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6 Antworten zum Freiwilligen Umweltjahr

Gutes für die Umwelt tun und erste Berufserfahrungen sammeln. Das verspricht das Freiwillige Umweltjahr. Für die heurigen Bewerber:innen gibt es erstmals das österreichweite Klimaticket als Zuckerl.

Das Umweltjahr der Jugend-Umwelt-Plattform JUMP bietet Freiwilligen die Möglichkeit, sich zwischen sechs und zwölf Monaten bei einer gemeinnützigen Organisation zu engagieren. Eine gute Gelegenheit, erste Erfahrungen in Umweltberufen zu sammeln. Hier gibt es die wichtigsten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für das freiwillige Umweltjahr auf einen Blick:

1) Wer kann ein Freiwilliges Umweltjahr machen?

Grundsätzlich gilt: Jeder ab 18 Jahren kann sich für das Freiwillige Umweltjahr bewerben. Eine österreichische Staatsbürgerschaft brauchen Bewerber:innen nicht. Notwendig ist allerdings eine Daueraufenthaltsgenehmigung für Österreich oder die Staatsbürgerschaft eines anderen EU-Mitgliedsstaats. Abgesehen davon braucht es nur ein ärztliches Attest, dass eine physische und physische Belastbarkeit bestätigt.  Gedacht ist das Freiwillige Umweltjahr vor allem für junge Menschen, die nach der Matura erste Berufserfahrungen sammeln möchten. Wer schon einmal ein Umweltjahr absolviert hat, kann sich kein zweites Mal bewerben.

2) Ersetzt das Umweltjahr den Präsenz- und Zivildienst?

Ja. Allerdings nur, wenn man sich für eine Länge von mindestens 10 Monaten entscheidet. Anders als beim regulären Zivildienst wird man aber nicht zugewiesen, sondern bewirbt sich aktiv bei Organisationen. Das heißt aber auch: Es gibt keine Garantie, dass man tatsächlich einen Platz bekommt. Außerdem bieten nicht alle Organisationen das Umweltjahr als Ersatz für den Zivildienst an.

3) Wie kann man sich bewerben?

Die Bewerbung erfolgt bei der Jugend-Umwelt-Plattform JUMP und hat einen fixen zeitlichen Ablauf:

  • November und Februar: Anmeldung zum Freiwilligen Umweltjahr auf einer eigenen Website. Hier sucht man sich bereits 3 Organisationen aus, bei denen man gerne arbeiten würde.
  • März: Verpflichtendes Kennenlerngespräch bei JUMP. Danach bekommen Bewerber:innen die Kontaktdaten zu den drei ausgewählten Organisationen
  • März/April: Bewerber:innen vereinbaren Gespräche bei den Organisationen
  • April/Mai: Spätestens im Mai erfahren Bewerber:innen, ob und wo sie ihr Umweltjahr absolvieren
  • September: In der Regel beginnt das Umweltjahr ab 1. September. Der Einstieg ist aber auch noch später möglich. Der genaue Start- und Endtermin wird mit der Einsatzstelle vereinbart.

Wer das Umweltjahr als Ersatz für den Zivildienst leistet, muss sich zusätzlich mit der Zivildienst-Serviceagentur kurzschließen.

4) Bei welchen Organisationen kann man das Jahr absolvieren?

Das Freiwillige Umweltjahr kann man bei über 90 gemeinnützigen Organisationen in ganz Österreich machen. Zum Beispiel:

  • BirdLife Österreich – Gesellschaft für Vogelkunde
  • HBLFA für Gartenbau und österreichische Bundesgärten
  • Greenpeace
  • Energie Agentur Steiermark
  • Kleinwasserkraft Österreich
  • Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel
  • Blühendes Österreich
  • Nationalpark Thayatal
  • Naturfreunde Österreich
  • Tierschutz Austria
  • Universität für Bodenkultur Wien
  • Vegane Gesellschaft Österreich
  • Verband der Naturparke Österreichs

Die vollständige Liste aller Organisationen findet sich hier.

5) Was macht man während des Freiwilligen Umweltjahres?

Die Arbeit kann sehr unterschiedlich aussehen – je nachdem, bei welcher Organisation man das Umweltjahr macht. Jedenfalls haben aber alle Organisationen einen Schwerpunkt auf Umweltarbeit. Bei Bird Life Österreich hilft man etwa bei der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Organisation von Veranstaltungen mit, ist aber auch für Artenschutzprojekte im Freiland unterwegs. Bei Tierschutz Austria pflegt und versorgt man Tiere und hilft bei administrativen Tätigkeiten. Egal bei welcher Organisation man landet, gearbeitet wird 34 Stunden die Woche.

Begleitend zum Freiwilligen Umweltjahr nimmt man einem Lehrgang teil. Hier können sich die Freiwilligen untereinander vernetzen und Wissen zu Umweltschutz aneignen. Der Lehrgang besteht aus sechs Seminaren, die insgesamt 20 Tage in Anspruch nehmen. An diesen Tagen ist man von den Tätigkeiten in seiner Organisation freigestellt.

6) Ist das Freiwillige Umweltjahr bezahlt?

Ja, auch wenn es weniger Geld ist als beim Zivildienst. Freiwillige bekommen derzeit 345 Euro Taschengeld pro Monat. Seit diesem Jahr erhalten alle außerdem das österreichweite Klimaticket kostenlos. Man hat einen Urlaubsanspruch von 2 Tagen pro Monat, für volle 12 Monate macht das insgesamt 25 Tage. Besonders wichtig: Während des Umweltjahres ist man unfall-, kranken-, haftpflicht- und pensionsversichert.

Übrigens: Die Bewerbungsfrist für dieses Jahr ist zwar abgelaufen, aber oft gibt es noch Restplätze. Wer Interesse hat, meldet sich am besten direkt bei JUMP.

Wald statt Beton

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Wald oder Wohnungen? Diese Frage stellt sich derzeit im steirischen Gleisdorf. Auf einem Waldgrundstück sind 60 Wohnungen geplant. Ein Verein stellt sich quer – und will den Schießstattwald mit einer Crowdfunding-Kampagen retten. 

Es summt auf der Wiese und raschelt in den Bäumen, die der Frühling nach und nach grün färbt. Bienen sammeln Nektar, Singvögel bauen ihr Nest. Alle paar Meter stößt man auf eine Weinbergschnecke in der Wiese und quert eine Ameisenstraße. All das sieht man, wenn man den Wald am Ende der Schießstattgasse in der steirischen Stadtgemeinde Gleisdorf betritt. Er ist ein Rückzugsort. Auch für Menschen, aber in erster Linie für die Tier- und Pflanzenwelt.

2,6 Millionen Euro bis September

Doch die Idylle im Schießstattwald trügt. Der Wald könnte schon bald gerodet werden, damit auf der freigewordenen Fläche 60 Wohnungen gebaut werden können. „Das alles, was hier entstanden ist, soll zerstört werden“, sagt Hans Fischer. Er ist Obmann des Vereins „Wald statt Beton“, dessen Mitglieder sich dafür einsetzen, dass der Schießstattwald erhalten bleibt. Und dafür brauchen sie die Unterstützung möglichst vieler Menschen. Denn sie wollen das Grundstück zurückkaufen. 2,6 Millionen Euro müssen sie dafür bis September über eine Crowdfunding-Aktion aufstellen. „Es ist eine große Summe, die wir versuchen, durch Spenden aufzubringen“, weiß Fischer.

Beeindruckende Artenvielfalt im Schießstattwald

Doch spulen wir kurz zurück. Wie ist es überhaupt so weit gekommen, dass der Verein „Wald statt Beton“ nun Spenden sammelt, um einen Wald zu retten? Der 12.000 Quadratmeter große Grund am Ende der Schießstattgasse ist jahrzehntelang brach gelegen, sodass sich darauf ein Wald entwickeln konnte. Damit hat sich auch eine beeindruckende Artenvielfalt im Schießstattwald angesiedelt. Verschiedene Baumarten wie Nuss, Hainbuche und Weide wachsen nebeneinander. Es sind bereits ältere und noch junge Bäume. In alten Obstbäumen gibt es Nistlöcher für Vögel. Auch Wildrosen, Himbeeren und Brombeeren sowie Brennnesseln wachsen hier. Kleinere Tiere wie die Haselmaus nisten in den unzugänglichen Bereichen des Waldes.

Viele Gleisdorfer:innen verbinden mit dem Wald persönliche Erinnerungen. Vom Rodeln im Winter über Wildtierbeobachtungen bis hin zu Spaziergängen durch den Wald. Mittlerweile befindet sich das Grundstück im Besitz der Österreichischen Wohnbaugenossenschaft (ÖWG). Die Fläche wurde vom Gemeinderat in Bauland umgewidmet und dürfte bereits gerodet werden.

