Start Blog Seite 9

Wetter ist nicht Klima

Wenig Schnee im Winter ist noch kein Beweis für den Klimawandel, winterlich kalte Tage mit viel Schneefall aber auch keiner dagegen. Viele Menschen verwechseln die Begriffe Wetter und Klima. Hier sind die wichtigsten Unterschiede.

Fangen wir mit dem Wetter an. Es beschreibt, wie die Atmosphäre in einem bestimmten Moment an einem bestimmten Ort aussieht. Regnet es, geht der Wind, ist es kalt oder warm? Wir müssen nur die Türe gehen und wissen es. Das heißt: Wie das Wetter draußen gerade ist, können wir mit unseren eigenen Sinnen beantworten. Für genaue Angaben zur Temperatur, Regenmenge und Windgeschwindigkeit brauchen wir natürlich Messgeräte. Aber für grobe Angaben reichen unsere Sinne.

Klima können wir mit Sinnen nicht erfassen

Beim Klima sind unsere Sinne nutzlos. Auch wenn wir genau hinspüren, können wir nichts zum Klima einer Region sagen. Denn dafür reicht ein einzelner Sinneseindruck nicht.  Wir brauchen Wetterdaten aus vielen Jahren, in der Regel mindestens 30 Jahre. Daraus errechnen Klimaforscher:innen dann Mittelwerte und Durchschnitte. Und erst mit diesen Werten lassen sich dann endlich Aussagen zum Klima treffen. Klima ist also die Statistik des Wetters.

Wir Menschen verstehen die Welt aber über Einzelfälle. Das liegt in unserer Natur, denn wir haben kein intuitives Verständnis von Statistik. Und genau deswegen lassen wir uns oft dazu hinreißen, aus einem einzelnen Wetterereignis etwas über das Klima abzuleiten.

Ein einzelner extrem heißer Tag wird schnell zum Beweis für die Erderhitzung. Und ein kalter, schneereicher Winter schnell der Gegenbeweis. Beides ist falsch.

Wetter ist Willkür der Natur

Das Wetter ist der Willkür Natur unterworfen, das Klima nicht. Es lässt sich berechnen und vorhersagen. Die voranschreitende Erderhitzung lässt sich wissenschaftlich stichhaltig belegen. Aber nur, in dem wir Wetterdaten aus vielen Jahrzehnten vergleichen. Nicht, in dem wir einzelne Wetterereignisse herauspicken.

Hier noch einmal alle Unterschiede zusammengefasst:

  • Das Wetter beschreibt einen einzelnen Moment, das Klima eine lange Zeitspanne.
  • Das Wetter können wir mit unseren Sinnen spüren, das Klima nicht.
  • Das Wetter verändert sich schnell, das Klima langsam.
  • Das Wetter ist Willkür der Natur, das Klima berechenbar.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

„Wir brechen das 1,5 Grad Limit“

Reinhard Steurer ist Professor für Klimapolitik an der Uni für Bodenkultur. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Schein- Klimaschutz und den Ausreden bei der Bekämpfung der Klimakrise. Er steht außerdem hinter den aktuellen Klimaprotesten und hält diese für notwendig.

Im FREDA Talk gibt er einen interessanten, aufschlussreichen und nachdenklich machenden Überblick darüber, wo wir beim Klimaschutz stehen und welche Folgen das für uns haben kann. Das Video kannst du dir gleich hier anschauen oder direkt auf unserem YouTube-Kanal.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Reinhard Steurer fordert dazu auf, gemeinsam den Scheinklimaschutz abzuwählen, selbst aktiv zu werden und auch Aktivistinnen und Aktivisten unterstützen. Er empfiehlt den eigenen ökologischen Handabdruck zu reduzieren. Wenn wir die Realität anerkennen, brauchen wir drastische Maßnahmen für den Ersatz und die Einsparung fossiler Energie. Aktuell werden wir das 1,5 Grad Ziel nicht schaffen, wenn wir sowohl in Österreich als auch weltweit weiter konsumieren und emittieren.

Jetzt geht es darum Kipppunkte nicht zu reißen, damit die sich gegenseitig beschleunigenden negativen Effekte verhindert werden. „Wer das Problem lösen will, der wird auch Wegen finden, alle anderen finden Ausreden.“ so Steurer.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Speicher der Zukunft

0

Damit wir den Strom aus erneuerbaren Energien speichern können, brauchen wir mehr Speichermöglichkeiten. Im Kärntner Arnoldstein ist nun der erste Batteriespeicher des Landes in Betrieb gegangen. Davon brauchen wir mehr.

Je mehr Strom wir mit Hilfe erneuerbarer Energien produzieren, desto mehr Möglichkeiten brauchen wir, um diesen effizient speichern zu können. Wenn an guten Tagen sehr viel Strom produziert wird, kann dies das Netz schnell überlasten. Bisher können Speicherkraftwerke solche Spannungsspitzen allerdings abfedern und den gespeicherten Strom liefern, wenn gerade wenig erzeugt wird. Im Kärntner Arnoldstein ging nun als technische Innovation der erste Batteriespeicher Österreichs in Betrieb.

Europäisch denken

Betrieben wird der Batteriespeicher von der Firma NGEN. Acht Megapacks von Tesla haben dort eine Gesamtkapazität von 10,3 Megawatt und 20,6 Megawattstunden. Das entspricht ungefähr dem Tagesverbrauch von 2400 Haushalten. Die Anlage hat 15 Millionen Euro gekostet und soll noch weiter ausgebaut werden. NGEN betreibt bereits Batteriespeicher in Slowenien und will zudem weitere in Portugal, Spanien, Italien, Kroatien, Deutschland und Polen. In Österreich ist ein weiterer Speicher in Salzburg geplant. „Wir denken europäisch“, sagt Co-Gründer und CEO Bernard, denn die Energiewende könne nur auf dieser Ebene passieren.

