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KI: Stromfresser und Klimahoffnung zugleich

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Mit der Einführung von ChatGPT im Jahr 2022 hat die Ära der Künstlichen Intelligenz begonnen. Eine aktuelle Studie von Goldman Sachs hat sich nun angesehen, wie sich dieser Boom auf den Stromverbrauch und damit auch auf die weltweiten CO₂-Emissionen auswirken wird.

Eine ChatGPT-Anfrage kostet mit 2,9 Wattstunden rund zehnmal so viel Energie wie eine Google-Suche mit 0,3 Wattstunden. Zum Vergleich: Eine LED-Glühbirne verbraucht zwischen sechs bis neun Watt pro Stunde.  Schon 2025 werden ChatGPT, Google Gemini und ihre Konkurrenten täglich millionenfach genutzt und erhöhen den weltweiten Strombedarf messbar. Aber wir stehen erst am Anfang der KI-Ära. Goldman Sachs Research schätzt in einer aktuellen Studie, dass sich die CO₂-Emissionen der Rechenzentren zwischen 2022 und 2030 mehr als verdoppeln könnten.

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Rechenzentren als Stromfresser

Der höhere Stromverbrauch durch die KI fällt nicht auf Seiten der Nutzer:innen an, sondern in den Rechenzentren der Tech-Konzerne. Über die ganze Welt verteilt stehen tausende Prozessoren, die unsere Anfragen verarbeiten und dabei große Mengen an Energie benötigen.

Energieintensiv sind nicht nur die Anfragen der Nutzer:innen, sondern auch das Training der Sprachmodelle. Damit sie von der Konkurrenz nicht abgehängt werden, verbessern Tech-Konzerne ihre Sprachmodelle laufend durch Training. Mit diesem Vorgang sind wochenlang Tausende Prozessoren beschäftigt. Für ChatGPT-3 wurden schätzungsweise 1,287 Megawattstunden Energie verbraucht. Das würde ausreichen, um einen durchschnittlichen österreichischen Haushalt etwa 322 Jahre mit Strom zu versorgen.

Derzeit machen Rechenzentren etwa ein bis zwei Prozent des weltweiten Energieverbrauchs aus. Bis 2030 könnte dieser Anteil auf 3–4 Prozent steigen, rechnet Goldman Sachs vor. Besonders groß könnte der Anstieg in den USA ausfallen. Dort könnten Rechenzentren bis 2030 acht Prozent des US-Stroms verbrauchen.

KI-Wettrennen lässt CO₂-Emissionen steigen

Der Bedarf an Rechenleistung steigt nicht erst seit dem KI-Boom. Von 2015 bis 2019 verdreifachten sich die Datenmengen, doch der Stromverbrauch der Rechenzentren blieb bei rund 200 Terawattstunden pro Jahr konstant. Das lag vor allem an Effizienzsteigerungen.

Doch der enorme Verbrauch der KI-Modelle lässt sich so nicht mehr ausgleichen. Der Stromverbrauch steigt und damit auch die Emissionen. Aus einem Bericht des Weltwirtschaftsforums geht hervor, dass die Emissionen von Microsoft seit 2020 um fast 30 Prozent gestiegen sind – vor allem wegen des KI-getriebenen Ausbaus der Rechenzentren. Bei Google stiegen die Emissionen bis 2023 um fast 50 Prozent gegenüber 2019, auch hier dürften die hauseigenen KI-Modelle maßgeblich verantwortlich gewesen sein.

KI Stromverbrauch
Der Wettlauf um die besten KI-Modelle ist in vollem Gange. 2025 hat noch das in den USA entwickelte ChatGPT von OpenAI den höchsten weltweiten Marktanteil.
Konflikte mit Klimaschutz

Laut Goldman Sachs könnte der gesellschaftliche „Klimakostenfaktor“ von KIs bei 125 bis 140 Milliarden Dollar liegen. Tech-Unternehmen versuchen zwar, den Energieverbrauch zu senken, doch die steigende Nachfrage macht es schwer, die Emissionen insgesamt zu reduzieren.

Goldman Sachs rechnet in seiner Studie mit einem steigenden Gasbedarf und auch Atomkraft könnte zur Anwendung kommen. Ende 2024 wurde etwa angekündigt, dass ein Reaktor im stillgelegten US-Atomkraftwerk Three Mile Island wieder hochgefahren werden soll. Abnehmer sind in dem Fall die Rechenzentren von Microsoft. Doch auch ohne fossile Brennstoffe und Atomkraft wäre ein Wachstum in KI-Branche möglich.

Viele Lösungen am Horizont

Neue Hardware wie spezialisierte Chips können den Energiehunger von KI-Modellen enorm reduzieren. Der Chip-Hersteller Nvidia kann mit seiner neuesten Generation an Chips generative KI 30-mal schneller ausführen – mit nur einem Bruchteil der Energie.

Auch die Software spielt eine große Rolle. Effizientere KI-Architekturen könnten den Energieverbrauch um das 100- bis 1.000-Fache senken. Ein neuer KI-Chatbot aus China hat Anfang des Jahres bereits für Aufruhr in der Techbranche gesorgt, weil die Macher:innen bereits eine solche Effizienzsteigerung erreicht haben.

Zu guter Letzt kann auch der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien wie Solar- und Windkraft den CO₂-Fußabdruck von Rechenzentren deutlich reduzieren. In Kombination mit einer Strategie zur nachhaltigen Nutzung von Rechenleistung lässt sich der positive Effekt erneuerbarer Energien weiter verstärken. Rechenintensive und damit stromfressende KI-Aufgaben könnte man zum Beispiel in Zeiten hoher Verfügbarkeit erneuerbarer Energien planen.

KI weckt Klimahoffnungen

Es gibt jedoch auch die berechtigte Hoffnung, dass KI einen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten kann. Ein Bericht der US-amerikanischen Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) sieht so etwa das Potenzial, dass KI-Anwendungen helfen können, die Treibhausgasemissionen erheblich zu reduzieren. Bis 2030 könnten so fünf bis zehn Prozent Einsparung möglich sein, hieß es in der Studie „How AI Can Speed Climate Action„.

Ob KI am Ende mehr zur Klimakrise beiträgt oder bei ihrer Lösung hilft, hängt von den Entwicklungen der kommenden Jahre ab. Regierungen, Tech-Konzerne und Wissenschaft müssen zusammenarbeiten, um den steigenden Energiebedarf einzudämmen. Gelingt es dann auch, Künstliche Intelligenz gezielt für nachhaltige Innovationen einzusetzen, könnte sie auch eine treibende Kraft für den Klimaschutz werden. (APA/Red)

Das Erfolgsgeheimnis von Kattowitz

Von der schwarzen Kohlestadt zum grünen Wirtschaftswunder. Klingt nach Marketingsprech des Tourismusbüros, ist aber im Kattowitz wirklich so passiert. Vor 30 Jahren war die Stadt das Zentrum der polnischen Kohleindustrie. Heute dreht sich in alles um nachhaltiges Wirtschaften, Kultur und E-Sport. Eine Geschichte über einen beachtlichen Wandel und wie er gelungen ist.

Wer im Kattowitz der Nachkriegszeit aufgewachsen ist, kennt das Schichtsystem der Bergwerke genauso gut wie den Takt der Jahreszeiten. In den Nachkriegsjahren arbeiteten fast eine halbe Million Menschen in den Kohlebergwerken der Stadt und ihres Umlandes. Damals spielte die Kohle der Region landesweit eine Schlüsselrolle. Die Wirtschaft Polens lag am Boden, aber die Bergwerke in Kattowitz brachten Geld ein und finanzierten so den Wiederaufbau des zerstörten Landes.