Schießstattwald
Hans Fischer will, dass der Schießstattwald Wald bleibt. © Markus Englisch
Keine Rodung bis zum Ende der Crowdfunding-Aktion

Die schweren Maschinen sind im Schießstattwald aber noch nicht aufgefahren. Der Grundbesitzer ÖWG hat dem Verein „Wald statt Beton“ bis September Zeit gegeben, die Kaufsumme aufzutreiben. Sollte es der Verein schaffen, die 2,6 Millionen Euro zu sammeln, dann übergibt er diese Summe der Stadtgemeinde. „Das Geld, das aufgebracht wird, wird der Gemeinde geschenkt und die Gemeinde wird dazu verpflichtet, diesen Grund anzukaufen und für ewige Zeit als Wald zu erhalten“, erklärt Fischer den Ablauf. Bis zum Ende der Crowdfunding-Kampagne wird jedenfalls kein Baum gefällt.

Wohnraum ist nicht knapp

Der Mensch braucht Wohnraum und der Mensch braucht eine intakte Umwelt. Ein menschliches Grundbedürfnis trifft hier auf die Zerstörung der Umwelt durch Bodenversiegelung. Im Fall von Gleisdorf müsse das eine aber nicht gegen das andere ausgespielt werden, ist man sich beim Verein „Wald statt Beton“ sicher. „Es gibt in Gleisdorf laufend zwischen 60 und 100 Wohnungen, die man käuflich erwerben kann. Es gibt genau so viele Wohnungen, die man mieten kann. Wohnraum ist in Gleisdorf noch nicht wirklich knapp“, meint Fischer. Zudem könnte man ehemals öffentliche Gebäude wie das alte Bezirksgericht, die Polizeistation oder die ehemalige Post für Wohnungen adaptieren.

Mehr als die doppelte Fläche Vorarlbergs ist bereits verbaut

Zehn Hektar Boden werden laut Umweltbundesamt täglich verbraucht. Das entspricht in etwa 14 Fußballfeldern. Mehr als die Hälfte davon werden versiegelt. Der Boden ist damit dauerhaft verloren. Fast ein Fünftel der bewohnbaren und landwirtschaftlich nutzbaren Fläche in Österreich ist bereits verbaut. Das ist mehr als die doppelte Fläche von Vorarlberg.

„Je mehr wir an ökologischen Ausgleichsflächen haben, desto besser ist unsere eigene Lebensqualität“

Dass der Bodenverbrauch eines der drängendsten Probleme unserer Zeit ist, haben auch Fischer und seine Mitstreiter:innen erkannt. Sie alle zeigen sich besorgt über die Entwicklungen der letzten Jahre. „Es macht mir Angst, es macht mir Sorge. Das Raabtal ist ein fruchtbarer Boden. Und der wird verindustrialisiert. Wenn man sich das einmal überlegt. Es geht immer nur ums Geld“, zeigt sich Mitstreiterin Susanna Schinnerl besorgt. Der Bodenverbrauch hat viele negative Folgen für die Umwelt: Er zerstört Lebensraum, führt zu Artensterben, für den Menschen überlebensnotwendige Bodenfunktionen gehen verloren und die Klimakrise wird verschärft. Von einem gesunden, intakten Boden hängt viel ab. Unsere Ernährung, sauberes Trinkwasser, saubere Luft, Abkühlung im Sommer sowie der Schutz vor Hochwasser und anderen Naturkatastrophen.

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Schießstattwald bereits in den 1980er Jahren als wertvoll eingestuft

„Je mehr wir an ökologischen Ausgleichsflächen haben, desto besser ist unsere eigene Lebensqualität. Egoistisch gedacht“, betont Camillo Hörner. Er ist einer jener, die sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass der Wald erhalten bleibt. In den 1980er Jahren hat er das Projekt Ökokataster entwickelt. Interessierte Bürger:innen haben in über 50 steirischen Gemeinden die Artenvielfalt erkundet und bewertet. Auch der heutige Schießstattwald wurde damals begutachtet. Zwar hatte dieser damals noch ein anderes Aussehen. Viele Bäume sind damals noch nicht gestanden, dafür aber eine Streuobstwiese. Durch den Bach gab es im unteren Bereich des Waldes eine Feuchtwiese. „Für uns war das damals schon eine sehr hochwertige Fläche“, erzählt Hörner.

Unterstützung über Stadtgrenzen hinaus

Wenn sich also heute eine zivilgesellschaftliche Gruppe in Gleisdorf für den Wald einsetzt, dann setzt sie sich nicht nur dafür ein, dass Krähen weiterhin ihre Nester bauen können, Insekten im Totholz ein Zuhause finden und Brennnesseln neben Himbeeren und Weiden wachsen können. Sie kämpfen auch dafür, dass wir Menschen eine intakte Natur um uns haben. „Ich glaube, dass unser Projekt ein Vorzeigeprojekt werden kann für sehr viele andere in Österreich, die genauso sagen, dass dieser Flächenfraß ein Wahnsinn ist und die jetzt den Mut fassen und gleiche Aktionen setzen“, zeigt sich Fischer zuversichtlich. Dass die Crowdfunding-Kampagne auch über die Grenzen Gleisdorfs hinaus Beachtung bekommt, zeigen die Spender:innen. Finanzielle Unterstützung kam bisher bereits auch aus anderen Bundesländern und sogar aus Deutschland. Denn Bodenversiegelung betrifft alle, nicht nur die Gleisdorfer:innen.

Raubtier-Begegnung: So verhaltet ihr euch richtig

Bär, Wolf, Luchs: Europas große Raubtiere sind zurück in Österreichs Wäldern. Eine Gefahr für den Menschen stellen sie nur in seltenen Einzelfällen dar. Dennoch ist es wichtig, zu wissen, wie man sich bei einer Begegnung richtig verhält.

Mehr als 100 Jahre sind vergangen, bis Europas größte Raubtiere den Weg zurück in Österreichs Wälder gefunden haben. Ende des 19. Jahrhunderts sind Bären, Wölfe und auch Luchse erbarmungslos gejagt und nahezu in ganz Europa ausgerottet worden. Doch ihre Populationen konnten sich erholen, und dank Wiederansiedlungsprojekten gibt es heute sogar einige Wolfsrudel, Bärenfamilien und sogar Luchse in unserem Land. Für die Natur ein Segen, denn große Raubtiere tragen zur Regulierung der Waldtierpopulation bei und sorgen für ein gesünderes und ausgewogenes Ökosystem. Für Bäuer:innen, Wander:innen und andere hingegen kann ihre Rückkehr gefährlich sein. Denn in den letzten Jahren ist es vermehrt zu Schaf- und Ziegenrissen gekommen. Auch Menschen sind bereits angegriffen und verletzt worden. Meldungen dazu häufen sich in letzter Zeit in den Medien. So stellt sich die Frage, wie gefährlich ist ihre Rückkehr wirklich und was soll man tun, wenn man auf einen Bären oder Wolf in der Wildnis trifft.

 „Egal bei welcher Tierart gilt: Ruhig bleiben, dem Tier entsprechend Respekt zeigen, nicht weiter nähern, keine Selfies, nicht locken, schon gar nicht füttern und sich jedenfalls zurückziehen, in die Richtung, aus der man gekommen ist“, empfiehlt Albin Blaschka, Geschäftsführer des Österreichszentrums Bär, Wolf, Luchs.

Das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs überwacht und dokumentiert Raubtier-Sichtungen, Begegnungen sowie Schaf- und Ziegenrisse, und bietet Aufklärungsarbeit für ein konfliktarmes Zusammenleben. Bei einer Wolfs- oder Bärensichtung ist das die richtige Anlaufstelle. Dabei ist stets zwischen Sichtung und Begegnung zu unterscheiden: „Eine Sichtung liegt vor, wenn jemand ein Tier aus größerer Distanz wie aus einem Fahrzeug sieht und das Wildtier dies möglicherweise nicht einmal registriert. Eine Begegnung hingegen ist ein direktes Zusammentreffen auf kürzere Distanz, bei dem das Tier auf den Menschen auch aufmerksam wird“, erklärt Albin Blaschka. Auch wenn tatsächliche Begegnungen sehr selten sind, solltet ihr darauf vorbereitet sein. Folgende Tipps können Leben retten:

Braunbär, der König des Waldes:

Trotz der häufigen Berichterstattung über Bärensichtungen und -angriffen ist die Chance, einem Braunbären zu begegnen, sehr gering. Aktuell gibt es in Österreich nur etwa 50 Braunbären, die hauptsächlich aus Slowenien und Italien zu uns gewandert sind. Zudem sind Bären auch sehr scheue Tiere und meiden den Kontakt zum Menschen. Ihr ausgezeichneter Geruchs- und Gehörsinn warnt sie meistens rechtzeitig vor unserer Anwesenheit.