In Arnoldstein befindet sich der Batteriespeicher im Industriegebiet. Laut Bernard wird es künftig solche Speicher aber auch in Städten brauchen. In der Bevölkerung gibt es aber oft Vorbehalte gegen solche Projekte. Der Arnoldsteiner Speicher sollte ursprünglich in einem Wohngebiet in Klagenfurt stehen. Die Bewohner:innen hatten allerdings Angst wegen der Brandgefahr, die von den Batterien ausgeht. Laut Bernard gibt es die Gefahr der unlöschbaren Brände mit giftigen Dämpfen dank der neuen Lithium-Eisenphosphat-Akkus nicht mehr. In Arnoldstein gab es zudem eine eigene Einschulung für die Feuerwehr.

Stromversorgung dezentralisieren

NGEN möchte seinen großen Batteriespeicher mit mehreren kleinen aus Privathaushalten verbinden und so die Bereitstellung von Strom dezentralisieren. „Die größte Batterie des Landes können jene in unseren Häusern sein“, so Bernards Vision. Dazu soll das Service „Smart-Grid-Connect“ dienen, das Verbraucher, die über einen Smart Meter verfügen, mit dem virtuellen Netz verbindet. So sollen private PV-Anlagen und Batteriespeicher zu einem dezentralen Netz zusammengeschlossen werden. Mittels einer smarten Logistik soll dann für eine gleichmäßige Auslastung und damit für eine Stabilisierung des Stromnetzes gesorgt werden. „Ohne diese Art von Lösung wird es keine Energiewende geben können“, ist sich Bernard sicher. Er sieht in der Dezentralisierung der Energiebereitstellung einen notwendigen Schritt und zudem eine große Chance für neue Märkte und zu einer dynamischen Preisgestaltung.

Bis 2030 soll der heimische Strombedarf zu 100 Prozent mit grüner Energie gedeckt werden, 2022 stammten laut Österreichs E-Wirtschaft bereits 79,1 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Dass es zur Erreichung dieses Zieles Lösungen auf allen Ebenen braucht, liegt auf der Hand. Die Speicherung von Energie ist wohl ein Schlüsselfaktor auf diesem Weg. (APA, red.)

Hoffnung im Seewinkel

0

Sie sind Österreichs seltenstes Ökosystem: die Salzlacken des Seewinkels. Und sie sind gefährdet. In den letzten 100 Jahren sind 100 Lacken für immer verschwunden. Ein großes Naturschutzprojekt will die verbliebenen Lacken nun retten. 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Seit 40 Jahren ist Bernhard Kohler im Seewinkel unterwegs. In dieser Zeit hat er 15 Salzlacken sterben sehen. 15 Lacken in einem halben Menschenleben. Und wenn eine Lacke erst einmal weg ist, kommt sie nie wieder. Und das, obwohl diese Lacken 20.000 Jahre alt sind. „Vor etwa 100 Jahren hatten wir noch 140 Lacken. Mit dem Beginn der Entwässerungsmaßnahmen in den 1910er und 1920er Jahren hat ein rasches Lackensterben eingesetzt und es sind mehr als 100 Lacken verloren gegangen“, lässt WWF-Experte und Biologe Bernhard Kohler wissen. Hinnehmen will er das nicht. Er kämpft für eine Zukunft mit Salzlacken.

Die Salzlacken des Seewinkels sind ein seltener und ungewöhnlicher Lebensraum. Es sind kleine, salzhaltige Seen, die weder Zu- noch Abflüsse haben. Sie sind auf Grundwasser und Regen angewiesen. Je nach Jahreszeit sind sie entweder mit Wasser gefüllt oder trocken. In Europa gibt es sie an nur ganz wenigen Orten. In Österreich, Ungarn und Serbien. Sie sind das Zuhause einer besonderen Tier- und Pflanzenwelt und daher von unschätzbarem Wert für die Artenvielfalt.

Kohler nimmt uns mit zur Birnbaumlacke bei Podersdorf. Der Weg dorthin ist glitschig. Aber nicht, weil der Boden aufgrund des Regens der letzten Tage feucht ist. Es sind auch keine Pferdeäpfel, wie man vielleicht glauben mag, wenn man schnell hinschaut. Es sind Algen, die sich am Boden rund um die Lacke ausbreiten. Dazwischen schaut die eine oder andere Salzaster hervor. Nur wenige haben noch fliederfarbene Blüten, die meisten sind bereits verblüht.

12 Millionen Euro sollen die Salzlacken retten

Seit September läuft ein großes Naturschutzprojekt, an dem auch Kohler beteiligt ist. Insgesamt zwölf Millionen Euro von EU, Bund und Land Burgenland stehen zur Verfügung, um das Wasser in den Lacken zu halten und den Lebensraum zu schützen. Unter anderem werden dafür Entwässerungsgräben zurückgestaut, damit das Wasser nicht abfließen kann. Aber es geht nicht nur darum. Das Ganze hat auch eine gesellschaftliche Dimension. Die Entwässerungsgräben wurden gebaut, um Flächen landwirtschaftlich zu nutzen. In ehemaligen Überschwemmungsgebieten stehen heute Einfamilienhäuser. Staut man nun einfach Wasser zurück, sind Äcker nicht mehr nutzbar und die Keller der Häuser stehen unter Wasser. Für die Wohnsiedlungen werden sich technische Lösungen finden lassen. Für die Landwirtschaft aber braucht es neue Visionen.

