Start Blog Seite 23

Der Kampf um Selbstbestimmung

Der Tod der 22-jährigen Kurdin Zhina Amini hat zu einer großen Protestwelle im Iran geführt – zunächst im kurdischen Teil, dann im ganzen Land. Die Menschen demonstrieren für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Frieden. Ein Kampf, der seit Jahrzehnten geführt wird. 

Frauen und weiblich gelesene Personen, die sich ihre Haare abschneiden, ihre Hidschābs verbrennen und sich gegen die Polizei zur Wehr setzen. Mehr als zwei Wochen halten die Proteste gegen das iranische Regime bereits an. Die Demonstrant:innen fordern Freiheit und Selbstbestimmung. Viele werden verhaftet, vielen kostet der Protest das Leben.

Auslöser für die Protestwelle war der Tod von Zhina Amini. Die 22-jährige Kurdin wurde am 13. September in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen. Weil sie ihren Hidschāb, eine Art der Kopfbedeckung, nicht so getragen hat, wie es das iranische Regime vorschreibt. Das ist die Aufgabe der Sittenpolizei: zu überwachen, dass die Menschen im Iran islamische Sitten wie die strengen Bekleidungsvorschriften einhalten. Wenige Stunden nach ihrer Verhaftung fiel Zhina ins Koma, drei Tage später war sie tot. Laut ihren Eltern gibt es Anzeichen, dass sie von der Sittenpolizei gefoltert wurde. Diese wiederum weist jegliche Schuld von sich und spricht von einem Herzinfarkt.

Konservative Regierung an der Macht

Dass Zhina Amini festgenommen wurde, weil sie ihren Hidschāb nicht nach den Vorstellungen des Regimes getragen hat, empört. Denn es hätte jede Frau und weiblich gelesene Person treffen können. Im Laufe der Geschichte der Islamischen Republik wurden die Bekleidungsvorschriften mal strenger mal lockerer ausgelegt. Seit die neue Regierung unter Präsident Ebrahim Raisi im Vorjahr an die Macht gekommen ist, werden die Kleidungsvorschriften wieder strenger kontrolliert.

Den Ausgang haben die Proteste gegen das Regime im kurdischen Teil des Irans genommen. Die Volksgruppe der Kurd:innen wird im Iran diskriminiert, das Regime geht repressiv gegen sie vor. Auch kurdisch klingende Namen sind verboten. Daher heißt Zhina offiziell Mahsa. Kurz nach Zhinas Tod ist die kurdische Zivilgesellschaft auf die Straße gegangen. Innerhalb kürzester Zeit ist der Protest auf zahlreiche andere Städte übergegangen.

Frauenbewegung mit langer Geschichte

Die Empörung über Zhinas Tod hat sich zu einer allgemeinen Protestwelle gegen das Regime entwickelt. Bei den Iraner:innen hat sich viel Wut aufgestaut. Die wirtschaftliche Situation ist schlecht. Die Inflation liegt bei über 30 Prozent. Die Menschen wollen ihre Freiheit und ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten. Es ist aber auch ein feministischer Kampf, ein Kampf gegen das Patriarchat.

Die Frauenbewegung im Iran hat eine lange Geschichte. Während der Monarchie ist es ihr gelungen, einige Forderungen durchzusetzen. Beispielsweise wurde Frauen und weiblich gelesenen Personen erlaubt, zu studieren und zu wählen. Weiters haben sie mehr Rechte bei Scheidung, Sorgerecht und Abtreibung erhalten. Umstritten war das Verbot des Hidschābs im Jahr 1936. Reza Shah Pahlavi wollte den Iran nach „westlichen“ Standards modernisieren. Der Hidschab war ihm dabei ein Dorn im Auge. Von manchen Frauen und weiblich gelesenen Personen wurde er dabei unterstützt, andere weigerten sich daraufhin, das Haus zu verlassen.

Vom Hidschāb-Verbot zum Hidschāb-Zwang

Während der Islamischen Revolution in den 1970er Jahren wurde der Hidschāb zum Widerstandssymbol. Frauen und weiblich gelesene Personen drückten damit ihre Abneigung gegenüber der Monarchie aus. Sie kämpften damals Seite an Seite mit ihren späteren Unterdrückern. Das war zum einen eine reine Zweckgemeinschaft. Denn sie hatten denselben Feind: den Shah. Zum anderen legten die Fundamentalisten aber nicht von Anfang an ihre eigentlichen Absichten offen. Ruhollah Khomeini, der sich als Führer der Revolution durchgesetzt hat, versprach, die Beibehaltung des Gesellschaftssystems, demokratische Entwicklungen und die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Den wenigsten war bewusst, wie hart die Fundamentalisten durchgreifen würden. Der Sieg der Revolution und die Ausrufung der Islamischen Republik 1979 bedeuteten für Frauen und weiblich gelesene Personen die Rücknahme sämtlicher Rechte. Unter anderem wurde eingeführt, dass Frauen nur mit Einverständnis von Ehemann, Vater oder Bruder arbeiten oder reisen dürfen. Zudem gelten seither strenge Kleidervorschriften. Auf das Hidschāb-Verbot in der Monarchie folgte ein Hidschāb-Zwang in der Islamischen Republik.

Kampf um Rechte ist gefährlich

Seit der Ausrufung der Islamischen Republik kämpfen Frauen und weiblich gelesene Personen um ihre Rechte. Um ihre Selbstbestimmung. Um ihre Freiheit. Mit der Kampagne „Eine Million Unterschriften“ wollten Aktivist:innen 2006 ein Bewusstsein für die diskriminierenden Gesetze im Iran schaffen und eine breite Debatte über Veränderungen in Gang setzen. Vida Mohaved ist im Dezember 2017 auf einen Stromkasten in der Revolutionsstraße in Teheran gestiegen, hat ihr Kopftuch abgenommen und es auf einen Stock in die Luft gestreckt. Sie wurde verhaftet, mit ihrer Aktion fand sie aber zahlreiche Nachahmerinnen. Seit 2019 dürfen Frauen zu Fußballspielen ins Stadion – nach jahrelangem Druck und dem Tod einer Frau. Die damals 29-jährige Sahar Khodayari versuchte als Mann verkleidet, in ein Stadion zu kommen. Sie wurde erwischt und wegen der Verletzung der moralischen Ordnung sowie Beleidigung von Beamten festgenommen. Als sie erfahren hatte, dass ihr bis zu sechs Monate Haft drohten, hat sie sich vor dem Gerichtsgebäude angezündet. Sie starb an ihren Verbrennungen.

Im Kampf um ihre Rechte setzen die Menschen ihr Leben aufs Spiel. Denn in einem nicht demokratischen Land wie dem Iran sind Demonstrationen und Widerstand nicht sicher. Demonstrant:innen müssen jederzeit mit Gewalt durch den Staat rechnen. Bei den aktuellen Protesten sind laut der Organisation Iran Human Rights bereits mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen.

Selbstbestimmt leben

Der Hidschāb spielt in den Protesten der Frauen und weiblich gelesenen Personen eine wichtige Rolle. Nehmen sie ihn in der Öffentlichkeit ab, provozieren sie das Regime. Denn der Hidschāb manifestiert die iranische Identität. Denn kein anderes Symbol zeigt die Dominanz des Islams nach außen hin so gut wie der Hidschāb. In den Protesten geht es aber nicht darum, den Hidschāb aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Er richtet sich gegen das patriarchale System dahinter. Das System, das Menschen, egal welchen Geschlechts, in Rollen drängt und dadurch im Alltag einschränkt. In den Protesten geht es darum, dass die Menschen frei entscheiden können, wie sie leben, was sie anziehen, ob sie den Hidschāb tragen oder nicht. Es geht um nichts weniger als ein selbstbestimmtes Leben für alle.

Erleichterungen für ausländische Fachkräfte

Seit Oktober ist der Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt für Fachkräfte aus Drittstaaten einfacher geworden. Zu verdanken ist das der erneuerten Rot-Weiß-Rot-Karte. Was das genau bedeutet, FREDA gibt einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen.

In Österreich gibt es seit Längerem einen Fachkräftemangel. Vor allem in den Bereichen Pflege, Tourismus und im produzierenden Sektor. Der österreichische Arbeitsmarktservice (AMS) spricht aktuell von 124.000 offenen Stellen. Dem gegenüber stehen 325.000 Personen, die derzeit beim AMS arbeitslos gemeldet sind – für die offenen Stellen verfügt der Großteil jedoch nicht über ausreichend Qualifikationen. Zudem werden erwerbsfähige Menschen in Österreich immer älter, jüngere kommen kaum nach. Den Bedarf an Fachkräften alleine durch inländische Arbeiter:innen zu decken, ist daher kaum möglich. Deshalb versuchen viele Unternehmen, Mitarbeiter:innen aus dem Ausland zu rekrutieren. Für Fachkräfte aus Drittstaaten bedeutet das, eine Rot-Weiß-Rot-Karte zu beantragen, was bisher allerdings sehr kompliziert und zeitaufwendig gewesen ist.

