Langlebige Geräte schon vor dem Kauf erkennen

Langlebige Geräte zu erkennen, geht in Frankreich ganz einfach. Ein verpflichtendes Pickerl auf der Packung zeigt an, wie leicht sich ein Gerät reparieren lässt. Die Europäische Union plant nun eine ähnliche Kennzeichnung.

Vier Sommer hat er gehalten, der Rasenmäher. Jetzt muss er zum Mistplatz. Reparieren?  Geht nicht, sagt die Werkstatt.  Das Gerät ist so gebaut, dass eine Reparatur unmöglich ist. Also ab zum Baumarkt, um einen neuen Rasenmäher zu kaufen. Nur: Ob sich der reparieren lässt, erfahren wir erst, wenn er wieder kaputtgeht.

Auf einen Blick sehen, was sich reparieren lässt

Gerätehersteller machen es uns schwer, Wegwerfprodukte zu erkennen. Selbst für Profis ist es unmöglich, langlebige von kurzlebigen Produkten zu unterscheiden, ohne das Gerät aufzuschrauben. Produktbewertungen im Internet können zwar helfen. Sie zu lesen und zu vergleichen, kostet aber Zeit.

In Frankreich geht das einfacher. 2021 hat die französische Regierung den Indice de réparabilité eingeführt. Eine Kennzeichnung, die zeigt, wie leicht sich ein Gerät reparieren lässt. Konkret heißt das: Hersteller müssen auf der Verpackung ihrer Geräte ein Pickerl anbringen. Auf dem steht ein Punktestand zwischen null und zehn, der anzeigt, wie reparaturfreundlich ein Gerät ist. Vergleichbar ist das mit dem EU-Energielabel. Ein Blick auf die Packung und schon kann man den Stromverbrauch einschätzen.

So kommt die Bewertung zustande

Der Indice de réparabilité berücksichtigt die wichtigsten Kriterien fürs Reparieren. Lässt sich ein Gerät leicht zerlegen? Wenn ja, welche Werkzeuge braucht man? Wichtig ist außerdem, wie lange Ersatzteile verfügbar sind und wie viel sie kosten. Je länger ein Hersteller Teile seiner alten Produkte anbietet, desto besser schneidet er ab. In die Bewertung fließt überdies mit ein, ob der Hersteller Anleitungen zum Reparieren beilegt. Ohne diese Informationen können selbst Profis Geräte nur schwer wieder auf Vordermann bringen.

Wie auch Österreicher:innen vom französischen Reparaturindex profitieren

Das französische Start-up Spareka sammelt die Bewertungen des Indice de réparabilité und stellt sie auf ihrer Website zur Verfügung. Auch Österreicher:innen können so rund 1250 Geräte vor dem Kauf miteinander vergleichen. Die Seite ist zwar nur in französischer Sprache abrufbar – dank automatischer Übersetzungsfunktion kann man aber auch ohne Französischkenntnisse durch die Seite navigieren.

Links der französische Reparaturindex, rechts das in ganz Europa verpflichtende Energielabel
Reparieren ist Klima schützen

Derzeit gibt es den Indice de réparabilité nur für Wasch- und Spülmaschinen, Computer, Handys, Fernseher und Rasenmäher. Die französische Regierung will das Reparaturpickerl aber bald schon auf anderen Produktgruppen anbringen.

Das ist wichtig, denn je weniger Geräte vorzeitig am Mistplatz landen, desto besser ist das für unser Klima. Die Produktion von Elektrogeräten verbraucht enorme Mengen an Energie und Ressourcen. Je länger wir alte Geräte also nutzen können, desto weniger klimaschädliche Gase erzeugen wir. Würden alle Elektrogeräte innerhalb der EU nur ein Jahr länger halten, ließen sich so rund vier Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen. Das hat das European Environmental Bureau in einer Studie errechnet. Zum Vergleich: Das ist die Menge an CO₂, die 2 Millionen Autos in einem Jahr ausstoßen.

Europäische Union will eigenen Index

Wir brauchen also langlebige und reparierfreundliche Geräte. Das findet auch die Europäische Union. Mitte April hat das Europäische Parlament über die Initiative Recht auf Reparatur abgestimmt – und sie fast einstimmig angenommen. Teil dieser neuen Initiative ist auch eine Kennzeichnung der Reparierbarkeit auf Geräteverpackungen. Wann diese Kennzeichnung kommt und ob sie sich am französischen Index orientiert, ist noch offen.

Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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