Heute ist Kattowitz eine völlig andere Stadt. Zwischen den alten Fördertürmen der Bergwerke stehen moderne Hochhäuser, Hochschulen und Kulturgebäude. Statt Helm und Grubenlampe prägen Laptops und Headsets den Alltag der jungen Kattowitzer:innen.

Kattowitz in der polnischen Woiwodschaft Schlesien war früher der Inbegriff einer Industriestadt. Heute schaffen IT-Branchenriesen wie IBM und Fujitsu Arbeitsplätze und verändern mit ihren Bürotürmen das Erscheinungsbild der Stadt.
Kaum Arbeitslosigkeit in Kattowitz

Dieser Wandel geschah nicht zufällig. Er war das Ergebnis mutiger Entscheidungen. Nord-Pas-de-Calais in Frankreich, der Central Belt Schottlands und die Region um das tschechische Ostrava. Viele Regionen Europas leiden seit Jahrzehnten am Niedergang ihrer Bergbauindustrie. Sie kämpfen mit hoher Arbeitslosigkeit, Abwanderung und bröckelnder Infrastruktur.

Nicht aber Kattowitz. Die Wirtschaft der Stadt boomt. Die Arbeitslosenquote liegt unter einem Prozent, und das, obwohl durch die Schließung vieler Bergwerke 70 Prozent aller Arbeitsplätze verloren gingen. Wie konnte Kattowitz dieser beachtliche Wandel gelingen?

Kluge Entscheidungen in den Neunzigern

Die 1990er war für Polen ein Jahrzehnt des Umbruchs. Das Land war bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion stark in die zentral gesteuerte Wirtschaft des Ostblocks eingebunden. Die Sowjetunion war ein verlässlicher Abnehmer polnischer Kohle. Gekauft wurde zu politisch festgelegten Preisen, die keinen marktwirtschaftlichen Prinzipien folgten. Mit dem Ende des Kommunismus änderte sich das. Viele Bergwerke in Schlesien begannen Verluste zu machen und mussten schließen. Die Arbeitslosigkeit stieg rasant.

Doch statt den Kohlebergbau künstlich am Leben zu erhalten, ging Kattowitzer Stadtregierung früh einen anderen Weg. Die Verantwortlichen verstanden, dass ein tiefgreifender Wandel der Wirtschaft unvermeidlich ist und dass der am besten mit Anreizen gelingt. Also nahm Kattowitz Geld in die Hand.

Die Stadt finanzierte Förderungen, Steuererleichterungen und baute Infrastruktur und Bildungseinrichtungen. Das Ziel war klar: Die Stadt soll ein attraktiver Standort für zukunftsweisende Branchen werden. Dabei setzten die Verantwortlichen nicht auf einen Wirtschaftszweig, sondern setzten auf mehrere Pferde.  So wurde Kattowitz nach und nach von einer reinen Industriestadt zu einem breit aufgestellten Wirtschaftsstandort mit Fokus auf Dienstleistung, IT, Medizintechnik und Gaming.

Einmal jährlich findet eines der größten E-Sports-Turniere der Welt in Kattowitz statt. Die Veranstaltung bringt nicht nur Tourist:innen in die Stadt, sondern schafft auch Arbeitsplätze in der Gamingbranche.
Gaming-Hauptstadt Europas

Die Entscheidungen von damals haben Kattowitz grundlegend verändert. Wenn junge Menschen Kattowitz hören, denken sie oft nicht mehr an Kohle, sondern an E-Sport. Das sind Wettkämpfe, bei denen Spieler:innen in Videospielen gegeneinander antreten.

E-Sport hat sich in den letzten Jahren zu einem globalen Phänomen mit enormem Publikumsinteresse entwickelt. Und Kattowitz ist mittendrin. Seit 2014 findet dort das Finale der Intel Extreme Masters (IEM) statt, eines der wichtigsten e-Sport-Turniere der Welt. Jedes Jahr kommen Tausende Spieler:innen aus aller Welt nach Kattowitz, und Millionen verfolgen das Event online. Für Kattowitz ist die IEM zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Die Veranstaltung bringt nicht nur Tourist:innen in die Stadt, sondern schafft auch Arbeitsplätze in verschiedenen Branchen.

Kattowitz will seine Rolle als Gaming-Hauptstadt Europas weiter ausbauen. Dafür soll ein Kohlebergwerk renoviert und zum Gaming and Technology Hub umgebaut werden. Die Stadt stellt der wachsenden E-Sport-Branche damit proaktiv Büroräume, Co-Working-Spaces, Aufnahmestudios, Labors, IT-Infrastrukturen sowie Konferenzräume und Bildungseinrichtungen zur Verfügung.

Das Schlesische Museum wurde 2014 auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlebergwerks erbaut. Das architektonische Erbe der alten Industrie wurde dabei bewahrt. © Kris Duda, Flickr
Neue Identität durch mutige Investitionen

Ein weiterer entscheidender Faktor für den erfolgreichen Wandel waren Investitionen in erstklassige Kultureinrichtungen. Früher war es die Kohle, die Kattowitz seine Identität gab. Heute ist die Kultur, die in Polen und weit darüber hinaus einen hervorragenden Ruf genießt.

Kattowitz hat seit 2014 eine der besten Konzerthallen der Welt. Die NOSPR zieht mit ihrer ausgeklügelten Akustik die besten Orchester der Welt an, darunter die Wiener Philharmoniker und das London Symphony Orchestra.

Und auch das 2014 errichtete Schlesische Museum ist mittlerweile ein Wahrzeichen der Stadt. Es wurde ebenfalls auf dem Gelände eines Bergwerks errichtet – zum größten Teil unterirdisch. Neue und alte Architektur verbinden sich und spiegeln den Geist der Stadt wider. Der alte Förderturm der Mine wurde durch einen angebauten Lift für Besucher:innen zugänglich gemacht und bietet heute einen Ausblick über die ganze Stadt. Die Konzerthalle NOSPR und das Schlesische Museum geben den Bewohner:innen einen neuen Grund, auf ihre Stadt stolz zu sein.

Die NOSPR zählt dank ihrer exzellenten Akustik zu den fünf besten Konzerthallen der Welt. © Ziemowit Cabanek, Flickr
Gastgeber der Klimakonferenz

Die Ausrichtung der UN-Klimakonferenz im Jahr 2018 in Kattowitz lenkte die Aufmerksamkeit auf Klimaschutz. In den Jahren nach der Konferenz hat die Stadt erhebliche Anstrengungen unternommen, um ihre Klimabilanz zu verbessern. So wurden zahlreiche Gebäude mit Solaranlagen ausgestattet und energetisch saniert. Ehemalige Industrieflächen wurden in Parks umgestaltet und Verkehrsflächen entsiegelt. Auch im Verkehrssektor setzt Kattowitz auf umweltfreundliche Lösungen: Die Einführung neuer Straßenbahnen und Elektrobusse trug zur Reduzierung der Luftverschmutzung bei und fördert eine nachhaltige Mobilität.

Einen wichtigen Schritt für ihre Zukunft ging die Stadt erst vor kurzem. Anfang des Jahres 2025 ist sie der Powering Past Coal Alliance (PPCA) beigetreten. Das ist eine internationale Initiative, die sich für den Abschied von Kohlekraft einsetzt. Damit zeigt Kattowitz, dass es ernsthaft auf eine nachhaltige Zukunft setzt.

Klimapolitisch konservatives Polen

Viele ältere Kattowitzer:innen waren im Bergbau beschäftigt und nennen ihre Stadt bis heute mit Stolz das schwarze Herz Polens.  Kohle ist ein wichtiger Teil ihrer Identität. Polen ist nach wie vor der zweitgrößte Kohleproduzent Europas und hat 2023 noch mehr ein Drittel seines Energiebedarfs mit Kohle gedeckt. 2025 gibt es mit der Zeche Staszic-Wujek auch noch ein letztes aktives Kohlebergwerk in Kattowitz.