Drittstaatenangehörige in Österreich

Drittstaatsangehörige sind Personen, die weder EU- oder EWR*-Bürger:innen noch Schweizer:innen sind. Dazu gehören beispielsweise Bürger:innen aus Bosnien und Herzegowina, Australien, USA und auch Japan. Damit sich Drittstaatenangehörige in Österreich länger als sechs Monate aufhalten können, benötigen sie einen Aufenthaltstitel, die sogenannte Rot-Weiß-Rot-Karte.

Die Rot-Weiß-Rot-Karte

Die RWR-Karte gibt es bereits seit 2011 und wird für 24 Monate ausgestellt. Mit der Karte können Personen aus Drittstaaten in Österreich arbeiten und leben. Sie kann von folgenden Personen beantragt werden:

  • Besonders Hochqualifizierte
  • Fachkräfte in Mangelberufen
  • Sonstige Schlüsselkräfte
  • Studienabsolvent:innen einer österreichischen Hochschule
  • Selbstständige Schlüsselkräfte
  • Start-up-Gründer:innen

Um die RWR-Karte zu erhalten, müssen Drittstaatenangehörige bestimmte Kriterien erfüllen. Diese werden bei der Antragsstellung vom AMS geprüft und anhand eines Punktesystems erfasst. Punkte gibt es beispielsweise für Ausbildung, Sprachkenntnisse, Berufserfahrung uvm. Auch Familienangehörige können eine RWR– Karte plus beantragen. Sie haben damit ein Niederlassungsrecht und freien Arbeitsmarktzugang in Österreich. Bisher ist das Verfahren für Drittstaatenangehörige allerdings sehr kompliziert gewesen und hat lang gedauert, weshalb viele qualifizierte Fachkräfte sich eher nach Jobs in den Nachbarländern wie Deutschland umschauten. Durch Änderungen im Ausländerbeschäftigungsgesetz und Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz soll der Zugang zum Arbeitsmarkt nun leichter werden. Zudem ist das Zulassungsverfahren digitalisiert worden, was es einfacher und schneller macht.

Die wichtigsten Neuerungen im Überblick
  • Senkung der Mindestentlohnung: Das erforderliche Mindesteinkommen von Fachkräften aus Drittstaaten wird von 60 auf 50 Prozent ASVG-Höchstbeitragsgrundlage gesenkt. Bisher war das nur für jüngere Beschäftige, das heißt für Personen bis zum 30. Lebensjahr gültig. Seit 1. Oktober gilt dies für alle. Das heißt, für die RWR-Karte reicht ein monatlicher Bruttolohn von 2.835 Euro.
  • Schnelle Karte für maximal sechs Monate: Besonders qualifizierte Personen, die bei einem zeitlich begrenzten Projekt mitarbeiten und nur hierfür nach Österreich geholt werden, erhalten künftig eine befristete Beschäftigungsbewilligung für maximal sechs Monate. Dies soll vor allem IT-Spezialist:innen zugutekommen.
  • Englisch vs. Deutsch: Auch sprachtechnisch gibt es eine Veränderung: So werden Englischkenntnisse künftig mit Deutschkenntnissen gleichgesetzt, sofern die Sprache im Unternehmen Englisch ist.
  • Längere Gültigkeit: Sprachzeugnisse und andere Nachweise sind länger gültig und müssen während eines Verfahrens nicht nochmal vorgelegt oder neu gemacht werden.
  • Mindestentlohnung für Absolvent:innen gesenkt: Für Absolvent:innen heimischer Universitäten und Fachhochschulen gibt es keine Gehaltsgrenze mehr. Bisher war dies 2.551 Euro. Ihr Entgelt muss aber dem ortsüblichen Gehalt inländischer Studienabsolvent:innen mit vergleichbarer Tätigkeit und Berufserfahrung entsprechen.
  • IT-Kräfte brauchen kein Studium: Für bestimmte hoch qualifizierte Tätigkeiten in der Informations- und Kommunikationstechnologie braucht es keinen Abschluss mehr. Es reicht eine dreijährige Berufserfahrung.
  • Punktesystem an Mangelberufen angepasst: Ein Lehrabschluss in einem Mangelberuf bringt ab sofort gleich viele Punkte wie ein Universitätsabschluss in diesem Bereich. Das wertet Lehrberufe deutlich auf.
  • Saisonniers werden zu Stamm-Saisonniers: Saisonarbeiter:innen, die mindestens zwei Jahre lang jeweils mehr als sieben Monate in Tourismusbetrieben oder in der Landwirtschaft Saisonarbeit geleistet haben, erhalten einen dauerhaften Arbeitsmarktzugang. Voraussetzungen sind gute Deutschkenntnisse (A2-Niveau) und ein Angebot eines unbefristeten Arbeitsvertrags.
  • Erleichterung beim Arbeitgeberwechsel: Nach einer Wartefrist von 30 Tagen ist ein Arbeitswechsel automatisch möglich, auch wenn das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist.
  • Familienzusammenschluss: Auch für Familienangehörige ist es ab jetzt einfacher, in Österreich arbeiten und sich niederlassen zu können. Ein gemeinsames Verfahren soll die Familien zudem schneller zusammenbringen.
  • Leichterer Zugang für Start-up-Gründer:innen: Das Stammkapital für Start-up-Gründungen wird von 50.000 auf 30.000 Euro reduziert. Das soll vor allem Studienabsolvent:innen bei der Gründung eines eigenen Business helfen.
  • Work in Austria„-Agency: Für alle Antragsteller:innen gibt es ab jetzt eine eigene Plattform, über die sie ihren Antrag stellen können und Hilfe bei der Durchführung erhalten.

*EWR: Europäischer Wirtschaftsraum. Dazu zählen Island, Liechtenstein und Norwegen.

Warum jede:r wählen sollte

Eine Demokratie funktioniert nur, wenn wir alle bereit sind, sie mitzugestalten. Das bedeutet auch, wählen zu gehen. Du zögerst noch? FREDA hat sieben Gründe, warum du auf jeden Fall hingehen solltest.

Es wird wieder gewählt. Aber nur, wenn du auch hingehst, und deinen ausgefüllten Stimmzettel in die Wahlurne wirfst, kannst du mitbestimmen und die Politik mitgestalten. Das überzeugt dich noch nicht, zur Wahl zu gehen? Dann tun es vielleicht folgende sieben Gründe:

#1 Demokratie ist kein Selbstläufer

„Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus“, heißt es im ersten Artikel der Bundesverfassung. Es ist das Wesen einer Demokratie, dass die Bürger:innen mitbestimmen. Und das geht am besten bei Wahlen. Sie wählen ihre politischen Vertreter:innen, diese entscheiden dann im Namen des Volkes. Je mehr Menschen ihre Stimme abgeben, desto ausgewogener werden die unterschiedlichen Interessen der Bürger:innen von den gewählten Vertreter:innen repräsentiert. Geht niemand zur Wahl, funktioniert Demokratie nicht.

#2 Jede Stimme zählt

„Auf meine Stimme kommt es gar nicht an.“ Falsch! Nicht selten gehen Wahlen sehr knapp aus. Dann kommt es tatsächlich auf jede einzelne Stimme an. Wenn du gewählt hast, kannst du einen Unterschied machen. Zum Beispiel deiner Partei in den Nationalrat oder deinem Kandidaten zum Sieg verhelfen. Die Stimme ist am politischen Markt die einzige Währung, die etwas zählt.

#3 Wählen ist dein Recht

Dass es in Österreich freie und geheime Wahlen gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Unsere Vorfahren mussten lange für dieses Recht kämpfen. Männer dürfen seit 1907 wählen. Bei Frauen hat es noch länger gedauert. Erst nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1919, hat die erste Frau ihre Stimme abgegeben. Heute bekommt man als Staatsbürger:in das Wahlrecht automatisch zum 16. Geburtstag. Man muss nichts dafür tun. Also warum dieses Recht ungenutzt lassen?