Denn die Landwirt:innen werden nicht nur Äcker verlieren, sie werden zum Teil auch andere Kulturen anbauen müssen. Welche, darüber wird im Zuge des Naturschutzprojekts diskutiert, gibt Kohler Einblicke in die Projektarbeit. Kartoffel, Mais und Soja werden wahrscheinlich keine Zukunft im Seewinkel haben, sie verbrauchen zu viel Wasser. Durch die Klimakrise regnet es weniger und die Landwirt:innen müssen ihre Pflanzen bewässern. Das senkt den Grundwasserspiegel, der allerdings entscheidend für die Salzlacken ist. Er muss hoch sein, damit sie funktionieren.

Salzlacken
Biologe Bernhard Kohler will die Salzlacken des Seewinkels retten. © Markus Englisch
Grundwasserspiegel ist entscheidend

Das Salz in den Salzlacken kommt aus dem Grundwasser. Es muss bis an die Oberfläche heranreichen, damit es verdunsten und sich der Boden mit Salz anreichern kann. Es gibt Lacken, die das ganze Jahr über Wasser führen und es gibt solche, die im Sommer austrocknen. Letzteres passiert dann, wenn mehr Wasser verdunstet, als durch Regen und Grundwasser nachkommt. Der Grundwasserspiegel darf nicht unter die Lackensohle sinken, denn sonst verlandet die Lacke. Genau die Gefahr besteht aber, wenn das Wasser weiter aus dem Gebiet abgeleitet und zu viel davon verwendet wird, um Felder zu bewässern.

Der Grundwasserspiegel entscheidet also darüber, ob eine Salzlacke lebt oder stirbt. „Das heißt, man muss die Faktoren ausschalten, die zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führen“, erklärt WWF-Experte Kohler. In kleinerem Rahmen wurden in der Vergangenheit bereits Entwässerungsgräben zurückgestaut. Dieses Renaturierungsprojekt ist mit einer niederschlagsreichen Phase zusammengefallen. Kohler blickt zufrieden auf diese Projekte zurück. Die Wirkung war positiv, der Salztransport konnte wieder aktiviert werden.

Wenn wir die Lacken des Seewinkels schützen, schützen wir auch ihre Bewohner. Zum Beispiel den Feenkrebs, ein recht mysteriöser Zeitgenosse. Damit diese Krebse aus ihren Eiern schlüpfen, muss das Wasser gefrieren. So weit, so gut. Wenn es aber nicht kalt genug ist, dann warten die Eier bis die Bedingungen eben passen. So überstehen sie auch Trockenphasen. Sie sind nicht tot, aber auch nicht lebendig. So einzigartig Feenkrebse sind, für Vögel sind sie einfach Futter. Der Säbelschnäbler beispielsweise ernährt sich von ihnen.

Ausgetrocknete Salzlacken kommen nicht mehr zurück

Ist eine Salzlacke erst einmal verschwunden, kommt sie nie wieder zurück. Bis zu 20.000 Jahre haben sie das Landschaftsbild des Seewinkels geprägt, innerhalb von 100 Jahren sind 80 Prozent der Lacken verschwunden. Dass die noch verbliebenen Lacken geschützt werden müssen, spricht für sich. Aber es ist auch für uns Menschen von enormer Bedeutung, dass die Salzlacken am Leben erhalten werden. Einerseits, weil der Seewinkel vom Tourismus lebt. Menschen kommen, um Vögel zu beobachten und die Natur zu entdecken. Wenn ein wesentlicher Teil dieser Natur verloren geht, verändert das die Landschaft, die Vögel kommen nicht mehr und die Tourist:innen bleiben auch aus.

Die Salzlacken sind aber auch ein Wasserspeicher. Prognosen zeigen, dass es im Osten Österreichs künftig längere Trockenphasen geben könnte, in denen es nicht regnet. „Es wäre jetzt sehr unklug, so weiterzumachen wie bisher und, wenn viel Wasser vom Himmel kommt, das Wasser ganz schnell abzuleiten. Das wäre sehr schlecht. Wir müssen auf eine Wasserbewirtschaftung umstellen, wie sie im Mittelmeergebiet üblich ist“, meint Kohler. Das bedeutet: Wenn das Wasser vom Himmel kommt, muss es in der Landschaft gespeichert werden, um in Trockenphasen darauf zurückgreifen zu können. Die Wasserwirtschaft muss also radikal umgestellt werden. Und das heißt auch, Feuchtgebiete zu erhalten und wiederherzustellen. Im Seewinkel lässt sich das in den nächsten Jahren beobachten. „Wenn es uns gelingt, die Wasserentnahmen im Projektgebiet so weit zu reduzieren, dass der Grundwasserspiegel wieder ansteigen kann, dann haben wir gewonnen“, ist sich Kohler sicher. Er will kämpfen. Bis zum Schluss.

Buchtipp: Die Natur hat Recht

In Ecuador kann der langnasige Harlekinfrosch vor Gericht ziehen. Und das sollte weltweit möglich sein. Warum alle Länder die Natur zum Rechtssubjekt erklären sollten, beschreibt Journalistin Elisabeth Weydt in ihrem Buch „Die Natur hat Recht“.

Die Natur zieht vor Gericht. Frösche, Wälder und Seen klagen ihr Recht ein, geschützt zu werden. Klingt nach einem utopischen Film, ist für die Menschheit aber überlebenswichtig. Und in Ecuador längst Realität. Die deutsche Journalistin Elisabeth Weydt schreibt in ihrem Buch „Die Natur hat Recht“ darüber, wie wichtig das Rechtssystem für die Lösung der Klimakrise ist.

