert Wärme und verschärft die städtische Aufheizung – eine zunehmende Gesundheitsgefahr, vor allem für ältere Menschen und Kinder.

Grünflächen hingegen wirken wie natürliche Klimaanlagen: Sie kühlen die Umgebung durch Verdunstung, spenden Schatten, verbessern die Luftqualität und bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Sie machen Städte nicht nur schöner, sondern auch widerstandsfähiger gegenüber den Folgen der Klimakrise – sei es Hitze, Dürre oder Starkregen.

Österreich: Ein Land unter Beton

Auch in Österreich ist die Versiegelung ein massives Umweltproblem. Laut Umweltbundesamt werden täglich rund 11 Hektar Boden verbaut – das entspricht etwa 16 Fußballfeldern pro Tag. Davon wird ein Großteil dauerhaft versiegelt, also so verändert, dass der Boden seine natürlichen Funktionen verliert.

Insgesamt sind bereits 17 Prozent der Landesfläche Österreichs versiegelt – ein Spitzenwert im europäischen Vergleich. Besonders betroffen sind urbane Räume wie Wien, Linz und Graz. In der Bundeshauptstadt sind laut Stadtverwaltung rund 40 Prozent der Fläche versiegelt.

Das hat gravierende Folgen: Boden, der versiegelt ist, kann kein Wasser mehr aufnehmen, kein CO₂ mehr speichern und keine Nährstoffe für Pflanzen liefern. Damit geht eine wichtige Ressource verloren – auch für die Landwirtschaft, das Klima und die Artenvielfalt. Ein versiegelter Boden lässt sich zudem nur schwer wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen.

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Entsiegelung: Schlüsselmaßnahme für den Umwelt- und Klimaschutz

Städte entsiegeln heißt: Hitze reduzieren, Wasserhaushalt verbessern, Lebensqualität steigern. Entsiegelung ist eine effektive und vergleichsweise kostengünstige Maßnahme für den Klima- und Umweltschutz.

In Österreich braucht es deshalb:

  • klare gesetzliche Vorgaben zur Reduktion neuer Versiegelung
  • Förderungen für städtische und private Entsiegelungsprojekte
  • Bürger:innenbeteiligung, um lokal sinnvolle Maßnahmen umzusetzen

Egal ob Schulhof, Parkplatz oder Gehweg – jede entsiegelte Fläche trägt zum gesunden Stadtklima bei.

„Abpflastern“ für eine lebenswerte Zukunft

Die Hamburger Aktion zeigt, wie Entsiegelung mit Bürgerbeteiligung funktionieren kann. Auch in Österreich braucht es mehr solcher Initiativen – lokal, kreativ und mit politischem Rückhalt. Denn der Boden unter unseren Füßen ist mehr als nur Fläche – er ist Lebensgrundlage, Klimaschützer und Zukunftsressource zugleich. Es wird Zeit, ihn wieder atmen zu lassen.

So wird dein Balkon zur Naturoase

Ein Balkon kann weit mehr sein als ein Ort für Liegestühle und Topfpflanzen. Mit ein paar gezielten Maßnahmen lässt sich ein nachhaltiger Balkon gestalten, der nicht nur dir selbst Freude bereitet, sondern auch einen echten Beitrag zum Umweltschutz leistet. Wir haben ein paar Tipps, um den Balkon nachhaltig zu begrünen.

Besonders Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten profitieren von naturnahen Balkonen – denn in der Stadt ist geeigneter Lebensraum rar. Ein nachhaltiger Balkon ist also ein kleiner, aber wirkungsvoller Trittstein für mehr Artenvielfalt und Klimaschutz mitten in der Stadt.

Warum ein nachhaltiger Balkon so wichtig ist

In Zeiten von Klimakrise, Artensterben und Ressourcenknappheit ist Nachhaltigkeit auch im Kleinen gefragt. Ein Balkon bietet eine perfekte Gelegenheit, mit einfachen Mitteln aktiv zu werden – sei es durch torffreie Erde, insektenfreundliche Pflanzen oder den Verzicht auf Plastik und Pestizide. So wird aus dem eigenen Außenbereich ein ökologischer Lebensraum, der Umweltbewusstsein, Ästhetik und Lebensqualität miteinander verbindet.

Vor allem Wildbienen profitieren von nachhaltig gestalteten Balkonen. In Österreich sind rund 700 Wildbienenarten heimisch, viele davon sind stark gefährdet. Ein nachhaltiger Balkon mit vielfältigen Blütenpflanzen und Nistplätzen hilft diesen nützlichen Insekten – und leistet so einen Beitrag zum Schutz unserer Ökosysteme.

Welche Pflanzen eignen sich, wenn du deinen Balkon nachhaltig begrünen willst? Hier sind die besten Tipps.