Doch Kohle hat in Kattowitz längst nicht mehr die Bedeutung wie in der Nachkriegszeit. Die Stadt ist mutig einen Weg in eine grüne Zukunft gegangen, den andere Teile Polens noch vor sich haben. Während die nationale Politik Polens beim Klimaschutz weiter zögert, zeigt Kattowitz, dass ein geordneter und wirtschaftlich erfolgreicher Kohleausstieg möglich ist. Die Politik muss nur bereit sein, langfristig zu denken und gezielt in den Wandel zu investieren.

Mit weniger Demokratie zu mehr Macht

Bald könnte Herbert Kickl unser Land lenken. Ein rechtsextremer Stratege, der allem kritisch gegenübersteht, das seine Macht einschränken könnte. Zum Beispiel der unabhängigen Justiz, freien Medien und Menschenrechten. Kurzum: Die FPÖ will Errungenschaften der modernen Gesellschaft angreifen, die uns vor willkürlicher Staatsgewalt schützen. Was kommt da auf uns zu? Ein Gespräch mit Demokratieforscher Michael Hunklinger.

Erstmals in der Geschichte Österreichs könnte die rechtsextreme FPÖ den Kanzler stellen. Mit der ÖVP als Juniorpartner laufen die Verhandlungen zur Regierungsbildung schon seit Anfang Jänner.  Die FPÖ liegt in Umfragen bei bis zu 39 Prozent, während die ÖVP bei Neuwahlen deutlich verlieren würde. Der ÖVP liegt daher viel an einem Zustandekommen einer blau-schwarzen Regierung. Diesen Umstand wird die FPÖ zu nutzen wissen und viele ihrer Anliegen durchbringen. Für die liberale Demokratie Österreichs sind das keine guten Nachrichten.

„Die Idee von einem einheitlichen Volk mit einem einheitlichen Willen ist gefährlich.“

Dabei spricht sich die FPÖ gar nicht offen gegen die Demokratie aus. Im Gegenteil, sie fordern, dass sich die Politik nach dem Volkswillen zu richten habe. Warum dann die ganze Aufregung? „Die Idee von einem einheitlichen Volk mit einem einheitlichen Willen ist gefährlich“, warnt Demokratieforscher Michael Hunklinger. „Es schließt viele Menschen aus, die nicht in das enge Bild des Volkes hineinpassen. Migrant:innen, Minderheiten und politisch Andersdenkende.“

Hunklinger ist Senior Scientist am Department für Europapolitik und Demokratieforschung der Universität Krems. Im Gespräch mit dem FREDA Magazin äußert er Sorge um die Zukunft der Demokratie in Österreich. Als System werde die Demokratie zwar noch bestehen bleiben, aber im Hintergrund könnte sie ausgehöhlt werden, so der Wissenschaftler.

Einen einzigen Volkswillen gibt es nicht

Die Bevölkerung Österreichs ist keine einheitliche Gruppe, sondern setzt sich aus unterschiedlichsten Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zusammen. Das Beharren auf einem Volkswillen bedeutet also, dass viele Perspektiven ignoriert werden.

In autoritär geprägten Ländern gibt es nur eine vorherrschende Meinung im Land. Welche das ist, entscheiden die regierenden Parteien selbst. Und: Der Volkswille sei anfällig für Manipulation und ändere sich schnell, argumentiert Hunklinger. „Beim Brexit wurde sehr viel mit Falschinformation gearbeitet, um die Menschen zu manipulieren.“ Heute bereuen viele Brit:innen den Ausstieg aus der EU.

„Eine liberale Demokratie beruht auf Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Grundrechten.“

Außerdem passe der alleinige Fokus auf das Mehrheitsprinzip nicht mit dem Verständnis unserer liberalen Demokratie zusammen, so der Demokratieforscher. „Ein zentrales Element einer liberalen Demokratie ist die Suche nach einem gemeinsamen Konsens. Es geht darum, die Interessen von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, Parteien und Interessensvertretungen abzuwiegen und zu verhandeln. Dieser Aushandlungsprozess dauert manchmal, aber er ist wichtig.“

Liberale Demokratien schützen die Rechte des Einzelnen

Auch in einer liberalen Demokratie sind freie Wahlen wesentlich. Aber sie folgt nicht ausschließlich dem Mehrheitsprinzip, also der Idee, dass die Mehrheit kompromisslos das Sagen hat. „Eine liberale Demokratie beruht auch auf Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Grundrechten“, erklärt der Demokratieforscher.

Diese sperrigen Worte haben eine große Bedeutung. Dass Gerichte unabhängig von den Wünschen der Regierenden im Land Urteile sprechen können, zum Beispiel. Oder dass die Macht im Land auf verschiedene politische Ämter und Parteien verteilt ist, die sich gegenseitig kontrollieren. Und am wichtigsten: Dass es Grundrechte wie Meinungsfreiheit oder Religionsfreiheit gibt, die Regierende uns nicht einfach mit dem Argument „Die Mehrheit will das so“ wegnehmen können.

Demokratieforscher Michael Hunklinger zeigt sich im Gespräch besorgt um die liberale Demokratie Österreichs.
Wir kennen das wahre Gesicht der FPÖ bereits

Von 2017 bis 2019 war die FPÖ bereits in Schlüsselpositionen und hat ihr Demokratieverständnis deutlich gezeigt. Herbert Kickl hat in seiner Zeit als Innenminister den Verfassungsschutz stürmen lassen, um mutmaßlich Ermittlungen gegen Rechtsextreme zu behindern und die Arbeit der unabhängigen Justiz zu stören.

Unter der kommenden Regierung soll es noch weiter gehen. Mit Notstandgesetzen will Kickl sich über bestehende EU-Asylgesetzgebung hinwegsetzen und damit Grundrechte einschränken. Auch einem weiteren Schlüsselaspekt einer liberalen Demokratie hat die FPÖ den Kampf angesagt: den freien Medien. Generalsekretär Christian Hafenecker spricht davon, die Presseförderung auf „völlig neue Beine“ zu stellen und zu schauen, wie man „Medienförderungen künftig verteilt“.  Noch deutlicher wird Wiens FPÖ-Obmann Dominik Nepp nach einem kritischen Artikel der Tageszeitung Der Standard: „5 gute Jahre, wenn es mit diesem Scheißblatt endlich vorbei ist.“

Menschen sehnen sich nach einfachen Antworten

Nicht nur in Österreich, sondern auf der ganzen Welt sind rechtspopulistische bis rechtsextreme Parteien auf dem Vormarsch. Die Neue Rechte zeigt sich nach außen zahm und modern. Dieses Auftreten und geschickte Medienarbeit machen rechtsextreme Ideen weltweit immer salonfähiger. Im Vergleich dazu wirke Demokratie in Krisenzeiten schwerfällig und farblos. Die Menschen würden sich einfache Lösungen wünschen, so Michael Hunklinger.

Ein verständlicher Wunsch. Viele Österreicher:innen sind verunsichert. Sie fürchten sich vor Teuerung und sozialem Abstieg und suchen nach Schuldigen für diese Entwicklung. Rechtspopulistische Parteien wie die FPÖ nutzen diese Unzufriedenheit. Sie präsentieren sich als die Partei der einfachen Lösungen und benennen Schuldige: Migrant:innen, Geflüchtete, Trans*Personen und die woke bubble zum Beispiel. Mit dieser Art Politik zu machen, verstärken sie Konflikte und spalten die Gesellschaft. Kurzfristig funktioniert diese Strategie, langfristig endet sie im Chaos.