Aber es ist kein trockenes Buch voller Paragrafen, das Jus-Student:innen für Prüfungen lernen müssen. Sie nimmt ihre Leser:innen unter anderem mit nach Ecuador und gibt ihnen Einblicke in die Kämpfe gegen einen Kupferfabrik im Intag-Tal. Sie beschreibt den anstrengenden, kräftezehrenden Kampf der Aktivist:innen, die gar nicht daran denken, aufzugeben. Unter ihnen viele starke Frauen.

Eine Bäuerin kämpft für einen Frosch mit langer Nase

Wie zum Beispiel die Bäuerin Cenaida Guachagmira. Unter ihrem Haus und ihrem Feld im Intag-Tal liegt ein Kupferschatz, um den bereits seit 30 Jahren gekämpft wird.  Dort lebt aber auch der langnasige Harlekinfrosch. Und in seinem Namen klagt Cenaida Guachagmira nun die Regierung an. Der Vorwurf: Sie hätte mit Codelco, dem größten Kupferkonzern der Welt, die Rechte der Menschen und die Rechte der Natur im Intag-Tal verletzt.

„Es geht bei den Rechten der Natur nicht nur um ein paar Paragrafen, sondern um ein Weltverständnis.“

In Ecuador gilt die Natur als juristisches Subjekt. Die Interessen von Tieren, Pflanzen und Gewässern können daher von Menschen vor Gericht eingeklagt werden. Für Weydt sind solche Gesetze wichtig, wenn wir die Natur und damit unsere Lebensgrundlage schützen wollen. Aber es geht nicht allein darum, die Natur zu einem juristischen Subjekt zu erklären. „Es geht bei den Rechten der Natur nicht nur um ein paar Paragrafen, sondern um ein Weltverständnis. Es geht um das Verhältnis zwischen Mensch und Natur und damit auch das Verhältnis zwischen Mensch und Mensch“, schreibt Weydt in ihrem Buch.

Ecuador schreitet hier voran. Weydt schildert aber auch, warum andere Länder noch keine entsprechenden Gesetze beschlossen haben. Es geht um Korruption, Kolonialismus und Geld.

Es braucht Mut zur Veränderung

Elisabeth Weydt fordert mit „Die Natur hat Recht“ uns Menschen auf, mutig zu sein. Ohne Mut werden wir nichts verändern. Gleichzeitig macht sie mit ihrem Buch aber auch Mut, denn sie zeigt eine Möglichkeit auf, den ökologischen Kollaps zu verhindern. Sie hält für ihre Leser:innen zudem eine Liste parat, wie sie selbst wirksam werden können. „Mit dem Wollen fängt es an, mit dem Verstehenwollen zuallererst. Doch dafür müssen wir wieder lernen, zuzuhören, zu träumen und auch zu spielen. Visionen können helfen, Träume. Probieren Sie es, trauen sie sich“, regt die Autorin dazu an, Utopien zu entwickeln.

Wir brauchen Visionen, damit sich etwas verändern kann. Denn es geht nicht nur darum, die Natur als Rechtssubjekt anzuerkennen. Es geht darum, dass wir uns selbst als Teil dieser Natur zu begreifen – und sie endlich entsprechend schützen.

„Die Natur hat Recht“ von Elisabeth Weydt ist 2023 im Knesebeck Verlag erschienen.

Zu viel Feinstaub in der Luft

0

Die Feinstaubbelastung in Österreich ist hoch. Im Vorjahr wurden die Richtwerte bei allen Messstellen überschritten. Uns Menschen macht das krank. Was hilft: Langsamer Auto fahren und wenn möglich ganz auf den Pkw verzichten.

2022 sind bei allen Feinstaub-Messstellen und bei 75 Prozent der Stickstoffdioxid-Messstellen in Österreich die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO überschritten worden. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Analyse vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) auf Basis von Umweltbundesamt-Daten. Laut Europäischer Umweltagentur verursachte die Luftverschmutzung zuletzt 4.500 vorzeitige Todesfälle in Österreich.

Verkehr als wichtiger Hebel

Will man hier etwas ändern, muss man beim Verkehr ansetzen. Denn dieser kann einen großen Beitrag dazu leisten, die Luftverschmutzung zu reduzieren. Das Land Salzburg habe beispielsweise festgestellt, dass allein das kürzlich aufgehobene flexible Tempolimit 100 (IG-L Tempolimit) auf der Tauernautobahn (A10) den Stickoxidausstoß beim Pkw-Verkehr um 19 Prozent reduzierte. Inklusive dem nicht betroffenen Lkw-Verkehr brachte das flexible Tempolimit eine Reduktion um acht Prozent, was der Wirkung einer Gesamtsperre der Autobahn von knapp einem Monat entspricht.

„Die Gesundheit der Bevölkerung ist das höchste Gut. Deshalb ist ein Beibehalten beziehungsweise Einführen von niedrigeren Tempolimits wichtig, solange die Schadstoffbelastung über den Richtwerten der WHO liegt“, betonte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Höheres Tempo erhöhe nicht nur den Schadstoffausstoß, sondern auch Reifen- und Bremsabrieb, den auch Elektroautos verursachen.

