So radeln wir sicher durch den Winter

Fahrrad fahren ist gesund, macht Spaß und ist gut fürs Klima. Wenn wir ein paar Dinge beachten, kommen wir auch im Winter warm und sicher ans Ziel. FREDA hat die wichtigen Tipps zusammengetragen.

Zwar nimmt die Anzahl der Winterradler:innen jedes Jahr zu. Aber die Mehrheit der Österreicher:innen schickt das Rad noch immer in den Winterschlaf. Das verraten uns die Radzählstellen des Landes. Schneit es und ist der Boden gefroren, ist es auch vernünftig, das Rad stehenzulassen. Besonders für wenig Geübte. Aber die Wetterstatistik sagt: Im Großteil des Winters sind die Fahrverhältnisse besser, als die meisten von uns denken – vor allem in den Landeshauptstädten. Wien hatte 2022 zum Beispiel nur sechs Eistage, Graz, Linz und Innsbruck jeweils nur drei. Eistage sind jene Tage, an denen die Temperaturen auch tagsüber nicht über null Grad klettern. An schnee- und eisfreien Tagen ist das Fahrradfahren allerdings wie immer.  Einzig die Luft ist kälter. An diesen Tagen spricht also nichts gegen das Rad – und einiges dafür!

Fahrradfahren ist auch im Winter gesund

Denn egal zu welcher Jahreszeit: Rad fahren spart Geld und in der Regel auch Zeit. Außerdem tun wir unserem Körper etwas Gutes, wenn wir uns an der frischen Luft bewegen. Im Winter stärken wir in der Kälte zudem unser Immunsystem und können damit Krankheiten vorbeugen. Und dann wären da natürlich auch noch die Vorteile für Klima und Umwelt. Am Fahrrad stoßen wir keine klimaschädlichen Gase aus und erzeugen keinen Feinstaub.

Deswegen hat das FREDA Magazin einige Tipps zusammengetragen, damit das Radfahren im Winter zu einem sicheren und angenehmen Erlebnis wird.

  • Tipp 1: Warm anziehen
    Was ziehe ich an, um nicht vom Fahrtwind schockgefrostet zu werden? Die Antwort lautet: viel. Gut gefütterte, regenfeste Jacken sorgen dafür, dass uns die winterliche Kälte nichts anhaben kann. An feuchten Tagen kann eine Regenhose samt regenfester Schuhe die Nässe draußen halten. Optimal gibt es auch Riesenponchos, die wir uns überwerfen können, sollte feuchtes Wetter über uns hereinbrechen. Unter dem Helm sollten wir auf jeden Fall eine Haube tragen, denn am Kopf verliert der Mensch die meiste Wärme. Unsere Hände brauchen außerdem warme Handschuhe. Am Lenker sind sie Wind und Kälte ungeschützt ausgesetzt. Wir sollten dabei Handschuhe wählen, mit denen wir problemlos nach der Gangschaltung und die Bremse greifen können. Durch die körperliche Anstrengung können wir unter der Kleidung schnell mal zu schwitzen beginnen. Trotzdem sollten wir unsere warme Kleidung erst ausziehen, wenn wir im Warmen sind. Wer viel schwitzt, sollte lieber auf atmungsaktive Sportkleidung setzen.
  • Tipp 2: Gut sichtbare Kleidung tragen
    Die ideale Radfahrkleidung im Winter sollte nicht nur warm sein, sondern auch sichtbar. Das gilt zwar prinzipiell für jede Jahreszeit. Aber besonders im Winter sind dunkle Jacken nicht ideal. Schließlich wollen wir ja von anderen Verkehrsteilnehmer:innen gesehen werden. Und die Sicht im Winter ist bekanntlich schlecht. Schließlich ist es dunkel und oft diesig. Wer eine dunkle Jacke hat und sich fürs winterliche Radvergnügen keine neue kaufen möchte, für den gibt es einen eleganten Ausweg: Klackbänder, Schärpen und Warnwesten. Legt man sich diese um, ist man im Verkehr besser sichtbar. Die sind vielleicht nur besonders modisch. Aber wir wollen ja keinen Werbespot drehen, sondern einfach nur sicher von A nach B kommen.
  • Tipp 3: Starkes Fahrradlicht verwenden
    Nicht nur wir, sondern auch unser Fahrrad sollte gut sichtbar sein. Und das heißt in Zeiten, wo die Sonne spät auf und früh untergeht, auch eine gute Lichtanlage am Fahrrad zu haben. Denn wer um fünf am Heimweg von der Arbeit ist, fährt im Stockfinsteren. Nabendynamos sind besonders alltagstauglich, weil wir dabei keine Akkus laden oder Batterien tauschen müssen. Abnehmbare Lichter müssen wir nach der Fahrt abnehmen. Akkus entladen sich in der Kälte schnell. Wichtig ist außerdem, dass wir die Reflektoren auf unserem Fahrrad gründlich reinigen. Im Winter verschmutzen sie leichter und verlieren damit ihre wichtige Funktion.
  • Tipp 4: Sattel runterstellen
    Im Winter sollten wir unseren Fahrradsattel ein bis zwei Zentimeter niedriger einstellen als im Sommer. Falls wir ins Schlingern kommen, können wir uns so besser mit den Füßen stabileren. Wer nicht zu flott unterwegs war, kann so Stürze auf rutschigen Stellen verhindern.
  • Tipp 5: Bei feuchter Fahrbahn angepasst fahren
    Wenn die Fahrbahn feucht ist, sollten wir deutlich vorsichtiger fahren. Auf feuchtem Untergrund ist der Bremsweg länger und die Sturzgefahr höher. Das gilt nicht für den Winter, sondern für jede Jahreszeit. Konkret heißt das:

    • Langsamer fahren
    • In Kurven auf Treten und Bremsen verzichten
    • Mehr Abstand zu anderen Radfahrer:innen und Autos halten
    • Vor allem Hinterradbremse benützen
    • Rutschige Oberflächen wie Straßenbahnschienen, Kanaldeckel und Laub meiden
    • Abkürzungen über unbefestigte Wege vermeiden
  • Tipp 6: Geräumte Fahrbahn benützen
    Bei Schneefall kann das Radfahren gefährlich sein, da die Sicht beeinträchtigt ist und die Straßen rutschig sind. Auch wenn es nicht mehr schneit, aber noch Schnee auf der Fahrbahn liegt, ist Vorsicht geboten. In diesen Fällen sollten sich nur geübte Fahrradfahrer:innen auf den Sattel schwingen.
    Wenn Radwege gar nicht oder nur unzureichend geräumt sind, ist die Benützung aus sicherheitstechnischen Gründen unzumutbar. In diesem Fall entfällt die Benutzungspflicht. Wir dürfen dann auch auf der geräumten Straße fahren.
  • Tipp 7: Streusalz vom Fahrrad entfernen
    Besonders im Winter gilt: Unser Fahrrad muss in gutem Zustand sein. Wer auch im Winter fahren will, sollte das Rad im Herbst noch einmal selbst durchchecken oder zum Service bringen. Denn im Winter wird das Rad stark gefordert. Der Grund: Streusalz. Bleibt es an bestimmten Teilen des Fahrrades kleben, kann es dort Schaden anrichten. Besonders anfällig sind die Ketten sowie Brems- und Schaltzüge. Um diese Probleme zu vermeiden, sollten wir diese Teile mit einem feuchten Tuch reinigen. Danach kann es notwendig sein, Ketten und Bremsen etwas zu ölen. Profitipp: Eine Wachspolitur im Herbst macht es dem Streusalz schwerer haftenzubleiben und schützt damit den Rahmen.
  • Tipp 8: Die richtigen Reifen verwenden
    Im Winter ist es vorteilhaft, wenn wir unser Fahrrad mit Winterreifen ausstatten. Ja, die gibt es auch für Räder. Diese Reifen haben eine größere Profiltiefe und breitere Reifenflanken. Das sorgt für mehr Grip auf rutschigen oder gar vereisten Straßen. Sie sind meist auch aus weicherem Gummi hergestellt, der besser bei niedrigen Temperaturen funktioniert.
    Wer nur selten im Winter fährt und sich keine speziellen Winterreifen zulegen möchte, der kann zumindest den Luftdruck verringern. Dadurch hat der Reifen mehr Kontakt zum Boden und wir rutschen weniger schnell weg. Die Faustregel lautet: dreieinhalb bis vier Bar Reifendruck für die kalten Monate im Jahr.
Gibt es gute Radwege, ist Radfahren auch im Winter ohne Sicherheitsbedenken möglich.

Bessere Infrastruktur wichtig
Radfahren und Winter sind keine unvereinbaren Dinge, wie die nördlichste Großstadt der Europäischen Union beweist. Die Menschen im finnischen Oulu sind Radliebhaber:innen. Im Winter beträgt der Anteil des Radverkehrs in der Stadt mit 200.000 Einwohnern 12 Prozent, was doppelt so hoch ist wie der durchschnittliche Radverkehrsanteil in Linz für das ganze Jahr. In Sachen Rad fahren ist bei uns Österreicher:innen also noch viel Luft nach oben. Das liegt aber auch daran, dass in weiten Teiles des Landes noch sichere Radwege fehlen.

In Oulu wiederum gibt es rund 850 Kilometer Radwege, die zuverlässig von Schnee geräumt werden. Sie sind zwischen dreieinhalb und sechs Meter breit und bieten sichere Fahrbedingungen für alle Radler:innen. Es ist also nicht immer das Wetter, das uns Österreicher:innen vom Fahrradfahren abhält. Es ist das Fehlen von sicheren Radwegen. Wächst ihre Anzahl, dann wächst auch unser Wille im Winter mit dem Rad zu fahren.

Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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