„Wenn man die liberale Demokratie schwächt, schwächt man uns alle.“

Autoritäre Regierungen sind schlecht für alle

Ein Blick nach Ungarn zeigt, wie schnell eine Demokratie autoritäre Züge annehmen kann. Demokratisch gewählte Regierungen haben dort unabhängige Gerichte und Medien systematisch geschwächt und die Rechte von Frauen und LGBTQ+-Personen eingeschränkt. Minderheiten sind zwar oft die ersten, die unter dem Abbau der liberalen Demokratie leiden. „Manche spüren es früher, andere später. Aber wenn man die liberale Demokratie schwächt, schwächt man uns alle“, mahnt Demokratieforscher Hunklinger. „Wir müssen uns überlegen, wie wir als Gesellschaft auf so etwas antworten. Das Land den Rechtsextremen zu überlassen, ist keine Lösung, wenn wir weiterhin in einer Demokratie leben wollen.“

Die liberale Demokratie bewahrt uns vor den Fehlern der Vergangenheit

„Die liberale Demokratie ist nicht perfekt“, hält Michael Hunklinger fest. Sie sei manchmal kompliziert und träge. Einen Konsens zu finden, verlangt Geduld, Engagement und die Bereitschaft, unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren. Aber die Geschichte zeigt uns, welche Folgen es haben kann, wenn wir die Demokratie grundsätzlich infrage stellen. Mithilfe des vermeintlichen Volkswillens könnten sich die Mächtigen über die Schutzmechanismen unserer modernen Gesellschaft hinwegsetzen. Aber sie sind es, die uns davor bewahren, die katastrophalen Fehler des letzten Jahrhunderts zu wiederholen.

Es liegt an uns, das zu erkennen und für die Demokratie einzutreten. Am wichtigsten sei natürlich, wählen zu gehen, sagt der Demokratieforscher. Man müsse verstehen, dass jeder ein Teil der Demokratie ist. Und das kann man unterschiedlich leben. „Die Mitarbeit in einer Partei, in einer Gewerkschaft oder in einem Ehrenamt stärkt die Zivilgesellschaft“, erklärt er. Michael Hunklinger plädiert außerdem für mehr sozialen Ausgleich. Wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehe, könne das negative Konsequenzen für unser Zusammenleben und die Demokratie an sich haben.

Die liberale Demokratie schützt uns vor willkürlicher Staatsgewalt. Sie ist unsere beste Chance auf eine freie, gerechte und sichere Zukunft. Wer sie aufgibt, verliert – vielleicht nicht sofort, aber sicher irgendwann. Wer sie beschneiden will, oder auch nur damit droht, handelt nicht im Sinne der Bürger:innen, sondern will seine Macht ausbauen.

Vogelzahlen stabil

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Die Wintervogelzählung der Vogelschutzorganisation BirdLife ist die größte Mitmachaktion Österreichs und ein wichtiger Beitrag zur Vogelforschung in bewohnten Gebieten. 645.540 Vögel sind heuer im Rahmen der „Stunde der Wintervögel“ zwischen 4. und 6. Jänner in Österreich gezählt worden. 

Bei den von BirdLife veröffentlichten Ergebnissen ging die Kohlmeise erneut als häufigster gezählter Wintervogel in unseren Gärten hervor. Gefolgt vom Haus- und Feldsperling. An der Zählung beteiligten sich in diesem Jahr knapp 27.000 Menschen in Österreich.

Kohlmeise wieder Spitzenreiter

Mit knapp fünf beobachteten Vögeln pro Garten bleibt die Kohlmeise die verlässlichste Art an Futterstellen, auch wenn ihr Ergebnis unter dem Vorjahr liegt. Anders als im Vorjahr ist sie jedoch nur in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich Spitzenreiter. Die beiden Zweit- und Drittplatzierten, der Haussperling und der Feldsperling, sind dagegen in fast der Hälfte aller österreichischen Gärten präsent gewesen. Die Amsel erreicht bei den aktuellen Beobachtungen Platz vier. Es sind wesentlich weniger Vögel als in der Vergangenheit gezählt worden. Vor allem in Ostösterreich könnte das Usutu-Virus die Amselbestände stark reduziert haben, so BirdLife.

Positiv: Mehr Bergfinken

Als Highlight bezeichnet die Umweltschutzorganisation den starken Einflug von Bergfinken in einigen Bundesländern. Fast 40.000 Vögel wurden österreichweit gezählt und damit der Bergfink am siebthäufigsten gesichtet. Er ist in unserer Gegend ein Wintergast. Er brütet in den Nadel- und Birkenwäldern Skandinaviens. Im Winter sucht er bevorzugt nach Bucheckern, was ihn manchmal in großen Zahlen bis nach Mitteleuropa führt. Bei uns findet man ihn dann vor allem in Buchenreichen Wäldern, häufig besucht er aber auch Futterstellen im Siedlungsgebiet.

Negativ: Sinkflug des Grünlings

Als besorgniserregend wird der voranschreitende Sinkflug des Grünlings bezeichnet. „Während der ehemalige Stammgast an der Futterstelle in den ersten Jahren der Vogelzählaktion noch in jedem zweiten Garten beobachtet werden konnte, findet man ihn mittlerweile nur mehr an jedem fünften Zählort“, erklärt BirdLife. Dem Grünling macht seit Jahren die Vogelkrankheit Trichomoniasis zu schaffen.

Langfristiger Trend rückläufig

Durchschnittlich sind bei der diesjährigen Zählung knapp 31 Vögel pro Zählort zu beobachten gewesen – fast so viele wie im Vorjahr. Die Gesamtzahlen bleiben damit über die vergangenen fünf Jahre stabil. Im langfristigen Vergleich nimmt die Anzahl der Wintervögel in unseren Gärten jedoch ab. Verbauung, der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, unnatürliche Gärten oder monotone Landschaften machen unseren heimischen Vogelbeständen zu schaffen. Außerdem haben die milderen Winter Auswirkungen: Es ziehen etwa immer weniger Vögel aus dem Norden zu. (Red./APA)

Keine fünf Jahre Stillstand bei Klimaschutz

Die Ökologische Ökonomin Sigrid Stagl ist „Wissenschaftlerin des Jahres 2024“. Mit dem Preis wird sie für die Vermittlung ihrer wissenschaftlichen Arbeit zum Umgang mit dem Klimawandel, der Energiekrise und anderen zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen geehrt. Vergeben wird er jedes Jahr vom „Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen“.

Energiekrise, Klimawandel, Ökologisierung der Wirtschaft, die grüne Transformation – es sind beileibe keine Themen, die nicht manchmal verzweifeln ließen. Doch Sigrid Stagl kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen: Die Ökonomin ist eine häufig gefragte Kommentatorin zur Einordnung der heimischen Klima- und Umweltpolitik und ist jetzt zur österreichischen Wissenschaftlerin des Jahres gekürt worden. Sigrid Stangl stammt aus dem Waldviertel in Niederösterreich und promovierte in den späten 1990er-Jahren in den USA als erste Person weltweit in „Ökologischer Ökonomie“.

Keine fünf Jahre ohne Klimaschutz

Angesichts der Aussichten auf eine FPÖ-geführte Bundesregierung mit voraussichtlich keinen Ambitionen, den Klimaschutz voranzutreiben, ist sie kritisch: Österreich habe „keine fünf Jahre“, um im Bereich Klimaschutz nichts zu tun. Wer auf Kosten des Umwelt- und Klimaschutzes das Budget sanieren will, liege falsch. Ein Klimaschutzministerium brauche es weiter.

Würde man zum Beispiel aus Spargründen die CO₂-Besteuerung – wie vor allem von der FPÖ mehrfach gefordert – wieder zurücknehmen, wäre das der Einschätzung der ökologischen Ökonomin „extra dämlich“. Denn eine solche Besteuerung soll 2027 europaweit kommen. Es bringe nichts, etwas, worum 30 Jahre politisch gekämpft wurde, wieder zurückzunehmen – nur um es dann wieder einführen zu müssen.