„Die Gesundheit der Bevölkerung ist das höchste Gut.“

In den Gemeinden und Städten kann durch Verkehrsberuhigung sowie mit einer Verkehrs- und Stadtplanung, die das zu Fuß gehen und Radfahren fördert, wesentlich dazu beigetragen werden, dass die Bevölkerung bei mehr Alltagserledigungen auf Autos verzichten kann. In Städten sind zudem auch emissionsfreie Lieferzonen wichtig, um die Luftverschmutzung durch Diesel-Transporter zu reduzieren, schlug der VCÖ vor.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Feinstaub macht krank

Je kleiner die Feinstaubpartikel, umso gefährlicher sind sie. Langfristige Belastungen erhöhen unter anderem das Risiko für Herzinfarkt und auch Lungenkrebs. Für Kinder sind die Feinstaubpartikel sehr schädlich, weil sich ihre Lunge im Wachstum befindet und sie im Verhältnis zur Körpergröße mehr Luft einatmen. Stickstoffdioxid kann Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenschäden verursachen. Für mehr als die Hälfte der Stickoxid-Belastung ist der Verkehr verantwortlich, insbesondere Dieselabgase. (APA, red.)

Der Anfang vom Ende fossiler Energien

Update zum Artikel vom 14.12.2023 nach der COP-Abschlusserklärung:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Ursprünglicher Artikel vom 27.11.2023

Das könnt ihr von der Weltklimakonferenz erwarten

Vom 30. November bis 12. Dezember geht die nächste Klimakonferenz in Dubai über die Bühne. Was dürfen wir uns diesmal erwarten? Wir haben für euch zusammengefasst, was im Vorfeld über die COP28 bekannt ist und welche Ergebnisse zumindest wahrscheinlich sind.

2023 wird die Welt einen Rekord brechen. Die Rede ist hier aber keineswegs von einem Erfolg, sondern von einem besorgniserregenden Negativrekord. Schon jetzt steht fest: Dieses Jahr wird das wärmste seit 125.000 Jahren. Das hat der EU-Klimawandeldienst errechnet. Und wenn es so weitergeht, werden noch viele weitere Rekorde kommen. Derzeit steuert die Erde auf eine Erhitzung von 2,5 bis 2,9 Grad zu, zeigt der Emissions Gap Report der Vereinten Nationen.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Wir brauchen Veränderung. Und zwar schnell. Angesichts der enttäuschenden Klimakonferenz in Ägypten blicken viele Menschen aber mit wenig Erwartungen auf die COP28. Und trotzdem: Eine so große Konferenz ist ein mächtiger Hebel im Kampf gegen die Klimakrise. Also lasst uns einen Blick nach Dubai werfen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

In Dubai gibt es eine große Premiere

Dieses Jahr ist es schwieriger denn je vorherzusagen, welche Einigungen zustande kommen könnten. Denn es kommt ein neuer Faktor ins Spiel, den es so noch nie gab. Das erste Mal wird über den Global Stocktake gesprochen. Merkt euch das Wort, es wird in den nächsten Wochen oft fallen. Um zu erklären, was es bedeutet, müssen wir kurz ausholen.

2015 wurde in Paris mit dem 1,5 Grad-Obergrenze ein wichtiges Ziel formuliert. Und wie bei jedem anderen Ziel auch, muss man regelmäßig kontrollieren, ob man auf Kurs ist und die notwendigen Fortschritte macht. Deswegen wurde in Paris nicht nur das eigentliche Ziel beschlossen, sondern auch der Global Stocktake, kurz GST.

Stocktake heißt Bestandsaufnahme. Und das ist im Wesentlichen, was passiert. Alle fünf Jahre sieht sich die Wissenschaft an, ob die Weltgemeinschaft die Erderhitzung so verringern konnte, wie es in Paris beschlossen wurde. Die Grundlage für diese Bestandsaufnahme liefern die Berichte des Weltklimarates (IPCC).

Zurück zur Klimakonferenz. Die Ergebnisse des ersten Global Stocktake werden auf der COP28 präsentiert. Kurzum: In Dubai ist Zeugnistag. Man muss die konkreten Ergebnisse nicht kennen, um zu wissen, dass die Menschheit kein Einserzeugnis ausgeteilt bekommt. Wir sind weit vom Pfad der Pariser Klimaziele abgekommen. Auf der COP28 wird sich zeigen, wie die Länder auf dieses alarmierende Zeugnis reagieren.

Hoffnung auf Verschärfung nationaler Klimaziele

Und das bringt uns auch schon zum nächsten Thema der COP28. Und auch hier müssen wir kurz ausholen und einen Sprung zurück nach Paris machen.

2015 wurden zwar große Ziele beschlossen, aber den Ländern wurde sehr viel Spielraum gelassen, wie sie diese Ziele im eigenen Land umsetzen möchten. Jedes Land definiert seine eigenen Klimaziele. Die sogenannten Nationally Determined Contributions, kurz NDC. Auch diesen Begriff werdet ihr in den nächsten Wochen wohl oft hören.

Warum? Weil der Stocktake klar zeigen wird, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichend wirken. Und das heißt: Alle Länder müssen ihre nationalen Klimaziele verschärfen, um sie im Einklang mit dem 1,5 Grad-Ziel zu bringen.

Manche Beobachter:innen gehen davon aus, dass die COP28 dadurch ein Wendepunkt wird und die Länder fortan deutlich ambitionierter an Klimaschutz herangehen.

Geld für geschädigte Staaten

Das im Vorfeld am meisten diskutierte Thema ist ein Geldtopf für Verluste und Schäden. Inwieweit müssen reiche Länder mit historisch riesigen CO₂-Emissionen für Schäden und Verluste aufkommen, die durch die Klimakrise entstehen?

