In fast allen Bundesländern steigen die Preise für Jahreskarten und Klimatickets, teils um knapp 30 Prozent. Während der öffentliche Verkehr spürbar teurer wird, bleibt das Autofahren vergleichsweise günstig.

Was eine Anpassung an Inflation und Betriebskosten sein soll, hat weitreichende Konsequenzen für die soziale Gerechtigkeit, unsere Klimaziele und den Klimaschutz.

Ab 2026 wird’s teuer

Bus- und Bahnfahren wird ab 2026 spürbar teurer. Denn alle Bundesländer, außer Kärnten, erhöhen ihre Ticketpreise deutlich. Das österreichweite Klimaticket steigt auf 1400 € und ist damit fast 30 Prozent teurer als noch bei der Einführung 2023. Die Wiener Jahreskarte verteuert sich von 365 € auf 467 €, ebenfalls knapp mehr als 28 Prozent. Und auch in Oberösterreich muss man fürs Öffi-Fahren schon bald mehr zahlen: Hier klettern die Preise um 19 Prozent auf 703 €. Auch in den anderen Bundesländern werden die Preise erhöht, wenn auch geringer: In der Steiermark und in Vorarlberg um etwa 3 %, in Salzburg um 1,5 %. In Niederösterreich und dem Burgenland wurde das „Klimaticket Region“ bereits im September um 7,7 % auf 553 € erhöht, und auch in Tirol zahlt man seit April bereits 590 € statt 562 €. Öffi-Fahrer:innen müssen also schon bald tiefer in die Tasche greifen, egal, wo sie wohnen.

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Warum die Preise steigen

Offiziell begründen die Verkehrsverbände und Stadtregierungen die Erhöhungen mit gestiegenen Energiekosten, dem Netzausbau und der Inflation. Wien verweist zudem darauf, dass die Jahreskarte seit 2012 nicht erhöht wurde und die Stadt jährlich hohe Zuschüsse leiste. Gleichzeitig steckt hinter der Entscheidung auch ein finanzieller Druck: Die Stadt Wien muss sparen. Mit der Tariferhöhung bei den Öffis erhofft man sich jährlich bis zu 150 Millionen Euro Mehreinnahmen. Trotzdem bleibt ein fahler Beigeschmack: Während Milliarden in Straßenbau und Flugverkehr fließen, müssen Öffi-Nutzer:innen mehr zahlen. Kritiker:innen warnen, dass damit am falschen Ende gespart werde.

Parken bleibt billig

Neben den Öffi-Preisen werden in Wien ab 2026 auch die Parkgebühren erhöht. Kurzparkscheine werden um 30 Prozent teurer, und auch das Parkpickerl kostet künftig 156 € statt 120 € im Jahr. Trotz der Anpassung bleibt das Verhältnis schief. Wer sein Auto im öffentlichen Raum parkt, zahlt nur etwa ein Drittel dessen, was eine Jahreskarte kostet.

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„Parkgebühren beeinflussen unmittelbar, wie attraktiv andere Mobilitätsformen im Vergleich zum Auto sind.“

Lisa Ruhrort

Mobilitätsforscherin Lisa Ruhrort vom Deutschen Institut für Urbanistik betont in einem Der Standard-Interview, dass Parkgebühren ein entscheidender Hebel für klimafreundliche Mobilität sind: „Parkgebühren beeinflussen unmittelbar, wie attraktiv andere Mobilitätsformen im Vergleich zum Auto sind. Wien ist mit seinem flächendeckenden Parkpickerl Vorreiter in Europa. Dass beide Preise angehoben wurden, zeugt von Verständnis, dass diese Bereiche zusammengehören. Die Größenordnung ist aber unausgewogen. Die Entwicklung sollte dahin gehen, dass Kommunen fürs Parken jenen Preis aufrufen, der dem Wert des öffentlichen Raums entspricht. Wie in Stockholm, wo Anrainer rund 800 Euro pro Jahr zahlen.“

Mit Wien trifft die massive Öffi-Teuerung ausgerechnet die Stadt, die bisher als Paradebeispiel für attraktiven öffentlichen Verkehr galt. Mit dem 365-Euro-Ticket wurde Wien international für leistbare und umweltfreundliche Mobilität gefeiert. Jetzt ist Schluss mit dem Erfolgsprojekt – das Jahresticket wird 2026 teurer.

Wen die Teuerung am meisten trifft

Etwa 100 Euro pro Jahr mehr zu zahlen, mag für manche verkraftbar sein. Aber die Teuerungen summieren sich und für Menschen mit geringem Einkommen, Studierende oder Pensionist:innen ist das viel Geld. Wer sparen muss und sich das Ticket nicht mehr leisten kann, schränkt seine Wege ein, fährt wieder mehr Auto oder bleibt daheim. Damit verliert Mobilität ihre Rolle als Grundversorgung. Sie wird zum Luxus, den sich nicht mehr alle leisten können. Das wirkt sich auf unser Klima aus, unsere Luftqualität und auf die soziale Gerechtigkeit.

Was stattdessen passieren müsste

Anstatt klimafreundliche Mobilität teurer zu machen, braucht es Mut zur echten Verkehrswende:

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Soziale Tarife und Staffelungen: damit Öffi-Tickets für alle leistbar bleiben
Parken gerecht bepreisen: nach Größe, Emission und Standort
Mehr Raum für Öffi, Rad & Fußgänger:innen: weniger für parkende Autos
Auto & Flugverkehr unattraktiver machen: spürbare Teuerungen notwendig

Diese Maßnahmen wären sozial gerecht und klimapolitisch sinnvoll.

Günstige Öffis sind Klimaschutz

Österreich hat sich bis 2040 ein großes Ziel gesetzt: Bis dahin möchte es klimaneutral werden. Damit das gelingt, müssen aber möglichst viele Menschen auf Bus und Bahn umsteigen. Doch steigende Öffi-Preise drohen genau das Gegenteil zu bewirken. Wenn klimafreundliche Mobilität teurer wird, während Autofahren vergleichsweise günstig bleibt, werden viele wieder zum Auto greifen. Können oder wollen sich die zahlreichen Pendler:innen ihr Klima- oder Jahresticket nicht mehr leisten, dann verlieren wir alle: mehr Emissionen, mehr Verkehr, mehr soziale Ungerechtigkeit. Klimaschutz funktioniert nur, wenn alle mitfahren können.