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Brauchen wir ein globales Hitzewarnsystem?

Die Gefahr, dass besonders lange anhaltende Hitzewellen mit besonders hohen Temperaturen weite Teile der Welt heimsuchen, hat sich durch die Erderhitzung deutlich erhöht. Ein globales Hitzewarnungssystem gibt es allerdings bisher noch nicht. Ein wissenschaftliches Team der Universität Graz fordert im Fachblatt „Plos Climate“ ein solches und formuliert Ideen zur Umsetzung.

Momentan leben rund fünf Milliarden Menschen in Gegenden, in denen es ein gewisses Risiko für „Hitzeextreme“ gibt, schreibt das Team in ihrer Arbeit. Zurzeit haben jedoch wenige Länder Frühwarnsysteme für Hitzewellen, obwohl es in Reaktion auf die extreme Hitze in Europa 2003 mit geschätzten 50.000 Todesopfern Vorstöße in diese Richtung seitens der WHO oder der World Meteorological Organisation (WMO) gab. Auf der Weltklimakonferenz im Jahre 2022 wurde gefordert, dass es bis zum Jahr 2027 ein weltweites Warnsystem für Stürme, Überflutungen, Dürren und Hitzewellen geben soll.

Tödlichste Wettergefahr für Menschen

Während es Frühwarnsysteme für Überschwemmungen und Trockenheit bereits vielfach gibt, fehlt dies in Bezug auf Hitze. Eine Ausnahme sei hier China, das ein solches Frühwarnsystem entwickelt habe, schreiben die Forscher:innen. Sie sehen die extreme Hitze momentan als vielleicht „tödlichste Wettergefahr“ für Menschen. Selbst unter optimistischen Szenarien, was die weitere Klimaerwärmung betrifft, müssen wir in Zukunft auch bei uns in Europa mit deutlich längeren und intensiveren Hitzewellen rechnen.

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Hitzewellen Wochen vorhersehbar

Laut den Forscher:innen der Uni Graz brauche es für ein Hitzewarnsystem zuallererst Verbesserungen bei Messstationen und bei der Genauigkeit von Daten. Auf deren Basis können Prognosen erstellt werden und Hitzewellen mehrere Wochen im Voraus vorhergesagt werden.

Bewusstsein schaffen

Insgesamt sehen die Autoren mancherorts noch wenig Bewusstsein für die Gesundheitsprobleme, die der Klimawandel mit sich bringt, bei Entscheidungsträgern oder auch Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern. Hitzewellen seien in Medien oft unterrepräsentiert und würden in der weltweiten Klimapolitik oft als eher „unsichtbares Gesundheitsrisiko“ angesehen. Daher mangele es zurzeit auch noch an politischen Vorstößen und Gesetzen, die auf die Entwicklung eines Frühwarnsystems abzielen.

Zusammenarbeit ist wichtig

Ein solches visionäres Hitzewarnsystem müsse nach Ansicht der Expert:innen auf global einheitlichen Definitionen und Messmethoden fußen. Eingebunden sein müsste eine breite Palette an Akteuren: Neben dem Gesundheitssektor und den Wetterdiensten wären dies auch der Landwirtschafts-, Energie- oder der Transportsektor sowie Informationsdienstleister aller Art. Hier gelte es zudem, Kommunikationsbarrieren zu überwinden.

Klimaschutz verstärken und anpassen

Überdies müsse die Politik mehr zur Vermeidung eines weiteren Anstiegs der durchschnittlichen Temperaturen tun und die Infrastruktur verstärkt darauf ausgelegt werden, auch in Hitzewellen zu funktionieren. (Red./APA)

CCS: CO2-Speicherung in österreichischem Boden!?

CO₂ aus der Luft einfach in den Boden pumpen und so die Klimakrise lösen? Klingt vielversprechend, so einfach ist es aber leider nicht. In Österreich ist die CO₂-Speicherung im Boden aktuell noch verboten. Aber die Regierung hat Ende Juni einen Leitfaden veröffentlicht, der die Weichen für eine Gesetzesänderung stellt. Und in anderen Ländern wird die Technologie schon länger genutzt. Wie funktioniert das genau? Und werden wir damit die Klimakrise lösen? Wir haben den Überblick. 

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CO₂ aus der Luft holen – geht das denn überhaupt?

CO₂ kann auf natürliche Weise gespeichert werden, etwa durch die Pflanzung von Bäumen oder die Vernässung von Mooren. Auch die Verwitterung von Gestein bindet CO₂.

Aber es gibt eben auch technische Arten, CO₂ einzufangen und langfristig zu binden. Bei Carbon Capture and Storage (CCS) etwa wird CO₂ aus der Luft oder den Abgasen von Kraftwerken abgefangen. Das Gas wird dann entweder direkt vor Ort unter der Erde oder dem Meer eingelagert. Oder es wird über Pipelines, in Tankwägen oder Schiffen zum Speicherort gebracht. Geeignete Standorte dafür sind zum Beispiel leere Öl- und Gasfelder oder sogenannte Salzaquifere – lockere Gesteinsschichten mit Salzwasser.

Daneben gibt es noch die direkte Abtrennung von CO₂ aus der Luft (DACCS) oder die Kombination aus Bioenergiegewinnung und CCS (BECCS), wo CO₂ beispielsweise bei der Verbrennung von Holz aufgefangen wird.

Der eingefangene Kohlenstoff kann neben der unterirdischen Speicherung auch in Produkten wie Düngemitteln oder Kunststoffen gebunden werden. Diese Kohlenstoffnutzung (CCU) sollte jedoch nicht mit einer dauerhaften Entnahme verwechselt werden, da das CO₂ wieder freigesetzt werden kann.

Ist das auch wirklich umsetzbar?

Aktuell wird viel zur CO₂-Entnahme geforscht und es gibt in einigen Ländern Projekte, die die neuen Technologien bereits in kleinem Umfang einsetzen. Norwegen beispielsweise pumpt schon länger CO₂ in alte Gasfelder. Die Offshore-Projekte Sleipner und Snøhvit sind seit 1996 und 2008 in Betrieb.

Werden wir damit also den Kampf gegen die Klimakrise gewinnen?

Derzeit wird zwar bereits CO₂ aus der Atmosphäre geholt, aber vor allem durch Aufforstung. Durch die neueren Technologien wie CCS wird gerade mal ein Tausendstel unserer jährlichen CO₂-Emissionen gespeichert.

Theoretisch könnten weltweit etwa 10.000 Gigatonnen CO₂ unterirdisch eingelagert werden. Realistisch nutzbar sind jedoch nur etwa 1.000 Gigatonnen und die Speichermöglichkeiten sind regional auch sehr unterschiedlich verteilt.

Sind diese Technologien gefährlich?

Mögliche Risiken sind der unerwartete Austritt von CO₂, lokale Erdbeben oder das Eindringen von Salzwasser ins Grundwasser. Obwohl es bei den Pilotprojekten einige unerwartete Herausforderungen gab, sind die Risiken von CCS laut Expert:innen bei gutem Monitoring und geeigneten Standorten gering. Die Technologie gilt als relativ sicher. Dennoch braucht es eine kontinuierliche Überwachung und Wartung der Speicherorte, möglicherweise über Jahrhunderte. Und Langzeitstudien zu den Folgen gibt es offensichtlich noch nicht.

Eine weitere Herausforderung sind die hohen Kosten, sowie der Energie- und Wasserbedarf für Betrieb und Kühlung. Die Entwicklungen gehen dabei viel langsamer voran, als ursprünglich erwartet. Zum Vergleich: Bei anderen grünen Technologien wie der Gewinnung von erneuerbarem Strom durch Photovoltaik gab es viel schnellere Fortschritte und Kostensenkungen. Eventuell bleibt für CCS im großen Stil einfach nicht mehr genug Zeit.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass gewisse Länder ihr CO₂ einfach in anderen Staatsgebieten ablagern, ähnlich wie beim Müll-Tourismus. Und: Teilweise wird CCS auch noch für die Gewinnung von fossilen Brennstoffen genutzt – in den USA und Kanada wird CO₂ etwa in alte Öl- und Gasfelder gedrückt, um auch noch die letzten Reste hervorzuholen.

Wie viel kostet das alles?

Aktuell kostet CCS zwischen 150 und 250 Euro pro Tonne CO₂, bei der direkten Abscheidung aus der Luft (DACCS) sogar bis zu 1000 Euro. Die weltweit größte DACCS-Anlage wurde erst im Mai 2024 in Island in Betrieb genommen. Im Vergleich dazu ist die CO₂-Speicherung durch natürliche Methoden wie Aufforstung oder der Vernässung von Mooren viel günstiger.

Sollen wir die Technologien zur CO₂-Speicherung also nicht nutzen?

2050 müssen wir klimaneutral sein. Das wird sich ganz ohne technische CO₂-Entnahme nicht ausgehen, wie auch der Weltklimarat (IPCC) betont. Dieser rechnet in allen Reduktionsszenarien mit „negativen Emissionen“ – also der CO₂-Entnahme über Aufforstung und Renaturierung, aber auch durch CCS, BECCS und DACCS. Die neuen Technologien sollten wir jedoch vor allem für die Reduktion von schwer vermeidbaren Emissionen in gewissen Industriesektoren nutzen. Und sie sollten auf keinen Fall der verlängerten Nutzung von fossilen Brennstoffen dienen.

