Recht auf Reparatur
Reparieren statt wegwerfen – Best Practice Europe.
Kaufen, benutzen, wegwerfen, neu kaufen. Und dann wieder von vorne. Die Wegwerfmentalität unserer westlichen Welt hat einen Höhepunkt erreicht. Produkte werden von vornherein mit begrenzter Lebensdauer hergestellt. Reparaturen sind oft zu teuer. Da wird lieber neu gekauft.
Das muss sich ändern. Was wir brauchen, ist eine funktionierende und nachhaltige Reparatur- und Kreislaufwirtschaft. Es müssen mehr Produkte wieder- und weiterverwendet werden. Das schont Ressourcen und letztendlich auch unseren Geldbeutel. Ein Handydisplay für 100 Euro lassen allerdings nur die wenigsten reparieren, wenn für 200 Euro ein neues Smartphone gekauft werden kann. Es braucht mehr Anreize zum Reparieren für Konsumierende und strengere Anforderungen an die Reparierbarkeit für die Hersteller.

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Reparieren statt neu kaufen schont Ressourcen, fördert die Nachhaltigkeit und stärkt letztendlich auch die lokale Reparaturbranche. Es schafft ortsgebundene Arbeitsplätze im Handwerk und schont unseren Geldbeutel.
Österreich plant ab April 2022 einen bundesweiten Reparaturbonus von 200 Euro für die Instandsetzung von Elektroartikeln. Pilotprojekte in einzelnen Bundesländern erfreuten sich bereits regen Zuspruchs. Das eine gezielte Förderung erfolgreich sein kann, haben uns andere europäische Ländern bereits vorgemacht.
Schweden hat bereits 2017 eine Steuererleichterung für Reparaturen eingeführt. Die Mehrwertsteuer auf die Instandsetzung von Fahrrädern oder auch Kleidung wie Schuhe wurde um die Hälfte gesenkt. Braucht es einen Handwerker für Trockner, Waschmaschine oder Kühlschrank zu Haus, kann die Hälfte der Arbeitskosten von der Steuer abgesetzt werden. Ein Stundenlohn von 60 Euro reduziert sich für den Kunden somit auf 30 Euro und macht eine Reparatur schnell lohnenswert.
Ähnliche Steuererleichterungen wie in Schweden gibt es seit längerem auch in Belgien, Irland, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Polen, Portugal und Slowenien.
Frankreich geht einen etwas anderen Weg. Hier können sich Verbraucher*innen bereits beim Kauf eines Laptops, Smartphones, Fernseher, Rasenmähers oder einer Waschmaschine vergleichen, wie einfach eine anfallende Reparatur des Gerätes sein wird. Angegeben werden müssen neben der Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Reparaturanleitungen auch deren Preis.
Norwegen setzt auf längere Gewährleistung. Elektroprodukte haben hier bis zu 5 Jahren Garantie. Die Mindestanforderung der EU liegt gerade einmal bei 2 Jahren. Während der Garantie können Besitzende sich dafür entscheiden, ein Produkt reparieren statt ersetzen zu lassen. Was zu einer längeren Lebensdauer beiträgt.






