Die Lage ist ernst: Der Neusiedler See sinkt. Was das für Mensch und Umwelt bedeutet, will der Sammelband „Das Ende des Neusiedler Sees?“ beantworten.
„Das ist kein Wohlfühlbuch, kein Bildband mit Klischees aus der Tourismuswerbung, sondern ein Nachschlagewerk, in dem wir einen klaren Blick auf die Fakten richten.“ Das stellen Christian Janisch, Alois Lang und Bibi Watzek gleich zu Beginn ihres Buches „Das Ende des Neusiedler Sees?“ klar. Denn eines steht fest: Die Klimakrise ist im Burgenland angekommen und stellt die Region Neusiedler See vor zahlreiche Herausforderungen. Der Wasserstand sinkt, die Durchschnittstemperatur steigt. Die Menschen, Tiere und Pflanzen müssen sich auf die Veränderungen einstellen.
Wie der See funktioniert
Gemeinsam mit zahlreichen Expert:innen zeigen Janisch, Lang und Watzek in „Das Ende des Neusiedler Sees?“ eine Region im Wandel. Unter anderem lässt Meteorologe Marcus Wadsak wissen, wie die Klimakrise bereits jetzt am Neusiedler See spürbar ist. Gewässerökologe Georg Wolfram erklärt, was eine künstliche Wasserzufuhr für den See bedeutet. Wie der Schlamm in den See kommt, lässt Thomas Zechmeister, Leiter der Biologischen Station Neusiedler See, wissen. Auch die Geschichte kommt in dem Sammelband nicht zu kurz. Von der ersten Besiedelung der Region in der Urgeschichte bis zur Etablierung als „Natur- und Urlaubsparadies“ wird die Entwicklung des Neusiedler Sees nachgezeichnet.
Betroffene erzählen
Neben wissenschaftlicher Expertise kommen auch Betroffene zu Wort. Zum Beispiel Winzerin Birgit Braunstein, die erzählt, wie sie Nachhaltigkeit in den Weingarten gebracht hat. Oder die Brüder Günther und Johannes Hafner, die in Frauenkirchen das Fahrradgeschäft „Geheimrad von Hafner“ führen und sich sicher sind: „Der Seewinkel und das Fahrrad gehören zusammen.“ Es sind Stimmen von Menschen, die auf die Veränderungen in der Region reagieren müssen.
See versus Grundwasser
„Das Ende des Neusiedler Sees“ benennt die Herausforderungen, zeigt Perspektiven auf und bietet Lösungen für komplexe Situationen. „So wichtig dieser See als landschaftsprägendes Element, für den Freizeitsport und in seiner touristischen Funktion sein mag, handelt es sich doch um einen Steppensee, der in seiner isolierten Wanne liegt, die mit dem Grundwasser – so weit man weiß – in gar keinem Austausch steht. Damit eignet sich der See weder als Gradmesser für die Entwicklung der Grundwassersituation noch für etwaige Lösungsansätze“, halten Autor Gunnar Landgesell und Tourismusmanager Alois Lang fest. Damit machen sie auch jenes Feld auf, das in der öffentlichen Diskussion zu kurz kommt: jenes der Grund- und Trinkwasserversorgung in der Region.
Nachschlagewerk inklusive Landkarten
Es wird sich also viel ändern müssen, in Tourismus, Landwirtschaft und der Wahrnehmung der Probleme. Mit dem Buch „Das Ende des Neusiedler Sees“ wollen Janisch, Lang und Watzek einen umfassenden Beitrag dazu leisten. Es zeigt, dass sich der See und die Region verändern, aber auch, dass es Möglichkeiten gibt, mit der neuen Situation umzugehen – und es somit Hoffnung gibt. Die Autor:innen bieten all jenen, die sich näher mit den Wirkungszusammenhängen in der Region beschäftigen wollen, ein umfassendes und interessantes Nachschlagewerk. Inklusive detaillierter Karten und Grafiken, die Nicht-Ortskundigen helfen, die Region auch geografisch besser zu verstehen.
Das Buch „Das Ende des Neusiedler Sees“ von Christian Janisch, Alois Lang und Bibi Watzek ist 2023 im Residenz Verlag erschienen.