Beim Wandern in einem Bärengebiet solltet ihr euch dennoch frühzeitig bemerkbar machen. Ob ihr nun singt, mit euren Mitwandernden sprecht, laute Geräusche macht oder sogar ein Bärenglöckchen am Rucksack befestigt, der Bär wird eure Gegenwart bemerken. Wenn möglich, solltet ihr euch auch mit dem Wind im Rücken fortbewegen, damit der Bär euren Geruch wahrnehmen kann.

Solltet ihr dennoch direkt auf einen Bären treffen, folgende Punkte unbedingt befolgen:

  1. Haltet angemessenen Abstand zum Bären und schneidet ihm nicht den Weg ab. Vermeidet es, zwischen dem Bären und seinen Jungen oder seiner Beute zu stehen.
  2. Macht langsame und ruhige Schritte rückwärts, ohne den Bären anzustarren – Augenkontakt könnte der Bär als Bedrohung empfinden. Vermeidet auch plötzliche Bewegungen oder lautes Schreien.
  3. Bewegt sich der Bär dennoch auf euch zu, versucht, euch langsam zurückzuziehen, ohne ihm den Rücken zuzuwenden. Bleibt aufrecht und spreizt die Arme aus, um größer und bedrohlicher zu erscheinen. Vermeidet es auf jeden Fall, wegzulaufen!
  4. Wenn der Bär euch angreift, versucht, Gesicht, Hals und Brust zu schützen, indem ihr euch auf den Bauch legt und eure Hände hinter dem Nacken verschränkt. Das zeigt dem Bären, dass von euch keine Gefahr ausgeht. Bleibt still liegen, stellt euch tot und wehrt euch nicht – auch wenn das in so einer Situation fast unmöglich erscheint, kann Ruhe bewahren hier euer Leben retten! Bleibt so lange liegen, bis der Bär weit genug weg ist.
  5. Wenn ihr auf Bärenjunge trefft, seid vorsichtig und zieht euch langsam zurück. Die Bärenmutter ist mit Sicherheit nicht weit entfernt.
  6. Wenn ihr Bärenspuren findet, macht ein Foto mit beispielsweise einem Kugelschreiber zur Größenbestimmung und meldet es an die örtliche Behörde oder an das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs.

Bären greifen normalerweise keine Menschen an, es sei denn, sie fühlen sich bedroht oder provoziert. Gefährlich kann es werden, wenn Menschen Bären anfüttern. Denn dadurch lernen sie, dass menschliche Siedlungen und Nahrung eine gute Quelle sind und beginnen, diese gezielt aufzusuchen. Um an Nahrung zu gelangen, kann es dann schon vorkommen, dass Bären ein aggressives Verhalten zeigen oder ihre Nahrungsquelle vor Eindringlingen verteidigen. Daher ist es wichtig, dass man in betroffenen Gebieten Mülltonnen versperrt und vor tierischen Einbrüchen sichert.

Was passieren kann, wenn Menschen Wildtiere anfüttern, hat sich Anfang April in Trentino in Südtirol gezeigt. Dort ist ein junger Mann beim Joggen von einer Bärin angegriffen und tödlich verletzt worden. Die Bärin namens Gaia wurde, wie ihre Geschwister zuvor, von einem Hotelbesitzer angefüttert, um als Touristenattraktion zu dienen. Leider verlor sie dadurch ihre natürliche Scheu vor dem Menschen und verhielt sich zunehmend aggressiv.

Wolfsmutter mit Jungtieren. © Klein und Hubert/WWF
Wolfsmutter mit Jungtieren. Seit 2016 leben auch wieder einige Wolfsrudel in Österreich. © Klein und Hubert/WWF
Wolf – Die Gesundheitspolizei des Waldes

Seit über 150 Jahren leben erstmals wieder drei bekannte Wolfsrudel in Österreichs Wäldern. Einige einzelne Wölfe ziehen zudem durch unsere Wälder. So kann es schon mal vorkommen, dass ihr beim Wandern auf Wolfsspuren trefft. Eine Begegnung mit einem Wolf ist hingegen sehr selten. Denn auch Wölfe sind sehr scheu und suchen bei Gefahr schnell das Weite.

Nicht weglaufen oder den Rücken kehren

Solltet ihr dennoch einem Wolf begegnen, ist es wichtig, dass ihr stehen bleibt und euch ruhig verhaltet. Im Normalfall zieht sich der Wolf von allein zurück. Sollte er wider Erwarten stehen bleiben oder euch sogar folgen, versucht ihn einzuschüchtern, indem ihr euch groß macht und lautstark anschreit. Meist sind es jüngere Wölfe, die neugierig sind und weniger Scheu als ihre älteren Artgenossen haben. Wichtig ist auch hier: Lauft auf keinem Fall weg oder kehrt ihm den Rücken zu. Das kann den Wolf provozieren.

In Europa gab es zwischen 1950 und 2020 insgesamt 127 Wolfsangriffe auf Menschen, wobei in 107 Fällen die Tiere tollwutkrank waren. Anzeichen für Tollwut bei Tieren sind aggressives Verhalten, Lethargie, Lähmungen sowie Schaum aus dem Maul. Wenn man auf ein Tier mit diesen Symptomen trifft, solltet ihr den Vorfall sofort der örtlichen Wildtierbehörde oder einem Tierarzt melden. In Österreich gilt Tollwut seit 2008 als ausgerottet.

Mehr über Wölfe in Österreich findet ihr in unserem Beitrag „Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben“.

Luchs in den Wäldern Europa. © Adobe Stock
Ein seltener Anblick eines außergewöhnlichen Tieres: Luchs in den Wäldern Österreichs. © Adobe Stock
Luchs – Europas größte Raubkatze

Neben Wolf und Bär wurde auch der Luchs Ende des 19. Jahrhunderts erbarmungslos gejagt und in Mitteleuropa ausgerottet. Dank verschiedener Wiederansiedlungsprojekte in den 1970er Jahren leben heute wieder vereinzelt rund 35 Luchse in den österreichischen Alpenregionen. Beim Wandern ist es jedoch äußerst unwahrscheinlich, auf einen Luchs zu treffen.  Denn die Raubkatzen führen ein heimliches Leben, von dem wir Menschen kaum etwas mitbekommen. Das liegt daran, dass die nachtaktiven Luchse sehr scheu und meist nur in der Dämmerung unterwegs sind.

Wenn ihr dennoch einmal das Glück habt, einen Luchs zu sehen, gönnt der Raubkatze einen respektvollen Abstand. Bleibt stehen und wartet, bis sie sich zurückzieht. Das kann allerdings eine Weile dauern, denn Luchse verlassen sich auf ihre gute Tarnung und zeigen dadurch geringe Fluchtdistanzen.

Die Luchspopulation in Österreich ist nach wie vor sehr gering. Trotz strengem Schutz kommt es immer wieder zu illegaler Wilderei.

Große Raubtiere fürchten nichts mehr als uns Menschen

Laut einer kanadischen Studie von Michael Clinchya, erschienen in der Zeitschrift „Behavioral Ecology“, fürchten Wildtiere – auch die großen Raubtiere – nichts mehr als uns Menschen. Das geht auf die jahrtausendelange Verfolgung von Wildtieren zurück. Wie gefährlich ist ihre Rückkehr also wirklich? Mit dem richtigen Wildtiermanagement meint Albin Blaschka ist eine friedliche Koexistenz durchaus möglich. Es braucht dazu nur die Mitarbeit der Menschen.

Die Welt gehört nicht nur uns Menschen. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir Wildtieren respektvoll gegenübertreten, ihre Lebensräume schützen und akzeptieren. Nur so können Unfälle vermieden werden und ein angstvolles Nebeneinander kann zu einem friedlichen Miteinander werden.

Berufe ohne Geschlecht

Junge Frauen und Männer treffen ihre Studien- und Berufswahl meist nach Geschlechterklischees. Diese müssen aufgebrochen werden, damit jede:r werden kann, was er oder sie möchte. 