#4 Wählen ist ein Privileg

Staatsbürger:in eines Landes zu sein, in dem freie und demokratische Wahlen möglich sind, ist nichts anderes als Glück. Nicht überall haben die Menschen die Chance, selbst wählen zu gehen und die Politik ihrer Heimat mitzugestalten. In manchen Ländern dürfen die Menschen zwar zur Wahlurne schreiten, allerdings werden nicht alle Parteien und Kandidat:innen zur Wahl zugelassen. Und in wieder anderen Ländern werden die Wahlen manipuliert. Aber selbst in Demokratien gibt es Einschränkungen. Allein in Österreich sind 1,4 Millionen Menschen von Wahlen ausgeschlossen, obwohl sie ihren Lebensmittelpunkt hier haben. Ihnen fehlt schlichtweg die österreichische Staatsbürgerschaft. Es ist daher ein großes Privileg, wählen zu können.

#5 Nicht zu wählen, ist kein Zeichen des Protests

Nicht wählen zu gehen, ist keine Option. Auch nicht aus Protest. Denn damit erzielt man nicht den gewollten Effekt. Es schadet keiner Partei oder Kandidat:in. Die Prozent, die eine Partei oder eine Kandidat:in bekommt, werden anhand der abgegebenen Stimmen und nicht der Zahl aller Wahlberechtigten berechnet. Es bleiben keine Sessel im Nationalrat oder ein Amt frei, nur weil jemand nicht wählen gegangen ist. Man schadet dadurch nur sich selbst. Denn wer nicht wählen geht, lässt andere über die Zukunft bestimmen.

#6 Bequemlichkeit ist keine Ausrede

Es gibt keine Ausreden dafür, nicht zur Wahl zu gehen. Wählen ist weder kompliziert noch zeitaufwendig. Den Weg zum Wahllokal kann man mit einem Spaziergang oder einem Kaffeehausbesuch verbinden. Auch Langschläfer:innen haben keine Ausreden. Viele Wahllokale haben bis 17 Uhr geöffnet. Schließen sie in deiner Gemeinde früher oder du bist am Wahlsonntag gar nicht zu Hause, kannst du dir auch eine Wahlkarte besorgen. Das geht bis vier Tage vor der Wahl ganz bequem über das Internet von zu Hause aus. Holst du die Wahlkarte persönlich am Gemeindeamt ab, hast du sogar Zeit bis Freitag vor der Wahl. Wichtig: Du musst das Kuvert mit dem ausgefüllten Stimmzettel wieder rechtzeitig zur Post bringen, damit sie am Sonntag auch bei der zuständigen Behörde ankommt.

#7 Es macht ein gutes Gefühl

Und zu guter Letzt: Wählen ist etwas Besonderes. Man kann stolz sein, seine Stimme abgegeben und damit die Demokratie gestärkt zu haben. Und man kann auf die Bekanntgabe der Wahlergebnisse entgegenfiebern. Kurz nach 17 Uhr die erste Hochrechnung mitverfolgen. Schauen, wie die eigene Partei oder die eigene Kandidat:in abgeschnitten hat.

Also auf zur Wahl! Und den Ausweis nicht vergessen.

Der Wolf ist gekommen um zu bleiben

Einst wurde er aus weiten Teilen Europas vertrieben, ja nahezu gänzlich ausgerottet. Man sagte ihm nach, er sei gefährlich. Dabei wollte er nur selbst überleben. Seine Anzahl schrumpfte und plötzlich gab es nur noch wenige Wölfe in Europa. Jetzt ist er wieder da und sorgt für Aufmerksamkeit. Einige Menschen freuen sich, andere haben Angst und wollen ihn verjagen. Doch eines scheint klar: Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist jetzt nur, wie wir Menschen mit ihm umgehen.

Wie kein anderes Tier löst der Wolf in unserer Kultur zugleich Ängste als auch Faszination aus. Das zeigt sich durch Märchen wie „Rotkäppchen“ oder „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“. Sein Image ist böse und gefährlich. Mit der wachsenden Landwirtschaft im 18. Jahrhundert wurde aus dem bösen Wolf zudem eine existenzielle Bedrohung für Hab und Gut. „Viele Leute hatten damals nur wenige oder nur ein Nutztier, an dem ihre gesamte Existenz gehangen hat. Wenn das vom Wolf gerissen worden ist, hat das schnell zu großen Konflikten geführt“, erklärt Christian Pichler vom WWF. In dieser Zeit sind auch viele Wälder für Siedlungs-, Weidenflächen und Agrarland abgeholzt worden. Weniger Wald bedeutet weniger Beutewild und Lebensraum für den Wolf. „Viele sahen im Wolf nicht nur eine Gefahr für das Überleben, sondern auch einen unmittelbaren Konkurrenten ums Wild“, erzählt Albin Blaschka, Geschäftsführer vom Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs (kurz ÖZ). Das führte so weit, dass zu Beginn des 19. Jahrhundert das einst meistverbreitete Säugetier der Erde in Europa nahezu gänzlich ausgerottet war.

Die Rückkehr des geschützten Raubtiers

Über 150 Jahre galt der Wolf in weiten Teilen Europas als ausgerottet. Durch die 1992 erlassene Flora-Fauna-Habitat Richtlinie, die vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten schützt, konnte sich die Wolfs-Population langsam wieder erholen. „Das gesamte 20. Jahrhundert hat es in Österreich immer wieder vereinzelt Sichtungen gegeben. Doch erst 2009 konnte zum ersten Mal nachgewiesen werden, dass wieder mehrere Wölfe in Österreich leben. Damals haben wir auch begonnen, genetische Informationen zu sammeln“, erklärt Albin Blaschka. Für die genetischen Informationen werden Proben aus Kot, Urin und Haaren gesammelt sowie Speichelproben auf frisch getöteten Wild- oder Nutztieren. Mithilfe dieser Daten können Aussagen getroffen werden, wie viele Tiere in Österreich leben, wie groß ihre Reviere sind und wo sie hergekommen sind. Das ÖZ fasst mit Unterstützung des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie diese Daten österreichweit zusammen und präsentiert sie in regelmäßig aktualisierten Wolfs-Verbreitungskarten.

„Wichtig ist es, wieder zu erlernen, wie Beutegreifer und Mensch nebeneinander existieren können“

Laut dem Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs gibt es mit Stand August 2022 in Österreich etwa 50 Wölfe. „Trotz einiger Rudel ist der Großteil der Wölfe Jungtiere auf Wanderschaft. Das heißt, wir gehen von rund 50 Wölfen aus, die sich zumindest eine Zeit lang im Jahr 2022 bis jetzt in Österreich aufgehalten haben“, erklärt Blaschka. Im Vergleich zu den Nachbarländern wie beispielsweise Italien, wo aktuell 3.300 Wölfe leben, ist das eine relativ geringe Anzahl. „Die Menschen hier sind nicht mehr an die Präsenz der großen Beutegreifer gewöhnt. Das ist natürlich ein fruchtbarer Nährboden für Ängste, Panikreaktionen und Ablehnung“, so Wolfsexperte Christian Pichler. Österreich befindet sich inmitten verschiedener Wolfspopulationen. Das heißt, auch durch das Abschießen einzelner Wölfe kann seine Rückkehr nicht aufgehalten werden. Wichtig ist es deshalb wieder zu erlernen, wie Beutegreifer und Mensch nebeneinander existieren können. Denn vor allem Bäuer:innen raubt die Angst vor dem Wolf den Schlaf. Nicht ganz unverständlich, denn die Zahl der Wölfe nimmt aktuell stark zu. Innerhalb der letzten drei Jahren hat sich diese verdoppelt. Mit 64.000 Nutztieren auf Österreichs Almen kann das leicht zu Konflikten führen. Laut dem ÖZ hat es dieses Jahr rund 500 Risse von geschützten wie ungeschützten Nutztieren gegeben. Umso wichtiger sind deshalb gezielte Herdenschutzmaßnahmen.

Herdenschutzhund bei der Arbeit © ÖBSZ
Herdenschutzhund bei der Arbeit © ÖBSZ
Effektive Herdenschutzmaßnahmen

Jede Weide, jede Alm und jeder Viehbetrieb muss einzeln beurteilt werden. Denn es braucht auf das jeweilige Weidegebiet zugeschnittene Maßnahmen für einen größtmöglichen Herdenschutz. Zu den effektivsten Maßnahmen gehören mobile Elektrozäune, Nachtpferchen, Herdenschutzhunde und Hirten, die die Weideführung kontrollieren und organisieren. „Einen hundertprozentigen Schutz kann es nicht geben. Jedoch dort, wo Herdenschutzmaßnahmen zum Einsatz kommen, nehmen die Übergriffe stark ab“, erklärt der Wolfs-Experte vom WWF. Allerdings gilt das vorwiegend für größere Viehherden und für Weideflächen im Tal. „In Österreich, vor allem in Kärnten und Tirol, haben wir sehr viele kleine Almen mit kleinen Schafherden. Einen Hirten den ganzen Sommer dort hinaufzuschicken, können sich viele Kleinbauern, die ihre Schafzucht oft nur als Nebenerwerbstätigkeit betreiben, nicht leisten. Das ist ein großes Problem, für das es noch keine einheitliche Lösung gibt“, erklärt Blaschka.