Diese Frage wollen vor allem Länder des globalen Südens diskutieren. Denn die Schäden und Verluste durch die Klimakrise entstehen vor allem bei ihnen – obwohl sie kaum etwas zur Klimakrise beigetragen haben. Diese Ungerechtigkeit soll ein Geldtopf ausgleichen.

Auf der letzten Klimakonferenz in Ägypten hat man sich zwar prinzipiell darauf geeinigt, dass es diesen Geldtopf geben soll – den sogenannten Loss & Damage-Fonds. Reiche Industrieländer sollen einzahlen und geschädigte Entwicklungsländer dürfen sich Geld herausnehmen.

Aber: Wer genau wie viel einzahlt und welche Länder sich wann aus dem Topf Geld nehmen dürfen, ist noch nicht geklärt. Werden auch reiche Entwicklungsländer wie der Gastgeber, die Vereinigten Arabischen Emirate etwas beitragen? Was ist mit China, einem riesigen Schwellenland mit enormen Emissionen?

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Loss & Damage-Fonds kommt wahrscheinlich zur Weltbank

Antworten auf diese Fragen wird es nach der COP28 geben, Empfehlungen gibt es aber schon jetzt. Zwischen den beiden Klimakonferenzen haben bereits Verhandlungen stattgefunden. Weitgehend von der Weltöffentlichkeit unbeobachtet hat der sogenannte Übergangsausschuss für Schäden und Verluste Anfang November Empfehlungen formuliert.

So soll der Geldtopf zum Beispiel anfangs bei der Weltbank angesiedelt sein. Das sehen viele Länder kritisch. Außerdem empfiehlt der Ausschuss, Länder ausschließlich über politischen und moralischen Druck zur Zahlung zu verpflichten. Eine echte völkerrechtliche Verpflichtung soll es nicht geben. Die Empfehlungen werden während der COP28 jedenfalls mit den nationalen Regierungen diskutiert.

Beobachter:innen gehen davon aus, dass der Loss & Damage-Fonds ein Knackpunkt für die ganze Konferenz sein wird. Wenn die reichen Industrieländer hier ihr Versprechen an den globalen Süden nicht halten, können auch wichtige Einigungen bei anderen Themen scheitern.

Atomkraft wird ein großes Thema

Seit Mitte November wissen wir zudem, dass auch Atomkraft eine größere Rolle bei der COP28 einnehmen wird. Sechs Länder haben sich zu einer Allianz für Atomkraft zusammengeschlossen. Frankreich, Großbritannien, die USA, Schweden, Südkorea und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Diese Länder wollen auf der Konferenz vorschlagen, dass bis zum Jahr 2050 die Menge an Atomenergie verdreifacht wird. Andere Länder sollen sich dieser Idee anschließen. Die offizielle Erklärung zu diesem Vorschlag stellen die Länder am 2. Dezember auf der Konferenz vor. Hier ist der Ausgang völlig offen, denn beim Thema Atomkraft sind die Fronten verhärtet.

Einigung beim Ausbau von Erneuerbaren wahrscheinlich

Deutlich weniger strittig ist eine andere Form der Energiegewinnung. Beobachter:innen erwarten, dass ein deutlicher Ausbau von erneuerbaren Energien beschlossen wird. Die Rede ist von einer Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten bis 2030, das entspräche 11.000 Gigawatt. Hier scheint eine Einigung sehr wahrscheinlich.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Kein Ausstieg aus fossilen Brennstoffen erwartet

Ein Knackpunkt hierbei ist, ob die zusätzlichen Erneuerbaren fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas ersetzen, oder einfach eine gesteigerte Energienachfrage decken. Denn nur ein gleichzeitiger fossiler Ausstieg würde die so dringend Reduktion von klimaschädlichen Gasen bewirken. Ein solcher Ausstieg scheint aber 2023 unwahrscheinlich. Nicht zuletzt, weil der Vorsitzende der Konferenz, Sultan Al Jaber, gleichzeitig Chef der staatlichen Ölgesellschaft der Emirate ist. Ein irrwitziger Interessenskonflikt, der dem Ruf der Klimakonferenz schadet.

Dass Klimakonferenzen Meilensteine hervorbringen können, hat sich 2015 in Paris gezeigt. Das Pariser Klimaabkommen war eine ambitionierte Verpflichtung mit harten Zahlen – im Gegensatz zu den vagen Absichtserklärungen des letzten Jahres in Ägypten. Ob Dubai zum nächsten Paris wird oder ähnlich enttäuscht wie Ägypten, lässt sich schwer sagen. Der Global Stocktake macht aber zumindest Hoffnung. Die alarmierenden Ergebnisse könnten ein Wendepunkt sein.

Reiche leben sehr viel klimaschädlicher

Die soziale Ungerechtigkeit zeigt sich auch an der Klimakrise. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursachte 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die fünf Milliarden Menschen, die die ärmeren zwei Drittel ausmachen, heißt es im neu veröffentlichten Oxfam-Bericht.

Der extreme Konsum der Reichen und Superreichen beschleunigt nach einer neuen Berechnung der Entwicklungsorganisation Oxfam die Erderwärmung in geradezu obszöner Weise.

„Durch ihren extremen Konsum befeuern die Reichen und Superreichen die Klimakrise.“

Der Bericht „Climate Equality: A Planet for the 99 Percent“ fußt auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass der Treibhausgasausstoß der Menschen mit dem privaten Einkommen und Vermögen steigt. Ursache sind unter anderem häufigere Flugreisen, größere Häuser sowie insgesamt mehr klimaschädlicher Konsum – im Extremfall in Form von Luxusvillen, Megajachten und Privatjets.