Wissenschaftlerin des Jahres
Sigrid Stagl ist Wissenschaftlerin des Jahres © APA
An Nachhaltigkeit führt kein Weg vorbei

Die österreichische Wirtschaft brauche hier einen klaren Pfad mit Ziel und Stabilität, um ihr Handeln daran auszurichten. Möglichst klimaneutrales Handeln müsste für Firmen und Haushalte zur wirtschaftlich attraktivsten Variante werden. Und auch Interessensvertretungen, wie die Wirtschaftskammer, sollten positive Beispiele aus der Wirtschaft stärker vor den Vorhang holen und nicht weiter prominent die Anliegen der Blockierer vertreten. Am Umbau in Richtung Nachhaltigkeit führe kein Weg vorbei. Es brauche daher klare Hinweise seitens der Wissenschaft auf die äußerst besorgniserregenden Befunde aus der Klimaforschung und gleichzeitig positive Zukunftsbilder, wie die schlimmsten Auswirkungen noch abgefangen werden können.

Fokus auf Fossile ist innovationsfeindlich

Dass wir es in Zukunft womöglich mit einer wissenschaftlichen Erkenntnissen gegenüber äußerst skeptischen Regierungsspitze zu tun bekommen könnten, sei für Forschende zwar eine neue Liga, aber hierzulande auch nicht ganz neu. Sollten jetzt aber die Weichen wieder in Richtung verstärkte Nutzung fossiler Energieträger und damit in Richtung innovationsfeindlicher Geschäftsmodelle gestellt werden, wäre das verheerend. „Das hat nichts mit einer dynamischen Marktwirtschaft oder Wettbewerbsfähigkeit zu tun.“, sagt Stagl.

„Die Umwelt verändert sich und entweder wir verändern uns mit ihr oder wir tragen die Kosten des Nichthandelns.“

Den Menschen zu suggerieren, „wir können weiter tun wie bisher und es entstehen keine Kosten“, sei eine „Lüge“. Die Kosten des Nichttuns seien deutlich höher als jede Alternative: „Die Umwelt verändert sich und entweder wir verändern uns mit ihr oder wir tragen die Kosten des Nichthandelns.“

Klimaschutz muss politisch außer Diskussion gestellt werden

Dass schon in den vergangenen Wochen immer wieder Klimaschutz-Maßnahmen als mögliche Sparoptionen zur Budgetsanierung ins Spiel gebracht wurden, sei im negativen Sinn bezeichnend. Stagl erneuerte auch ihre Forderung, dass es in jedweder künftigen Regierung weiter ein Klimaschutzministerium geben müsse, und dieses nicht etwa in anderen Ressorts aufgehen dürfe. Klimaschutz müsse politisch „außer Diskussion gestellt werden“. (Red/APA)

Verwirrende Volksbefragung gegen Windkraft

Die Kärntner FPÖ will ein Verbot für neue Windräder in ihrem Bundesland. Nur gute Argumente hat sie nicht zur Hand. Um das Verbot trotzdem durchzusetzen, will die FPÖ die Bevölkerung mit einer verwirrenden Volksbefragung in die Irre führen.

Sollen auf Kärntens Bergen zukünftig noch neue Windräder gebaut werden? Um diese Frage dreht sich eine von der FPÖ und dem Team Kärnten angestoßene Volksbefragung. Sie findet am 12. Jänner statt. Nur: In der Wahlkabine werden die Kärntner:innen diese Frage nicht lesen. FPÖ und Team Kärnten haben eine andere Formulierung gewählt:

„Soll zum Schutz der Kärntner Natur (einschließlich des Landschaftsbildes) die Errichtung weiterer Windkraftanlagen auf Bergen und Almen in Kärnten landesgesetzlich verboten werden?“

Dieser Wortlaut sorgte für Kritik und Verwunderung. Denn die Frage ist erstens verwirrend.   „Ja“ heißt eigentlich „Nein“ und umgekehrt. Bin ich gegen neue Windräder, muss ich ja ankreuzen. Sage ich Ja zur Windkraft in den Bergen, dann muss ich ein Kreuz bei Nein machen. Da sind Missverständnisse vorprogrammiert.

Bewertende Fragestellung

Und zweitens handelt es sich um eine Suggestivfrage. Suggestivfragen sind so gestellt, dass sie eine bestimmte Antwort nahelegen. Sie enthalten eine versteckte Bewertung und schlagen dann eine bestimmte Handlung vor. „Du siehst krank aus. Möchtest du nicht nach Hause gehen und dich hinlegen?“ Der Wortlaut macht klar, was der Fragesteller für richtig hält.

Dasselbe gilt für die Formulierung der Windkraft-Volksbefragung. Das klar positiv besetze Wort „Schutz“ legt nahe, wie die Befragten zu antworten haben. Wer will schon gegen den Schutz der Kärntner Natur abstimmen?

Volksbefragungen sind wichtig in einer Demokratie. Sie sollen die Meinung der Bevölkerung unverfälscht ermitteln. Wer jedoch solche Suggestivfragen stellt, will die Befragung in eine erwünschte Richtung lenken und nicht wirklich wissen, was die Menschen wollen.

Das sieht selbst Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) so. Die Intention der Antragsteller sei aus dem Text klar zu erkennen, die Frage sei damit „leicht tendenziös“, so Kaiser. Abgesegnet hat die Landesregierung die Formulierung trotzdem. Warum, bleibt offen. Das Gesetz schreibt klar vor, dass Volksbefragungen „möglichst kurz, sachlich und eindeutig, ohne wertende Beifügungen“ formuliert werden müssen.

Fehlende Argumente gegen Windkraft

Auch abseits des Wortlautes sorgt die Volksbefragung für Verwunderung. Es fehlen schlicht gute Argumente für ein Verbot von Windrädern, eine Befragung dazu ist dementsprechend wenig sinnvoll. Weder für die beiden Kärntner Regierungsparteien SPÖ und ÖVP noch die Sozialpartner Arbeiterkammer (AK), ÖGB, Wirtschaftskammer (WK) und Industriellenvereinigung (IV) stand ein Verbot zur Diskussion.

Veranlasst haben die Befragung die beiden Oppositionsparteien FPÖ und Team Kärnten. Im Land Kärnten reicht bereits ein Drittel der Landtagsabgeordneten, um eine Volksbefragung durchführen zu können. FPÖ und Team Kärnten stellen gemeinsam 14 der 38 Abgeordneten und konnten so eine Volksbefragung erwirken. Damit machen sie Windkraft zum Spielball parteipolitischer Interessen.

Winterlücke schließen

Und das, obwohl Windräder für Kärnten als Wirtschaftsstandort sehr wichtig wären. Zwar hat das Land viel Wasserkraft, doch im Winter produzieren die Anlagen zu wenig Strom. Daher ist Kärnten im Winter auf teure Stromimporte angewiesen. Will Kärnten zukünftig ein attraktiver Standort für Unternehmen sein, braucht es auch im Winter unabhängigen und preisstabilen Strom. Dafür kann nur ein Energiemix sorgen, in dem auch Windkraft mit dabei ist.

Naturschutz und Windkraft können Hand in Hand gehen

Die von der FPÖ und dem Land Kärnten initiierte Volksbefragung hat einen bitteren Beigeschmack. Ihr Ziel ist es nicht, die ehrliche Meinung der Kärntner:innen einzuholen, sondern vielmehr, sie in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Der Wortlaut der Frage suggeriert, dass Windräder eine Gefahr für die heimische Natur darstellen. Dabei nutzen sie die tiefe emotionale Verbindung der Menschen zu ihren Bergen und ihrer Natur aus. Orte, die Heimatgefühl, Erholung und Identität vereinen. Doch die Wahrheit ist: Windkraft bedroht all das nicht.

