Bei der aktuellen BirdLife-Zählung haben sich die Vögel in Österreichs Gärten rar gemacht. Im Schnitt wurden 26 gemeldet, das sind deutlich weniger als der Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Der liegt bei immerhin 30 Exemplaren in besiedelten Gebieten. Verantwortlich für dieses veränderte Verhalten im Winter dürfte der falsche Frühling zu Jahresbeginn gewesen sein.
Bereist zum 14ten Mal fand Anfang Januar Österreichs größte Vogelzählung in besiedelten Gebieten statt. Mitmachen konnten bei der BirdLife Aktion alle und somit einen wichtigen Beitrag zur Vogelforschung leisten.
Über 400 Gärten ohne Vogelsichtung
In diesem Jahr war der Hausspatz der häufigste im Siedlungsraum anwesende Vogel und verwies den Vorjahressieger Kohlmeise und den Feldspatz auf die Plätze zwei und drei. BirdLife Österreich freute sich über einen neuen Teilnahmerekord bei der Stunde der Wintervögel: 24.532 Naturbegeisterte (Vorjahr 23.464) meldeten insgesamt 474.554 Exemplare, im Jahr davor waren es noch 580.885 gewesen. In 458 Gärten wurde kein einziger Vogel gesichtet, das entspricht einer Steigerung von nahezu zwei Drittel gegenüber dem Vorjahr.
Die 26 Vögel pro Garten sind der niedrigste Wert, der jemals erreicht wurde. Dabei konnten Arten, die auch im Winter stark auf Siedlungen konzentriert sind, wie der Hausspatz, die Türkentaube oder auch der Stieglitz, die Vorjahresergebnisse halten. „Bei Aaskrähen und Saatkrähen war eine leichte Zunahme im Vergleich zum Vorjahr bemerkbar, nachdem die Krähen in der Vergangenheit deutlich im winterlichen Bestand abgenommen hatten. Jeder zehnte Teilnehmende konnte sich über Schwanzmeisen an der Futterstelle freuen, was etwas über dem Vorjahreswert lag“, weiß Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife.
Untypisch warmer Winter
„Die Vögel waren witterungsgünstige Selbstversorger“, erläuterte der Fachmann. Sie hielten sich am Zählwochenende (6.-8.1.2023) eher außerhalb unserer Städte und Dörfer auf. Dafür gebe es einige Erklärungen: Es war ausreichend natürliche Nahrung vorhanden, weil wichtige Nahrungsbäume wie Fichten und Buchen im vergangenen Herbst erneut besonders viele Früchte ausbildeten, die zu Jahresbeginn kaum von Eis oder Schnee bedeckt waren. „Das bedeutet gleichzeitig, dass die Vögel bei milder Witterung vermehrt im Wald bleiben und weniger in die Siedlungen einfliegen“, so Wichmann.
Entwicklung beobachten
Besonders auffällig für den Ornithologen waren die überaus warmen Temperaturen zu Jahresbeginn, wodurch die Vögel bereits heftig zu zwitschern und ihre Reviere zu besetzen begannen. Solch bisher untypisch warmen Winter würden durch die Klimaerwärmung immer mehr zur Normalität. „Welche gravierenden Auswirkungen das auf den Vogelbestand hat, müssen wir zur Stunde der Wintervögel in den nächsten Jahrzehnten live beobachten“, so Wichman. (Red/APA)
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