Wien erhöht Preise für Öffis
Wien erhöht die Preise für Öffi-Tickets. Die Tarife steigen um bis zu 30 Prozent. Die Jahreskarte der Wiener Linien wird etwa um mehr als 100 Euro teurer.
Auch andere Fahrscheine werden entsprechend angepasst. Für das Parken ist ebenfalls mehr zu berappen. Dabei steigen nicht nur die Preise für die Parkscheine, auch das Parkpickerl wird teurer. Es kostet künftig 13 statt wie bisher 10 Euro pro Monat. Auch im Bereich Tourismus wird es eine Maßnahme geben. Die Ortstaxe wird von 3,2 auf 8,5 Prozent angehoben. Präsentiert wurden die Tariferhöhungen von Finanzstadträtin Barbara Novak und Verkehrs- und Planungsstadträtin Ulli Sima (beide SPÖ). Begründet wurden sie mit der budgetären Situation bzw. dem gestiegenen Konsolidierungsbedarf.
Neues Jugendticket
Der Preis für die Jahreskarte steigt damit erstmals seit 13 Jahren. 2012 war er von der damaligen rot-grünen Stadtregierung von 449 auf 365 Euro gesenkt worden. Ab 1. Jänner 2026 muss man für die Karte nun 467 Euro zahlen, jedenfalls wenn man sich für die klassische Variante im Scheckkartenformat entscheidet. Bezieht man das Ticket nur digital, kostet es 461 Euro. Es wird auch ein neues Jugendticket geben. Personen unter 26 Jahren können es um 300 Euro (294 Euro digital) erwerben. Ein Studium ist keine Voraussetzung mehr für den Bezug des vergünstigten Tickets.
Betroffen von der Ticket-Maßnahme sind auch andere Karten-Varianten, wie etwa die diversen Einzelfahrschein-Kategorien. Das Angebot wird aber gestrafft. Künftig kann man sich bei einer Einzelfahrt etwa zwischen einem regulären Ticket und einem ermäßigten für Kinder bzw. Jugendliche entscheiden. Ersteres wird künftig 3,2 (digital 3 Euro) statt wie derzeit noch 2,40 Euro kosten.
Der Einzelfahrschein für Senioren wird aufgelassen. Auch das 48- sowie 72-Stunden-Ticket ist ab kommendem Jahr Geschichte. Wer die Option Fahren ohne Ticket wählt, muss übrigens ebenfalls tiefer in die Tasche greifen, falls er erwischt wird. Schwarzfahren kostet künftig 135 statt 105 Euro.
Umstellung beim Parkpickerl
Parkscheine werden um 30 Prozent erhöht, und zwar ebenfalls ab 1. Jänner. Konkret steigen die Kosten pro halber Stunde unabhängig vom Parkschein um 40 Cent. Beim Parkpickerl wird von einem Jahres- auf einen Monatsbetrag umgestellt. Bisher kostete das Pickerl ohne Gebühren 120 Euro im Jahr. Nun wird es pro Monat um drei Euro teurer. Ohne Gebühren kommen da im Jahr 156 Euro zusammen. Die Parkstrafen werden ebenfalls angehoben.
Der neue Satz der Ortstaxe wird bereits ab 1. Dezember eingehoben. Man werde mit den 8,5 Prozent im internationalen Mittelfeld liegen, betonte Novak. Mit den zusätzlichen Einnahmen sollen etwa Projekte finanziert werden, die den ökologischen Fußabdruck des weiter wachsenden Besucheraufkommens verringern sollen.
Die Erhöhungen seien unverzichtbar, um die angestrebten Budgetziele zu erreichen und die Kosten für städtische Infrastruktur abzudecken, beteuerte die Finanzstadträtin. Die nunmehr verkündeten Schritte werden in unterschiedlichem Ausmaß zur Konsolidierung beitragen: Beim Parken wird mit 81 Mio. Euro Mehreinnahmen gerechnet, bei der Ortstaxe mit zusätzlichen 81 Mio. Euro. Bei den Öffis sollen die Erträge fast doppelt so hoch – um bis zu 150 Mio. Euro – jährlich steigen.
Kontraproduktive Maßnahme
Die Wiener Grünen bezeichnen die Erhöhung der 365-Euro-Jahreskarte auf zukünftig 467 Euro als Abriss eines „international beachteten Leuchtturms“. Ein Herzstück klimafreundlicher Mobilität in Wien werde dadurch zerstört, zeigten sich die Parteivorsitzenden Judith Pühringer und Peter Kraus empört. Eine Erhöhung von mehr als 100 Euro treffe vor allem jene Familien, die wenig Einkommen hätten, besonders stark. Zusätzlich heize die Tariferhöhung die Teuerung weiter an.
Der Verkehrsclub Österreich äußerte prinzipiell Verständnis für die Erhöhung der Jahreskarte. Verwiesen wurde aber darauf, dass sie in absoluten Zahlen fast dreimal so hoch ausfällt wie die Mehrkosten beim Parkpickerl. Der im Vergleich zum Parken starke Preisanstieg bei der Öffi-Jahreskarte sei für das Ziel einer stärkeren Verlagerung des Autoverkehrs auf Öffis kontraproduktiv, warnte man.
Die Erhöhung der Ortstaxe wiederum wurde von der Österreichischen Hotelvereinigung (ÖHV) angeprangert. Da Wien die Taxe in Prozent vom Nächtigungsentgelt berechne, profitiere die Stadt von jeder Hoteleröffnung und jeder Investition der Branche sowie von jeder durch die Inflation bedingten Preiserhöhung, gab ÖHV-Präsident Walter Veit zu bedenken. Eine Erhöhung des Prozentsatzes sei daher nicht notwendig, versicherte er. Auch würden Gäste und Familien mit kleinerem Budget hier vergessen. (Red/APA)