Der Schutz der Kärntner Natur steht nicht im Gegensatz zum Ausbau der Windkraft. Windräder versiegeln nur geringe Flächen und verursachen im Betrieb keine Abgase, Abfälle oder Abwässer. Die Infrastruktur des Skitourismus – mit Seilbahnen, Schneekanonen, riesigen Parkplätzen und Hotelkomplexen – hat die alpine Natur in vielen Kärntner Regionen deutlich stärker verändert als Windräder es je könnten.

Doch FPÖ und Team Kärnten arbeiten mit einem Entweder-oder: Naturschutz oder Windkraft. Dabei ist klar, dass beides Hand in Hand gehen kann. Wer wirklich die Kärntner Natur und ihre Zukunft schützen will, muss Windkraft als Teil der Lösung betrachten – nicht als Problem.

Warum Österreich das neue Pfandsystem braucht

Seit 1. Jänner 2025 gibt es in Österreich ein Pfandsystem für Einwegflaschen und -dosen. Aber warum eigentlich? Einwegpfand trägt zur Lösung von gleich zwei großen Problemen unserer Zeit bei.

Wenn wir mit Jahresbeginn 2025 ein Getränk in einer Einwegflasche oder Einwegdose kaufen, dann zahlen wir 25 Cent zusätzlich – das Pfand. Dieses Geld bekommen wir wieder, sobald wir die leere Flasche zurückbringen. Die Idee dahinter: Wenn eine Flasche oder Dose Geld wert ist, werfen wir sie nicht so leicht weg. Dadurch ergeben sich zwei große Vorteile.

Weniger Müll durch Einwegpfand

Mit einem Einwegpfand landen weniger Flaschen und Dosen in der Natur. Insbesondere Plastikmüll belastet die Umwelt enorm. Landet beispielsweise eine Flasche in der Natur, bleibt sie für Jahrhunderte liegen, weil es so langsam verrottet. Bis dahin verfangen sich Tiere darin oder halten sie fälschlicherweise für Essen. Wäre das nicht schon schlimm genug, zerfällt die Flasche im Laufe der Zeit zu immer kleineren Partikeln. Dieses sogenannte Mikroplastik sorgt für noch mehr Probleme. Über Nahrung und Trinkwasser gelangt es sogar bis in unsere Körper.

Einwegflaschen und -dosen gehören zu den häufigsten Müllarten, die in der Natur landen. Deswegen ist das neue Pfandsystem sehr wichtig. Wie groß die positiven Effekte sein können, zeigen andere Länder schon seit vielen Jahren. In Deutschland gibt es seit dem Jahr 2003 ein Pfand auf Einwegflaschen und -dosen. Die Rückgabequote liegt dort bei beeindruckenden 98 Prozent. Auch Kroatien und die Niederlande haben ähnliche Systeme mit ähnlichen hohen Quoten.  Österreich möchte bis 2027 eine Rückgabequote von 90 Prozent erreichen.

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Weniger Rohstoffbedarf durch Einwegpfand

Der zweite Vorteil: Recyceln wir Dosen und Flaschen, nutzen also ihre Materialien erneut, dann müssen wir weniger neue Rohstoffe aus der Erde holen und mit viel Energie verarbeiten. Unsere moderne Welt hat einen enormen Hunger nach Rohstoffen. Egal ob Plastik, Metall oder Glas – viele der Materialien, die wir für Verpackungen nutzen, stammen aus begrenzten Rohstoffen. Plastik zum Beispiel wird Erdöl hergestellt – ein Rohstoff, dessen Gewinnung und Verarbeitung Klima und Umwelt enorm belastet.

Auch die Herstellung von Aluminium für Dosen verursacht enorme CO₂-Emissionen, weil dabei so viel Energie gebraucht wird. Bauxit, jenes Erz, aus dem Aluminium hergestellt wird, wird außerdem in sehr sensiblen Gebieten der Erde abgebaut. Brasilien rodet für die Bauxit-Gewinnung beispielsweise jährlich riesige Regenwaldgebiete.

Ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft

Doch es geht auch anders. Die Lösung heißt Kreislaufwirtschaft. Während wir bisher Materialien erst gefördert, verwendet, dann entsorgt haben, hält die Kreislaufwirtschaft Materialien im System. Das Recycling von Materialien spart nicht nur Ressourcen, sondern auch Energie. Recyceltes Aluminium benötigt bis zu 95 Prozent weniger Energie.

Das Einwegpfand ist ein wichtiger Schritt hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Alte Flaschen und Dosen werden zerkleinert und in weiterer Folge wieder zu neuen Flaschen und Dosen verarbeitet. Dafür müssen wir keine neuen Rohstoffe wie Erdöl für Plastik oder Bauxit für Aluminium abbauen.

Mit dem neuen Einwegpfandsystem geht Österreich zwei große Probleme an: die Vermüllung der Natur und unseren enormen Hunger nach neuen Rohstoffen. Wie andere Länder zeigen, kommt durch das Pfand mehr Plastik und Aluminium dort hin, wo es hin soll: zum Recycling. Das schützt unsere Natur und spart wertvolle Ressourcen.

Eine Stunde Vögel zählen

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Von 4. bis 6. Jänner findet wieder die „Stunde der Wintervögel“ statt. Die Vogelzählung der Vogelschutzorganisation BirdLife ist die größte Mitmachaktion Österreichs und ein wichtiger Beitrag zur Vogelforschung in bewohnten Gebieten. Mitmachen können wir alle. Vorkenntnisse braucht es dafür nicht.

2024 war nach 2023 bereits zum zweiten Mal in Folge das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das hat Auswirkungen auf Vieles. Auch auf unsere heimischen Wintervögel wie Amseln, Spatzen, Finken und Meisen. Durch die Zählung soll herausgefunden werden, wie viele Vögel sich in unseren Städten und Gemeinden im Winter aufhalten. Durch die Klimaerwärmung und die hohe Bodenversiegelung sind es in den vergangenen Jahren deutlich weniger geworden.

„Es bleibt spannend! Und jede Meldung zählt“, betont Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich, „auch wenn Sie nur wenige oder keine Vögel innerhalb der Zählstunde sehen! Je mehr Vogelfreunde mitmachen und je mehr Beobachtungen an uns weitergegeben werden, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse und desto besser kann sich unsere Organisation für die heimischen Vögel starkmachen!“ Und so geht’s:

Schritt 1: Informieren

Bei der „Stunde der Wintervögel“ können alle mitmachen, Vorwissen ist keines erforderlich. Mithilfe eines Teilnahmefolders – in dem die häufigsten Siedlungsvögel abgebildet sind – kannst du deine beobachteten Vögel ganz einfach bestimmen. Den Teilnahmefolder gibt es auf der Seite von BirdLife.

Schritt 2: Vögel zählen

Die „Stunde der Wintervögel“ findet vom 4. bis 6. Jänner statt. Such dir einen Platz, von dem aus du gute Sicht hast: im eigenen Garten, am Balkon, vom Fenster aus oder im Park. Auch wer innerhalb Österreichs auf Urlaub ist, kann teilnehmen. Beobachte dann zu einer selbst gewählten Uhrzeit eine Stunde lang und notiere dabei von jeder Vogelart die höchste Anzahl, die du in diesem Zeitraum gleichzeitig siehst. Das vermeidet Doppelzählungen. Auch wenn du gar keinen Vogel siehst, ist diese Rückmeldung an die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich sehr wertvoll.

Schritt 3: Beobachtung melden

Nutze für deine Meldung entweder den Meldebogen, den du im „Stunde der Wintervögel“-Teilnahmefolder findest, oder gib dein Zählergebnis auf der Meldeplattform unter birdlife.at online ein. Die online-Meldeplattform für dein Zählergebnis ist von 4. bis 14. Jänner 2025 freigeschaltet.

