Generationendenken für eine bessere Landwirtschaft
Intensivlandwirtschaft bringt zwar hohe Erträge, aber funktioniert nur auf Zeit. Sie verbraucht mehr, als sie zurückgibt, und heizt dabei unser Klima an. Aber es geht auch anders. Langsam kehrt wieder Generationendenken auf Österreichs Höfe zurück.
Stell dir vor, du hast ein Unternehmen. An einem deiner Standorte läuft es aber leider schlecht. Du machst Verluste, weil ständig etwas Unvorhersehbares passiert, was die Produktion stört. Erst ein Feuer, dann ein Wasserschaden, irgendwann geht die Kühlung kaputt und alles überhitzt. Immer und immer wieder. Was würdest du tun? Wahrscheinlich würdest du deine Produktion an einen anderen Standort verlagern.
Landwirt:innen in Österreich haben diese Möglichkeit nicht. Ihre Standorte – Äcker, Wiesen und Weiden – sind an Ort und Boden gebunden. Frost, Trockenheit, Hitze, Hagel, Sturm und Überschwemmungen. Sie können nicht einfach weg, obwohl sie so mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Deswegen müssen wir über langfristige Strategien nachdenken, um ihre und damit unsere aller Lebensgrundlage zu sichern.
Landwirtschaft ist Opfer und Verursacherin zugleich
Die Klimakrise ist zwar ein weltweites Problem, aber die österreichische Landwirtschaft trifft sie besonders hart. Denn unser Land erhitzt sich schneller als der globale Durchschnitt. Während die Temperatur auf der Erde seit Beginn der Industrialisierung im Schnitt um etwa 1,5 Grad gestiegen ist, liegt die Abweichung hierzulande schon bei +2,9 Grad. Das zeigen neueste Messungen der GeoSphere Austria.
Die Landwirtschaft ist nicht nur Opfer der Klimakrise, sondern auch eine wesentliche Mitverursacherin. Weltweit stammt mehr als ein Drittel der klimaschädlichen Treibhausgase direkt oder indirekt aus der Landwirtschaft. Das liegt an den Kühen, die das sehr schädliche Methan ausstoßen. An Waldrodungen, die Platz für neue Äcker schaffen. Es liegt an Pestiziden und Kunstdünger. Die Liste ist lang.
Mehr, mehr, mehr
Die Devise der letzten Jahre war es, immer mehr herauszuholen. Mehr Milch pro Kuh, mehr Weizen pro Hektar. Diese sogenannte Intensivlandwirtschaft ist auf maximalen Ertrag ausgelegt. Dabei sind alle Mittel recht. Große Maschinen, Kunstdünger, Gifte und Futtermittel aus aller Welt.
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Weitere InformationenDieses Denken hat die Landwirtschaft effizienter gemacht, aber der Preis ist hoch. Die Böden sind ausgelaugt. Bäche sind voller Nitrat. Insekten sterben. Kühe, Schweine und Hühner leiden in Fabrikhallen, die wir Ställe nennen. Der höchste Preis der Intensivlandwirtschaft ist aber seine Auswirkung aufs Klima.
Traktoren, Mähdrescher und selbst Bewässerungsanlagen laufen mit fossilen Brennstoffen und stoßen somit CO₂ aus. Beim Einsatz von Stickstoffdünger entsteht zudem Lachgas, das rund 300-mal klimaschädlicher ist als CO₂. Auch in der Tierhaltung entstehen enorme Mengen klimaschädlicher Gase. Allen voran Methan, das bei der Verdauung von Rindern freigesetzt wird. Zusätzlich werden riesige Mengen an Futtermitteln importiert, vor allem Soja aus Südamerika. Dafür werden dort oft Regenwälder gerodet, was CO₂ freisetzt und Ökosysteme wie den Amazonas-Regenwald zerstört.
Es geht auch anders
Zum Glück zeigt die Landwirtschaft in Österreich, dass sie nicht für immer Teil des Problems sein möchte. Im Gegenteil: Sie leistet bereits heute einen aktiven Beitrag zur Lösung der Klimakrise, indem sie mehr als die Gewinne des nächsten Jahres vor Augen hat.
Laut Zahlen des Landwirtschaftsministeriums konnten die Treibhausgasemissionen im Agrarsektor seit 1990 bereits um 14,5 Prozent gesenkt werden. Das ist Erfolg, vor allem im Vergleich zum Verkehrssektor, wo die Emissionen im gleichen Zeitraum um 44 Prozent gestiegen sind.
Kreisläufe statt Abhängigkeiten
Immer mehr Landwirt:innen setzen auf klimafreundliche und bodenschonende Methoden. Ein zentraler Gedanke: Alles, was auf dem Hof entsteht, wird wiederverwendet. Gülle düngt die Felder. Pflanzenreste werden zu Humus. Tiere fressen, was auf dem Feld übrigbleibt. Der Hof wird wieder zu einem Kreislauf – wie früher, nur mit dem Wissen von heute. Das macht Landwirt: innen unabhängiger von globalen Märkten, von Konzernen, die das Saatgut kontrollieren, und von fossiler Energie.
Generationendenken statt kurzfristigem Gewinn
Die Landwirtschaft sollte keine Branche für das schnelle Geschäft sein. Sie ist das Ergebnis vieler Generationen, die alle ihr Land bewirtschaftet, gepflegt und weitergegeben haben. Dieses Generationendenken ist entscheidend für die Zukunft: Unsere Böden, das Wasser, das Klima – das sind die Lebensgrundlagen für die nächsten Generationen.
Landwirt:innen treffen Entscheidungen, die weit in die Zukunft wirken. Sie pflanzen Bäume, die vielleicht erst in einigen Jahrzehnten Schatten spenden. Sie ermöglichen alten Sorten das Überleben, damit die genetische Vielfalt für kommende Herausforderungen bewahrt bleibt. Sie schützen die Böden vor Erosion, indem sie Humus aufbereiten, Fruchtfolgen respektieren oder Hecken als Rückzugsräume für Tiere anlegen. So können auch unsere Kinder und Enkel das Land ebenso fruchtbar vorfinden, wie wir es von früheren Generationen bekommen haben.