Der Umgang mit dem Wolf

Denn hat der Wolf erst einmal eine leicht zu erbeutende Herde entdeckt, bleibt es oft nicht bei einem Schafriss. „Ein Wolf kann nicht zwischen Nutztier und Wild unterscheiden, er sucht sich die leichteste Beute“, erklärt Blaschka. Wenn das allerdings zu häufig vorkommt und der Wolf gelernt hat, wo und wie er Nutztiere leicht erbeuten kann, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Nutztiere zu schützen. Was mit dem „Problemwolf“ passiert, unterliegt der Jagdbehörde des jeweiligen Bundeslandes. Das heißt: Jeder Vorfall wird einzeln geprüft und anschließend wird entschieden, ob der Wolf vergrämt, das heißt beispielsweise durch Gummikugeln oder Leuchtraketen verschreckt werden soll oder nur noch eine Entnahme, also ein Abschuss des Tieres möglich ist. Eine tatsächliche Entnahme wird nach Überprüfung allerdings sehr selten angeordnet. Extrem wichtiger ist es, so Christian Pichler, dass die jeweiligen Landesregierungen die Zeit bis zur nächsten Almsaison nutzen, um gemeinsam mit den Bäuer:innen den Herdenschutz stärker zu fördern und Hirt:innen auszubilden. „Gezielte Herdenschutzmaßnahmen schützen Schafe auch vor Krankheiten und Unwettern, den mit Abstand häufigsten Todesursachen während der Almsaison“, erklärt der WWF-Experte. Wie ein effektives Wolfsmanagement ausschauen könnte, hat das ÖZ in einer Empfehlung zusammengestellt.

Gute Gründe, dass der Wolf zurück ist

Viele Menschen sehen die Rückkehr des Wolfes mit gemischten Gefühlen. Die Debatte darüber ist sehr emotionsgeladen und Forderungen nach Abschussgenehmigungen der geschützten Tiere werden laut. Neben Angst und Besorgnis gibt es aber auch die Freude über die Rückkehr des Wolfes. Er gilt nämlich als ein wichtiger und unverzichtbarer Teil unseres heimischen Ökosystems. Im Rudel jagt der Wolf vorzugsweise alte oder kranke Tiere. Deshalb wird er auch als die Gesundheitspolizei des Waldes bezeichnet. Durch das natürliche Ausselektieren wird der Wildbestand fit gehalten und die Anzahl der Tiere reguliert. Das ist wichtig für den Baumnachwuchs in unseren heimischen Wäldern. Viele Wildtiere wie Rehe oder Hirsche fressen am liebsten die Knospen von jungen Bäumen und anderen Pflanzen und hindern sie dadurch am Wachsen. Kippt das Gleichgewicht, hat das Auswirkungen auf die Entwicklung unserer Wälder. „Aktuell gibt es in Österreich noch zu wenig Wölfe, dass man ihren Einfluss auf das Wild bemerken würde. Doch grundsätzlich spielt der Wolf für die Gesundheit des Waldes eine essenzielle Rolle“, so Pichler. Wölfe sind zudem dem Menschen gegenüber sehr scheu. Wirklich gefährlich werden sie nur, wenn sie krank sind oder an Hunger leiden. Eine Begegnung zwischen Mensch und Wolf ist laut Biolog:innen nicht auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich.

„Die Verantwortung liegt bei uns allen!“

Für Albin Blaschka ist es wichtig, dass es zu einem Umdenken in der gesamten Gesellschaft kommt. „Damit eine friedliche Koexistenz mit dem Wolf überhaupt funktionieren kann, ist es wichtig, dass nicht nur Wolf, Schafe und Bauern etwas verändern. Wir alle müssen etwas tun“, so Blaschka. Laut dem Experten braucht es Aufklärung. Angefangen damit, dass sich das Bild des Wolfes in der Gesellschaft ändert. „Der Wolf ist kein bösartiges Raubtier, er ist aber auch kein Kuscheltier – wie alle Tiere auf der Alm oder im Wald. Wir Menschen müssen endlich lernen, ihnen auch dementsprechend gegenüberzutreten und beispielsweise auf der Alm den eigenen Hund nicht freilaufen zu lassen. Oder durch Gebiete zu gehen, die gerade abgesperrt sind. Denn ein Wolf kann Schilder oder Absperrungen nicht lesen oder erkennen, wir Menschen aber schon“, erklärt Blaschka. Deswegen ist es für ihn essenziell eine ganzheitliche Lösung zu finden. Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben. Es liegt nun an uns, zu lernen, mit ihm friedlich zusammenzuleben.

Szenario Blackout: Wenn wir schwarz sehen

Ein durchschnittlicher Stromausfall in Österreich dauert rund 35 Minuten. Das ist nicht lange und leicht zu überstehen. Fällt jedoch die Stromversorgung in weiten Teilen des Landes oder sogar in mehreren Staaten aus, sieht das Szenario ganz anders aus. Dann spricht man von einem Blackout. Dem Worst-Case-Szenario in der Stromversorgung.

Die aktuelle Situation am Energiemarkt lässt die Warnungen vor einem Blackout im Winter lauter werden. Dennoch ist dieses Szenario für viele nur schwer vorstellbar. Kaum jemand von uns hat so etwas bisher erlebt. Der letzte überregionale Blackout in Europa war 1976, wo aufgrund eines Waldbrandes weite Teile von der Schweiz, Deutschland und Österreich für ein paar Stunden ohne Strom waren. Das war noch vor der Digitalisierung. Seitdem ist die Abhängigkeit unserer Infrastruktur von Strom enorm gestiegen.

Um zu veranschaulichen, was einen Blackout auslöst und wie wir uns vorbereiten können, müssen wir zuerst verstehen, was ein Blackout überhaupt ist.

Was ist ein Blackout?  

Laut Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, müssen wir zwischen einem herkömmlichen Stromausfall und einem Blackout unterscheiden. Von einem Stromausfall spricht man, wenn es zu lokalen Störungen kommt, bei denen der Strom für einige Stunden und nur in einigen Teilen des Landes ausfällt. Die Störungen können oft in wenigen Minuten durch Umschaltmaßnahmen behoben werden. Häufige Auslöser sind Kabelschäden bei Grabungsarbeiten, Kurzschlüsse in Verteileranlagen, beschädigte Leitungen, Extremwetterereignisse.

Bei einem Blackout hingegen sind ein ganzes Land oder mehrere Staaten betroffen und für Tage oder Wochen vom Stromsystem getrennt. „Das ist der Ausgangspunkt. Die eigentliche Katastrophe beginnt jedoch erst danach mit dem Ausfall der Infrastruktur. Denn dieser kann nicht einfach wieder behoben werden, wie die Stromversorgung“, erklärt der Blackout-Experte Saurugg. Das heißt, auch wenn der Strom in Österreich nach einem Tag wieder funktionieren sollte, dauert es noch mehrere Tage, bis die Telekommunikationsversorgung, das heißt Handy, Festnetz und Internet wieder funktionieren. „Das ist auch das Gefährliche bei einem Blackout“, so Saurugg. Denn ohne Telekommunikationsversorgung gibt es keine Produktion, keine Warenverteilung und keine Treibstoffversorgung. Bis eine Grundversorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Ähnlichem wieder startet, kann bereits eine Woche vergangen sein. Um die tatsächlichen Auswirkungen erfassen zu können, ist es extrem wichtig, das Gesamtszenario zu betrachten.

3 Phasen des Blackout © Herbert Saurugg
3 Phasen des Blackouts © Herbert Saurugg
Was verursacht einen Blackout?

Zu einem Blackout kommt es, wenn es im Stromnetz zu einer Überlastung kommt und diese nicht ausgeglichen werden kann. Fast alle unserer strombetriebenen Geräte funktionieren nur bei einer Spannung von 50 Hz. Um diese zu jedem Zeitpunkt konstant abrufen zu können, muss im Netz immer genügend Strom als Nachschub vorhanden sein. Ist das nicht der Fall und die Spannung sinkt, kann es zum Blackout kommen.

Aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage, der Klimakrise und der nur langsam vorankommenden Energiewende ist Energie und damit auch Strom nicht nur teuer, sondern auch knapp. Weniger Gas zum Heizen, bedeutet zum Beispiel auch mehr Stromverbrauch, um es warm zu bekommen. Steigender Stromverbrauch bei weniger Energiereserven erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts.

Weitere Auslöser für einen Blackout können extreme Naturereignisse, Cyberangriffe, technisches Versagen, Marktmanipulation oder Terroranschläge sein.

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?     

Über die steigende Wahrscheinlichkeit eines Blackouts diskutieren Expert:innen seit vielen Jahren. Allerdings ist die Gefahr eines großen Stromausfalls durch die aktuelle Energiekrise größer geworden. Unser Alltag ist ohne permanente Stromversorgung nicht möglich. Wir sehen es als selbstverständlich an, zu jeder Zeit erreichbar zu sein, rund um die Uhr im Internet zu surfen oder per Knopfdruck Licht ins Dunkel zu bringen. Dafür haben wir uns ein länderübergreifendes Stromnetz geschaffen. Auch diese Vernetzung macht einen totalen Blackout in Zukunft wahrscheinlicher, meint Herbert Saurugg. „Grundsätzlich ist ein großes System stabiler als ein kleines, da Schwankungen besser ausgeglichen werden können. Wenn jetzt aber immer mehr Menschen von Gas auf Strom umsteigen, wir gleichzeitig aber immer weniger Strom haben, kann es an vielen Stellen zu parallellaufenden Schwankungen kommen. Dadurch wird das Gesamtsystem immer instabiler“, erklärt der Blackout-Experte. Andere schätzen die Wahrscheinlichkeit eines nahenden Blackouts in Österreich nach wie vor für gering ein. Das europäische Stromnetz ist das größte und stabilste zusammenhängende System der Welt und ist durch mehrere Notsysteme gesichert. Ausschließen kann den Ernstfall allerdings niemand.

Ist Österreich auf einen Blackout vorbereitet?  

Laut einer Untersuchung der Krisenvorsorge sind derzeit weniger als die Hälfte der Österreicher:innen auf einen länger anhaltenden Stromausfall vorbereitet. Die meisten verlassen sich im Ernstfall auf die Regierung, das Bundesherr und die Rettungsdienste. Diese haben Notfallpläne für ein Blackout Szenario parat und geprobt. Trotzdem lohnt es sich, immer einen gewissen Grundvorrat für den Ernstfall zu Hause zu haben. „Wenn neun Millionen Menschen gleichzeitig betroffen sind, kann nicht jedem geholfen werden. Deshalb sollte sich jede:r von uns für mindestens zwei Wochen selbst zu Hause versorgen können“, so Krisenvorsorgeexperte Saurugg. Wie ihr euch zu Hause am besten vorbereitet, erfährt ihr in unserem Beitrag: Hast du alles für einen Plan B(lackout).

Wichtig: Energie sparen

Energie sparen ist eines der wichtigsten Dinge, um gemeinsam das Worst-Case-Szenario eines Blackouts vorbeugen zu können. Denn Strom ist allgegenwärtig. Auf der Autobahn langsamer zu fahren oder nicht die gesamte Wohnung oder das gesamte Haus zu heizen, hilft genauso, wie unnötige Lampen auszuschalten.

Hast du alles für einen Plan B(lackout)

Licht aus, Telefon aus, Computer aus – Stromausfall. Was tun, wenn fast unser ganzes Leben plötzlich ausgeschaltet ist? Ruhe bewahren und auf Plan B zurückgreifen. Wie dieser Plan aussehen kann, zeigt FREDA euch hier:

Einen kurz andauernden Stromausfall haben die meisten von uns schon einmal erlebt. Beunruhigung macht sich in solchen Fällen kaum breit. Wissen wir doch, dass die Versorgung dank unserer hochleistungsfähigen Infrastruktur rasch wieder hergestellt wird. Im Durchschnitt dauert in Österreich ein Stromausfall nur 35 Minuten. Doch was ist, wenn – wie erst kürzlich in Tirol – aufgrund eines Betriebsmitteldefekts oder Unwetters ganze Regionen für mehrere Stunden vom Stromnetzwerk getrennt sind? Immer häufiger hören wir auch vom Worst-Case-Szenario der Stromversorgung, dem sogenannten Blackout. Da könnte der Strom über Tage wegbleiben. Telekommunikation und Versorgung würden nicht wie gewohnt funktionieren. „Deshalb ist es wichtig, dass sich jede:r Einzelne für mindestens 14 Tage mit allem Wichtigen wie Wasser, Lebensmittel, Medikamenten versorgen kann“, erklärt Blackout-Experte Herbert Saurugg.

Wie ein Blackout entsteht und welche Folgen er mit sich bringen kann, erfahrt ihr im Beitrag: Szenario Blackout: Wenn wir schwarz sehen.

Wie erkennt man einen Blackout?

Ganz einfach gesagt, erkennt man einen Blackout daran, dass kein Strom mehr geht. Doch da kann natürlich auch nur die Sicherung herausgefallen sein. Daher kontrolliert ob:

  • Die eigene Stromversorgung funktioniert oder nicht.
  • Der Kontakt zur Außenwelt funktioniert via Handy, Internet, Telefon, …
  • Die Nachbarschaft ebenfalls im Dunklen sitzt. Das heißt, brennt Licht bei den Nachbar:innen oder die Straßenbeleuchtung, etc.
  • Hört mittels (Auto-)Radio oder batteriebetriebenem Radio auf die Informationen der Medien. Diese können auch bei einem Blackout längere Zeit mit Notstrom weiter senden und wichtige Infos kommunizieren.
Was sollte man zu Hause haben?

Alle mit Strom betriebenen Geräte sowie jene, die auf eine vernetzte Infrastruktur angewiesen sind, fallen bei einem Blackout aus. Das heißt: Handy, Telefon, Internet, Bankomat, Notrufe, aber auch Straßennetzwerke, öffentliche Verkehrsmittel, Tunnel. In der weiteren Folge auch Supermärkte, Apotheken, Tankstellen und Ähnliches. In einigen mehrstöckigen Häusern kann es auch zu Problemen mit der Wasser- und Abwasserversorgung kommen, da viele Wasserpumpen elektrisch betrieben werden.

Bis der Strom nach einem überregionalen Blackout wieder überall funktioniert, kann es mehrere Stunden bis Tage dauern. Bei einem Blackout innerhalb eines Landes rechnet man mit bis zu einem Tag, europaweit bis zu einer Woche. Doch selbst wenn der Strom wieder geht, kann es noch weitere Tage dauern, bis die Versorgung mit allen lebenswichtigen Gütern wieder funktioniert.

„Planen Sie wie für einen vierzehntägigen Campingurlaub in den einen eigenen vier Wänden!“, Tipp des Österreichischen Bundesheers

Folgende Dinge sollten man zu Hause haben:

  • batteriebetriebenes Radio oder Autoradio
  • Taschenlampen (Batterie oder solarbetrieben) und Kerzen
  • Ausreichende Ersatzbatterien
  • Feuerzeuge, Streichhölzer sowie Feuerlöscher und Kohlenmonoxid-Melder
  • Wasser: pro Person und pro Tag zwei Liter Wasser für zwei Wochen, Getränke, Tee, etc.
  • Lebensmittel: haltbare Lebensmittel für mindestens zwei Wochen (Konserven, Trockennahrung, Öl, Nudeln, Reis, Mehl, Einmachobst und -gemüse…), aber auch Gemüse, Obst, haltbare Milch und Joghurt, Brot, Wurst und Käse etc.
  • Campingkocher, Griller, Brennpaste
  • Notfall-Apotheke: Medikamente für zwei Wochen, Erste-Hilfe-Ausrüstung
  • Verpflegung für Kleinkinder: Windeln, Babynahrung etc.
  • Verpflegung für Haustiere: Futter, Leckerlis, Streu
  • Bargeld in kleinen Scheinen und Münzen
  • warme Kleidung, Decken, eventuell Schlafsäcke
  • Standardwerkzeuge wie Messer, Schere, Schraubenzieher, Hammer etc.
  • Schreibmaterial wie Blöcke, Kugelschreiber
  • Auto immer mindestens halb volltanken
  • nach Möglichkeit Wasser, das zum Waschen etc. genutzt werden kann und/oder Behälter für das Auffangen von Regenwasser
  • Filtertabletten für Wasser
  • persönliche Wünsche wie beispielsweise Süßigkeiten, Magazine, Spiele, Bücher, Kuscheltiere

Tipp: Auf den ersten Blick mag die Liste ziemlich lang erscheinen. Um aber Hamsterkäufe und folglich die Überbelastung der Logistik zu vermeiden, besorgt euch bei jedem Einkauf ein bis zwei Artikel, die ihr für euren Plan B benötigt.