Gelber Sack in ganz Österreich

Ab 2025 gibt es in Österreich eine einheitliche Regelung für die Sammlung von Verpackungen aus Kunststoff und Metall. Ziel ist es, das Recyclen zu vereinfachen und die Umwelt zu schützen.

Die Gelbe Tonne bzw. der Gelbe Sack wird in allen Bundesländern zur zentralen Sammelstelle für Kunststoff und Metall. Damit verabschiedet sich die Blaue Tonne aus der Abfallwirtschaft. Unverändert bleibt hingegen die Sammlung von Altpapier sowie von Weiß- und Buntglas.

Bye bye Blaue Tonne

In einigen Bundesländern, wie Niederösterreich und Wien, wurde die gemeinsame Sammlung von Kunststoff- und Metallverpackungen bereits 2023 eingeführt. Ab 2025 ziehen nun auch Burgenland, Steiermark, Tirol, Vorarlberg sowie Teile von Oberösterreich nach. Das bedeutet, dass Metallverpackungen, die bisher in der Blauen Tonne entsorgt wurden, künftig zusammen mit Kunststoffverpackungen in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack gehören.

Die neue Regelung vereinfacht die Abfalltrennung und sorgt dafür, dass mehr Materialien dem Recycling zugeführt werden können. Besonders in Regionen, die bisher unterschiedliche Sammelsysteme hatten, wird durch diese Umstellung eine Vereinheitlichung geschaffen.

So trennt ihr richtig

Nach der Umstellung gilt eine einfache Regel: Alle Leichtverpackungen aus Kunststoff und Metall kommen in die Gelbe Tonne bzw. in den Gelben Sack. Ob Joghurtbecher oder Tierfutterdosen, Shampoo-Flaschen oder Aluminium-Schalen, Chipssackerl oder Konservendosen.

Wichtig: Pfandverpackungen sind von dieser Regelung ausgenommen. Pfandflaschen und – dosen könnt ihr über das neue Einwegpfandsystem zurückgeben. Sperrige Verpackungen wie Kanister, Eimer, große Folien oder Styropor-Verpackungen sollten weiterhin zu einem Mistplatz, Recyclinghof oder Altstoffsammelzentrum gebracht werden.

Bei der richtigen Trennung gilt: Je sauberer und trockener die Verpackungen sind, desto besser können sie recycelt werden. Falls Verpackungen sehr stark verschmutzt sind, könnt ihr sie kurz ausspülen.

Unsicher bei der Trennung? Der Recycling-Guide hilft

Falls ihr nicht sicher seid, wie eine Verpackung richtig entsorgt wird, bietet der Recycling-Guide schnelle und einfache Antworten. Dieses Tool, das online oder als App verfügbar ist, hilft euch, den richtigen Entsorgungsweg für jede Verpackung zu finden. Auch das Mist-ABC der Stadt Wien kann helfen. Damit wird die Abfalltrennung nicht nur einfacher, sondern auch effizienter.

Recyclingquote verbessern

Die neue Regelung geht Hand in Hand mit den Entwicklungen in der Recyclingtechnologie. Verpackungen werden zunehmend recyclingfreundlicher gestaltet, und moderne Sortieranlagen können verschiedene Materialien effizienter trennen. Eine korrekte Sammlung ist jedoch essenziell: Verpackungen, die im Restmüll landen, gehen für das Recycling verloren.

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die von der EU vorgegebenen Recyclingquoten zu erreichen. Bis Ende 2025 soll die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen 50 Prozent betragen, bis Ende 2030 sogar 55 Prozent. Das entspricht einer Verdopplung der Recyclingquote aus dem Jahr 2022. Gleichzeitig wird österreichweit ein Einwegpfandsystem eingeführt, um die Wiederverwertung weiter zu fördern.

Warum Recycling so wichtig ist

Eine korrekte Abfalltrennung und Recycling tragen erheblich dazu bei, Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu entlasten. Verpackungen, die nicht recycelt werden, landen oft in Mülldeponien oder werden verbrannt, was zur Freisetzung von CO₂ beiträgt. Durch Recycling können Rohstoffe wiederverwendet und der Energieverbrauch bei der Herstellung neuer Produkte reduziert werden.

Darüber hinaus hilft Recycling, die Abhängigkeit von Primärrohstoffen zu verringern. Gerade bei Metallen wie Aluminium und Stahl ist der Energieaufwand bei der Wiederverwertung deutlich geringer als bei der Neugewinnung. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern auch erhebliche Mengen an Treibhausgasemissionen.

Vorteile der gemeinsamen Sammlung

Die Zusammenführung von Kunststoff- und Metallverpackungen in einem Sammelsystem bringt mehrere Vorteile:

  1. Einfachere Sammlung: Ihr müsst nur noch einen Behälter nutzen, was die Trennung im Haushalt erleichtert und Zeit spart.
  2. Höhere Recyclingquote: Weniger Fehler beim Trennen tragen dazu bei, dass mehr Verpackungen korrekt recycelt werden. Das steigert die Effizienz der gesamten Abfallwirtschaft.
  3. Effizienterer Transport: Die Reduzierung der Behälteranzahl führt zu weniger Abholfahrten, senkt den CO₂-Ausstoß und schont die Umwelt. Zudem werden durch die einheitliche Sammlung regionale Unterschiede abgebaut.
  4. Verbesserte Recyclingtechnologien: Die gemeinsame Sammlung fördert den Einsatz moderner Sortieranlagen, die Verpackungen aus Kunststoff und Metall besser trennen können. Das erhöht die Qualität der recycelten Materialien.
Fazit

Die Umstellung auf ein einheitliches Sammelsystem ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Abfallwirtschaft in Österreich. Sie macht das Recycling für Bürgerinnen und Bürger einfacher und effizienter und leistet einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Mit der richtigen Trennung könnt ihr aktiv dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen. Nutzt die neuen Möglichkeiten und werdet Teil einer nachhaltigen Zukunft!

Sicher durch den Winter radeln

Fahrrad fahren ist gesund, macht Spaß und ist gut für Umwelt und Klima. Wenn wir ein paar Dinge beachten, kommen wir auch im Winter warm und sicher ans Ziel. FREDA hat die wichtigen Tipps zusammengetragen.

Zwar nimmt die Anzahl der Winterradler:innen jedes Jahr zu. Aber die Mehrheit der Österreicher:innen schickt das Rad noch immer in den Winterschlaf. Das verraten uns die Radzählstellen des Landes. Schneit es und ist der Boden gefroren, ist es auch vernünftig, das Rad stehenzulassen. Besonders für wenig Geübte. Aber die Wetterstatistik sagt: Im Großteil des Winters sind die Fahrverhältnisse besser, als die meisten von uns denken – vor allem in den Landeshauptstädten. Wien, Linz und Graz hatten 2023 zum Beispiel jeweils nur zwei Eistage, Innsbruck lediglich nur sechs. Eistage sind jene Tage, an denen die Temperaturen auch tagsüber nicht über null Grad klettern. An schnee- und eisfreien Tagen ist das Fahrradfahren allerdings wie immer.  Einzig die Luft ist kälter. An diesen Tagen spricht also nichts gegen das Rad – und einiges dafür!

Fahrradfahren ist auch im Winter gesund

Denn egal zu welcher Jahreszeit: Rad fahren spart Geld und in der Regel auch Zeit. Außerdem tun wir unserem Körper etwas Gutes, wenn wir uns an der frischen Luft bewegen. Im Winter stärken wir in der Kälte zudem unser Immunsystem und können damit Krankheiten vorbeugen. Und dann wären da natürlich auch noch die Vorteile für Klima und Umwelt. Am Fahrrad stoßen wir keine klimaschädlichen Gase aus und erzeugen keinen Feinstaub.

Deswegen hat das FREDA Magazin einige Tipps zusammengetragen, damit das Radfahren im Winter zu einem sicheren und angenehmen Erlebnis wird.