Wie geht es also weiter?

Langfristig werden die Technologien zur CO₂-Entnahme als ergänzende Maßnahmen für schwer vermeidbare Emissionen also notwendig sein, um unsere Klimaziele zu erreichen. Unser Fokus muss aber weiterhin auf der Reduktion unserer Emissionen liegen. Das betont auch die österreichische Regierung.

Es ist unwahrscheinlich, dass ein entsprechendes Gesetz zur geologischen Speicherung von CO₂ in Österreich noch vor der Nationalratswahl im September kommt. Was uns also bleibt: Unsere vereinten Kräfte auf Klimaschutz und die Verringerung unserer Emissionen zu richten.

Scan & Replace: Apps fürs Klima

Smartphone raus und Barcode scannen: Um Inhaltsstoffe nachzulesen, Hersteller:innen zu erkennen oder alternative Produkte vorgeschlagen zu bekommen, gibt es mittlerweile zahlreiche Apps auf dem Handy. Solche Scan-Apps sind nicht nur praktisch, sondern verhelfen auch zu einem nachhaltigen Lebensstil – wie zum Beispiel bei der Kaufentscheidung.

Um andersrum problematische oder klimaschädliche Produkte zu meiden, ist es vorteilhaft, auch die Hersteller:innen darüber zu informieren. Nur so kann sich auch tatsächlich etwas ändern. Hier setzen zwei Apps an:

  1. Replace PalmOil: Hiermit können palmölhaltige Produkte gescannt werden, wodurch ein Feedback direkt an die Hersteller geschickt wird.
  2. Replace Plastic: Sie hilft dir, Unternehmen darüber zu informieren, dass dich Plastikverpackungen stören und fordert sie dazu auf, auf Plastik zu verzichten.

Aber warum ist das so wichtig?

Palmöl – Eine Bedrohung für den Regenwald

Palmöl ist das weltweit günstigste und am häufigsten verwendete Pflanzenöl. Es steckt in zahlreichen Supermarktprodukten, von Shampoo bis hin zu Keksen. Die Herstellung von Palmöl hat jedoch verheerende Auswirkungen auf die Umwelt: Für riesige Palmölplantagen wird immer mehr Regenwald abgeholzt, was katastrophale Folgen für Mensch, Natur und Klima hat. Die Zerstörung der Regenwälder vernichtet wichtige Lebensräume und verdrängt seltene Tier- und Pflanzenarten. Um Platz für Ölplantagen zu schaffen, wird oft mit Brandrodung gearbeitet und Torfböden werden trockengelegt. Beide Praktiken zerstören wichtige Kohlenstoffspeicher und Lebensräume für viele Arten. Die App ist vom Verein „Orang-Utans in Not“ entwickelt worden. Denn die gestiegene Nachfrage nach Palmöl hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einem großen Rückgang der Orang-Utan-Population geführt. Die im Regenwald lebenden Tiere verlieren durch die Abholzung ihr Zuhause und wichtigste Nahrungsquelle.

Nachhaltigkeit und Transparenz: Lösungsansätze

Die Abholzung des Regenwaldes könnte vermieden werden, wenn Unternehmen ausschließlich Palmöl von Lieferanten beziehen würden, die keinen Regenwald zerstören. Auch nachhaltig zertifiziertes Palmöl kann derzeit nicht garantieren, dass dafür kein Regenwald abgeholzt wurde, da die Zertifizierungssysteme oft unzureichend sind.

Alternativen prüfen: „Replace PalmOil“ – App

Die App „Replace PalmOil“ soll helfen, die Regenwaldzerstörung für die Palmölproduktion zu stoppen. Nutzer:innen können den Barcode palmölhaltiger Lebensmittel scannen und den Unternehmen mitteilen, dass sie gegen die Verwendung von Palmöl sind, wenn dafür Regenwald zerstört wurde. Dieses Feedback wird an die entsprechenden Hersteller weitergeleitet.

Wichtig ist, nur Barcodes von Lebensmitteln zu scannen, die Palmöl, Palmfett oder Palmkerne enthalten, wie in der Inhaltsstoffliste angegeben. Die App nutzt Daten der Code-Check-App zu problematischen Lebensmittelinhaltsstoffen, um bewussteres Konsumverhalten zu fördern und Druck auf die Hersteller auszuüben.

Palmölfreie Alternativen finden

Es geht auch ohne Palmöl: Auf der Website von „Replace PalmOil“ sind Hersteller:innen aufgelistet, die auf Palmfett verzichten. Für fast jedes Produkt gibt es palmölfreie Alternativen, weshalb die App einen Einkaufsführer für palmölfreies Einkaufen entwickelt hat.

Durch bewussten Konsum und die Nutzung von Tools wie „Replace PalmOil“ können wir alle dazu beitragen, die Regenwaldzerstörung zu stoppen und nachhaltigere Alternativen zu unterstützen.

 

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Plastikmüll im Meer – Ein wachsendes Problem

Plastik ist ein allgegenwärtiger Bestandteil unseres Alltags, doch Plastikmüll hat in den Ozeanen ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Plastikverpackungen und andere Kunststoffabfälle, die in die Umwelt gelangen, können dort Jahrhunderte überdauern. Da Plastik sich nicht biologisch abbaut, sondern in immer kleinere Teile zerfällt, stellt es eine erhebliche Bedrohung für zahlreiche Meereslebewesen dar.

Plastikverschmutzung: Von den Flüssen ins Meer

Ein großer Teil des Plastikmülls gelangt über Flüsse vom Land ins Meer. Insbesondere Verpackungen für Produkte des täglichen Bedarfs tragen maßgeblich zu diesem Problem bei. Diese Abfälle sammeln sich in großen Müllstrudeln in den Ozeanen und verursachen weitreichende Umweltschäden.

Druck auf Hersteller:innen erhöhen

Die App „Replace Plastic“ bietet eine innovative Lösung zur Bekämpfung des Plastikproblems. Nutzer:innen können die Verpackungen von Produkten scannen und den Herstellern mitteilen, dass sie umweltfreundliche, plastikfreie Alternativen bevorzugen. Dieses gesammelte Feedback wird an die Hersteller weitergeleitet, um den Druck zur Entwicklung abbaubarer Materialien und alternativer Verpackungen zu erhöhen.

Durch die Nutzung der App „Replace Plastic“ können Verbraucher aktiv dazu beitragen, den Einsatz von Plastik zu reduzieren und umweltfreundliche Verpackungslösungen zu fördern.

Zusätzlich zeigt die App, falls verfügbar, anders verpackte Alternativen oder DIY-Anleitungen.

Hinter der App steht der gemeinnützige Verein „Küste gegen Plastik“, der sich für den Umweltschutz an der Küste, insbesondere gegen die Verschmutzung durch Plastik, einsetzt. Zusätzlich organisiert der Verein regelmäßige Müllsammelaktionen an der Nordseeküste und arbeitet daran, das Bewusstsein für die Problematik der Plastikverschmutzung zu erhöhen.

Konsumbewusstsein

Ein bewusster Konsum, sei es bei Palmöl oder Plastik, spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Klimakrise. Auch wenn es nicht immer einfach ist, gibt es zahlreiche überzeugende Gründe, warum sich der Aufwand lohnt:

Treibhausgasemissionen reduzieren

Viele Produkte, vor allem aus der Landwirtschaft und Industrie, sind mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden. Zum Beispiel verursacht die Fleischproduktion wesentlich mehr CO₂ und Methan als pflanzliche Lebensmittel. Durch den bewussten Kauf von klimafreundlichen Produkten kann jeder seinen CO₂-Fußabdruck erheblich verkleinern.

Schutz natürlicher Ressourcen

Ein bewusster Konsum trägt dazu bei, den Verbrauch natürlicher Ressourcen wie Wasser, Boden und fossile Brennstoffe zu minimieren. Produkte, die weniger Ressourcen benötigen oder aus nachhaltigen Quellen stammen, helfen, natürliche Lebensräume zu erhalten.

Förderung nachhaltiger Produktionsweisen

Nachhaltige Produktionsmethoden umfassen die Herstellung von Produkten unter umweltfreundlichen Bedingungen. Dies schließt die Unterstützung von Unternehmen ein, die erneuerbare Energien, Recycling und umweltfreundliche Materialien nutzen.

Abfall vermeiden

Ein bewusster Konsum bedeutet auch, weniger Müll zu produzieren. Einwegverpackungen, besonders Plastik, tragen erheblich zur Umweltverschmutzung bei. Der Kauf von Produkten mit minimaler oder nachhaltiger Verpackung reduziert die Abfallmenge. Viele Städte bieten inzwischen auch verpackungsfreie Supermärkte an. Es lohnt sich, nach dem nächsten Unverpackt-Laden in der Nähe zu suchen.

Ethische Praktiken unterstützen

Nachhaltige Produkte stehen oft für faire Arbeitsbedingungen und ethische Produktionspraktiken. Indem man solche Produkte bevorzugt, fördert man nicht nur den Umweltschutz, sondern auch die soziale Gerechtigkeit.