Männer bauen Wohnhäuser und reparieren Autos, Frauen pflegen ältere Mitmenschen und stehen im Supermarkt hinter der Kassa. Viele Menschen haben in ihren Köpfen immer noch klare Vorstellungen, was ein typischer Frauen-, und was ein typischer Männerberuf ist. Das prägt nachkommende Generationen auch heute noch in ihrer Studien- und Berufswahl. Zahlen aus dem Frauenministerium zeigen, dass sich Frauen vor allem für geisteswissenschaftliche Studienfächer, Veterinärmedizin sowie angewandte und bildende Kunst entscheiden, während Männer in technischen Studien und der Bergbauwissenschaft dominieren. Diese unsichtbare Trennlinie zwischen den Geschlechtern zieht sich im Erwerbsleben weiter. Frauen sind überwiegend im Gesundheits- und sozialen Bereich sowie im Handel tätig, während Männer vor allem als Elektrotechniker, Kraftfahrzeugtechniker und Maurer arbeiten. Berufe haben damit ein Geschlecht.

Rollenklischees prägen Kinder und Jugendliche

Diese Unterschiede kommen nicht von irgendwoher. Von klein auf werden wir mit Rollenklischees konfrontiert. In den Medien, in der Schule, aber auch im Familien- und Bekanntenkreis. In vielen Fällen passiert das unbewusst. Zum Beispiel durch die Aufgabenverteilung in der Familie: Die Mutter kocht, der Vater baut die Möbel zusammen. Oder in der Schule, wenn die Lehrerin den Hausmeister holt, um einen Nagel in die Wand zu schlagen. Oder noch banaler: Wenn Mädchen mit dem Puppenwagen spielen und Burschen mit dem Bagger.

Interesse statt Geschlecht

Sind diese Rollenklischees erst einmal verinnerlicht, sind sie schwierig, wieder zu durchbrechen. Dabei sollte bei der Berufswahl niemals das Geschlecht entscheidend sein, sondern das persönliche Interesse. Doch gerade junge Frauen treffen ihre Entscheidungen oft nicht danach, was sie interessiert. Das bedeutet, dass eine Schülerin zwar gut in Mathematik ist, sich dann aber trotzdem nicht für ein technisches Studium wie zum Beispiel Elektrotechnik entscheidet. Hinzu kommt, dass viele Frauen glauben, bei sogenannten Frauenberufen würden sich Job und Familie besser vereinbaren lassen. Doch auch das ist nicht immer der Fall: Im Pflegebereich beispielsweise gibt es Nacht- und Schichtdienste.

Schnuppern beim Girls‘ und Boys‘ Day

Damit jede Person unabhängig von ihrem Geschlecht jenem Job nachgeht, der sie interessiert, ist es also wichtig, dass diese Vorurteile aufgebrochen werden. Wenn Frauen gerne Autos reparieren, dann sollen sie das auch tun können. Genauso wie Männer kranke Menschen pflegen können sollen, wenn sie das möchten. Damit aber alle frei entscheiden können, womit sie ihren Lebensunterhalt verdienen, braucht es Wissen und Bewusstsein. Der Girls‘ Day ist eine Aktion, die das erreichen will. Schülerinnen können immer am letzten Donnerstag im April in die Arbeitsbereiche der Ministerien und Institutionen des Bundes hineinschnuppern. Unter anderem können sie Bühnen bauen, Computer programmieren und Chemikalien mischen.

Bewusstsein braucht es aber nicht nur bei den Mädchen und jungen Frauen. Auch Burschen und jungen Männern müssen unterschiedliche Jobperspektiven aufgezeigt werden. Daher findet im November ein Boys‘ Day statt, bei dem Schüler in soziale Berufe wie Krankenpfleger und Kinderbetreuer hineinschnuppern können.

Wahlmöglichkeiten aufzeigen als Ziel

Es geht dabei nicht darum, dass alle Frauen künftig nur noch in technischen Berufen arbeiten und Männer in der Pflege tätig sind. Es geht darum, jungen Menschen zu zeigen, was sie werden können, wenn sie es wollen. Und wenn sich die junge Frau trotzdem entscheidet, als Kindergärtnerin zu arbeiten und der junge Mann eine Lehre zum Kfz-Mechaniker beginnt, ist das wunderbar. Wichtig ist, dass diese Entscheidungen in Zukunft aufgrund persönlicher Interessen und nicht wegen irgendwelcher Geschlechterklischees getroffen werden. Berufe sollen kein Geschlecht mehr haben.

Luftverschmutzung gefährdet Kinder besonders stark

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Verschmutzte Luft ist überall dort, wo auch Kinder und Jugendliche sind. Und das hat mitunter verheerende Folgen für sie. Ein neuer Bericht der Europäischen Umweltagentur zeigt, wie ihre Gesundheit darunter leidet. 

Die Zahlen sind alarmierend: Schätzungsweise 1.200 Kinder und Jugendliche sterben in Europa jährlich an den Folgen hoher Luftverschmutzung. Das zeigt ein neuer Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA). Das Risiko für Asthma und Atemwegsinfektionen steigt, Lungenfunktion und Lungenentwicklung können insbesondere durch Schadstoffe wie Ozon, Stickstoffoxid und Feinstaub langfristig geschädigt werden. Umgeben von der verschmutzten Luft sind die Kinder an vielen Orten, an denen sie sich aufhalten: im Kindergarten, in der Schule, am Spielplatz und beim Ausüben ihrer Hobbys.

Kinder nicht wie „kleine Erwachsene“ behandeln

Luftverschmutzung schadet zwar allen, doch Kinder und Jugendlich sind besonders stark davon betroffen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Ein wesentlicher ist, dass die Organe und das Immunsystem bei ihnen noch nicht fertig entwickelt sind. Hinzu kommt, dass sie anders atmen als Erwachsene. Sie haben eine höhere Atemfrequenz und atmen häufiger durch den Mund ein. Da sie klein sind, atmen sie auch Luft näher beim Boden ein. Dort befinden sich viele Schadstoffe, vor allem aus Verkehrsabgasen. „Um sicherzustellen, dass Luftverschmutzungsrichtlinien und -maßnahmen Kinder und Jugendliche angemessen schützen, ist es wichtig, sie nicht als kleine Erwachsene zu behandeln“, verweist die EEA in ihrem Bericht auf die Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern.

Schadstoffbelastung in Italien und Ländern Mittelosteuropas hoch

Für die EEA ist angesichts dieses Ergebnisses klar, was zu tun ist. Zum Schutz der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen muss mehr gegen Luftverschmutzung unternommen werden. Zwar sind die Schadstoffemissionen innerhalb der EU in den letzten Jahren zurückgegangen. Vielerorts ist die Belastung aber immer noch sehr hoch. Das trifft insbesondere auf Italien und Länder Mittelosteuropas zu. Aufgrund der Verbrennung fester Brennstoffe zum Heizen sowie deren Verwendung in der Industrie ist die Feinstaubbelastung in diesen Ländern sehr hoch.

Luftverschmutzung an der Quelle bekämpfen

Maßnahmen braucht es auf EU-, nationaler und lokaler Ebene. Die Luftverschmutzung muss dort reduziert werden, wo sie entsteht. Das heißt: im Verkehr, in der Industrie und beim Heizen. In dem Bericht zeigt die EEA auch, wie man die Luftqualität rund um Schulen verbessern kann. Denn dort halten sich viele Kinder und Jugendliche über mehrere Stunden hinweg auf.

  • Rund um Schulen könnte man beispielsweise Zonen einrichten, in denen die Schadstoffwerte in der Luft niedrig gehalten werden. Das könnte unter anderem durch Verkehrsbeschränkungen erreicht werden.
  • Beim Neubau von Schulen könnte man darauf achten, dass ein Standort ausgewählt wird, der nicht allzu nahe bei Verschmutzungsquellen wie viel befahrenen Straßen liegt. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Schule dann nicht zu weit weg von Siedlungsgebieten ist. Denn sonst steigt erst wieder das Verkehrsaufkommen, wenn die Kinder in die Schule gebracht werden.
  • Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen kann man wiederum so gestalten, dass die Schadstoffbelastung für Kinder und Jugendliche möglichst klein gehalten wird. Zum Beispiel, indem man Räume und Bereiche, die stark genutzt werden, nicht auf der zur Straße zugewandten Seite anordnet. Spielplätze kann man durch Gebäude, Mauern und Pflanzen vor Schadstoffen abschirmen.
Erwachsene müssen sich für Kinder einsetzen

Für eine saubere Luft, die Kinder und Jugendliche nicht krank macht, müssen sich die Erwachsenen einsetzen. Denn den Kindern und Jugendlichen fehlt oft das nötige Wissen und Bewusstsein. Zudem haben sie kaum Möglichkeiten, auf den politischen Prozess einzuwirken und ihr Recht auf saubere Umwelt geltend zu machen.

Mehr Tempo bei Erneuerbaren

Österreich, ein Land voller PV-Verweiger:innen und Windradhasser:innen? Von wegen! Die Mehrheit der Menschen in Österreich steht erneuerbarer Energiegewinnung positiv gegenüber. Das zeigen zwei neue Umfragen. Die Bevölkerung wünscht sich sogar mehrheitlich einen schnelleren Ausbau.