Die richtige Bepflanzung: Vielfalt statt Einheitsgrün

Ein nachhaltiger Balkon beginnt mit der Wahl der passenden Pflanzen. Viele klassische Balkonblumen wie Geranien oder Petunien sehen hübsch aus, sind aber ökologisch wertlos – sie bieten weder Nektar noch Pollen. Wer dagegen auf heimische, ungefüllte Blühpflanzen setzt, schafft einen echten Mehrwert für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge.

Besonders empfehlenswert sind:

  • Frühblüher wie Krokusse, Lungenkraut und Traubenhyazinthen
  • Sommerblüher wie Lavendel, Salbei, Thymian oder Kornblumen
  • Spätblüher wie Astern, Herbstanemone oder Fetthenne
Balkon nachhaltig begrünt in Wien
Begrünter Balkon in Wien. Foto: Privat

Auch essbare Pflanzen wie Kresse, Schnittlauch, Oregano oder Erdbeeren sind perfekte Mitbewohner auf dem nachhaltigen Balkon. Wichtig ist, auf Bio-Saatgut und Jungpflanzen aus regionaler, torffreier Produktion zu achten.

Nachhaltigkeit beginnt bei der Erde

Ein oft übersehener Aspekt beim Gärtnern auf dem Balkon ist die Wahl der Blumenerde. Viele herkömmliche Erden enthalten Torf, der aus Mooren stammt. Diese Moore sind allerdings wichtige CO₂-Speicher und artenreiche Lebensräume – ihre Zerstörung hat fatale Folgen für Klima und Biodiversität.

Wer den Balkon nachhaltig begrünen will, sollte daher ausschließlich torffreie Bio-Erde verwenden. Noch nachhaltiger ist es, selbst Kompost zu nutzen – mit einem kleinen Wurmkomposter auf dem Balkon kannst du Küchenabfälle sinnvoll verwerten und hochwertige Erde erzeugen.

Pflanzgefäße upcyceln statt neu kaufen

Auch bei Töpfen und Kästen lohnt sich ein Blick auf Nachhaltigkeit: Statt neue Plastikbehälter zu kaufen, kannst du kreativ werden und alte Eimer, Holzkisten, Körbe oder ausgediente Töpfe upcyceln. Wichtig ist, dass überschüssiges Wasser gut abfließen kann – ein paar Löcher im Boden reichen meist aus.

Wer selbst Hand anlegen möchte, kann Pflanzenkästen aus recyceltem Holz oder Paletten bauen – das spart Ressourcen, ist langlebig und gibt deinem nachhaltig begrünten Balkon eine individuelle Note.

Wasser sparen und sinnvoll nutzen

Ein nachhaltig begrünter Balkon kommt auch beim Gießen ohne Verschwendung aus. Wasser ist eine wertvolle Ressource, die in Zeiten zunehmender Hitzeperioden bewusster genutzt werden sollte. Mit diesen einfachen Tipps kannst du viel bewirken:

  • Regenwasser sammeln in Tonnen oder Eimern
  • Abgekühltes Kochwasser (ungesalzen!) zum Gießen verwenden
  • Mulchen: Stroh, Laub oder Rasenschnitt speichern Feuchtigkeit in der Erde
  • Morgens oder abends gießen, um Verdunstung zu vermeiden

Zusätzlich freuen sich auch Tiere über Wasser: Eine flache Schale mit Wasser und ein paar Steine als Landehilfe für Insekten hilft, besonders in heißen Sommern.

Nisthilfen für Wildbienen & Co.

Ein nachhaltiger Balkon sollte nicht nur Nahrung, sondern auch Lebensräume bieten. Wildbienen leben größtenteils solitär und nisten in hohlen Pflanzenstängeln, Totholz oder offenen Bodenstellen. Mit etwas Geschick kannst du ihnen Unterschlupf bieten:

  • Wildbienenhotels (aus Schilfrohr oder sauber gebohrtem Hartholz)
  • Pflanzenstängel wie vom Sonnenhut oder Fenchel stehen lassen
  • Totholz oder Steinhaufen für Käfer und Wildbienen
  • Kleine Sandflächen in flachen Kästen für bodennistende Arten

Diese Maßnahmen machen deinen nachhaltigen Balkon zum echten Mikrohabitat.

Ein nachhaltiger Balkon tut auch dir gut

Ein nachhaltiger Balkon ist nicht nur ein Geschenk an die Umwelt – er bereichert auch dein eigenes Leben. Das Summen der Bienen, der Duft von Kräutern, das Beobachten von Insekten und Vögeln – all das schafft eine tiefe Verbindung zur Natur, selbst mitten in der Stadt. Gleichzeitig bringt nachhaltiges Gärtnern Entschleunigung, Zufriedenheit und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Vielleicht inspirierst du damit auch deine Nachbar*innen oder Freunde, selbst aktiv zu werden – denn nachhaltiges Handeln ist ansteckend.