Wie sollte man sich vorbereiten?

Schließt euch mit eurer Familie, Freund:innen und wenn möglich mit euren Nachbar:innen zusammen. Überlegt euch schon jetzt, welche Herausforderungen auf euch im Ernstfall zukommen könnten und wie ihr diese zusammen bewältigen könnt. Sich mit anderen zusammenzutun, spart darüber hinaus auch Ressourcen und lässt euch die Zeit zu Hause besser überstehen. Macht euch zudem auch einen Treffpunkt aus. Überlegt, in welcher Wohnung, Haus oder Ort ihr euch trefft. Denn wenn es zu einem Blackout kommt, werden weder Telefon, Handy noch Internet funktionieren.

Dieser zweiwöchige Plan B ist natürlich für ein Worst-Case-Szenario ausgerichtet, dennoch lautet das Motto: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Ein paar kleine Vorbereitungen sind im Fall der Fälle viel wert. Besonders, wenn es sich um einfache Hilfsmittel handelt, die wenig Geld kosten und wenig Platz benötigen.

Jedes Zehntelgrad weniger zählt

Unser Klima reagiert empfindlicher auf menschliche Einflüsse, als wir bisher angenommen haben. Das haben Klimaforscher:innen in einer neuen Studie herausgefunden. Selbst beim heutigen Stand der globalen Erwärmung besteht die Gefahr, dass wir fünf gefährliche Klima-Kipppunkte überschreiten. Aber es gibt auch Hoffnung.

Seit rund 12.000 Jahren befindet sich unsere Erde in einer außergewöhnlich stabilen Klimaphase, dem Holozän. Es herrscht ein gleichbleibend mildes Klima ohne größere Veränderungen. In dieser stabilen Zeit hat der Mensch einen einmaligen Weg beschritten. Wir haben uns von Jäger- und-Sammelgruppen zu einer hoch entwickelten Zivilisation mit beinahe 8 Milliarden Individuen entwickelt. Noch nie zuvor hat eine Spezies auf unserer Erde eine derart komplexe Form des Zusammenlebens entwickelt.

Unsere Zivilisation braucht stabiles Klima

Diese Entwicklung war allerdings nur möglich, weil es in den letzten 12.000 Jahren vergleichsweise wenig Abweichungen von der sogenannten Mitteltemperatur gab. Für unsere Vorfahren hieß das: wenig Wetterextreme und relativ stabile Ernten. In diesem Zustand des klimatischen Gleichgewichts konnte die Erde eine immer größer werdende Bevölkerung ernähren. Doch dann haben wir begonnen, riesige Mengen an CO₂ und Methan in die Atmosphäre zu befördern. Seitdem erwärmt sich die Erde. Wir erreichen bald einen Punkt, an dem die Erderwärmung das ganze Klimasystem aus dem Gleichgewicht bringt. Und damit beenden wir sehenden Auges die stabile Klimaphase, die für unsere Zivilisation so wichtig ist.

Kippelemente Klima
Überblick über die Klima-Kippelemente unserer Erde. © Globaia for the Earth Commission/ PIK, SRC und Exeter University

Wie sich unser Klima in den nächsten Jahrzehnten entwickelt, hängt stark von sogenannten Kippelementen ab. Der westantarktische Eisschild ist solch ein Element, genauso wie der Amazonas-Regenwald und der Golfstrom. Kippelemente sind wichtige Bestandteile unseres Klimasystems, die ab einem gewissen Punkt der Erderwärmung kippen können. Das heißt: Sie bleiben lange Zeit stabil, obwohl die Temperatur auf der Erde steigt. Ist aber ein gewisser Schwellenwert überschritten, dann kippen sie. Das kann katastrophale Folgen haben. Ab diesem Zeitpunkt ist es egal, wie sich die Temperatur auf der Erde weiterentwickelt.

Am Beispiel des westantarktischen Eisschildes hieße das: Ist der Kipppunkt des Eises überschritten, taut es unaufhaltsam auf. Es gibt keine Möglichkeit, diesen Prozess zu stoppen. Schlimmer noch: Das Abtauen des Eises verstärkt sich ab einem gewissen Punkt selbst. Das liegt besonders daran, dass die kilometerdicken Gletscher durch das Abschmelzen an Höhe verlieren und in niedrige und damit wärmere Luftschichten kommen. Die Klimawissenschaft spricht von einem Rückkopplungseffekt. Ein Teufelskreis, der, wenn er erst mal begonnen hat, nicht mehr aufzuhalten ist.

Wo die Schwelle für bestimmte Kippelemente liegt, das galt in Fachkreisen als ungewiss. Ein internationales Forschungsteam kommt nach der Auswertung von über 200 Studien der Antwort allerdings näher. Was sie herausgefunden haben, ist beunruhigend.

Kippelemente sind das Damoklesschwert der Klimakrise

Dass es Kippelemente in unserem Klimasystem gibt und vor allem, dass sie eine große Gefahr sind, wissen Forscher:innen schon länger. In den letzten Jahren hat die Wissenschaft 16 Kippelemente in unserem Klimasystem identifiziert und benannt. Das Forscherteam rund um David Armstrong McKay von der Universität Stockholm hat sich in seiner jüngsten Studie nun angesehen, wann diese 16 Kippelemente tatsächlich kippen könnten.

„Ab 1,5 Grad steigt die Gefahr deutlich an.“

Das erschreckende Ergebnis: Fünf Kipppunkte könnten wir bereits bei den heute erreichten Temperaturen auslösen. Bisherige Studien hätten schlichtweg unterschätzt, wie sensibel unser Klimasystem auf die menschengemachte Erderwärmung reagiert. Das berichtet der Forscher mit seinem Team in der angesehenen Fachzeitschrift Science.

Am instabilsten halten sie Korallenriffe, Permafrostböden und das Polareis. Es gebe aber auch Anzeichen, dass der Amazonas-Regenwald und die atlantischen Umwälzzirkulation instabil werden. Die wichtigste Aussage der Studie ist aber: Ab einer globalen Erderwärmung von über 1,5 Grad Celsius steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich an, dass ein oder mehrere dieser Kippelemente tatsächlich ausgelöst werden. Wenn das passiert, dann droht ein Dominoeffekt.

Unser Klimasystem ist in einem empfindlichen Gleichgewicht

Denn wenn ein Kippelement seinen Schwellenwert überschreitet, könnte das weitere mitreißen. Das klingt drastisch, aber unser Klimasystem ist empfindlich und hochkomplex. Unzählige physikalische Phänomene, Ökosysteme und Kreisläufe spielen in unserem Klimasystem zusammen und sind voneinander abhängig. Das macht es auch so schwer, sichere Prognosen über die Zukunft unseres Klimas abzugeben.

Wir können uns dieses System wie eine Balkenwaage vorstellen. Allerdings gibt es nicht nur einen Balken mit zwei Schalen links und rechts, sondern unüberschaubar viele Schälchen und Balken, die alle miteinander verbunden sind. Wenn bestimmte Schalen sich stark verändern, etwa wenn Kippelemente tatsächlich kippen, könnte die Waage aus dem Gleichgewicht geraten. Das gilt es um jeden Preis zu verhindern.

Es gibt Hoffnung

Die neue Studie hält uns eine Tatsache deutlich vor Augen: Die Klimakrise ist keine Krise der Zukunft, sondern der Gegenwart. Eine Krise, die unsere volle Aufmerksamkeit braucht. Es geht jetzt nicht mehr um das Einhalten bestimmter Ziele, die in der Zukunft liegen. Es gibt keine risikofreien Fristen mehr, innerhalb derer wir Klimaschutzmaßnahmen umsetzen können. Das haben wir verspielt.

Wir wechseln in ein neues Stadium der Klimakrise, ob wir wollen, oder nicht. Jetzt geht es darum, jedes Zehntelgrad an weiterer Erderwärmung zu verhindern. Jedes Zehntel Grad kann das Kippen oder Nichtkippen von Klimaelementen bedeuten.  Ob es funktioniert, dafür gibt es keine Garantie mehr. Die Klimawissenschaft kann nur Wahrscheinlichkeiten anbieten. Aber Hoffnung gibt es. Wenn wir die globale Erwärmung rasch bremsen, ist es wahrscheinlich, dass wir ein stabiles Klima aufrechterhalten können. Ein Klima, das unsere Zivilisation braucht. Das sagen auch die Autor:innen der Studie. Noch können wir den Kollaps unseres Klimasystems mit großen Anstrengungen verhindern. Jedes Zehntelgrad Erderwärmung weniger zählt!