Die Gegner:innen der Energiewende sind laut. Sie wettern in Diskussionssendungen, streiten im Gemeinderat und schimpfen sich quer durch die Kommentare auf Facebook. Hier wolle man kein störendes Windrad und dort drüben schon gar keine hässliche Photovoltaik-Anlage. Gefühlt sind diese Menschen überall – aber der Eindruck täuscht. Die Mehrheit der Menschen in Österreich hat die vielen Vorteile der Energiewende längst erkannt. Das beweisen zwei neue Umfragen, die Mitte April veröffentlicht wurden.

Erneuerbare vor der eigenen Haustüre

Seit 2015 gibt es jährlich ein Stimmungsparameter, um die Meinungen der österreichischen Bevölkerung zu erneuerbaren Energien zu erheben. Auch in diesem Jahr wurden etwa 1.000 Personen in einer repräsentativen Umfrage befragt. Die Ergebnisse machen Mut. Denn noch nie war die Akzeptanz von erneuerbaren Energieprojekten in Österreich so hoch wie dieses Jahr.

Laut Umfrage sind 9 von 10 Menschen mit dem Bau einer PV-Anlage in ihrer Gemeinde einverstanden. Das ist eine besonders gute Nachricht, weil Sonnenkraft eine wichtige Rolle bei der Energiewende einnimmt. Keine andere Energieform hat so viel ungenutztes Potenzial. Sonnenstrom lässt sich fast überall produzieren, auch in vergleichsweisen kleinen Mengen. Der Stimmungsparameter zeigt, dass die Österreicher:innen bereit sind, dieses enorme Potenzial auch in ihrer eigenen Gemeinde zu nützen.

Und wie sieht es mit den Windrädern aus? Immerhin wurden sie von Politiker:innen im Westen Österreichs zu Unrecht als Gefahr für den Tourismus erklärt. Die Umfrage zeigt: Von solchen unbelegten Behauptungen lassen sich die Österreich:innen nicht beeindrucken. Denn 7 von 10 Befragten würden dem Bau eines Windrads in der eigenen Gemeinde zustimmen.

Haltung zur Energiepolitik

100 Prozent erneuerbarer Strom bis zum Jahr 2030. Das ist ein wichtiges Zwischenziel am Weg zur Klimaneutralität, das sich Österreich gesetzt hat. Im Stimmungsparameter wurden die Teilnehmer:innen befragt, wie sie zu diesem politischen Ziel stehen. Und auch hier zeigt sich die positive Einstellung Österreichs zu erneuerbaren Energiequellen deutlich. Zwei Drittel der Befragten gaben an, das Ziel der erneuerbaren Stromversorgung bis 2023 zu unterstützen. Nur 6 Prozent der Teilnehmer:innen stimmen mit diesem Ziel überhaupt nicht überein.

Heimischer Strom bevorzugt

Eine zweite Umfrage mit 620 Menschen aus Österreich kommt zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Sie wurde ebenfalls Mitte April veröffentlicht und vom Meinungsforschungsinstitut „Gallup“ durchgeführt. Beinahe zwei Drittel der Befragten gaben hier an, dass sie den Strombedarf Österreichs in Zukunft durch heimische Produktion abdecken möchte. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben die Menschen erkannt, dass Energie als politisches Druckmittel missbraucht werden kann. Energieimporten aus dem Ausland stehen verständlicherweise nur mehr 9 Prozent der Befragten positiv gegenüber. Die Österreicher:innen wollen also raus aus der massiven Abhängigkeit von fossilen Energielieferungen.

Mehr Tempo beim Ausbau

Und zwar möglichst schnell, zeigen die Ergebnisse der Umfrage. Sechs von zehn Befragten fordern mehr Tempo beim Ausbau von Wasser-, Wind- und Sonnenenergie. Nur 8 Prozent der Menschen sagt, die Energiewende würde ihnen zu schnell gehen.

Die Unterstützung für den Ausbau erneuerbarer Energien sind nicht nur leere Worte. Das ist an den Zahlen klar abzulesen. Die Marktanalysefirma Branchenradar schätzt, dass 2022 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 1,37 Gigawatt Peak in Österreich installiert wurden. Das wäre doppelt so viel wie im Jahr 2021 – die offiziellen Zahlen folgen allerdings erst Mitte des Jahres.

All diese Zahlen sprechen eine klare Sprache. Die Mehrheit der Österreicher:innen will mehr erneuerbare Energie. Die Voraussetzungen für den zügigen Ausbau sind also heute besser denn je. Worauf also warten? Erneuerbare Energien bieten zahlreiche Vorteile gegenüber fossilen Brennstoffen. Sie schaffen heimische Arbeitsplätze und sind innerhalb Österreichs nahezu unbegrenzt verfügbar. Aber am wichtigsten natürlich: Durch die nachhaltigen Energiequellen können wir den Ausstoß von Treibhausgasen massiv reduzieren. Nur so können wir die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise noch verhindern.

Wie Pinguin-Kacke dem Klima hilft

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Die Fäkalien von Zügelpinguinen spielen eine wichtige Rolle bei der Bindung von CO2 aus der Atmosphäre. Das haben Forscher:innen nun im Südpolarmeer herausgefunden. Jedoch werden die Pinguine immer weniger.

Es ist ein natürlicher Kreislauf, der sich tagtäglich in der Region des Südpolarmeers abspielt: Eisen fördert das Wachstum von Phytoplankton. Zur Photosynthese nimmt das Phytoplankton wiederum CO2 aus der Atmosphäre auf. Je mehr davon also vorhanden ist, desto mehr Kohlenstoff kann gebunden werden. Stirbt es ab, sinkt es zum Boden des Ozeans und das gebundene CO2 bleibt dort gespeichert.

Tiere im Kreislauf wichtig

In diesem Kreislauf spielen die tierischen Bewohner des Südpolarmeers eine entscheidende Rolle. Der Antarktische Krill, eine kleine Krebsart, ernährt sich von Phytoplankton und nimmt dadurch Eisen auf. Wird der Krill wiederum von einem Bartenwal gefressen, gelangt das Eisen auch in dessen Körper. Scheidet der Bartenwal das Eisen mit seinen Fäkalien aus, düngt er das Wasser und fördert so das Wachstum des Phytoplanktons.

Zügelpinguine scheiden 521 Tonnen Eisen pro Jahr aus

Während die Rolle der Bartenwale in diesem Kreislauf bekannt ist, war jene der Zügelpinguine bisher wenig erforscht. Ein Forschungsteam um Oleg Belyaev vom Institut für Meereswissenschaften von Andalusien hat sich nun näher mit den Seevögeln beschäftigt. Schätzungsweise 521 Tonnen Eisen geben diese pro Jahr ans Wasser ab. Das haben die Forscher:innen mittels Drohnenaufnahmen von einer Pinguinkolonie und Zählungen der Tiere berechnet. Das klingt nach viel. Das Forschungsteam weist jedoch darauf hin, dass der Bestand der Zügelpinguine seit den 1980er Jahren wegen der Klimaerwärmung um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist. Die Folge: Es wird um die Hälfte weniger Eisen recycelt.

Eisenkonzentration in Fäkalien der Pinguine sehr hoch

Die Zügelpinguine – und vermutlich auch andere Pinguinarten – spielen im Eisenkreislauf somit eine wichtige Rolle. Denn ihre Ausscheidungen enthalten eine sehr hohe  Konzentration an Eisen. Ein Gramm Guano, ein feinkörniges Gemisch aus verschiedenen Phosphaten, das aus den Fäkalien der Pinguine entsteht, enthält drei Milligramm Eisen. Im Vergleich dazu beträgt der Eisengehalt in den Ausscheidungen der Bartenwale nur ein Zehntel.

Je mehr Pinguine es gibt, desto mehr CO2 kann das Meer aufnehmen

Je mehr Pinguine es gibt, desto mehr Phytoplankton wächst und desto mehr CO2 kann aus der Atmosphäre aufgenommen werden, lautet die Schlussfolgerung des andalusischen Forschungsteams. Damit ist auch klar: Wenn die Pinguine weniger werden, gefährdet das die Funktion des Meeres als natürlichen CO2-Speicher. Den Bestand der Zügelpinguine zu erhalten, ist daher von enormer Bedeutung für das zukünftige Leben auf der Erde. „Ein tieferes Verständnis der Beuteaufnahme des Zügelpinguins, seiner Wanderungen sowie der Dynamik des Guanoeintrags aus den Brutgebieten würde dazu beitragen, ihren Erhaltungszustand und ihren Einfluss auf das Eisenrecycling im antarktischen Meeresökosystem zu verbessern“, meinen die Forscher:innen.

