Teebeutel als Messinstrument für Bodengesundheit

Mit einem Teebeutel und der passenden App kann jede/r Bürger:in wichtige Daten zum Zustand unserer Böden sammeln. FREDA hat sich das Forschungsprojekt näher angesehen.

Mit Tee lässt sich der Boden unter unseren Füßen verstehen. Aber nur, wenn wir ihn nicht trinken, sondern vergraben. Das verspricht das Forschungsprojekt „Tea Bag Index“ der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).  Es ist ein sogenanntes Citizen Science-Projekt. Das heißt: Alle Menschen in Österreich können mithelfen, die Forschung voranzubringen.

So kann jeder mitforschen

Im Teebeutel befindet sich organisches Material in Form von getrockneten Teeblättern. Wenn man nun den Beutel in der Erde vergräbt, dann beginnen Mikroorganismen im Boden ihre Arbeit. Sie zersetzen den Tee. Nach 90 Tagen gräbt man den Beutel wieder aus und wiegt ihn. Je mehr Gewicht er verloren hat, desto mehr Tee wurde von den Mikroorganismen zersetzt. Eine speziell für das Projekt entwickelte App erklärt allen Interessierten Schritt für Schritt, was zu tun ist und welche Teebeutel sie verwenden sollen. Die App ist für Android und iOS gratis verfügbar, lediglich eine Registrierung mit einer E-Mail-Adresse ist notwendig.

In einer Handvoll gesunder Erde leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde.

Wie schnell der Boden etwas zersetzt, sagt eine Menge darüber aus, wie gesund er ist. Eine schier unfassbare Anzahl an Bakterien, Pilze, Milben und Würmer im Boden sorgen dafür, dass Blätter, Holz und Tierkadaver nicht ewig in der Natur herumliegen. Sie zersetzen diese biologischen Abfälle und machen daraus neue Nährstoffe. Von diesem Stoffkreislauf sind fast alle Lebewesen auf der Erde abhängig.

Der Mensch braucht gesunde Böden

Das Teebeutel-Projekt der AGES soll nicht nur neue Daten zum Zersetzungsprozess sammeln, sondern auch allen Teilnehmenden zeigen, wie wichtig gesunde Böden sind. Getreide, Gemüse, Obst und Bohnen: Das meiste, das wir essen, wächst direkt auf Böden. Auch Fleisch, Milch und Eier können Nutztiere nur mit Nahrung produzieren, die am Boden wächst.

Landwirtschaft und Bodenversiegelung setzen den Böden zu

Obwohl wir Menschen ohne gesunde Böden nicht überleben können, gehen wir wenig sorgsam mit ihnen um. Ein Problem ist die industrielle Landwirtschaft. Der hohe Einsatz von Mineraldüngern, Gülle und Pestiziden setzt den Mikroorganismen im Boden zu.

Noch schwerwiegender sind die Auswirkungen der Bodenversiegelung. Sind Böden durch Asphalt und Beton von Regenwasser und Luft abgeschlossen, sterben die meisten Mikroorganismen, die darin leben. Damit können wir diese Böden für lange Zeit nicht mehr nutzen, um Lebensmittel anzubauen. Mithilfe der Teebeutel-Daten wollen Forscher:innen das Ausmaß dieses Problems besser verstehen.

Gut vergleichbare Daten

Das österreichische Projekt der AGES ist mit ähnlichen Projekten auf der ganzen Welt verknüpft. Alle teilnehmenden Länder arbeiten mit denselben Teebeuteln. Sie sind einheitlich genormt, das heißt, sie wiegen gleich viel und sind mit derselben Teesorte gefüllt. Forscher:innen können so die Daten auf der ganzen Welt miteinander vergleichen. Die App erfasst den genauen Standort jedes einzelnen Beutels. So entsteht eine Weltkarte, die zeigt, wie es um die Gesundheit der Böden auf unserer Erde bestellt ist.

Bürger:innen unterstützen die Wissenschaft

Citizen Science-Projekte wie der „Tea Bag Index“ sind ideal, um eine große Menge an wissenschaftlichen Daten zu sammeln. Für die Forschung ist es so möglich, Datenbanken aufzubauen, selbst wenn das wissenschaftliche Team klein ist. Und interessierte Bürger:innen können durch ihre Mithilfe viel über Forschungsmethoden und den aktuellen Stand der Wissenschaft lernen.

Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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