Oxfam-Referent Manuel Schmitt sagte zu den Ergebnissen: „Durch ihren extremen Konsum befeuern die Reichen und Superreichen die Klimakrise, die mit Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen bedroht, insbesondere in den einkommensschwachen Ländern des Globalen Südens.“

Einige Ergebnisse aus dem Bericht
  • Das Konsumverhalten des reichsten Prozents (77 Millionen Menschen) verursachte 2019 16 Prozent der weltweiten Emissionen. Das ist mehr als doppelt soviel wie das Konsumverhalten der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung, und mehr als die Emissionen des gesamten Straßenverkehrs in der Welt.
  • Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung waren 2019 für rund die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
  • Zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung gehörten im Jahr 2019 Personen mit einem Jahreseinkommen von über 140.000 US-Dollar.
Vermögenssteuer für Superreiche

Oxfam erklärte, nötig seien nun neue Steuern auf klimaschädliche Konzerne und die Vermögen und Einkommen der Superreichen. Dies würde den finanziellen Spielraum für den Übergang zu den erneuerbaren Energien erheblich vergrößern. Letztlich aber brauche es auch „eine Überwindung des gegenwärtigen Wirtschaftssystems und der Fixierung auf Gewinnstreben, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und konsumorientierter Lifestyles“.

Für den Bericht analysierte Oxfam zusammen mit dem Stockholm Environment Institute die durch Konsum verursachten Treibhausgasemissionen nach Einkommensklassen für das Jahr 2019 und den Zeitraum 1990 bis 2019. Die Untersuchung basiert auf Zahlen des Stockholm Environment Institute, das sich auf Daten des Global Carbon Atlas, der World Inequality Database, den Penn World Tables zum Einkommen (PWT) sowie Zahlen der Weltbank stützt. (RED/APA)

Haus ohne Beton

Haus bauen geht auch ohne Beton und Bodenversiegelung. Das steht dann auf Schraubfundamenten und hat eine Fassade aus Holz. Wie jenes von Rudi Takacs in Breitenfurt. 

Geht man die Dr. Kasimir Graff-Gasse in Breitenfurt hoch, sticht ein Haus aus der Menge hervor. Es steht auf Ständern und die Fassade ist aus Holz. Gewöhnliche Einfamilienhäuser in einer niederösterreichischen Siedlung sehen jedenfalls anders aus. Die stehen am Boden auf einem Betonfundament. Und die haben eine gelbe, blaue oder weiße Fassade. Das Haus von Rudi Takacs und seiner Familie ist aber auch kein gewöhnliches niederösterreichisches Einfamilienhaus. Holz und Lehm halten es zusammen, Beton findet man keinen.

Schrauben statt Beton

Ein gewöhnliches Einfamilienhaus zu bauen, war aber auch nicht der Anspruch von Rudi Takacs. „Wir haben gewusst, wir brauchen mehr Platz, wollten aber gleichzeitig nicht konventionell bauen, sondern so, wie wir eben Materialien gernhaben und so wie wir gerne auf lange Sicht leben würden. Darum hat sich das Haus dann so nach unseren Vorstellungen ergeben“, erzählt er. Dass das Haus ausschaut, wie es heute ausschaut, war aber nicht von Anfang an klar. Es wurde immer wieder umgeplant – weil andere Methoden und Materialien für den Standort besser geeignet waren oder auch einfach aus Kostengründen.

Ergeben hat sich zum Beispiel das Schraubenfundament. Ursprünglich hat sich Familie Takacs ein Betonfundament angesehen. Wenn man mit Holz baut, muss man aber sehr genau sein. Das Problem bei Betonfundamenten: Wenn sich der Boden setzt, verändert sich auch das Fundament, je nach Qualität unterschiedlich stark. Ein Holzhaus bringen aber bereits kleine Ungenauigkeiten aus der Form. Es wurde nicht betoniert, stattdessen wurden 36 lange Schrauben in den Boden getrieben. Auf diesen liegt die Holzplatte, auf der das Haus steht. Takacs: „Das war das Simpelste, was man machen konnte.“

Haus ohne Beton
Das Haus ohne Beton steht auf einer Holzplatte, die von 36 Schrauben getragen wird. © Nicole Frisch
Pflegeleichtes Haus

Dass das Haus anders ist, riecht man auch. Wenn man durch die Eingangstüre geht, kommt einem bereits ein angenehmer Holzgeruch entgegen. Die Familie Takacs hat sich bereits daran gewöhnt. Nur wenn sie länger weg waren, zum Beispiel im Urlaub, riechen auch die Bewohner:innen wieder das Holz. Die Räume sind hell und wirken warm. Die Kombination aus Holz und Lehm gibt ein stimmiges Bild ab – und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Zwischen 65 und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit herrschen im Haus. In anderen Einfamilienhäusern würde sich bereits Schimmel bilden. „Bei unseren Materialien, die sehr natürlich und unbehandelt sind, gibt es das alles nicht. Da gibt es keine Feuchtigkeit, keine Schimmelbildung. Das funktioniert sehr gut“, sagt Takacs. Die Luftfeuchtigkeit tut ihm und seiner Familie gut. Und auch die Pflanzen fühlen sich wohl. Ihre Blätter sind grün, sie ranken sich durch die Küche.

Wenn einmal der Lehmputz an einer Stelle abbröckelt, trägt in Takacs einfach neu auf und verreibt das Ganze. „Wenn ein Loch in der Wand ist, ist das in drei Minuten repariert. Ich muss nicht ausmalen, ich muss keinen großen Aufwand betreiben“, hält Takacs fest. Auch Schäden am Holzboden lassen sich einfach beheben. Die Sonne bleicht Flecken mit der Zeit aus. Druckstellen stellen sich wieder auf, wenn man mit Wasser aufwäscht.

