4 Fakten zu Biogas, die du wissen musst

Sonnen-, Wind- und Wasserkraft. Geht’s um die Energieversorgung der Zukunft, hören wir meistens von diesem Trio. Dabei sollten wir auch über Biogas reden. Denn in manchen Punkten ist es Sonne, Wind und Wasser sogar überlegen. Hier erfährst du die Fakten, warum das ist.

Bevor wir über Fakten reden können, müssen wir noch eine Sache klären. Biogas ist nicht Erdgas mit Biolabel. Falls du das gewusst hast: Herzlichen Glückwunsch, du weißt mehr als die meisten.

Biogas wird aus biologischen Abfällen hergestellt. Zum Beispiel aus Pflanzenresten, Kuhkacke und Klärschlamm aus Kläranlagen. Das erklärt auch den Namen. Die Herstellung von Biogas ist zwar ein natürlicher Prozess. Will man es aber industriell herstellen, braucht man dafür eigene Anlagen. Sie funktionieren vereinfacht gesagt so: Man schmeißt den Bio-Abfall in einen luftdichten Behälter und dann erzeugen Bakterien beim Zersetzen dieses Abfalls das gewünschte Biogas. Jetzt kommen wir zu den Fakten.

1. Biogas kann Erdgas ersetzen

Biogas kann alles antreiben, was normalerweise mit Erdgas funktioniert. Fahrzeuge, Heizungen, Fernwärmeanlagen und Maschinen in der Industrie. Das geht, weil Biogas und Erdgas chemisch ähnlich sind. Beides besteht größtenteils aus dem Gas Methan.

Damit Biogas als Ersatz für Erdgas taugt, werden andere Bestandteile in einem technischen Verfahren entfernt. Übrig bleibt Biogas, das einen gleich hohen Anteil an Methan hat wie Erdgas. Danach spricht man genau genommen nicht mehr von Biogas, sondern von Biomethan.

Österreich hat derzeit 14 Anlagen, die Biomethan herstellen. Sie haben im Jahr 2022 zusammen 137 Gigawattstunden (GWh) erzeugt. Das mag viel klingen. Aber du musst wissen, dass Österreich in Summe rund 93.000 Gigawattstunden an Gas pro Jahr verbraucht. Biomethan spielt derzeit also noch eine kleine Rolle. Das soll sich aber bald ändern.

Denn das Potenzial von Biogas ist riesig, denn Biomethan kann von den Anlagen direkt ins Erdgasnetz einspeist werden. Das heißt: Österreich kann mit Biogas seine Abhängigkeit von Erdgas verringern, ohne dabei viel Geld in neue Leitungen oder andere Infrastruktur stecken zu müssen.

2. Biogas ist klimaneutral

Obwohl Biogas und Erdgas chemisch sehr ähnlich sind, unterscheiden sie sich in einem wesentlichen Punkt. Das Verbrennen von Erdgas heizt die Klimakrise an, das Verbrennen von Biogas nicht. Wie kann das sein?

Um das zu verstehen, brauchst du nur folgenden Fakt zu kennen: Wenn eine Pflanze wächst, dann zieht sie CO₂ aus der Luft und speichert es. Jetzt nehmen wir an, wir erzeugen aus den Grünresten dieser Pflanze Biogas und verbrennen es. Wir würden dabei nur so viel CO₂ ausstoßen, wie die Pflanze im Laufe ihres Lebens aus der Luft aufgenommen hat. Ein Nullsummenspiel.

Bei Erdgas ist das anders. Es ist seit Jahrmillionen unter der Erde. Holen wir es nach oben und verbrennen es, dann bringen wir zusätzliches CO₂ in die Atmosphäre. Und genau dieses zusätzliche CO₂ ist es, dass unser Klima immer drastischer verändert.

Beim Verbrennen von Biogas (oben) wird nur so viel CO₂ frei, wie die Pflanze zuvor aus der Luft aufgenommen hat. Beim Verbrennen von Erdgas (unten) kommt hingegen zusätzliches CO₂ in die Luft, das unser Klima aufheizt.
3. Biogas lässt sich besser speichern als andere Erneuerbare

Wind- und Sonnenkraft erzeugen elektrische Energie, besser bekannt als Strom. Wollen wir Strom speichern, müssen wir ihn in eine andere Energieform umwandeln und dabei geht immer Energie verloren.

Im Gegensatz zu Strom lässt sich Biogas problemlos einlagern. Diese Fähigkeit unterscheidet es von den anderen Erneuerbaren und macht es umso wichtiger für die Energiewende. Es liegt an der Natur der Sache, dass Erneuerbare aus Wind und Sonne nicht immer verfügbar sind. An windstillen Tagen oder in der Nacht können sie kaum Energie in unsere Stromversorgung pumpen. Genau bei solchen Engpässen kommt dann das Biogas ins Spiel. Aus dem Gas erzeugen wir Strom und können so die Lücken schließen.

4. Biogas macht uns unabhängig von Ölstaaten

Fast das ganze Gas, das wir zum Heizen und für unsere Industrie brauchen, kommt aus anderen Ländern. Damit ist Österreich ist in einem bedenklichen Ausmaß von ausländischem Erdgas abhängig. Oft kommt aus Ländern, denen wir eigentlich gar kein Geld geben wollen, weil sie damit Kriege finanzieren.

Biogas kann diese Abhängigkeit von ausländischem Gas deutlich verringern. Wir können es im eigenen Land erzeugen. Und statt wenigen riesengroßen Konzern erzeugen es viele kleine Produzenten.

Gut. Wenn Biogas so viele Vorteile hat, warum produziert Österreich dann nicht einfach mehr davon? Genau das ist geplant. Grundlage dafür ist ein neues Gesetz, das sogenannte Erneuerbares-Gas-Gesetz (EGG).

Die Verhandlungen sind gerade in der Zielgeraden. Mithilfe des Gesetzes soll die Menge an heimischen von Biogas Jahr für Jahr wachsen. Ende 2030 sieht das Gesetz vor, dass Österreich jährlich bereits 7500 Gigawattstunden (GWh) Biogas produziert. Du erinnerst dich: Derzeit sind wir bei 137 Gigawattstunden. Der Ausbau soll also in einer enormen Geschwindigkeit passieren.

Auch wenn wir über Biogas weniger hören als über Sonnen-, Wind- und Wasserkraft. In der Zukunft wird es in Österreichs Energieversorgung eine wesentliche Rolle spielen. Es kann Erdgas ersetzen, ist effizient speicherbar und macht Österreich unabhängiger von Ölstaaten. Aber am wichtigsten ist: Im Gegensatz zu Erdgas ist Biogas klimaneutral und heizt unser Klima nicht weiter auf.

Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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