Der Juli 2025 geht in Österreich als einer der nassesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ein und auch als ein vergleichsweise kühler Sommermonat. Für viele gilt das bereits als Beweis: Die Klimakrise sei übertrieben oder gar eine Erfindung der Medien. Dabei wird häufig übersehen: Wetter ist nicht gleich Klima und lokale Abweichungen sagen wenig über globale Entwicklungen aus.
Ein einzelner kühler Sommermonat ändert nichts am wissenschaftlichen Konsens: Das Klima verändert sich. Weltweit und auch in Österreich. Und das vor allem durch menschliches Handeln. Langfristige Daten zeigen eine eindeutige Erwärmung, besonders in den Sommermonaten.
Falschbehauptungen im Umlauf
Derzeit kursieren erneut irreführende Sharepics und Zeitungsausschnitte, die suggerieren, dass extreme Temperaturen schon früher ganz normal gewesen seien. Die Klimakrise will damit relativiert werden. Ein Beispiel: Eine „Bild“-Schlagzeile berichtet von Temperaturen über 50 Grad im Jahr 1957. Gemeint war jedoch die Temperatur im Inneren einer Bahnhofsuhr. Auch ein Artikel aus dem Jahr 1975 wird häufig zitiert, in dem eine 40-Grad-Prognose des Wetteramts auftaucht – die allerdings nie eingetreten ist. Tatsächlich wurden in Deutschland erstmals 2019 über 40 Grad gemessen.
Irreführende Artikel
Die meisten dieser Artikel sind echt. Ihre Verwendung im Internet aber bewusst aus dem Kontext gerissen. So sollen falsche Schlussfolgerungen gestützt werden. Die tatsächlichen Messdaten zeigen: Die Zahl der Hitzetage hat in Österreich stark zugenommen, ebenso die Durchschnittstemperaturen. Laut GeoSphere-Klimatologe Alexander Orlik sind die Sommer hierzulande in den letzten Jahrzehnten um knapp drei Grad wärmer geworden.
Fakten statt Fakes: Klimakrise ist menschengemacht
Ein beliebtes Narrativ unter Klimakriseleugner:innen: Die Krise sei nicht vom Menschen verursacht. Diese Behauptung wird, etwa durch Beiträge russischer Staatsmedien, immer wieder in sozialen Netzwerken gestreut. Doch wissenschaftliche Berichte wie jener des Weltklimarats (IPCC) oder der aktuelle österreichische Sachstandsbericht (2025) lassen daran keinen Zweifel. Schon in der Einleitung heißt es dort: „Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Österreich deutlich spürbar.“
Längere Trockenperioden, häufigere Hitzewellen und vermehrte Überschwemmungen sind klare Anzeichen dieser Entwicklung. Der Klimaforscher Harald Rieder von der BOKU Wien bringt es auf den Punkt: Die Aussage, in Österreich gäbe es keine Klimakrise, sei „schlichtweg falsch“.
Ein Juli mit viel Regen und trotzdem wärmer als früher
Laut GeoSphere Austria war der Juli 2025 einer der nassesten seit Beginn der Messungen. Was viele als zu wenig sommerlich empfinden, entspricht laut Alexander Orlik dennoch ziemlich genau dem Temperaturdurchschnitt der letzten 30 Jahre und liegt sogar rund 1,5 Grad über dem Mittel der Vergleichsperiode 1961–1990. Dass einzelne Monate kühler oder nasser ausfallen, liegt in der Natur des Wetters. Für belastbare Aussagen braucht es langfristige Daten. Und auch ein Blick über die Landesgrenzen hinaus hilft: Während es in Österreich verregnet war, litten Teile Südeuropas erneut unter extremer Hitze. (APA/Red)