Umweltzerstörung reduzieren

Der Abbau von Rohstoffen und die Produktion von Konsumgütern können erhebliche Umweltschäden verursachen, wie Abholzung, Bodendegradation und Verlust der Biodiversität. Durch bewussten Konsum kann man diese negativen Auswirkungen minimieren, indem man die Nachfrage nach umweltbelastenden Produkten verringert.

Nachfrage nach nachhaltigen Produkten stärken

Konsument:innen haben die Macht, Märkte zu verändern. Eine erhöhte Nachfrage nach nachhaltigen Produkten führt dazu, dass mehr Unternehmen in umweltfreundliche Technologien und Prozesse investieren, was wiederum das Angebot an umweltfreundlichen Produkten erhöht.

Durch bewussten Konsum können wir alle einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten und eine nachhaltigere Zukunft fördern.

Natürlich lässt sich die Verantwortung nicht auf die Endkonsument:innen schieben. Unternehmen und die Politik sind hier zum dringenden Handeln aufgefordert. Daher ist es so wichtig, diese zu informieren und Druck auszuüben. Die Scan-Apps sind dabei ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Vegetarisch-vegane Kochlehre kommt

Mit Jahresbeginn 2025 startet die neue vegetarisch-vegane Kochlehre. Bald gibt es also eine Alternative zur traditionellen Kochlehre, die Rücksicht auf die Lebensrealität vieler Menschen nimmt. Evelyn Matejka ist Köchin der ersten veganen Berghütte Österreichs. Sie zeigt schon heute vor, wie gut eine Küche ohne tierische Produkte auch hierzulande ankommt.

Fleischarme Ernährung ist längst kein Nischenthema mehr. Laut Schätzungen der Veganen Gesellschaft Österreich leben in Österreich 2021 rund 840.000 Vegetarier:innen, 106.000 Veganer:innen und über 4,6 Millionen Flexitarier:innen. Tendenz steigend. Über die Hälfte der Österreicher:innen ernährt sich also zu großen Teilen von pflanzlichen Lebensmitteln.

Mit der neuen vegetarisch-veganen Kochlehre geht die Regierung auf die Bedürfnisse und Wünsche der Lehrlinge und Betriebe ein. Die Kochlehre ist nun auch für alle Menschen zugänglich, die aufgrund ihrer persönlichen Ernährungsgewohnheiten eine Lehre in der Gastronomie bisher ausgeschlossen haben. Damit ist die neue Lehre auch ein wichtiger Schritt gegen den Fachkräftemangel in der Gastro. Die Ausbildung wird drei Jahre dauern.

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FREDA hat mit Evelyn Matejka gesprochen, Chefköchin der Franz-Fischer-Hütte. Das ist Österreichs erste fleischlose Berghütte. Sie zeigt mit ihrem Betrieb schon lange, wie gut fleischlose Küche in Österreich mittlerweile ankommt.

Trendsetter hoch oben am Berg

In Matejkas Küche werden seit über sieben Jahren vegane Gerichte wie Käferbohnenknödel, geräucherte Knödel oder auch falsches Rührei serviert – und das mit großem Erfolg. Evelyn Matejkas Geheimrezept: urtypische Speisen aus der Region, die mit viel Liebe und ganz ohne tierische Produkte neu interpretiert werden. Das Ergebnis spricht für sich. Volle Tische, ausgebuchte Betten und viele Stammgäste, die eigens für Evelyns Küche die Salzburger Berge hochwandern. Eine Berghütte ohne traditionelle Fleischgerichte mag ungewöhnlich erscheinen, funktioniert aber bestens.

Die Franz-Fischer-Hütte liegt im Salzburger Lungau, auf 2.020 m Höhe. Sie ist Österreichs erste vegane Hütte in den Alpen. © Franz-Fischer-Hütte
Die Franz-Fischer-Hütte liegt im Salzburger Lungau, auf 2.020 m Höhe. Sie ist Österreichs erste vegane Hütte in den Alpen. © Franz-Fischer-Hütte
Hauptsache es schmeckt

Vor rund acht Jahren haben Evelyn und ihr Partner Tom die Berghütte übernommen, damals noch mit einer kleinen Fleischkarte. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase stand jedoch schnell fest: Das Fleisch muss weg. Dieser Entschluss ist sowohl von ihrer persönlichen Einstellung, beide essen kein Fleisch, als auch von der Qualität des Fleisches beeinflusst worden: „Für unsere Speisen haben wir AMA-Produkte verwendet. Nachdem es aber gefühlt jede Woche einen Skandal von einem AMA-Gütesiegel-Bauernhof oder -Lieferanten gegeben hat, haben wir uns entschlossen, komplett auf Fleisch zu verzichten“, erklärt Evelyn.

Der Wechsel von Fleisch zu fleischlosen Gerichten ist auf der Berghütte kaum ein Thema gewesen. Evelyn stellte die Gerichte auf den Tisch und die Gäste griffen begeistert zu. „Es wird zwar oft behauptet, dass die Mehrheit der Menschen keine veganen Speisen wollen, aber meiner Meinung nach stimmt das nicht. Es muss nur schmecken, und dann verzichten viele gerne auf Fleisch“, so Evelyn. Angesichts der Klimakrise ist es laut der Köchin auch keine Frage des Wollens mehr. Vielmehr ist es ein Muss, den eigenen Fleischkonsum zu überdenken, zu reduzieren oder im besten Fall ganz zu beenden.

Spezialitäten aus dem Lungau - neu interpretiert, ganz ohne tierische Produkte. © Franz-Fischer-Hütte
Pizzoccheri (della Val Tellina), ein traditionelles Gericht aus dem Gebiet an der Grenze zwischen Südtirol und der Lombardei, ohne tierische Produkte von Evelyn neu interpretiert. © Franz-Fischer-Hütte
Ein Must-have: Vegane Küche

„Ich habe jetzt schon öfters gelesen, dass sich vor allem ältere Traditionsköche fragen, was die jungen Menschen drei Jahre lang in der veganen Ausbildung lernen sollen. Dabei gibt es so viele fantastische Gemüsesorten und Arten, diese auch zu verarbeiten. Nur eine Handvoll davon werden in vielen Küchen gelehrt oder gar zubereitet“, so die Köchin. Teils fehlt die Erfahrung, teils die Kreativität aus Tomaten, Kürbissen, Zucchini und Co kulinarische Leckerbissen zu zaubern. Seit einigen Jahren gibt Evelyn im Winter daher auch Kochseminare – insbesondere für Köch:innen in Vier- und Fünfsterne-Hotels. Die Seminare sind immer ausgebucht. Ein klares Zeichen, dass es noch große Defizite in der Gemüseküche gibt und Know-how sehr gefragt ist. „Wer am heutigen Markt mithalten möchte, national wie international, für den ist eine vegane Küche ein absolutes Muss“, so Evelyn.

„Wer am heutigen Markt mithalten möchte, für den ist eine vegane Küche ein absolutes Muss.“

Eine vegane Kochlehre ist für Evelyn daher auch völlig logisch. Auf die Frage, ob den Auszubildenden später eventuelle Kenntnisse mit Fleisch oder Fisch fehlen, meint sie: „Wenn ein junger Mensch diesen Weg einschlägt, dann ist das für sie oder ihn nicht nur eine Ausbildung, sondern eine Lebenseinstellung – man lebt das vegan-sein.“ Im Falle einer Veränderung könne man später noch immer eine Weiterbildung machen. Warum Evelyn dann nicht einfach selbst Lehrlinge ausbildet, liegt am Gesetz. Aktuell dürfen nämlich nur Betriebe Lehrlinge ausbilden, die auch Fleisch und Fisch zubereiten. Das heißt, vegane Restaurants wie die Franz-Fischer-Hütte dürfen bis dato nur Hilfskräfte einstellen, aber keine Lehrlinge ausbilden.

"Zu Beginn meiner Kochkarriere habe ich gemerkt, dass ich ein Talent dafür habe verschiedene Zutaten zu kombinieren und tolle Kreationen daraus entstehen zu lassen. Das ist auch das Geheimnis meiner Speisen - Mut Neues auszuprobieren und kreativ sein", erzählt Evelyn. © Franz-Fischer-Hütte
„Zu Beginn meiner Kochkarriere habe ich gemerkt, dass ich ein Talent dafür habe, verschiedene Zutaten zu kombinieren und tolle Kreationen daraus entstehen zu lassen. Das ist auch das Geheimnis meiner Speisen – den Mut zu haben, Neues auszuprobieren“, erzählt Evelyn und zeigt uns ihren veganen Heidelbeerkuchen. © Franz-Fischer-Hütte
Die vegane Kochausbildung

Laut der Berghütten-Köchin sollte sich eine vegane Kochausbildung nicht nur auf die reinen Kochtechniken beschränken, sondern auch ein ganzheitliches Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Natur und Nachhaltigkeit vermitteln. Das heißt, die angehenden Köchinnen und Köche sollten lernen, wie man schmackhafte vegane Gerichte zubereitet, aber auch woher die Zutaten stammen, wie sie angebaut werden und welche Auswirkungen all das auf die Umwelt hat. Dazu gehört beispielsweise auch das Wissen über nachhaltigen Anbau, saisonale und regionale Produkte, Ersatzprodukte für tierische Zutaten sowie die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und den Einsatz von umweltfreundlichen Kochmethoden etc. Eine vegane Kochlehre hätte somit auch das Potenzial eine gesellschaftliche Veränderung zu bewirken.