  • Tipp 1: Warm anziehen
    Was ziehe ich an, um nicht vom Fahrtwind schockgefrostet zu werden? Die Antwort lautet: viel. Gut gefütterte, regenfeste Jacken sorgen dafür, dass uns die winterliche Kälte nichts anhaben kann. An feuchten Tagen kann eine Regenhose samt regenfester Schuhe die Nässe draußen halten. Optimal gibt es auch Riesenponchos, die wir uns überwerfen können, sollte feuchtes Wetter über uns hereinbrechen. Unter dem Helm sollten wir auf jeden Fall eine Haube tragen, denn am Kopf verliert der Mensch die meiste Wärme. Unsere Hände brauchen außerdem warme Handschuhe. Am Lenker sind sie Wind und Kälte ungeschützt ausgesetzt. Wir sollten dabei Handschuhe wählen, mit denen wir problemlos nach der Gangschaltung und die Bremse greifen können. Durch die körperliche Anstrengung können wir unter der Kleidung schnell mal zu schwitzen beginnen. Trotzdem sollten wir unsere warme Kleidung erst ausziehen, wenn wir im Warmen sind. Wer viel schwitzt, sollte lieber auf atmungsaktive Sportkleidung setzen.
  • Tipp 2: Gut sichtbare Kleidung tragen
    Die ideale Radfahrkleidung im Winter sollte nicht nur warm sein, sondern auch sichtbar. Das gilt zwar prinzipiell für jede Jahreszeit. Aber besonders im Winter sind dunkle Jacken nicht ideal. Schließlich wollen wir ja von anderen Verkehrsteilnehmer:innen gesehen werden. Und die Sicht im Winter ist bekanntlich schlecht. Schließlich ist es dunkel und oft diesig. Wer eine dunkle Jacke hat und sich fürs winterliche Radvergnügen keine neue kaufen möchte, für den gibt es einen eleganten Ausweg: Klackbänder, Schärpen und Warnwesten. Legt man sich diese um, ist man im Verkehr besser sichtbar. Die sind vielleicht nur besonders modisch. Aber wir wollen ja keinen Werbespot drehen, sondern einfach nur sicher von A nach B kommen.
  • Tipp 3: Starkes Fahrradlicht verwenden
    Nicht nur wir, sondern auch unser Fahrrad sollte gut sichtbar sein. Und das heißt in Zeiten, wo die Sonne spät auf und früh untergeht, auch eine gute Lichtanlage am Fahrrad zu haben. Denn wer um fünf am Heimweg von der Arbeit ist, fährt im Stockfinsteren. Nabendynamos sind besonders alltagstauglich, weil wir dabei keine Akkus laden oder Batterien tauschen müssen. Abnehmbare Lichter müssen wir nach der Fahrt abnehmen. Akkus entladen sich in der Kälte schnell. Wichtig ist außerdem, dass wir die Reflektoren auf unserem Fahrrad gründlich reinigen. Im Winter verschmutzen sie leichter und verlieren damit ihre wichtige Funktion.
  • Tipp 4: Sattel runterstellen
    Im Winter sollten wir unseren Fahrradsattel ein bis zwei Zentimeter niedriger einstellen als im Sommer. Falls wir ins Schlingern kommen, können wir uns so besser mit den Füßen stabilisieren. Wer nicht zu flott unterwegs war, kann so Stürze auf rutschigen Stellen verhindern.
  • Tipp 5: Bei feuchter Fahrbahn angepasst fahren
    Wenn die Fahrbahn feucht ist, sollten wir deutlich vorsichtiger fahren. Auf feuchtem Untergrund ist der Bremsweg länger und die Sturzgefahr höher. Das gilt nicht für den Winter, sondern für jede Jahreszeit. Konkret heißt das:

    • Langsamer fahren
    • In Kurven auf Treten und Bremsen verzichten
    • Mehr Abstand zu anderen Radfahrer:innen und Autos halten
    • Vor allem Hinterradbremse benützen
    • Rutschige Oberflächen wie Straßenbahnschienen, Kanaldeckel und Laub meiden
    • Abkürzungen über unbefestigte Wege vermeiden
  • Tipp 6: Geräumte Fahrbahn benützen
    Bei Schneefall kann das Radfahren gefährlich sein, da die Sicht beeinträchtigt ist und die Straßen rutschig sind. Auch wenn es nicht mehr schneit, aber noch Schnee auf der Fahrbahn liegt, ist Vorsicht geboten. In diesen Fällen sollten sich nur geübte Fahrradfahrer:innen auf den Sattel schwingen.
    Wenn Radwege gar nicht oder nur unzureichend geräumt sind, ist die Benützung aus sicherheitstechnischen Gründen unzumutbar. In diesem Fall entfällt die Benutzungspflicht. Wir dürfen dann auch auf der geräumten Straße fahren.
  • Tipp 7: Streusalz vom Fahrrad entfernen
    Besonders im Winter gilt: Unser Fahrrad muss in gutem Zustand sein. Wer auch im Winter fahren will, sollte das Rad im Herbst noch einmal selbst durchchecken oder zum Service bringen. Denn im Winter wird das Rad stark gefordert. Der Grund: Streusalz. Bleibt es an bestimmten Teilen des Fahrrades kleben, kann es dort Schaden anrichten. Besonders anfällig sind die Ketten sowie Brems- und Schaltzüge. Um diese Probleme zu vermeiden, sollten wir diese Teile mit einem feuchten Tuch reinigen. Danach kann es notwendig sein, Ketten und Bremsen etwas zu ölen. Profitipp: Eine Wachspolitur im Herbst macht es dem Streusalz schwerer, haftenzubleiben und schützt damit den Rahmen.
  • Tipp 8: Die richtigen Reifen verwenden
    Im Winter ist es vorteilhaft, wenn wir unser Fahrrad mit Winterreifen ausstatten. Ja, die gibt es auch für Räder. Diese Reifen haben eine größere Profiltiefe und breitere Reifenflanken. Das sorgt für mehr Grip auf rutschigen oder gar vereisten Straßen. Sie sind meist auch aus weicherem Gummi hergestellt, der besser bei niedrigen Temperaturen funktioniert.
    Wer nur selten im Winter fährt und sich keine speziellen Winterreifen zulegen möchte, der kann zumindest den Luftdruck verringern. Dadurch hat der Reifen mehr Kontakt zum Boden und wir rutschen weniger schnell weg. Die Faustregel lautet: dreieinhalb bis vier Bar Reifendruck für die kalten Monate im Jahr.
Gibt es gute Radwege, ist Radfahren auch im Winter ohne Sicherheitsbedenken möglich.

Bessere Infrastruktur wichtig
Radfahren und Winter sind keine unvereinbaren Dinge, wie die nördlichste Großstadt der Europäischen Union beweist. Die Menschen im finnischen Oulu sind Radliebhaber:innen. Im Winter beträgt der Anteil des Radverkehrs in der Stadt mit 200.000 Einwohnern 12 Prozent, was doppelt so hoch ist wie der durchschnittliche Radverkehrsanteil in Linz für das ganze Jahr. Im Hinblick auf Radfahren ist bei uns Österreicher:innen also noch viel Luft nach oben. Das liegt aber auch daran, dass in weiten Teilen des Landes noch sichere Radwege fehlen.

In Oulu wiederum gibt es rund 850 Kilometer Radwege, die zuverlässig von Schnee geräumt werden. Sie sind zwischen dreieinhalb und sechs Meter breit und bieten sichere Fahrbedingungen für alle Radler:innen. Es ist also nicht immer das Wetter, das uns Österreicher:innen vom Fahrradfahren abhält. Es ist das Fehlen von sicheren Radwegen. Wächst ihre Anzahl, dann wächst auch unser Wille im Winter mit dem Rad zu fahren.