Buchtipp: Great Green Thinking

Die Klimakrise betrifft uns alle. Man kommt also nicht umhin, sich mit ihr zu beschäftigen. Das Thema ist komplex, viele Zusammenhänge sind schwer zu verstehen. In ihrem Buch „Great Green Thinking“ ist es Jennifer Hauwehde und Milena Zwerenz gelungen, die Klimakrise und ihre Facetten zu erklären – verständlich und ganz ohne hochwissenschaftliche Abhandlungen. Eine Rezension.

„Great Green Thinking“ ist ein Nachhaltigkeits-Buch. Noch eines. Aber ein anderes. Es ist kein weiterer Ratgeber. Die Autorinnen Jennifer Hauwehde und Milena Zwerenz verzichten auf den erhobenen Zeigefinger. Denn der bringt uns bei der Lösung der Klimakrise ohnehin keinen Millimeter weiter. „Insbesondere wenn es um Nachhaltigkeit geht, gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, Grün kann in mehreren Abstufungen daherkommen“, schreibt Zwerenz bereits im ersten Kapitel. „Great Green Thinking“ zeigt uns Leser:innen das Spannungsfeld zwischen individueller und politischer Verantwortung, es zeigt uns unsere Möglichkeiten und unsere Grenzen auf.

Zum Nachdenken aufgefordert

Rettet weniger Konsum tatsächlich unser Klima? Warum sind es vor allem Frauen, die sich mit veganer Ernährung, fairer Mode beschäftigen und auf Klimademonstrationen gehen? Warum ist die Klimabewegung in Europa so wenig divers? Wie kann eine Wirtschaft funktionieren, die nicht auf Wachstum setzt? Welche Verantwortung trägt jede:r Einzelne und wo ist die Politik gefragt? „Great Green Thinking“ wirft einen gesamtgesellschaftlichen Blick auf die Klimakrise und nimmt Druck von jedem und jeder Einzelnen. Es ist wichtig, dass wir versuchen, saisonale und regionale Produkte zu kaufen, seltener in ein Flugzeug zu steigen und weniger tierische Produkte zu essen. Aber letztlich werden wir damit an unsere Grenzen stoßen, wenn sich an den Strukturen hinter uns nichts ändert. Diese Strukturen legen Hauwehde und Zwerenz offen. Sie machen sie für uns Leser:innen sichtbar und verständlich und geben uns Lösungsansätze mit auf den Weg. Sie lassen uns nicht allein mit dem Thema, fordern uns aber zum Nachdenken und Aktivwerden auf.

Aktivist:innen und Wissenschaftler:innen am Wort

Hauwehde und Zwerenz beschäftigen sich mit den großen, strukturellen Fragen. In Essays, Interviews und Gastbeiträgen. Sie lassen jene zu Wort kommen, die sich mit den Folgen der Klimakrise beschäftigen: Indigene, die gegen die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes kämpfen, Aktivist:innen, Unternehmer:innen und Wissenschaftler:innen. In einzelnen Kapiteln kann man als Leser:in kurz einmal den Mut verlieren. Zum Beispiel, wenn Journalistin Kathrin Hartmann im Interview erklärt, wie Armut, Gesellschaft und Klimawandel zusammenhängen. Oder wenn die Journalistin und Instagram-Bloggerin Berfîn Marx beschreibt, wie giftiger Müll in Regionen entsorgt wird, in denen Einkommensschwache, Schwarze und Migrant:innen leben.

Die Zukunft kann noch gestaltet werden

Trotzdem steht am Ende des Buches Hoffnung. Denn es ist noch nicht zu spät, um umzudenken. Die Zukunft können wir noch gestalten. Es gibt Wissen und Technologien, die helfen, die Klimakrise zu bewältigen. Es gibt Unternehmen, die bereits umdenken. Als Bürger:innen können wir politisch aktiv werden, bei Wahlen die Richtung vorgeben. Wir müssen mit allen Menschen zusammenarbeiten und in Dialog treten. Denn so Hauwehde: „Kein Beitrag ist zu klein, kein Aktivismus zu wenig. Wir haben Ungeahntes zu gewinnen und fast alles zu verlieren.“

  • „Great Green Thinking“ ist 2021 im Verlag &Töchter erschienen.

Über die/den Autor:In

Nicole Frisch
Nicole Frisch
Nicole studiert Politikwissenschaft und Internationale Entwicklung an der Universität Wien. Das Ziel: Die Weltpolitik verstehen – und das Verstandene mit möglichst vielen Menschen teilen. Ihren Weg in den Journalismus hat sie über die NÖN gefunden. Ihre Schwerpunkte sind soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Migration und Vergangenheitspolitik.

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