Klimaschutz muss sozial gerecht sein

Haben Menschen mehr Geld, stoßen sie auch mehr Treibhausgase aus. Trotzdem können wir das Klima schützen und Armut bekämpfen. Das eine schließt das andere nicht aus. Im Gegenteil. In der Klimakrise liegt viel mehr die Chance, die Welt sozial gerechter zu machen.

Wie würden sich die weltweiten Emissionen verändern, wenn das ärmste Drittel der Welt zumindest seine Grundbedürfnisse decken könnte? Dieser Frage ist eine viel beachtete Studie nachgegangen, die Ende 2022 im Fachjournal „Nature Sustainability“ veröffentlicht wurde. Das Ergebnis: Der Ausstoß von Treibhausgasen würde zwischen 15 und 26 Prozent höher sein als bisher. Menschen aus der Armut zu holen, würde also die Erderhitzung weiter anheizen. Was also tun?

Armut auch in Zukunft einfach hinzunehmen, kann jedenfalls nicht die Lösung sein. Wichtige Klimaabkommen wie das 1,5 Grad-Ziel aufzugeben aber auch nicht. Wir haben die Wissenschafterin Ilona M. Otto zu diesem Widerspruch befragt. Sie ist Professorin für gesellschaftliche Auswirkungen des Klimawandels und war maßgeblich an der Studie beteiligt. Im Gespräch erklärt sie, wieso Klimaschutz und Armutsbekämpfung keine Gegenspieler sind. Wir müssen sie gemeinsam denken, um eine sozial gerechte Welt zu schaffen.

 

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Emissionen machen soziale Ungleichheit sichtbar

Um zu verstehen, warum das so ist, müssen wir darüber sprechen, wie Treibhausgasemissionen verteilt sind. Nämlich sehr ungleich. Wohlhabende Menschen stoßen sehr viel klimaschädliche Gase aus, Menschen in Armut sehr wenige. Das ist durch Zahlen klar belegt – zuletzt etwa 2022 durch eine großangelegte Studie mit Daten der Weltbank. Und selbst jene Emissionen, die in Ländern mit viel Armut entstehen, werden oft nicht durch den Konsum der dort lebenden Menschen verursacht.

„Wir sind für viele Emissionen im globalen Süden verantwortlich.“

„Viel von dem, was China und Indien produzieren, wird in Europa verkauft“, erklärt Ilona M. Otto. „Wir sind indirekt auch für viele Emissionen im globalen Süden verantwortlich“. Damit ist für die Wissenschafterin auch klar, wer hauptsächlich Emissionen einsparen muss. Die reichen Länder. Und dort insbesondere die wirklich wohlhabenden Menschen, die zum reichsten Prozent der Welt gehören. Sie haben nicht nur hohe Salden am Konto, sondern auch einen hohen CO₂-Ausstoß.

Superreiche haben Superemissionen

Eine Untersuchung vom Oxfam kommt zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche CO₂-Fußabdruck einer Person im reichsten Prozent der Welt bis zu 175 Mal so groß sein kann wie der einer Person in den ärmsten zehn Prozent. „Und es gibt Studien, die vermuten lassen, dass diese Zahl noch immer viel zu klein ist“, betont die Wissenschafterin. Die Datenlage zum Lebensstil der Wohlhabenden sei nämlich sehr dünn. Reiche und Superreiche lassen sich nicht in die Karten schauen. Aber eines steht fest: Bei den wirklich Wohlhabenden lassen sich enorme Mengen an Treibhausgasen einsparen.

„Nur wer Geld hat, kann sein Leben umkrempeln.“

Wer viel konsumiert, kann auch viel ändern

Jede Kaufentscheidung hilft oder schadet dem Klima. Und Geld zu haben, heiße auch immer viele Optionen zu haben, erklärt Otto. „Nur wer die finanziellen Mittel hat, kann sein Leben auch umkrempeln.“ Wohlhabende Menschen können zum Beispiel Solarpaneele auf ihren Dächern legen, sie können Elektroautos fahren und vom Flugzeug auf den Zug umsteigen. Wer kein eigenes Haus hat, sich kein Auto leisten kann und nie verreist, hat all diese Möglichkeiten nicht. Und es gibt kein Erspartes, das sich investieren lässt. Dann auch hier liegt ein wichtiger Hebel, den nur die Wohlhabenden umlegen können. Neben der Wahl, wofür sie ihr Geld ausgeben, können Reiche sich auch entscheiden, in welche Branchen sie investieren – oder nicht investieren.

Wohlhabende Menschen haben Einfluss

Und Ilona M. Otto hat noch ein weiteres Argument parat, warum vor allem Wohlhabende in der Pflicht sind, ihre Emissionen zu verringern. „Solche Menschen sind oft in der Politik, stehen in der Öffentlichkeit oder sind bei Unternehmen in der Führungsebene.“ Sie haben Einfluss auf Gesetze, Verordnungen, Investitionen und Entscheidungen über große Infrastrukturprojekte. Diese Menschen haben aber auch eine Vorbildfunktion. Wohlhabende beeinflussen indirekt, was sich andere Gesellschaftsschichten als erfolgreiches Leben vorstellen. Ändern sie ihren Lebensstil, ändern ihn viele andere auch.

Yachten, riesige Häuser und viele Flüge – Superreiche verursachen enormen Emissionen mit ihrem Lebensstil. Menschen in Armut stoßen hingegen kaum klimaschädliche Gase aus. © Adobe Stock
Die Welt braucht einen sozialen Pakt

Wir halten fest: Es sind die Reichen und Superreichen, die riesige Mengen an Ressourcen unserer Erde beanspruchen. Nicht die Armen. Um also Armut zu bekämpfen, ohne der Klimakrise Vorschub zu leisten, müssen wir diese Ressourcen gerechter verteilen. Die Wohlhabenden müssen weniger am Buffet der Ressourcen zugreifen, damit der Rest seinen fairen Anteil bekommt und nicht in Armut leben muss. Aber wie kann das gelingen?

Die internationale Gemeinschaft müsse sich dafür eine Frage stellen, meint Ilona M. Otto. „Was brauchen wir, um alle gemeinsam auf dem Planeten gut leben zu können?“ Und auch die Studie, an der Wissenschafterin mitgewirkt hat, kommt zum Entschluss: Die Menschheit braucht einen globalen Sozialpakt, in dem das Wohlergehen aller auf dem Planeten Erde neu verhandelt wird. In welchem Rahmen dieser Pakt zustande kommen könnte, müssen Politiker:innen und internationale Organisationen entscheiden, das können die Studienautor:innen nicht vorwegnehmen. Aber in jedem Fall brauche es internationale Kooperation.

Wohlbefinden statt Wohlstand

Dass viele Menschen in reichen Ländern wie Österreich Angst haben, ihren Wohlstand hergeben zu müssen, ist bei so großen gesellschaftlichen Umbrüchen verständlich. Ilona M. Otto meint aber, man müsse als Gesellschaft auch darüber nachdenken, was Wohlstand wirklich bedeutet.  Wenn wir den Begriff hören, denken wir an materielle Güter – also etwa an schnelle Autos, große Häuser und Markenkleidung. Aber diese Dinge sind nur ein Mittel zum Zweck, betont die Wissenschafterin. Sie erfüllen ein Bedürfnis, zum Beispiel nach Anerkennung.

Sie spricht lieber von Wohlbefinden. „Bei diesem Begriff stehen unsere Bedürfnisse im Vordergrund. Wir müssen nicht Eigentümer von Autos oder Geräten sein, wenn wir sie benützen wollen“. Wir brauchen also nicht unbedingt ein großes Einkommen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Ein weniger von etwa kann sogar unsere Lebensqualität erhöhen. Menschen nehmen große Kredite auf, um sich große Häuser und exotische Urlaube zu finanzieren, sagt Otto. Und müssen sich dann jahrelang abstrampeln, um sie wieder abzubezahlen.

„Erfolgreiche Klimapolitik muss alle mitnehmen.“

Klimaschutz funktioniert nur sozial gerecht

Es gehe nicht darum, dass niemand mehr fliegen dürfe oder alle in kleine Häuser ziehen müssten, stellt die Wissenschafterin klar. Aber man müsse schon auf Gerechtigkeit achten beim Klimaschutz. „Wenn ich reiche Leute sehe, die immer noch riesige Autos fahren, dann verursacht das Frust. Weil ich mit den Öffis fahren muss, andere aber nicht. Oder Menschen im globalen Süden sehen, dass wir in Europa diesen hohen Wohlstand haben, aber sie Emissionen sparen sollen“. Denke man Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit nicht zusammen, laufe man Gefahr, dass Menschen Klimaschutzmaßnahmen nicht akzeptieren. „Erfolgreiche Klimapolitik muss alle Menschen mitnehmen“, sagt Ilona M. Otto.

Was passiert, wenn man das nicht tut, sieht man der Gelbwestenbewegung in Frankreich. Ein zentraler Auslöser der Demonstrationen war die Erhöhung der Steuern auf fossile Brennstoffe, die im Rahmen der Energiewende eingeführt wurde. Die Proteste führten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Ausschreitungen und letztendlich zu politischen Zugeständnissen zulasten des Klimaschutzes.

„Jede Krise ist eine Chance, die Gesellschaft gerechter zu machen.“

Ja, ein Drittel der Weltbevölkerung aus der Armut zu holen, verursacht weitere Emissionen – zwischen 15 und 26 Prozent mehr, als wir derzeit ausstoßen. Und ja, jede zusätzliche Tonne CO₂ treibt die Erderhitzung weiter an. Aber hier müssen wir uns eines vor Augen führen. Diese zusätzlichen Emissionen, die entstehen würden, entsprechen derselben Menge, die von ein bis vier Prozent der Reichsten ausstoßen. Sollen also 2,7 Milliarden Menschen weiter in Armut leben, damit Wohlhabende weiter so CO₂-intensiv leben können wie bisher?

Die Antwort darauf ist klar. Wir müssen unsere Gesellschaft nicht nur nachhaltiger, sondern auch sozial gerechter machen. Und ein Umbau ist angesichts der Klimakrise sowieso unausweichlich. Diese Gelegenheit müsse man nutzen, meint auch Ilona M. Otto. „Jede Krise ist auch eine Chance, die Gesellschaft gerechter zu machen. Krisen sind Windows of Opportunity.“ Deswegen ist es wichtig, Klimaschutz und Armutsbekämpfung als gemeinsame Ziele zu betrachten und sie gemeinsam umzusetzen. Beides soll möglichst vielen Menschen ein gutes Leben ermöglichen. Und darauf kommt es an.

„Frauen leben klimafreundlicher“

Klimaschutz geht uns alle etwas an. Immerhin geht es darum, auch in Zukunft noch ein Leben auf der Erde möglich zu machen. Doch nicht alle tragen gleichermaßen zu den Ursachen der Klimakrise bei.

Frauen leben zwar klimafreundlicher, zum Beispiel, indem sie weniger mit dem Auto fahren und weniger Fleisch essen, sind laut einem Bericht der Vereinten Nationen aber 14-mal höher von den Folgen der Klimakrise betroffen als Männer. Von Klimapolitik profitieren Frauen, von Frauenpolitik profitiert das Klima. In den Klimabewegungen kämpfen Frauen und Mädchen schon seit Jahren für eine bessere Zukunft. An den Verhandlungstischen sitzen mittlerweile mehr Frauen, sie sind aber weiterhin in der Unterzahl. Damit Klimalösungen auch wirken, müssen alle gesellschaftlichen Gruppen und damit auch alle Geschlechter zusammenarbeiten. FREDA hat mit Österreichs bekanntester Klimaaktivistin Lena Schilling über das Thema Klimaschutz und Feminismus gesprochen.

FREDA Magazin: Lena, warst du zuerst Feministin oder Klimaaktivistin?

Lena Schilling: Ich habe lange mit dem Begriff Klimaaktivismus oder Klima wenig anfangen können. Wir wachsen alle in einem Familienkontext auf, wo die Frage von Reproduktionsarbeit, die Frage von Frauen und Männern und Familienkonzepten schon von klein auf mit anerzogen wird. Deswegen war ich sicherlich zuerst Feministin, bevor ich Klimaaktivistin geworden bin. Ich glaube, dass wir als Klimaaktivistinnen und Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung sowieso immer Feministinnen sind.

Kann man Klimaschutz und Gender überhaupt unabhängig voneinander denken?

Nein, auf gar keinen Fall. Einerseits weil es um die Betroffenheit geht, weil Frauen einfach stärker betroffen sind von der Klimakrise. Global, aber auch hier. Wenn wir einen Klimagerechtigkeitskampf kämpfen, kämpfen wir immer auch für Frauenrechte. Und umgekehrt. Als Feministinnen brauchen wir eine Welt, in der wir auch morgen noch gut leben – und besser als heute.

Was kann die Klimabewegung von der Frauenbewegung lernen?

Nicht aufzugeben. Die Frauenbewegung besteht schon sehr lange. Wir könnten die Französische Revolution mit Olympe de Gouges 1791 und der Erklärung der Allgemeinen Rechte der Frau als Anfangspunkt nehmen. Oder viel später, mit dem Frauenwahlrecht und den ersten Bewegungen dafür. Auch zu lernen, dass wir die Mehrheit sind und, dass wir dementsprechend gewinnen werden, aber dass es oft dauert. Die Machtverhältnisse sind eingefahren, aber nicht unveränderbar.

Die Klimabewegung tritt nach außen sehr weiblich auf. Wünschst du dir, dass auch mehr Männer aktiv werden oder ist es eine Stärke der Bewegung, dass vor allem Frauen um eine bessere Zukunft kämpfen?

Klimaaktivistin und Autorin Lena Schilling
Lena Schilling bei der FREDA Diskussion / Foto: K.Pernegger

Mehr Menschen sollen Teil der Klimabewegung sein. Eigentlich wir alle. Und da würde ich keinen Unterschied machen. Unsere Strukturen in der Gesellschaft sind so, dass sie oft Männer bevorzugen und Frauen unterdrücken, ausbeuten und diskriminieren. In der Bewegung muss es uns gelingen, ein Umfeld zu schaffen, in dem es Gleichheit gibt, wie ein Vakuum. Und da sollen Männer genauso einen Platz haben. Es geht nie darum, sie wegzudrängen, sondern, ganz im Gegenteil, ein Umfeld zu schaffen, wo man neben ihnen stehen kann.

„Wenn man klimafreundliches Verhalten vereinfacht, vereinfacht man das Leben von Frauen.“

Wie schaut für dich eine feministische Klimapolitik aus? Was ist deine Vision?

Klimapolitik und gerichtete Klimamaßnahmen helfen immer auch der feministischen Bewegung, weil es um eine Demokratisierung und Gleichstellung geht. Eine der besten Klimaschutzmaßnahmen, die wir umsetzen könnten, wäre eine Arbeitszeitverkürzung. Die Arbeit ist dann anders verteilt. Es geht dann nicht darum, das Gesellschaftssystem auf einem wachsenden Bruttoinlandsprodukt aufzubauen, sondern darum, dass es allen Menschen gut geht. Aktuell ist jedes vierte Kind in Österreich von Armut betroffen. Die Umverteilung von Vermögen, eine Vermögenssteuer, eine Erbschaftssteuer, das sind alles Klimamaßnahmen, auch wenn wir das manchmal nicht so deutlich machen.

Gleichzeitig: Wenn man den Individualverkehr einschränkt und dafür den öffentlichen Verkehr ausbaut, hilft man damit Frauen. Mehr Männer fahren Auto als Frauen. Das steht so eng aneinander, aber ich glaube, wir zeigen das gar nicht oft genug. Im Grunde könnte man sagen, dass Frauen klimafreundlicher leben und wenn man klimafreundliches Verhalten vereinfacht, vereinfacht man das Leben von Frauen.

In der Klimabewegung kämpfen überwiegend Frauen, an den Schalthebeln der Macht sind immer noch überwiegend Männer, die sich dann zum Beispiel für Verbrennungsmotoren einsetzen. Wie gehst du damit um, dass die, die ihr zum Handeln bewegen wollt, so schwer zu erreichen sind?

Ich glaube, bei manchen Menschen macht es keinen Sinn mehr, sie zu erreichen, sondern Mehrheitsverhältnisse zu schaffen, in denen man sie abwählen kann. Die Strukturen zu bauen, dass sie nicht mehr an der Macht sitzen, finde ich durchaus sinnvoll. Dafür muss man mit den Menschen reden.

Du bezeichnest dich selbst als Löwenmama. Wie prägt dich das in deinem Aktivismus?

Jeden Tag. Ich mache politische Arbeit mit und für die jungen Menschen, die das zusammen mit mir machen. Ich bin die Älteste in meiner Organisation (Jugendrat, Anm. der Redaktion). Diese jungen Menschen, die zu mir kommen, die kommen da mit dem Anspruch hin, diese Welt zu verändern. Ich habe den Anspruch, das mit ihnen zu tun. Aber auch für junge Frauen da zu sein in ihren alltäglichen Problemen. Bewegungsarbeit heißt ja auch, dass wir einander bewegen. Vom ersten Liebeskummer bis zu Schulproblemen, ist man füreinander da und wir sind ja nicht nur politische Wesen, sondern auch welche, die im privaten Kontext agieren.

