Buchtipp: Die Natur hat Recht

In Ecuador kann der langnasige Harlekinfrosch vor Gericht ziehen. Und das sollte weltweit möglich sein. Warum alle Länder die Natur zum Rechtssubjekt erklären sollten, beschreibt Journalistin Elisabeth Weydt in ihrem Buch „Die Natur hat Recht“.

Die Natur zieht vor Gericht. Frösche, Wälder und Seen klagen ihr Recht ein, geschützt zu werden. Klingt nach einem utopischen Film, ist für die Menschheit aber überlebenswichtig. Und in Ecuador längst Realität. Die deutsche Journalistin Elisabeth Weydt schreibt in ihrem Buch „Die Natur hat Recht“ darüber, wie wichtig das Rechtssystem für die Lösung der Klimakrise ist.

Aber es ist kein trockenes Buch voller Paragrafen, das Jus-Student:innen für Prüfungen lernen müssen. Sie nimmt ihre Leser:innen unter anderem mit nach Ecuador und gibt ihnen Einblicke in die Kämpfe gegen einen Kupferfabrik im Intag-Tal. Sie beschreibt den anstrengenden, kräftezehrenden Kampf der Aktivist:innen, die gar nicht daran denken, aufzugeben. Unter ihnen viele starke Frauen.

Eine Bäuerin kämpft für einen Frosch mit langer Nase

Wie zum Beispiel die Bäuerin Cenaida Guachagmira. Unter ihrem Haus und ihrem Feld im Intag-Tal liegt ein Kupferschatz, um den bereits seit 30 Jahren gekämpft wird.  Dort lebt aber auch der langnasige Harlekinfrosch. Und in seinem Namen klagt Cenaida Guachagmira nun die Regierung an. Der Vorwurf: Sie hätte mit Codelco, dem größten Kupferkonzern der Welt, die Rechte der Menschen und die Rechte der Natur im Intag-Tal verletzt.

„Es geht bei den Rechten der Natur nicht nur um ein paar Paragrafen, sondern um ein Weltverständnis.“

In Ecuador gilt die Natur als juristisches Subjekt. Die Interessen von Tieren, Pflanzen und Gewässern können daher von Menschen vor Gericht eingeklagt werden. Für Weydt sind solche Gesetze wichtig, wenn wir die Natur und damit unsere Lebensgrundlage schützen wollen. Aber es geht nicht allein darum, die Natur zu einem juristischen Subjekt zu erklären. „Es geht bei den Rechten der Natur nicht nur um ein paar Paragrafen, sondern um ein Weltverständnis. Es geht um das Verhältnis zwischen Mensch und Natur und damit auch das Verhältnis zwischen Mensch und Mensch“, schreibt Weydt in ihrem Buch.

Ecuador schreitet hier voran. Weydt schildert aber auch, warum andere Länder noch keine entsprechenden Gesetze beschlossen haben. Es geht um Korruption, Kolonialismus und Geld.

Es braucht Mut zur Veränderung

Elisabeth Weydt fordert mit „Die Natur hat Recht“ uns Menschen auf, mutig zu sein. Ohne Mut werden wir nichts verändern. Gleichzeitig macht sie mit ihrem Buch aber auch Mut, denn sie zeigt eine Möglichkeit auf, den ökologischen Kollaps zu verhindern. Sie hält für ihre Leser:innen zudem eine Liste parat, wie sie selbst wirksam werden können. „Mit dem Wollen fängt es an, mit dem Verstehenwollen zuallererst. Doch dafür müssen wir wieder lernen, zuzuhören, zu träumen und auch zu spielen. Visionen können helfen, Träume. Probieren Sie es, trauen sie sich“, regt die Autorin dazu an, Utopien zu entwickeln.

Wir brauchen Visionen, damit sich etwas verändern kann. Denn es geht nicht nur darum, die Natur als Rechtssubjekt anzuerkennen. Es geht darum, dass wir uns selbst als Teil dieser Natur zu begreifen – und sie endlich entsprechend schützen.

„Die Natur hat Recht“ von Elisabeth Weydt ist 2023 im Knesebeck Verlag erschienen.

Über die/den Autor:In

Nicole Frisch
Nicole Frisch
Nicole studiert Politikwissenschaft und Internationale Entwicklung an der Universität Wien. Das Ziel: Die Weltpolitik verstehen – und das Verstandene mit möglichst vielen Menschen teilen. Ihren Weg in den Journalismus hat sie über die NÖN gefunden. Ihre Schwerpunkte sind soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Migration und Vergangenheitspolitik.

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