Haus ohne Beton
Die hohe Luftfeuchtigkeit im Haus ohne Beton lässt die Pflanzen gut gedeihen. © Nicole Frisch
Haus lässt sich spurlos entfernen

Die einfachere und zum Teil auch günstigere Bauweise ist manchmal die, die auch die Natur schützt. Das zeigt das Haus ohne Beton. Die Bauarbeiten haben begonnen, als die Preise gestiegen sind. Je teurer das Material wurde, desto einfacher wurde die Planung. Vieles wurde daraufhin auch selber gemacht, vorrangig von Takacs und seinem Schwiegervater, aber auch Freunde und Verwandte haben mit angepackt. „Uns war klar, wir wollen an den Materialien nicht sparen, sondern an der Arbeitskraft und das hat geheißen, dass ich und meine Familie halt umso mehr selber machen“, hält Takacs fest. Die Baustelle wurde zu seinem Vollzeitjob, in dem er unter anderem gelernt hat, Lehmputz an den Wänden zu verreiben oder die Fassade selbst zu dämmen.

„Wenn das Haus seine Nutzungsdauer überschritten hat, dann baue ich es ab, schraube die Schraubfundamente raus und es ist der gewachsene Boden da.“

Zur einfacheren Planung gehören auch die Schraubfundamente, die den Boden nicht versiegeln. Wenn das Haus aus irgendeinem Grund irgendwann entfernt wird, dann werden die Schrauben einfach wieder aus dem Boden geholt. „Dass man unser Fundament wieder wegnehmen kann, war jetzt nicht unsere erste Intention. Aber es ist natürlich ein schöner Gedanke, dass man sagt, wenn das Haus seine Nutzungsdauer überschritten hat, dann baue ich es ab, schraube die Schraubfundamente raus und es ist der gewachsene Boden da“, betont Takacs. Das verarbeitete Holz kann, wenn es in einem guten Zustand ist, wiederverwertet werden oder verheizt werden. Der Lehm wird einfach liegengelassen. Der Regen bringt ihn zurück in den Boden.

Haus ohne Beton
Statt ausgemalt hat Rudi Takacs an den Wänden Lehm verrieben. © Markus Englisch

Das Haus ist ungewöhnlich. Die Nachbar:innen hat das zum Teil verwundert. Meistens erkundigen sich Interessierte nach der Fassade. Wann diese denn endlich gestrichen wird. „Wenn wir dann sagen, eigentlich nie, dann ist das der erste Moment, wo die meisten sich umdrehen und gehen“, erzählt Takacs. Die meisten Reaktionen sind aber positiv. Die Menschen sehen, was hinter diesem Haus steht, ist sich Takacs sicher.

Bodenschutz rettet Hamsterleben

0

Der Feldhamster ist in der heuer erstmals öffentlich durchgeführten Wahl zum Tier des Jahres zum Gewinner gekürt worden. Er ist der einzige in unseren Breiten vorkommende Hamster und eine der meistgefährdeten Tierarten Österreichs. Bodenversiegelung, Naturraumverlust und die Intensivierung der Landwirtschaft setzen ihm zu.

Feldhamster leben – abgesehen von der Paarungszeit – weitgehend allein, sind zumeist dämmerungs- und nachtaktiv und halten für sechs Monate Winterschlaf. Mit dem als Haustier beliebten Goldhamster hat er wenig gemein. Die Körperlänge des Feldhamsters beträgt 20 bis 27 Zentimeter, die Schwanzlänge fünf bis sieben Zentimeter und er kann 200 bis 500 Gramm schwer werden. Sein Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich von Zentralasien über Osteuropa bis Deutschland und Ostösterreich.

Gar nicht mehr putzig sieht er aus, wenn er sein Drohverhalten an den Tag legt: Auf den Hinterbeinen stehend bläst er die Backentaschen auf, um größer zu wirken. Zusätzlich versucht er, durch Zähnefletschen, Fauchen und Knurren den Feind zu erschrecken, mitunter springt er Gegner sogar an. Dieser Überraschungsangriff rettet häufig sein Leben.

Nahrungsknappheit bedroht Feldhamster

Während der Feldhamster als Kulturfolger anfangs von der landwirtschaftlichen Intensivierung profitierte – Trockenlegungen schützten die Bauten vor Überschwemmung, größere Felder erhöhten das Nahrungsangebot -, leiden die Tiere laut Naturschutzbund heute durch die hocheffiziente Art der Ernte unter Nahrungsknappheit. Bewässerungen setzen Hamsterbaue unter Wasser. Auch die Verfolgung als Ernteschädling sowie der Verlust von Lebensraum durch Bebauung bringen ihn in Bedrängnis. Um die Bestände zu stabilisieren, sei es wichtig, Ausbreitungskorridore, Ackerraine, unbefestigte Feldwege und Brachen zu erhalten und neu zu schaffen.

Bodenverbrauch zu hoch

Österreich zählt zu den europäischen Spitzenreitern beim Bodenverbrauch. Jeden Tag verbrauchen wir etwa 12 Hektar natürliche Flächen – das sind 16 Fußballfelder. Nachhaltig wären 2,5 Hektar pro Tag. Äcker, Wiesen und Wälder müssen durch gezielten Bodenschutz erhalten werden. Für uns, für unsere nächsten Generationen und für das Überleben von Tieren wie dem Feldhamster.

Feldhamster-Sichtungen können auf der Plattform naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen App geteilt werden, als Beitrag zum Artenschutz. (RED/APA)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen