Mehr Tempo bei Erneuerbaren

Österreich, ein Land voller PV-Verweiger:innen und Windradhasser:innen? Von wegen! Die Mehrheit der Menschen in Österreich steht erneuerbarer Energiegewinnung positiv gegenüber. Das zeigen zwei neue Umfragen. Die Bevölkerung wünscht sich sogar mehrheitlich einen schnelleren Ausbau.

Die Gegner:innen der Energiewende sind laut. Sie wettern in Diskussionssendungen, streiten im Gemeinderat und schimpfen sich quer durch die Kommentare auf Facebook. Hier wolle man kein störendes Windrad und dort drüben schon gar keine hässliche Photovoltaik-Anlage. Gefühlt sind diese Menschen überall – aber der Eindruck täuscht. Die Mehrheit der Menschen in Österreich hat die vielen Vorteile der Energiewende längst erkannt. Das beweisen zwei neue Umfragen, die Mitte April veröffentlicht wurden.

Erneuerbare vor der eigenen Haustüre

Seit 2015 gibt es jährlich ein Stimmungsparameter, um die Meinungen der österreichischen Bevölkerung zu erneuerbaren Energien zu erheben. Auch in diesem Jahr wurden etwa 1.000 Personen in einer repräsentativen Umfrage befragt. Die Ergebnisse machen Mut. Denn noch nie war die Akzeptanz von erneuerbaren Energieprojekten in Österreich so hoch wie dieses Jahr.

Laut Umfrage sind 9 von 10 Menschen mit dem Bau einer PV-Anlage in ihrer Gemeinde einverstanden. Das ist eine besonders gute Nachricht, weil Sonnenkraft eine wichtige Rolle bei der Energiewende einnimmt. Keine andere Energieform hat so viel ungenutztes Potenzial. Sonnenstrom lässt sich fast überall produzieren, auch in vergleichsweisen kleinen Mengen. Der Stimmungsparameter zeigt, dass die Österreicher:innen bereit sind, dieses enorme Potenzial auch in ihrer eigenen Gemeinde zu nützen.

Und wie sieht es mit den Windrädern aus? Immerhin wurden sie von Politiker:innen im Westen Österreichs zu Unrecht als Gefahr für den Tourismus erklärt. Die Umfrage zeigt: Von solchen unbelegten Behauptungen lassen sich die Österreich:innen nicht beeindrucken. Denn 7 von 10 Befragten würden dem Bau eines Windrads in der eigenen Gemeinde zustimmen.

Haltung zur Energiepolitik

100 Prozent erneuerbarer Strom bis zum Jahr 2030. Das ist ein wichtiges Zwischenziel am Weg zur Klimaneutralität, das sich Österreich gesetzt hat. Im Stimmungsparameter wurden die Teilnehmer:innen befragt, wie sie zu diesem politischen Ziel stehen. Und auch hier zeigt sich die positive Einstellung Österreichs zu erneuerbaren Energiequellen deutlich. Zwei Drittel der Befragten gaben an, das Ziel der erneuerbaren Stromversorgung bis 2023 zu unterstützen. Nur 6 Prozent der Teilnehmer:innen stimmen mit diesem Ziel überhaupt nicht überein.

Heimischer Strom bevorzugt

Eine zweite Umfrage mit 620 Menschen aus Österreich kommt zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Sie wurde ebenfalls Mitte April veröffentlicht und vom Meinungsforschungsinstitut „Gallup“ durchgeführt. Beinahe zwei Drittel der Befragten gaben hier an, dass sie den Strombedarf Österreichs in Zukunft durch heimische Produktion abdecken möchte. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben die Menschen erkannt, dass Energie als politisches Druckmittel missbraucht werden kann. Energieimporten aus dem Ausland stehen verständlicherweise nur mehr 9 Prozent der Befragten positiv gegenüber. Die Österreicher:innen wollen also raus aus der massiven Abhängigkeit von fossilen Energielieferungen.

Mehr Tempo beim Ausbau

Und zwar möglichst schnell, zeigen die Ergebnisse der Umfrage. Sechs von zehn Befragten fordern mehr Tempo beim Ausbau von Wasser-, Wind- und Sonnenenergie. Nur 8 Prozent der Menschen sagt, die Energiewende würde ihnen zu schnell gehen.

Die Unterstützung für den Ausbau erneuerbarer Energien sind nicht nur leere Worte. Das ist an den Zahlen klar abzulesen. Die Marktanalysefirma Branchenradar schätzt, dass 2022 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 1,37 Gigawatt Peak in Österreich installiert wurden. Das wäre doppelt so viel wie im Jahr 2021 – die offiziellen Zahlen folgen allerdings erst Mitte des Jahres.

All diese Zahlen sprechen eine klare Sprache. Die Mehrheit der Österreicher:innen will mehr erneuerbare Energie. Die Voraussetzungen für den zügigen Ausbau sind also heute besser denn je. Worauf also warten? Erneuerbare Energien bieten zahlreiche Vorteile gegenüber fossilen Brennstoffen. Sie schaffen heimische Arbeitsplätze und sind innerhalb Österreichs nahezu unbegrenzt verfügbar. Aber am wichtigsten natürlich: Durch die nachhaltigen Energiequellen können wir den Ausstoß von Treibhausgasen massiv reduzieren. Nur so können wir die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise noch verhindern.

Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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