Darüber hinaus ist für die Köchin auch der Gesundheitsaspekt sehr wichtig. „Ich finde, ein essenzieller Teil der Ausbildung sollte die Ernährungslehre sein. Inwiefern kann sich der Fleischkonsum auf die Gesundheit auswirken, worauf sollte ich achten, wenn ich mich rein vegan ernähre. Aber auch, welche Gemüsesorten gibt es und wie können sie harmonisch miteinander kombiniert werden. Das sind alles Dinge, die vegane Köchin oder Köche wissen müssen“, so die Köchin. Eine ideale Kochausbildung wäre für Evelyn dementsprechend eine Kombination aus Ernährungs- und Naturwissenschaft, Pflanzenkunde und die Zubereitung veganer Speisen.

Nicht nur die fleischlose Küche macht die Hütte zum Erfolg. Nachhaltigkeit ist hier Trumpf: Der Strom wird aus dem eigenen Wasserkraftwerk am Zaunersee gewonnen und es gibt eine biologische Abwasserkläranlage. © Franz-Fischer-Hütte
Nicht nur die fleischlose Küche macht die Hütte zum Erfolg. Nachhaltigkeit wird hier generell großgeschrieben: Der Strom wird aus dem eigenen Wasserkraftwerk am Zaunersee gewonnen und es gibt eine biologische Abwasserkläranlage. © Franz-Fischer-Hütte
Macht Platz für die Zukunft

„Es ist Zeit, dass wir endlich alte Muster ablegen und Traditionsspeisen wie Wiener Schnitzel überdenken“, meint die Köchin. Aktuell hinkt Österreich in Sache vegane Ernährung international noch weit hinten nach. „Blickt man beispielsweise nach Dänemark, dort war die Küche früher nicht besonders spektakulär. Seitdem sie sich aber auf eine fleischlose Küche spezialisiert haben, entstehen dort die außergewöhnlichsten Speisen.“ Das könnte Österreich auch schaffen, meint die Köchin.

Auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel ist eine vegane Kochausbildung laut Evelyn sehr zu befürworten. Denn Fakt ist: Rund ein Viertel der Jugendlichen ernährt sich vorwiegend fleischlos. In einem Betrieb zu arbeiten, in dem Fleisch zubereitet wird, ist für viele ein No-Go. „Wir haben beispielsweise dieses Jahr eine Stelle ausgeschrieben – eine Hilfskraft für die Küche. Auf diese Anzeige haben sich über 100 Personen beworben. Und das, obwohl es eigentlich in der Gastronomie aktuell zu wenig Fachkräfte gibt“, erzählt Evelyn. Von dem ist in der Berghütte nichts zu spüren. Auch letztes Jahr haben sich über 80 Personen auf eine ausgeschriebene Stelle in der Küche beworben. Der Grund dafür ist laut Evelyn ganz einfach: „Wir leben gesund, nachhaltig, regional und biologisch und das spricht viele junge Menschen an.“

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist im Original von Linda Weidinger erschienen und wurde im Juni 2024 adaptiert und neu veröffentlicht.

Gletscher sind die Warnschilder der Klimakrise

Die Klimakrise ist real. Unmengen an wissenschaftlichen Daten bezeugen das. Doch trotzdem wollen es viele Menschen nicht glauben. Sie müssen etwas sehen, um es zu begreifen. Ein Verein möchte deswegen das Gletschersterben in Österreich mit Drohnenvideos genau dokumentieren. Damit wirklich alle sehen können, dass die Klimakrise auch in Österreich angekommen ist.

Angenommen, jemand warnt dich vor einer großen Gefahr. Etwas Gewaltiges kommt direkt auf dich zu. Aber die Umrisse dieser Gefahr sind verschwommen. Du kannst es noch nicht eindeutig sehen. Würdest du der Person trotzdem glauben?

Zumindest einige Menschen würden die Warnung ignorieren. Sie glauben erst, was sie mit eigenen Augen sehen. Misstrauen ist in manchen Lebenssituationen durchaus nützlich, aber bei der Klimakrise könnte es uns zum Verhängnis werden.

Denn die Veränderungen der Klimakrise kommen oft schleichend. Und sie sind nicht überall auf der Welt gleich stark zu spüren. In Österreich geht das Leben auf den ersten Blick normal weiter. Bei uns können die Misstrauischen noch vergleichsweise leicht sagen: „Ich sehe nix.“

Aktueller Gletscherbericht zeichnet düsteres Bild

Doch selbst hierzulande gibt es einen Ort, an dem die Klimakrise in ihrer vollen Härte sichtbar ist. Hoch oben in den Bergen. Die Gletscher der österreichischen Alpen zeigen deutlich, dass sich das Klima verändert, denn in den letzten Jahrzehnten ist das Eis drastisch zurückgegangen.

Der aktuelle Gletscherbericht des österreichischen Alpenvereins zeichnet ein düsteres Bild. 92 von 93 beobachteten Gletschern in Österreich haben von 2022 auf 2023 an Eis verloren. Zwei Gletscher gingen sogar um mehr als 100 Meter zurück. Österreichs größter und bekanntester Gletscher, die Pasterze, ist sogar um 203,5 Meter zurückgegangen.

Gletschersterben nicht mehr aufzuhalten

Der österreichische Alpenverein vermisst Gletscher seit über hundert Jahren. In ihrem Bericht betonen sie, dass das vollständige Abschmelzen bereits unausweichlich ist. Bei der Vorstellung des diesjährigen Gletscherberichts erklärt Gletscherexperte Gerhard Lieb, dass die Gletscher schon seit Jahren mehr Eis verlieren, als sie durch Schneefall dazubekommen. Selbst wenn die Menschheit jetzt sofort mit Klimaschutzmaßnahmen beginnen würde, wäre es zu spät, so der Experte. Unsere Gletscher sind also verloren.

Treibhausgase erhitzen die Erde

Schuld hat die Klimakrise. Oder besser gesagt wir Menschen, weil wir die Klimakrise durch das Ausstoßen von Treibhausgasen ausgelöst haben. Durch die erhöhte Konzentration von CO₂ und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre erhitzt sich die Erde immer schneller. Und das führt zum Schmelzen der Gletscher.

Gletscher als Warnschild

Das Gletschersterben ist tragisch, aber gleichzeitig ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Folgen der Klimakrise. Sie sind groß und massiv, und ihr Rückgang ist leicht zu erkennen. Und zwar für jede:n, ohne Vorwissen und ohne Messgeräte.

Deshalb eignen sich Gletscher so gut, um die Klimakrise begreifbar zu machen. Sie sind ein Warnschild, das so stark leuchtet und blinkt, dass es selbst die misstrauischsten Menschen nicht ignorieren können.

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Ein Projekt zur Dokumentation

Das weiß auch der Verein Gletscher und Klima. Er hat ein Projekt ins Leben gerufen, um das Gletschersterben in Österreich genau zu dokumentieren. Mithilfe von Drohnenvideos, Satellitenbildern und Messungen wollen sie allen Menschen zeigen, wie dramatisch die Situation ist.

Ein Warnschild erfüllt seinen Zweck nur, wenn es auch gesehen wird. Das ist die Idee hinter dem Projekt. Derzeit ist der Verein noch auf der Suche nach Menschen, die sie über Crowdfunding am Projekt beteiligen wollen.

Wir brauchen konsequenten Klimaschutz

Wer sieht, was von den einst mächtigen Gletschern Österreichs noch übrig ist, kann mit „Ich sehe nix“ nicht mehr argumentieren. Die Gletscher bieten uns einen klaren Blick auf die Realität der Klimakrise.

Sie sind das eindrucksvolle, unübersehbare Zeichen, das uns allen zeigt: Die Klimakrise ist hier und jetzt. Wir brauchen endlich konsequenten Klimaschutz.

Was das JA zum Renaturierungsgesetz bedeutet

Der Kursschwenk von Umweltministerin Leonore Gewessler hat einen historischen Fortschritt im Naturschutz möglich gemacht. Denn mit Österreichs Zustimmung konnte die EU Montagvormittag endlich das ewig diskutierte Renaturierungsgesetz beschließen. Damit ändert sich viel.

Die EU-Umweltminister:innen haben sich Montag in Luxemburg getroffen, um über das Renaturierungsgesetz zu diskutieren. Mal wieder. Worüber so lange gestritten wurde, kannst du hier nachlesen. Auch diesmal war bis zum Schluss nicht ganz klar, ob über das Gesetz überhaupt abgestimmt wird.

Und dann die Überraschung: Unter den Minister:innen konnte tatsächlich eine sogenannte qualifizierte Mehrheit gefunden werden. Das bedeutet, dass mindestens 55 Prozent der Mitgliedsstaaten dem Beschluss zugestimmt haben, die aber gleichzeitig auch mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der EU repräsentieren müssen.

Und genau diese Prozenthürden wurden bisher knapp nicht erreicht, weil Österreich seine Zustimmung verweigert hat. Das lag aber nicht an Leonore Gewessler, sondern an den Ländern und ihren Landeshauptleuten. Die sind – abgesehen von Wien und Kärnten – nach wie vor gegen das Gesetz. Was die überhaupt mit einem EU-Gesetz zu tun hatten, kannst du in unseren FAQ zum Thema nachlesen.