Windräder schaden Tourismus nicht

Der Westen Österreichs sorgt sich, dass Windräder auf Bergen Urlauber:innen abschrecken. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass diese Sorge unbegründet ist.

Die Regierung möchte, dass bis 2030 ein Viertel der gesamten österreichischen Stromproduktion von Windrädern kommt. Das steht im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz. Dafür müsste Österreich aber fast dreimal so viel Strom aus Windkraft produzieren wie aktuell. Und das heißt: viele neue Windräder. Doch vor allem die westlichen Bundesländer wollen sie nicht. Sie sorgen sich um den Tourismus.

Im Westen nichts Neues

Der Ausbau der österreichischen Windkraft geht durchaus voran. Nur sehr ungleichmäßig. Niederösterreich errichtet alleine dieses Jahr 57 neue Windräder, im Burgenland sind es 40 neue Anlagen. In der Steiermark kommen 2022 immerhin neun Neue hinzu, darunter auch Europas leistungsstärkstes Bergwindrad. Und dass, obwohl jene drei Bundesländer ohnehin schon 95 Prozent aller österreichischen Windräder beherbergen. Am anderen Ende des Landes gibt es weniger Neuigkeiten. Der Westen ist nach wie vor windkraftfreie Zone. Weder in Salzburg, Vorarlberg oder Tirol gibt es ein einziges Großwindrad. Österreichs westliches Windrad steht am Plöckenpaß in Kärnten.

Die Tiroler Landesregierung argumentiert mit dem Landschaftsbild, das es zu schützen gilt. Das „sei ein Faktor, den es bei Windkraftanlagen zu berücksichtigen gilt“, sagt Tirols Energielandesrat Josef Geisler. Auch Innsbrucker Tourismusobmann Mario Gerber schlägt in dieselbe Kerbe. Windkräder am Berg seien „optisch kein besonders schöner Anblick, weder für Einheimische noch für Touristen“.

Windkraft schadet Tourismus nicht

Aus einer aktuellen Kurzstudie der IG Windkraft geht allerdings hervor, dass Windräder keine feststellbaren negativen Auswirkungen auf den Tourismus haben. Die Studienautor:innen haben sich dabei die Nächtigungszahlen im Tourismus angesehen. Und zwar speziell in jenen Gebieten, in denen viele neue Windräder gebaut wurden. Weder auf Bundeslandebene noch auf Bezirksebene konnte das Team einen Rückgang der Übernachtungen feststellen, der mit dem Bau von Windrädern zusammenhängt.

Im Burgenland, dem Bundesland mit den meisten Windrädern, sind die Nächtigungszahlen in den letzten 25 Jahren sogar um die Hälfte gestiegen, sagt die Studie. Und das, obwohl in diesem Zeitraum über 400 neue Windräder dazu gekommen sind. In Kärnten sind in den letzten 25 Jahren nur zwei neue Windräder gebaut worden, die Nächtigungszahlen sind allerdings um 15 Prozent gesunken.

Windkraft ist sichtbar, das ist unumstritten. Egal ob sie im flachen Seewinkel in Burgenland oder im gebirgigen Stubaital in Tirol steht. Sichtbar sind aber auch Straßen, Industrieanlagen und Seilbahnen.

Im zweiten Teil der Studie haben die Autor:innen internationalen Befragungen zu Windkraft und Tourismus verglichen. Das Ergebnis: Die große Mehrheit der Urlauber:innen nimmt Windräder nicht als Störfaktor wahr. Windräder würden vielmehr als Sinnbild für die Umweltfreundlichkeit einer Region stehen, sagt die Studie. Und das könne sich sogar positive auf den Tourismus auswirken. Denn Menschen legen immer mehr Wert darauf, auf Reisen nicht dem Klima zu schaden. Das bestätigt auch eine repräsentative Befragung deutscher und österreichischer Urlauber:innen im Jahr 2021. Die Hälfe der Befragten gibt an, schon einmal „ganz“ oder zumindest „teilweise“ Urlaubsentscheidungen getroffen zu haben, die von Klimaschutzüberlegungen geleitet war.

Warum es sich lohnt auf Windkraft zu setzen

Wind hat viele Vorteile gegenüber Öl, Gas und Kohle. Zuallererst: Energie aus Wind ist sauber. Das heißt, wenn wir Strom aus Wind gewinnen, entstehen dabei keine klimaschädlichen Gase wie etwa CO₂. Das ist enorm wichtig, denn nur wenn weniger dieser Gase ausstoßen, können wir die Klimakrise noch ausbremsen. An den richtigen Standorten ist Windkraft außerdem beinahe unbegrenzt verfügbar. Und von diesen Standorten haben wir so einige. Denn Österreich liegt in einer besonders windreichen Region Europas. Das heißt: Österreich kann Windenkraft in großen Mengen innerhalb seiner Landesgrenzen produzieren. Damit kann Wind einen wichtigen Beitrag leisten, um Österreich schon in naher Zukunft unabhängig von Energie aus dem Ausland zu machen.

Novelle soll frischen Wind bringen

Nicht zuletzt deswegen hat Klimaschutzministerin Leonore Gewessler angekündigt, den Bau von Windrädern zu erleichtern. Gelingen soll das mit der Novelle zum Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVPG). Die soll das Genehmigungsverfahren in allen Bundesländern vereinheitlichen und beschleunigen – auch im Westen Österreichs.

Sharing: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Teilen statt besitzen. Das funktioniert nur reibungslos, wenn wir die geteilten Dinge auch gut behandeln. Eine Studie der WU Wien zeigt, welche Regeln bei Carsharing & Co. zu einem achtsamen Umgang führen.

„Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“ Ein Grundsatz der Ethik, den wir alle schon oft gehört und wahrscheinlich auch selbst schon gesagt haben. Er soll uns daran erinnern, moralisch zu handeln und anderen Menschen mit Respekt zu begegnen. Teil dieser ethischen Regel ist es auch, fremdes Eigentum so behandeln, als wäre es das eigene. Diese Denkweise brauchen wir besonders dann, wenn Dinge von vielen verschiedenen Menschen genutzt werden.

Teilen als Geschäftsmodell

Das ist zum Beispiel bei Geschäftsmodellen der Sharing-Economy der Fall. Die Idee: Gegenstände, Fortbewegungsmittel und sogar Wohnungen zu teilen, statt sie zu besitzen. Das ist sinnvoll, denn keiner von uns braucht einen Gegenstand rund um die Uhr. Wenn wir uns Dinge teilen, muss die Wirtschaft insgesamt deutlich weniger Produkte herstellen. Das spart Ressourcen und wir persönlich sparen uns Geld. Am häufigsten treffen wir Sharing-Konzepte in Österreich bei Autos und E-Scootern an.

Die Schattenseite von Sharing-Konzepten

Doch es gibt auch Schattenseiten, wenn wir uns Dinge teilen. Welche, das zeigt ein Spaziergang durch jede größere Stadt in Österreich. E-Scooter. Sie sind überall. Sie stehen und liegen mitten auf Gehwegen, versperren Radwege und Straßen. Unachtsam abgestellte Scooter sind insbesondere für sehbehinderte Menschen ein gefährliches Hindernis. Auch Vandalismus ist ein Problem. Scooter landen in Schächten, Kanälen und Flüssen oder werden mutwillig beschädigt. So muss der Scooter-Verleih die Geräte oft lange vor Ende ihrer eigentlichen Lebenszeit ersetzen.

„Eine deutsche Studie zeigt, dass viele Leihroller nach 6 Monaten entsorgt werden.“

Ist ein Sharing-Konzept nicht gut durchdacht, wird es schnell von der Klimalösung zum Klimaproblem. Weil wir sorglos mit den Scootern umgehen, halten sie nur sehr kurz. Eine Studie der Deutschen Energieagentur zeigt, dass viele Leihroller durchschnittlich nur 6 Monate auf der Straße sind. Und so ein Scooter braucht in der Herstellung viele Ressourcen und große Mengen an Energie. Beides verursacht Emissionen. Und auch die Entsorgung des Akkus ist mit Problemen verbunden.