Gemeinsam für eine wichtige Sache kämpfen und gleichzeitig genug Zeit haben, füreinander da zu sein. Das klingt, als hättet ihr im Umgang miteinander eine Utopie realisiert.

Ich glaube, es laufen sicher noch ein paar Sachen falsch. Also angefangen davon, dass wir auch damit hadern, wie wir es schaffen, Mehrheitsverhältnisse zu verändern. Klar, ich glaube, miteinander gehen wir sehr, sehr gut um, aber wir sind ja in der Klimakrise noch nicht dort, wo wir hinmüssen. In diesem Bewegungsraum versucht man Orte zu schaffen, die sehr nahe da dran sind, wo man hin möchte und gleichzeitig die Welt zu bewegen, damit das, was wir im Kleinen machen, auch im Großen funktioniert.

Lena Schilling (22) ist Klimaaktivistin und Autorin. Die Wienerin hat den Jugendrat gegründet und mit ihren Mitstreiter:innen unter anderem die Baustelle für den Lobau-Tunnel besetzt.  

Gärtnern für die Bienen

Ohne Summen und Brummen ist der Frühling kein Frühling. Doch vielerorts verstummt die Natur, weil die Bienen immer weniger Blumen vorfinden. Deshalb ist es wichtiger denn je, in Gärten, auf Terrassen und Balkonen bienenfreundliche Blumen einzusetzen.

Stellt euch vor, es ist Frühling und keine Biene, Hummel und auch kein Schmetterling gehen hin. Eine grauenhafte, aber vor allem gefährliche Vorstellung. Denn die Natur braucht Insekten zum Überleben, und die Insekten brauchen die Natur. Pestizide und fehlende Grünflächen machen es den Insekten jedoch immer schwerer, ausreichend Nahrung zu finden. Seit einigen Jahren ist daher auch vom großen Insektensterben die Rede. Davon sind auch die Bienen betroffen. Die EU-Mitgliedsstaaten diskutieren deshalb seit Monaten über eine neue Pestizidverordnung. Der Kommissionsentwurf sieht vor, dass bis 2030 halb so viele Pestizide in der europäischen Landwirtschaft verwendet werden wie heute. Unterstützung kommt unter anderem von der Bürgerinitiative Bienen und Bauern retten: Mehr als eine Million Menschen haben sich hier für ein Ende der Ackergifte starkgemacht.

Die Verhandlungen in Brüssel laufen noch. In der Zwischenzeit können wir zu Hause schon einmal anfangen: Fast 40 Prozent der Österreicher:innen besitzen einen Garten, noch mehr einen Balkon oder eine Terrasse – Millionen potenzielle Bienenparadiese. Dafür müsst ihr beim Start der Gartensaison nur auf ein paar Dinge achten.

Die Biene und ihre vielen Artgenossinnen

Wusstet ihr, dass weltweit mehr als 20.000 Bienenarten bekannt sind? Davon sind etwa 800 in Österreich beheimatet. 28 davon sind soziale Bienenarten. Das heißt, sie leben als Volk in einem Bienenstock. Dazu gehört auch die wohl bekannteste aller Bienen, die Honigbiene. Von ihr gibt es weltweit nur neun verschiedene Arten. In Österreich lebt die westliche Honigbiene. Diese Bienen leben in großen Kolonien, die von einer Königin und vielen tausend Arbeiterinnen bewohnt werden und ihre Waben in speziellen Bienenstöcken bauen. Zur Hochsaison im Frühsommer kann ein Bienenstock bis zu 50.000 Bienen beherbergen.


Wildbienen leben normalerweise alleine oder in kleinen Gruppen und bauen ihre Nester in natürlichen Hohlräumen wie Baumstämmen oder im Boden. Anders als Honigbienen produzieren Wildbienen auch keinen Honig. © Adobe Stock

Weitaus unbekannter als Honigbienen sind Wildbienen, obwohl es von ihnen mehr Arten in verschiedenen Größen gibt. Die kleinste Wildbiene, die Schmalbiene, ist oft nicht viel größer als ein Reiskorn, während die Blaue Holzbiene fast 30 Millimeter groß sein kann. Die meisten Wildbienen sind solitär. Das heißt, sie leben und nisten alleine in kleinen Löchern in Trockenmauern, in Schneckenhäusern, im Sandboden und in Totholz. Zu den bekanntesten solitären Bienenarten gehören die Mauerbiene, die Gehörnte Mauerbiene und die Rotpelzige Sandbiene.

Die Biene ist eine Superbestäuberin

Durch die intensive Landwirtschaft und die zunehmende Versiegelung von Flächen verlieren Bienen jedoch immer häufiger ihre Lebensräume. Auch der Einsatz von Pestiziden, der Klimawandel sowie Parasiten wie die Varroamilbe tragen zum massiven Bienensterben bei. Doch ohne Biene keine Früchte. Denn sie sind unter den Insekten die wichtigsten Pflanzenbestäuber und somit hauptverantwortlich für Biodiversität und gute Ernten. Wildbienen besuchen beispielsweise an einem Tag rund 5000 Blüten. Es ist daher wichtig, den Tierchen unter die Flügel zu greifen und bienenfreundliche Pflanzen in Gärten, auf Terrassen und Balkonen zu setzen. Dabei solltet ihr Folgendes beachten:

  • Vielfalt statt Monokultur: Um Bienen eine reichhaltige Auswahl an Nahrung zu bieten, solltet ihr verschiedene heimische Pflanzen einsetzen.
  • Bienen-Mahlzeiten: Bienen benötigen das ganze Jahr über Nahrung. Deshalb ist es wichtig, dass ihr Blumen, Kräuter und Stauden pflanzt, die vom Frühjahr bis in den späten Herbst blühen.
  • Nicht alles, was gut riecht, ist auch schmackhaft: Nur Pflanzen mit ungefüllten Blüten stillen den Hunger der Bienen. Pflanzen mit gefüllten Blüten wie Geranien oder gezüchtete Dahlien duften zwar himmlisch, bieten den Bienen aber nur wenig Nahrung.

Für etwas mehr Biodiversität im Garten reicht es oft schon aus, eine Ecke einfach wuchern und sprießen zu lassen. Ein bisschen Totholz bietet Lebensraum für Insekten und eine Handvoll Wildblumensamen sorgt für genügend Futter. Auch Bienenweiden sind als Nahrungsquelle sehr geeignet. Das sind Pflanzen, die besonders reich an Nektar und Pollen sind. Dazu gehören beispielsweise Traubenkirsche, Eberesche, Schneeglöckchen, Vergissmeinnicht, Thymian, Schnittlauch und auch Aster. Obstbäume und Beerensträucher sind ebenfalls wahre Bienen-Magneten. Brombeeren und Himbeeren gehören beispielsweise zu den Lieblingspflanzen der Bienen.

Für Balkone und Terrassen eignen sich beispielsweise Kamille, Lavendel, Zitronenmelisse, Salbei und Glockenblumen. Aber auch ein Hochbeet mit Wildblumen ist super für den Balkon. Diese schmecken nicht nur den Bienen, sondern sind auch schön anzusehen.

Ein bienenfreundlicher Garten, Balkon oder Terrasse zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Früh-, Sommer- und Spätblühern aus, sodass Bienen die ganze Sammelsaison hindurch Blüten finden. © Nicole Frisch
Ein bienenfreundlicher Garten, Balkon oder Terrasse zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Früh-, Sommer- und Spätblühern aus, sodass Bienen die ganze Sammelsaison hindurch Blüten finden. © Nicole Frisch
Bio statt Gift

Beim Kauf von bienenfreundlichen Blumen im Baumarkt solltet ihr auf ungespritzte Pflanzen achten. Letztes Jahr hat Global 2000 in einem Stichprobentest bis zu sieben unterschiedliche Pestizide auf Blumen und Kräutern gefunden. Lavendel enthielt sogar 14 toxische Mittel und fast die Hälfte der getesteten Pflanzen war hochgiftig für Bienen.

Daher gilt grundsätzlich: Wenn ihr Insekten einen Wohlfühlort in euren Garten, auf der Terrasse und Co. bieten möchtet, solltet ihr auf Spritzmittel verzichten. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Methoden wie Mischkulturen und die Schaffung von Lebensraum für Nützlinge, die Pestizide überflüssig machen. Blumen und Kräuter solltet ihr zudem am besten im Gartengeschäft eures Vertrauens kaufen.