Wichtig zu wissen ist nur: Trotz des Widerstandes der Landeshauptleute und weiten Teilen der ÖVP hat sich Gewessler entschieden, dem Gesetz zuzustimmen. Damit hat sie Europas Natur im letzten Moment den Arsch gerettet. Die ÖVP ist mit der Entscheidung trotzdem nicht glücklich. Sie erstattet Strafanzeige wegen Amtsmissbrauch gegen Gewessler.

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Das steht im Gesetz

Es wäre nicht zu viel gesagt, das Renaturierungsgesetz als das ehrgeizigste Naturschutzgesetz in der Geschichte der Europäischen Union zu bezeichnen. Die Verordnung ist natürlich wie jeder Rechtstext komplex und voller Details, aber im Wesentlichen geht es um ein Ziel:

  • Bis zum Jahr 2050 müssen alle zerstörten Ökosysteme der EU wiederhergestellt werden oder im Wiederherstellungsprozess sein.

Am Weg dorthin gibt es zwei Zwischenziele. Bis zum Jahr 2030 müssen mindestens 20 Prozent der zerstörten Ökosysteme wiederhergestellt sein, bis zum Jahr 2040 sind 60 Prozent vorgesehen. Gut. Was heißt das konkret?

Was Wiederherstellung bedeutet

In den letzten 100 Jahren haben wir Menschen viel intakte Natur zerstört. Zum Beispiel, um Land für den Anbau von Lebensmitteln zu gewinnen, um Rohstoffe aus dem Boden zu fördern oder an Holz zu kommen. Wiederherstellung beziehungsweise Renaturierung bedeutet, dass wir die natürlichen Lebensräume, die einst an diesen Stellen existierten, wiederherstellen. Wir reparieren also den Schaden, den wir selbst verursacht haben.

Konkret heißt das: Aus einem öden Feld kann wieder ein Wald, ein Moor oder ein Flussarm entstehen – wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Wiederherstellung hilft aber auch uns Menschen. Zum Beispiel, weil Bäume und Moore CO₂ speichern und sie die Klimakrise ausbremsen. Intakte Natur verbessert außerdem die Qualität von Wasser, Luft und Boden und mildert Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Dürren. Renaturierung ist also nichts Selbstloses, sondern etwas, von dem wir Menschen stark profitieren.

Was das Renaturierungsgesetz für Österreich nicht bedeutet
  • Weniger Ernährungssicherheit: Die steht im Gesetz an vorderster Stelle. Es soll mehr fruchtbarer Boden, bessere Widerstandsfähigkeit gegen Wetterbedingungen, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Produktivität geschaffen werden. Langfristige Nachhaltigkeit steigert unsere Lebensmittelsysteme, unterstützt die Produktivität der Landwirtschaft und verbessert die Ernährungssicherheit.
  • Enteignungen: Das Gesetz sieht keine Zwangsenteignungen von landwirtschaftlichen Flächen vor. Es schließt diese sogar aus. Zwar sollen landwirtschaftliche Flächen naturnäher bewirtschaftet, keinesfalls aber stillgelegt werden. Die Verordnung zielt nicht darauf ab, die landwirtschaftliche Bodennutzung einzustellen. Vielmehr soll es Förderungen und finanzielle Anreize geben, sich freiwillig an solchen Verfahren zu beteiligen. Außerdem muss zum Erreichen der Ziele des Renaturierungsgesetzes in Österreich nicht unbedingt auf Ackerflächen zurückgegriffen werden, sagt der WWF.
Was die EU-Länder jetzt tun müssen

Das EU-Renaturierungsgesetz ist rechtlich bindend. Das ist beim Thema Klima- und Umweltschutz keineswegs selbstverständlich. Beschlüsse auf Weltklimakonferenzen sind etwa nicht rechtlich verpflichtend.

Österreich und alle anderen EU-Mitgliedsstaaten sind also gesetzlich verpflichtet, spätestens zwei Jahre nach Inkrafttreten des Renaturierungsgesetzes nationale Pläne vorzulegen.

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In diesen Plänen muss stehen, wie das Land die Ziele des Renaturierungsgesetzes erreichen will. Jedes Land muss sich also eigenständig detaillierte Maßnahmen und Zeitpläne überlegen und regelmäßig über ihren Fortschritt berichten. Die Europäische Umweltagentur überwacht diesen Prozess. Das ist wichtig, denn viele Länder haben Naturschutz oft auf die lange Bank geschoben.

Eines steht fest: Das EU-Renaturierungsgesetz wird große Fortschritte für den Naturschutz in Europa bringen. Wir werden gesündere und widerstandsfähigere Ökosysteme haben, mit allen Vorteilen, die das mit sich bringt. Intakte Wälder, Moore und Flusslandschaften können besser CO₂ speichern, sauberes Wasser und Luft liefern und Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Dürren mildern.

Gespalten oder doch vereint?

Man hört heutzutage oft, dass die Gesellschaft so gespalten sei in Bezug auf die großen Fragen unserer Zeit – Klimakrise, Gleichberechtigung, Migration. Aber ist das wirklich so? Haben wir vielleicht sogar mehr gemeinsam, als wir denken? Wir wollten es genauer wissen und haben unter anderem bei euch nachgefragt.

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Ob die Gesellschaft heute tatsächlich gespaltener ist als früher, ist nicht so einfach zu beantworten. Was aber klar ist: Das Gefühl der Spaltung hat in den meisten Regionen deutlich zugenommen. Eine globale Umfrage des Pew Research Center zeigte beispielsweise, dass im Schnitt sechs von zehn Befragten ihre Gesellschaft heute als gespaltener wahrnehmen als vor der Coronapandemie, nur 34 Prozent fühlten sich geeinter. Eine weitere Studie ergab, dass ebenfalls sechs von zehn Menschen (59 %) der Meinung sind, ihr Land sei heute gespaltener als noch vor zehn Jahren.

Die Wahrnehmung hängt aber anscheinend auch von der Region ab: Als besonders groß wird die Spaltung der Bevölkerung in den USA und Kanada wahrgenommen. Auch in Europa sieht sich die Mehrheit als gespaltener. Im asiatisch-pazifischen Raum variieren die Ansichten stärker. So fühlt sich der Großteil der Menschen in Australien, Taiwan, Neuseeland und Singapur sogar geeinter als vor Corona. Hier bräuchte es einen genaueren Blick auf die Einflussfaktoren.

Als Ursachen für die Spannungen werden vor allem die unterschiedlichen politischen Ansichten sowie die wachsende Schere zwischen Arm und Reich genannt. Trotz dieser Unterschiede ist laut einer Ipsos-Studie die Mehrheit der Befragten (65 %) dennoch der Meinung, dass die Menschen weltweit mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen aufweisen.

Auch eine großangelegte Umfrage der Vereinten Nationen von 2020 zeigte, dass es zwischen den Menschen weltweit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zu geben scheint. Die meisten Befragten wünschen sich vor allem einen besseren Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen: Gesundheitsversorgung, sauberes Wasser, sanitäre Einrichtungen und Bildung. Fast 90 Prozent halten außerdem internationale Zusammenarbeit für unerlässlich, um aktuelle Herausforderungen zu bewältigen und fordern mehr Solidarität. Warum also kommt es vielen dennoch so vor, als wäre die Gesellschaft heute gespaltener als früher?

Woher kommt das Gefühl der Spaltung?

Aufgrund vielzähliger globaler Krisen leben wir in einer Zeit extremer Unsicherheit. Unsere aktuellen Herausforderungen und die zunehmende Polarisierung der öffentlichen Debatte können den Eindruck erzeugen, dass die Gesellschaft heute gespaltener ist als früher. Social Media vergrößert diese Gräben weiter und verstärkt durch Algorithmen den Tunnelblick. Es scheint, als könnte zwischen den starken Meinungspolen nichts existieren, als gäbe es nur schwarz oder weiß. Extreme Meinungen und laute Minderheiten erhalten im öffentlichen Diskurs mehr Aufmerksamkeit als moderate Standpunkte. So passiert es beispielsweise bei den Kriegen in der Ukraine oder Palästina, beim Brexit oder der Wahl in den USA. Diese Ereignisse scheinen die Polarisierungstendenzen noch weiter zu verstärken. Aber die Gesellschaft lässt sich nicht so einfach in zwei Lager aufteilen.

Gewisse politische Kräfte versuchen ebenso, die allgemeine Verunsicherung zu missbrauchen und Keile zwischen Menschen zu treiben, wo eigentlich keine sind. Verschiedene Seiten werden gegeneinander ausgespielt. Und das funktioniert: Negative und spaltende Berichterstattung dominiert die Medienlandschaft und Menschen konzentrieren sich bewiesenermaßen eher auf negative Informationen und emotionale Geschichten als auf Fakten.

Viele Politiker:innen bedienen sich außerdem eines „Wir gegen die“-Narratives. Die Welt ist jedoch viel komplexer und die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht mit einem vereinfachten schwarz-weiß Denken zu bewältigen. Ebenso lenken die hitzigen Debatten aus mehrheitlich konservativen und rechten Ecken über Schnitzel- und Genderverbote von viel dringlicheren Problemen ab und kreieren unnötige Spannungen in der Bevölkerung.

Gewisse Player profitieren auch davon, wenn wir die Gesellschaft fälschlicherweise als gespalten wahrnehmen. So ist es beispielsweise für die Lobby der Fossilen Brennstoffe förderlich, wenn es so aussieht, als wäre die Gesellschaft gespalten in Bezug auf Klimaschutz und als wäre sich die Wissenschaft nicht einig, was die Ursachen und die Bekämpfung der Erderhitzung angeht.

Dabei zeigen Umfragen deutlich, dass die Zustimmung zu Klimaschutz und verbindlichen Maßnahmen in der österreichischen Bevölkerung hoch ist. Da jedoch vor allem Gegner:innen lautstark ihre Meinung äußern, wird die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen oftmals unterschätzt. Das nennt man auch „perception gap“. Diese Wahrnehmungslücke führt dazu, dass Klimaschützer:innen sich in der Minderheit fühlen und deshalb Maßnahmen nicht so vehement einfordern. Regierungen rechtfertigen mit dieser vermeintlich fehlenden Akzeptanz wiederum ihr Nichtstun und das Ausbleiben von Maßnahmen.

Also sind die Unterschiede gar nicht so groß?

Natürlich gibt es gewisse Spannungen in der Gesellschaft. Diese werden jedoch von (sozialen) Medien, Politiker:innen und Meinungsmacher:innen oftmals übertrieben dargestellt. So werden Begriffe wie „Kulturkrieg“ vor allem dazu verwendet, Emotionen zu wecken, tragen aber leider auch zur verzerrten Wahrnehmung einer zunehmenden Spaltung bei. Und das schwächt die Gesellschaft. Außerdem können die „Warnungen“ vor einer gesellschaftlichen Spaltung zu einer „self fulfilling prophecy“ werden und uns erst recht auseinandertreiben.

Laut Forscher:innen sind die Unterschiede nicht so schlimm, wie sie scheinen. Tatsächlich ist es so, dass die Menschheit vielfältiger geworden ist, was aber nicht zwangsläufig zu mehr Spaltung führen muss. Diese Differenzierung hängt mit dem Zuwachs an individueller Freiheit, Bildung, Migration und vielen weiteren Faktoren moderner und demokratischer Gesellschaften zusammen. Politische und kulturelle Meinungsverschiedenheiten sind sogar notwendig für eine gesunde gesellschaftliche Entwicklung und unvermeidbar, wenn wir uns vorwärtsbewegen wollen.

Weitere Faktoren

Was jedoch sicherlich eine wichtige Rolle gespielt hat, waren die Fluchtbewegungen 2015, sowie die Coronakrise. Diese haben soziale Ungleichheiten und die Schere zwischen Arm und Reich weiter verschärft. Durch Corona haben sich die privaten, sozialen und wirtschaftlichen Realitäten vieler Menschen weiter auseinanderentwickelt. Es haben sich schnell verschiedene Lager gebildet, die die Krisen und deren Bewältigung sehr unterschiedlich wahrgenommen und die Meinung anderer Gruppen abgewertet haben. Das hat zu zunehmenden Spannungen in der Gesellschaft geführt, die alle Lebensbereiche betroffen haben. Die gesellschaftliche Differenzierung hat es aber schon vor der Pandemie gegeben, sie hat diesen Trend laut der Wissenschaft nur geringfügig verschärft. Was aber klar ist: Corona hat den Vertrauensverlust der Bürger:innen in demokratische Institutionen und nationale Regierungen verstärkt, sowie die Abwendung von etablierten Medien und Qualitätsjournalismus. Die Veränderung in Österreich ist im internationalen Vergleich besonders stark.

Ein weiterer Faktor ist die sich verändernde Demografie vieler Länder. Gesellschaften machen aktuell einen dramatischen demografischen Wandel durch. Sie werden älter und aufgrund der Einwanderungsraten auch diverser. Das kann zu einer Identitätskrise führen und zur Tendenz, „den anderen“ die Schuld für Probleme zuzuschieben. Diese Polarisierung bedroht jedoch das Wohlbefinden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gefährdet somit auch die Demokratie, wie Studien bestätigen.

Toleranter und glücklicher

Langfristig gesehen ist die Akzeptanz von Vielfalt in der Bevölkerung gestiegen. Allgemein sind wir als Menschheit also offener und glücklicher geworden. Gleichzeitig ist der öffentliche Diskurs heute intoleranter. Er spiegelt also nicht unbedingt die Mehrheitsverhältnisse in der Bevölkerung wider. Das verstärkt wiederum die unvollständige Wahrnehmung, dass die Spaltung in der Gesellschaft zunehme.

Was können wir tun?

Anstatt auf Differenzen zu bestehen und diese hervorzuheben, ist es förderlicher, sich gegenseitig zuzuhören und den Fokus auf Gemeinsamkeiten zu legen. Wir brauchen mehr Verständnis füreinander. Die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sollte ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Die Kunst liegt darin, ein Gefühl von Gemeinschaft in einer sehr vielfältigen Gesellschaft zu schaffen und Vorurteile zwischen sozialen Gruppen abzubauen.

Im digitalen, wie auch im echten Leben sind wir vorrangig mit Personen in Kontakt, die ähnlich denken wie wir. Dagegen kann die Etablierung von Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten helfen. Es gilt, öffentliche Räume zu schaffen, wo Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen und Lebensrealitäten ungezwungen miteinander in Berührung kommen.  Laut aktueller Literatur müssen politische Maßnahmen darauf abzielen, die harten Grenzen zwischen polarisierten Gruppen aufzuweichen und den Dialog zu fördern. Ziel ist es, die Abwertung bestimmter Werte und sozialer Identitäten zu verringern und das gesellschaftliche Miteinander zu stärken. Gemeinsame Lösungen müssen entwickelt werden, beispielsweise durch den moderierten Austausch zwischen Gruppen mit verschiedenen Meinungen oder durch Bürger:innenräte.

Und natürlich ist es wichtig, die sozioökonomischen Bedingungen für benachteiligte Gruppen zu verbessern und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Viele haben das Gefühl, ihre Stimme und Probleme werden nicht gehört. In einer Demokratie müssen wir uns aber genau darum bemühen: Inklusion, Teilhabe und die Ermächtigung aller. Gegner:innen von Vielfalt kommen oft aus wirtschaftlich schlechteren Verhältnissen, haben weniger Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen und eine geringere Lebenszufriedenheit. Es braucht also unter anderem Maßnahmen, um Ungleichheit zu verringern und soziale Leistungen besser zu verteilen. Hat man weniger Angst um die eigene Existenz, kann man Veränderungen auch offener entgegenblicken.

Unsere aktuellen Herausforderungen sind schwierig genug – anstatt uns gegenseitig noch mehr Steine in den Weg zu legen, sollten wir diese Energie besser in die gemeinsame Lösung von Problemen stecken. Wir brauchen Systeme, die für und mit uns arbeiten, anstatt gegen uns. Globale, große Probleme kann man nicht isoliert lösen. Man braucht Partnerschaften, muss zusammenarbeiten und aufeinander zugehen. Es geht dabei auch um unsere Sprache und darum, welches Bild Medien und die Politik malen. Es ist auch deren Aufgabe, sich mehr auf Gemeinsamkeiten, statt auf Unterschiede zu konzentrieren.

Aber wir alle können dazu beitragen, indem wir auch im Privaten darauf achten. Ein Vorschlag: Jedes Mal, wenn man mit Menschen konfrontiert ist, die in wichtigen Fragen einen anderen Standpunkt vertreten, versucht man zuerst Gemeinsamkeiten zu finden – ähnliche Hobbys, Wünsche oder Meinungen zu anderen Sachverhalten. Es gilt, öfter das Gespräch mit Personen zu suchen, die anders als man selbst denken.

Ein gutes Beispiel dafür, wie man sich auf Gemeinsamkeiten konzentriert und Unterschiede überwinden kann: diverse Allianzen zwischen der Klimabewegung und Arbeitnehmer:innen. So haben sich Fridays for Future (FFF) und Global2000 mit der Bau-Holz-Gewerkschaft zusammengetan, um gemeinsam Lösungen für schlechte Arbeitsbedingungen am Bau und den klimakrisenbedingten Anstieg an Hitzetagen zu finden, sowie um den Gebäude- und Heizsektor rasch klimafit zu machen. System Change, not Climate Climate Change und FFF haben auch eine Kooperation mit der Gewerkschaft vida gestartet. Zusammen protestieren sie für bessere Arbeitsbedingungen für Buslenker:innen – wichtige Player bei der Transformation unseres Verkehrssystems. Es wird gezeigt, dass sich die Interessen von Arbeitnehmer:innen und Klimaschützer:innen nicht widersprechen, sondern der Kampf gegen die Klimakrise für alle wichtig ist. Es geht um die Schaffung von Arbeitsplätzen und darum, den Menschen wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaft zu rücken, die aktuell viel zu sehr auf den Markt hört.

Was uns vereint

Es ist wichtig, gemeinsame Werte zu betonen, ganz besonders auch beim Thema Migration. Wir wollen alle einen sicheren Lebensraum und die Möglichkeit, ohne Angst zu leben – unabhängig davon, woher wir kommen oder wo wir aufgewachsen sind. Aufzuzeigen, dass wir alle Menschen sind und unsere grundlegenden Bedürfnisse erfüllt sehen wollen, kann erwiesenermaßen gegen Feindlichkeit gegenüber flüchtenden Personen und Menschen mit Migrationsgeschichte helfen.