Studie zu Regeln von Sharing Economy

Kurz gesagt: Damit Sharing-Konzepte funktionieren und tatsächlich nachhaltig sind, müssen sich alle auch an die Spielregeln halten. Wie diese Spielregeln aussehen können, hat sich eine Forschungsgruppe der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) in einer Studie angesehen. Ihren Blick haben sie nicht nur auf Auto- und E-Scooterdienste gerichtet, sondern auch auf Gemeinschaftsgärten und Unterkunftplattformen wie Airbnb. Die zentrale Frage war bei allen Angeboten: Wie müssen die Regeln aussehen, damit Nutzer:innen sich besonders kooperativ verhalten?

 Vertrauen statt Bestrafen

Die Forscher:innen haben dabei zwischen zwei Arten von Regeln unterschieden.

  • Harte Regulationen: Davon spricht man, wenn ein Sharing-Dienst Belohnungen und Bestrafungen nützt, um das gewünschte Verhalten zu erreichen. Ein Carsharing-Dienst kann zum Beispiel Zusatzkosten verrechnen, wenn wir ein Fahrzeug mit leerem Tank oder grob verschmutzt zurückgeben.
  • Sanfte Regulationen: Hier setzen man auf Information und Vorbildwirkung. Ein E-Scooter-Dienst kann zum Beispiel in einer App erklären, warum es wichtig ist, die Roller nicht mitten am Gehweg zu parken.

In Laborexperimenten hat die Forschergruppe untersucht, welche dieser beiden Regelarten besser funktioniert. Das überraschende Ergebnis: Sanfte Regulationen haben eher kooperatives Verhalten hervorgerufen als Strafen und Belohnungen. Die Studie empfiehlt Sharing-Diensten daher, eher auf Vertrauen und gute Kommunikation zu setzen. Das erhöht die Chance, dass sich Nutzer:innen an die Regeln halten.

Sanfte Regulationen können zwar auch nicht verhindern, dass ein paar wenige Menschen Geräte falsch abstellen oder beschädigen. Die große Mehrheit an Nutzer:innen verhalte sich aber so kooperativer, sagt die Studie. Bisher nutzen die in Österreich vertretenen Sharing-Anbieter vor allem harte Regulation. Würden sie ihr Regelwerk anpassen, wäre also durchaus mit einem positiven Effekt zu rechnen.

Wenn die Busfahrt zur Alpensafari wird

Österreichs höchste Busstation liegt auf 2.750 Metern. FREDA hat mit jenem Busfahrer gesprochen, der die Station seit 27 Jahren ansteuert. Dank ihm kommt man auch ohne Auto in den Genuss der Kaunertaler Hochgebirgswelt.

Zwei Schneeketten montiere er in unter sechs Minuten, erzählt Wolfgang Unterkircher. „Trotz der dünnen Luft dort oben.“ Eine beachtliche Leistung, immerhin wiegt eine Kette 13 Kilogramm. Zeit zum Üben hatte er mehr als genug, denn er fährt seit 1. Juli 1995 täglich durch hochalpines Gelände. Wolfgang Unterkircher ist Lenker auf der Postbuslinie 230 – und stolz darauf.

Schneegestöber, Blitzeis und Lawinen

Die rund 40 Kilometer lange Strecke führt auf den Weißenseeferner Gletscher im Tiroler Kaunertal. Dort oben, in unglaublichen 2.750 Metern, liegt Österreichs höchste Busstation. Der Weg hinauf ist ein echtes Abenteuer, vor allem im Winter. Ein strenger Wintertag kann Schneegestöber, Blitzeis und Lawinen bringen. Aber die Fahrgäste seien bei ihm in guten Händen, versichert er. Er kennt die Strecke mit all ihren Tücken in- und auswendig. Noch nie ist jemand die Gletscherbuslinie so lange gefahren wie er.

Die Kaunertaler Gletscherstraße schlängelt sich hinauf bis auf 2.750 Meter. Sage und schreibe 29 Haarnadelkurven sind es bis nach oben. © Adobe Stock

1.920 Höhenmeter spart man sich mit seinem eigenen Fahrzeug, wenn man mit Wolfgang Unterkircher nach oben fährt. So viel Steigung kostet Kraftstoff, aber auch Nerven. Besonders schwierig sei der Abschnitt im sogenannten Schnapsloch, erzählt Unterkircher. Dort sind die engsten Kurven und die Straße liegt den ganzen Tag im Schatten. Nur allzu oft bleiben Fahrzeuge hier im Schnee stecken. „Mit der Betriebsanleitung auf der Motorhaube müssen die Liegengebliebenen dann die Schneeketten montieren“ schildert der gebürtige Tiroler. Das passiert ihm nicht mehr. Er weiß schon im Tal, ob er oben die Ketten braucht. Und eine Betriebsanleitung braucht er dafür schon gar nicht.

Wenn die Busfahrt zur Alpensafari wird

Keine Frage. Anspruchsvoll ist sie, seine Strecke. Aber vor allem „wunderschön und ein richtiges Naturerlebnis“, schwärmt Wolfgang Unterkircher. Er ist stolz auf seine Arbeit und will seinen Fahrgästen etwas bieten. Erst vor ein paar Tagen hat er mit seinem Bus am Weg nach oben angehalten. „Um den Leuten zwei Murmeltiere zu zeigen“, erzählt er lachend. Die hätten direkt neben dem Bus ihre Hälse aus einem Erdloch gereckt. Die Murmeltiere faszinieren ihn nach so vielen Jahren immer noch. Und diese Faszination will er weitergeben. Wer selbst mit dem Auto fährt, könne ja überhaupt nicht in die Landschaft schauen, sagt er. Und dort gibt es viel zu sehen. Neben der majestätischen Berglandschaft und den Murmeltieren auch Gämsen, Steinböcke und Hirsche. Eine Alpensafari sei eine Fahrt mit ihm, lacht Unterkircher.

Die beste Werbung für den Beruf des Buslenkers ist wohl ein Gespräch mit Wolfgang Unterkircher. In seiner Dienststelle in Landeck werden dringend Lenker:innen gesucht. © ÖBB_Kapferer
Die Gletscher ziehen sich zurück

Die Kaunertaler Gletscherstraße wurde 1980 errichtet, um die Gletscher für den Skisport zu erschließen. Vor allem für die Sommermonate. Jänner bis März war das Skigebiet sogar geschlossen. Heute ist das anders, erzählt Wolfgang Unterkircher. Er erinnert sich noch gut daran, wie er auch im Sommer die Skifahrer:innen rauf gebracht hat. Das war vor 2004. Seitdem hat das Skigebiet in den Sommermonaten geschlossen. „Es gibt einfach zu wenig Schnee“, schildert Unterkircher. Er erinnert sich noch an „riesige Eisberge“, die sich direkt vor seinem Bus aufgetürmt haben. In den 27 Jahren, die Unterkircher auf den Gletscher fährt, hat sich das Eis weit zurückgezogen. Das stimmt ihn traurig. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm ein Sommertag letztes Jahr. „24 Grad haben wir da oben auf 2.750 Metern gehabt. Das ist brutal. Das hat es früher einfach nicht gegeben.“

Gletscher als Fieberthermometer der Alpen

Die Zahlen zeigen, dass Wolfgang Unterkircher recht hat. Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ist der diesjährige Juli unter den zehn heißesten Julimonaten seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Alpen erwärmen sich im Zuge der Klimakrise doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Und dieser Umstand lässt sich nirgends besser ablesen als am Rückzug der Gletscher. Rund 4.000 gibt es davon in den Alpen, 900 alleine in Österreich. Im Jahr 2050 werden sie alle verschwunden sein, vermutet die Klimaforschung.

Nur wenige Kilometer von Wolfgang Unterkircherns Busstation entfernt liegt der Hintereisferner, einer von Tirols größten Gletschern. Er hat alleine heuer fünf Prozent seiner Masse verloren. So viel wie nie zuvor. Das belegen Zahlen der Universität Innsbruck.

Für Murmeltiere bleibt Wolfgang Unterkircher auch mal mit seinem Bus stehen. Er will seinen Fahrgästen am Weg hinauf was bieten.

Das lässt auch Wolfgang Unterkircher nicht kalt. Er hängt an den Bergen, die er täglich durch die Windschutzscheibe sieht. Doch so oder so – eine Strecke irgendwo in der Stadt wäre nichts für ihn. Er will bis zu seiner Pension hinauf zum Weißenseeferner fahren. Und zumindest eine Tatsache stimmt Unterkircher optimistisch. Die Busse seien deutlich voller als früher, erzählt er. Alleine heute Morgen habe er 29 Leute nach oben gebracht. Wenn mehr Leute ihr Auto im Tal stehen lassen, ist schon ein Schritt in die richtige Richtung getan. Wolfgang Unterkircher hofft, dass dieser Trend anhält.