Fazit: Jeder Balkon kann nachhaltig sein

Ein nachhaltiger Balkon zeigt, dass Umwelt- und Klimaschutz bereits im Kleinen beginnt. Mit torffreier Erde, bienenfreundlichen Pflanzen, wiederverwendeten Materialien und einem bewussten Umgang mit Ressourcen entsteht ein lebendiger Ort, der weit über seine Fläche hinaus Wirkung entfaltet. Jeder Topf, jede Blüte, jedes Insektenhotel zählt – und bringt uns der Natur wieder ein Stück näher.

Ob sonnig oder schattig, groß oder klein – jeder Balkon kann ein nachhaltiger Balkon sein. Du musst nicht perfekt starten – fang einfach an. Die Bienen, das Klima und deine Seele werden es dir danken.

Reiche verursachen größten Teil der Klimakrise

Die reichsten zehn Prozent der Menschheit verursachten in den vergangenen 30 Jahren zwei Drittel der Erderwärmung.

Der sehr hohe Ausstoß von Treibhausgasen durch die „Superreichen“ wird immer wieder von Forschern betont oder kritisiert. Jetzt hat ein Forschungsteam mit Beteiligung aus Österreich neue Zahlen vorgelegt. Ihr Ergebnis: Von 1990 bis 2020 waren die reichsten zehn Prozent der Menschen für etwa zwei Drittel der Erderwärmung verantwortlich. Das reichste eine Prozent allein war für rund ein Fünftel des Anstiegs verantwortlich. Bei den jährlichen Weltklimakonferenzen geht es oft um die großen Unterschiede: Wer verursacht den Klimawandel, und wer leidet am meisten darunter? Im Jahr 2019 waren die reichsten zehn Prozent der Welt für fast die Hälfte der Emissionen verantwortlich. Die ärmsten 50 Prozent dagegen verursachten nur etwa ein Zehntel. Diese Ergebnisse veröffentlichten Wissenschafter:innen des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ) und von der ETH Zürich in einer neuen Studie im Fachmagazin „Nature Climate Change“.

Weitreichende Ungerechtigkeit

Die meisten Menschen aus den oberen zehn Prozent der Welt lebten in der untersuchten Zeit in den USA, in der EU, in Indien und China. Gleichzeitig leiden viele Länder im globalen Süden stärker unter den Folgen der Erderwärmung, obwohl sie nur wenig dazu beigetragen haben. Forschende nennen das eine „bekannte Ungerechtigkeit zwischen Ursache und Wirkung“. Das Forschungsteam hat nun eine Methode verbessert, mit der sie berechnen können, wie viel bestimmte Gruppen zu den Treibhausgasen, der Erwärmung und der Zunahme von Extremwetter wie Dürren beigetragen haben.

Neue Zahlen

Von den 0,61 Grad Celsius, um die die weltweite Durchschnittstemperatur im Jahr 2020 höher war als 1990, stammen 65 Prozent von den reichsten zehn Prozent der Menschen. Das reichste eine Prozent allein ist für 20 Prozent verantwortlich, und die obersten 0,1 Prozent für etwa acht Prozent, steht in der Studie.

Hätten alle Menschen auf der Welt so wenig Treibhausgase ausgestoßen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, wäre die Temperatur seit 1990 kaum gestiegen. Wenn aber alle so viele Emissionen hätten wie die reichsten zehn, ein oder 0,1 Prozent, wäre die Temperatur um 2,9, 6,7 oder sogar 12,2 Grad Celsius gestiegen.

Reiche haben mehr Verantwortung

Die Forschenden zeigen, dass allein die reichsten zehn Prozent in den USA und China eine zwei- bis dreifache Zunahme von Hitzewellen in besonders gefährdeten Regionen wie dem Amazonas oder dem Mittelmeerraum verursacht haben. Das alles zeigt: Reiche Menschen tragen eine große Verantwortung für die Klimakrise. Aber gerade ihre Lebensweise und ihr wirtschaftliches Verhalten können auch ein wichtiger Hebel sein, um die Folgen der Klimakrise zu bremsen.

Die Studie zeigt, dass wohlhabende Menschen, die viele Treibhausgase ausstoßen, stark zum Auftreten von Klimaextremen beitragen. Deshalb sei eine Klimapolitik wichtig, die ihre Emissionen gezielt senkt, sagt die Hauptautorin Schöngart. Der Leiter des IIASA-Klimaprogramms, Carl-Friedrich Schleussner, warnt davor, das Thema als reine Theorie abzutun. Wenn man die wichtige Rolle der Reichsten in der Klimapolitik nicht ernst nimmt, verpasst man einen der wichtigsten Hebel, um künftige Gefahren zu verringern. (Red./APA)