Österreich ist ein von Vielfalt geprägtes Land. Das muss die Politik anerkennen. Es gilt, die Stärken dieser Diversität wahrzunehmen und gleichzeitig die damit verbundenen Herausforderungen konstruktiv zu lösen, ohne Menschen gegeneinander auszuspielen. Dafür gibt es sogar eine eigene Petition, die sich hier unterzeichnen lässt.

Uns alle vereint der Wunsch nach der Erfüllung unserer Bedürfnisse. Jeder Mensch braucht Nahrung, sauberes Wasser und ein Dach über dem Kopf. Außerdem: Sicherheit, ein leistbares Leben, Grund- und Freiheitsrechte, Mitbestimmung, Selbstbestimmung, Anerkennung, Gesundheit, gute Sozialkontakte, Gemeinschaft, eine intakte Umwelt, Lebensqualität und eine aussichtsreiche Zukunft. Wir sind alle müde nach einem langen Arbeitstag und freuen uns, wenn jemand unser Lieblingsessen für uns kocht. Auf diese verbindenden Elemente sollten wir uns konzentrieren.

Mit Hinblick auf multiple Krisen müssen wir wieder näher zusammenrücken, um diese zu bewältigen. Klimakrise, Rechtsruck und Kriege betreffen uns alle. Wir müssen gegen Miss- und Falschinformation vorgehen, die die Gesellschaft spalten. Was uns vereint, ist so viel größer als alles, was uns spalten könnte. Für eine positive Zukunft für alle muss das Gemeinsame an erster Stelle stehen.

Freundschaft gegen Einsamkeit

Die Corona-Pandemie und die Teuerung der letzten Jahre haben immer mehr junge Menschen einsam gemacht. Doch es gibt viele Wege aus der Einsamkeit. Neue Freundschaften warten an jeder Ecke. Darauf möchte ein neues Streetart-Kunstwerk in Dornbirn aufmerksam machen.

Die Skatehalle nahe dem Dornbirner Bahnhof ziert seit Mitte Mai eine wichtige Botschaft. ‚Friendship‘ steht da in großen Buchstaben, rundherum sind glückliche Gesichter aufgesprüht.

Streetartaktion Spray for Change

Das Kunstwerk ist Teil der österreichweiten Streetart-Bewegung Spray for Change. Gemeinsam mit professionellen Street Artists organisiert FREDA – die grüne Zukunftsakademie Workshops für Jugendliche, die mit Kunst ein politisches Zeichen setzen wollen. Das erste Kunstwerk der Reihe zum Thema Bodenschutz ist in Wien am Donaukanal entstanden.

Dornbirn greift das Thema Einsamkeit auf

In Dornbirn hat sich die Gruppe entschieden, Einsamkeit zu thematisieren und kurzerhand die Lösung des Problems an die Wand gesprüht: Freundschaft. Konzipiert hat das Kunstwerk der Vorarlberger Künstler Fabian Hämmerle.

Viele junge Betroffene

Bei Einsamkeit denken wir oft an ältere Menschen. Neue Studien zeigen aber, dass Einsamkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mittlerweile deutlich weiter verbreitet ist.  Auch der im Februar dieses Jahres veröffentlichte „Austrian Health Report“ belegt, dass die psychische Belastung der unter 30-Jährigen deutlich höher ist als bei älteren Bevölkerungsgruppen.

Chronische Einsamkeit macht krank

Wer allein ist, muss nicht gleich einsam sein. Die Einsamkeit beginnt dort, wo das Gefühl, allein zu sein, unangenehm wird.  Wir wünschen uns Verbindungen zu anderen Menschen, haben sie aber nicht. Kurzfristige Einsamkeit ist normal und trifft jeden von uns mal –  zum Beispiel nach einer Trennung oder einem Umzug. Problematisch wird es, wenn dieses Gefühl dauerhaft und damit chronisch wird.

Chronische Einsamkeit hat schwerwiegende Folgen für unsere psychische und körperliche Gesundheit. Es kann zu Depressionen und Angstzuständen führen.

Die Pandemie war eine harte Zeit

Die Corona-Pandemie hat das Leben junger Menschen stark verändert. Schulen waren geschlossen, Freunde konnte man nicht treffen und so gut wie alle Freizeitaktivitäten sind ausgefallen.

Während viele Eltern zumindest teilweise weiterhin in der Arbeit waren, sind Jugendliche monatelang allein zu Hause gegessen. Diese Isolation hat nicht nur zu Gefühlen von Einsamkeit und des Verlorenseins geführt. Junge Menschen haben in der Zeit auch verlernt, Freundschaften zu pflegen und neue soziale Kontakte zu knüpfen.

Sozialleben kann teuer sein

Doch die Pandemie ist nicht der einzige Faktor. Die steigenden Preise für Lebensmittel, Miete und Energie belasten viele Familien. Viele Jugendliche sehen, dass ihre Familien weniger Geld haben. Mehr Taschengeld spielt es daher nicht, obwohl auch sie sich immer weniger leisten können. Ein Kinobesuch addiert sich 2024 mit Busfahrt, Popcorn und 3D-Aufschlag schnell mal auf 30 Euro. Oft ist damit schon mehr als die Hälfte des Taschengeldes weg. Davor noch was essen gehen, spontan noch auf einen Drink? Für manche Jugendliche nicht mehr leistbar.

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Was tun gegen die Einsamkeit?

Einsamkeit ist ein ernstzunehmendes Problem, aber es ist in vielen Fällen lösbar.

Vereine, Sportklubs oder Kultureinrichtungen bieten viele Möglichkeiten, neue Leute kennenzulernen und gemeinsame Interessen zu entdecken. Das Gleiche gilt für Jugendzentren, in denen Jugendliche nach dem Unterricht Angebote wie Workshops, Musikclubs oder Sportkurse nutzen können. Hast du in deiner Gemeinde kein Jugendzentrum? Schreib ihnen und fordere sie auf, öffentliche Räume für junge Menschen zur Verfügung zu stellen.

Auch online lassen sich Freunde finden. Plattformen wie Discord, TikTok und Instagram bieten viele Möglichkeiten, um mit anderen in Kontakt zu treten. Diese Online-Treffen können helfen, die Angst vor echten Begegnungen zu verringern. Es ist völlig in Ordnung, sich zuerst virtuell zu treffen und so das eigene soziale Netzwerk zu erweitern, bevor man sich im echten Leben trifft. Wichtig ist nur, dass sich nicht das ganze Sozialleben auf Dauer online abspielt. Reale Treffen sind wichtig für unsere Psyche.

Anlaufstellen für Betroffene

Rat auf Draht: Notruf 147
Hier bekommst du kostenlose Beratung und Hilfe. Und zwar anonym, rund um die Uhr und österreichweit. Du kannst anrufen oder auch nur chatten, wenn dir das lieber ist. Klicke hier.

Jugendportal.at
In jedem Bundesland gibt es Jugendinfostellen. Sie kennen die Freizeitangebote in deiner Gegend, helfen aber auch gerne bei persönlichen Problemen und Fragen zu Arbeit und Ausbildung. In Vorarlberg heißt die Jungendinfostelle aha Bregenz.

Freundschaft gegen Einsamkeit

Andere Menschen machen mir Angst. Und sie wollen ja eh nichts mit mir zu tun haben. Sie sind alle schön, erfolgreich und glücklich, das sehe ich täglich auf Instagram und TikTok. Ich bin das alles nicht. Aber ich brauche keine Freunde. Allein in meinem Zimmer ist es sicher. Ich bin’s ja eh schon gewöhnt, allein zu sein.

Kreisen solche Gedanken in deinem Kopf herum? In immer mehr von uns leider schon.

Das Kunstwerk vor dir soll solche Gedanken vertreiben. Wir wollen die Freundschaft feiern und ein Zeichen gegen Einsamkeit setzen. Es ist im Zuge eines kostenlosen Spray-Workshops entstanden.

Willst du mehr über die Workshop-Reihe wissen und auch mal sprayen? Dann klicke hier. Du lernst während des Workshops viele neue Menschen kennen. Gemeinsam zu sprayen ist einer von vielen Wegen, um gegen Einsamkeit anzukommen.

Wir haben uns künstlerisch mit Freundschaft und Einsamkeit beschäftigt, weil die Corona-Pandemie und die Teuerung der letzten Jahre immer mehr junge Menschen einsam gemacht hat. Doch es gibt viele Wege aus der Einsamkeit. Neue Freundschaften warten an jeder Ecke.

Und daran soll dich dieses Kunstwerk erinnern. Wir Menschen brauchen Freundschaften. Wir sind nicht gemacht für ein Leben in Einsamkeit.

Du bist nicht allein

Bei Einsamkeit denken wir oft an ältere Menschen. Neue Studien zeigen aber, dass Einsamkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mittlerweile deutlich weiter verbreitet ist.  Auch der im Februar dieses Jahres veröffentlichte „Austrian Health Report“ belegt, dass die psychische Belastung der unter 30-Jährigen deutlich höher ist als bei älteren Bevölkerungsgruppen.

Bist du betroffen?

Wer allein ist, muss nicht automatisch einsam sein. Die Einsamkeit beginnt dort, wo das Gefühl allein zu sein unangenehm wird.  Wir wünschen uns Verbindungen zu anderen Menschen, haben sie aber nicht. Kurzfristige Einsamkeit ist normal und trifft jeden von uns mal –  zum Beispiel nach einer Trennung oder einem Umzug. Problematisch wird es, wenn dieses Gefühl dauerhaft und damit chronisch wird.

Chronische Einsamkeit hat schwerwiegende Folgen für unsere psychische und körperliche Gesundheit. Es kann zu Depressionen und Angstzuständen führen.

Die Pandemie war eine harte Zeit

Die Corona-Pandemie hat das Leben junger Menschen stark verändert. Schulen waren geschlossen, Freunde konnte man nicht treffen und so gut wie alle Freizeitaktivitäten sind ausgefallen.

Während viele Eltern zumindest teilweise weiterhin in der Arbeit waren, sind Jugendliche monatelang allein zu Hause gegessen. Diese Isolation hat nicht nur zu Gefühlen von Einsamkeit und des Verlorenseins geführt. Junge Menschen haben in der Zeit auch verlernt, Freundschaften zu pflegen und neue soziale Kontakte zu knüpfen.

Sozialleben kann teuer sein

Doch die Pandemie ist nicht der einzige Faktor. Die steigenden Preise für Lebensmittel, Miete und Energie belasten viele Familien. Viele Jugendliche sehen, dass ihre Familien weniger Geld haben. Mehr Taschengeld spielt es daher nicht, obwohl auch sie sich immer weniger leisten können. Ein Kinobesuch addiert sich 2024 mit Busfahrt, Popcorn und 3D-Aufschlag schnell mal auf 30 Euro. Oft ist damit schon mehr als die Hälfte des Taschengeldes weg. Davor noch was essen gehen, spontan noch auf einen Drink? Für manche Jugendliche nicht mehr leistbar.

Was tun gegen die Einsamkeit?

Einsamkeit ist ein ernstzunehmendes Problem, aber es ist in vielen Fällen lösbar.

Vereine, Sportklubs oder Kultureinrichtungen bieten viele Möglichkeiten, neue Leute kennenzulernen und gemeinsame Interessen zu entdecken. Das Gleiche gilt für Jugendzentren, in denen Jugendliche nach dem Unterricht Angebote wie Workshops, Musikclubs oder Sportkurse nutzen können. Hast du in deiner Gemeinde kein Jugendzentrum? Schreib‘ ihnen und fordere sie auf, öffentliche Räume für junge Menschen zur Verfügung zu stellen.

Auch online lassen sich Freunde finden. Plattformen wie Discord, TikTok und Instagram bieten viele Möglichkeiten, um mit anderen in Kontakt zu treten. Diese Online-Treffen können helfen, die Angst vor echten Begegnungen zu verringern. Es ist völlig in Ordnung, sich zuerst virtuell zu treffen und so das eigene soziale Netzwerk zu erweitern, bevor man sich im echten Leben trifft. Wichtig ist nur, dass sich nicht das ganze Sozialleben auf Dauer online abspielt. Reale Treffen sind wichtig für unsere Psyche.

Brauchst du Unterstützung?

An diese Stellen kannst du dich wenden:

  • Rat auf Draht: Notruf 147
    Hier bekommst du kostenlose Beratung und Hilfe. Und zwar anonym, rund um die Uhr und österreichweit. Du kannst anrufen oder auch nur chatten, wenn dir das lieber ist. Klicke hier.
  • Jugendportal.at
    In jedem Bundesland gibt es Jugendinfostellen. Sie kennen die Freizeitangebote in deiner Gegend, helfen aber auch gerne bei persönlichen Problemen und Fragen zu Arbeit und Ausbildung. In Vorarlberg heißt die Jungendinfostelle aha Bregenz.

Darum kein Orbánistan

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Viktor Orbán hat Ungarn nach seinen Wünschen umgebaut. Sein System bezeichnet er zwar als illiberale Demokratie. Außer der Worthülse ist aber wenig Demokratisches geblieben. Willkommen in Orbánistan, einem Land der Träume für die extreme Rechte. Österreich darf nicht denselben Fehler machen.

Eine der wichtigsten Prinzipien einer Demokratie ist die Gewaltenteilung. Das bedeutet, dass die Macht im Staat nicht bei einer einzigen Person oder Partei liegt, sondern auf drei Gruppen verteilt ist. Eine dieser Gruppen ist die Legislative. Sie beschließt Gesetze. Das ist zum Beispiel der Nationalrat. Die zweite Gruppe, die Exekutive, wendet die Gesetze an. Das ist die Regierung, aber zum Beispiel auch die Polizei und Verwaltungsbehörden wie das Finanzamt. Und vor der dritten Gruppe, der Judikative landet man, wenn man die Gesetze bricht. Das sind die Gerichte. Alle drei Gruppen arbeiten unabhängig voneinander.

Ohne Gewaltenteilung keine Demokratie

Die Gewaltenteilung ist da, um den Staat vor sich selbst zu schützen. Justiz und Gesetzgeber kontrollieren die Regierung und klopfen ihr auf die Finger, wenn sie sich selbst bereichert oder Menschenrechte bricht. Wenn dieser Kontrollmechanismus ausgehebelt wird, dann ist die Demokratie gefährdet. Genau das ist vor unser aller Augen in Ungarn passiert.

Viktor Orbán setzt Personen beispielsweise in Gerichte, die dann für die Interessen von Orbán und seiner Partei Fidesz, anstatt für die Interessen der Demokratie arbeiten. Dadurch können Gesetze das Wahlsystem so umändern, dass starke Parteien davon profitieren. Oder es werden Medien unter die eigene Kontrolle gesetzt. Kritische Medien werden einfach eingestellt. Widerspruch gibt ein keinen, da die Personen, die das kontrollieren, Vertraute sind.

Die Geschichte eines machthungrigen Mannes

Orbánistan – so nennen viele mittlerweile unser Nachbarland. Und das nicht ohne Grund. Alle tanzen nach der Pfeife eines einzigen machthungrigen Mannes. Viktor Orbán ist seit mehr als zehn Jahren ungarischer Ministerpräsident und in dieser Zeit hat er uns gezeigt, was unter dem Deckmantel der Demokratie alles möglich ist.

Wenn man den Mantel anhebt, ist klar: Orbáns Ungarn ist nicht mehr demokratisch. Aber sein Weg an die Macht war es sehr wohl – das sollten wir uns in Erinnerung rufen. Viktor Orbán wurde gewählt. Er ist an die Macht gekommen, weil die Ungar:innen von ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch gemacht haben und ihm ihre Stimme gegeben haben.

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Feinde der Demokratie

Wenn Feinde der Demokratie an die Macht kommen, dann greifen sie als Erstes die Justiz und die Presse an. Das ist keineswegs nur in Ungarn so. Erinnern wir uns, als in den USA Donald Trump Präsident wurde. Ihm ist es gelungen, den Supreme Court mit so vielen konservativen Richter:innen zu besetzen, dass sie das bundesweite Abtreibungsrecht aufgehoben haben. Aber auch die slowakische Regierung greift die Justiz an. Hoffnung macht gerade Polen. Dort wurde die rechte PiS-Regierung abgewählt und die neue Regierung will die Eingriffe in die Justiz jetzt rückgängig machen.

Und in Österreich? Herbert Kickl führt mit der FPÖ in den Wahlumfragen. Und zwar seit Monaten. Gegen die Demokratie spricht er sich nicht offen aus. Aber unter dem Deckmantel hält die FPÖ herzlich wenig von demokratischen Prinzipien und Gewaltenteilung. Und aus ihrer Verehrung von Viktor Orbán macht die FPÖ erst gar keinen Hehl. Welche Vision Kickl für Österreich vor Augen hat, ist klar: weniger Demokratie, dafür mehr Macht für ihn und seinesgleichen. Die Verlierer eines solchen Systems sind wir alle.

Demokratie ist mehr als nur ein Wort

Demokratien verändern sich. Das ist auch normal. „Die Demokratie der Zukunft wird eine andere sein als die Demokratie der Gegenwart. Bliebe sie dieselbe, hätte die Demokratie keine Zukunft“, schreibt der Politikwissenschafter Herfried Münkler in seinem Buch „Die Zukunft der Demokratie“. Was wir aber heute sehen, ist, dass die Feinde der demokratischen Ordnung immer lauter werden. Und dagegen gilt es aufzustehen. Denn noch ist Herbert Kickl nicht Bundeskanzler.

Egal, wie die nächsten Wahlen ausgehen: Österreich wird sich noch lange eine Demokratie nennen. Wesentlich ist aber, was hinter dem Begriff gelebt wird. Die Einhaltung von Grundrechten wie die Meinungs- und Pressefreiheit, die Gewaltenteilung und die Rechtsstaatlichkeit sind wesentlich für eine Demokratie. Wer offen davon spricht, solche Grundrechte zu beschneiden, will nicht wirklich eine Demokratie, sondern nur einen Deckmantel, mit dem er an die Macht kommt und dann in aller Ruhe demokratische Institutionen aushöhlen kann. Wie gut das funktionieren kann, hat uns Ungarn gezeigt. Österreich darf nicht denselben Fehler machen.